Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Merlette
Die
Merlette als Wappenmotiv:
Eine Merlette ist in der
Heraldik ein kleiner, entenartiger Vogel ohne Schnabel und
Füße. Der Begriff "Merlette" ist die
Verkleinerungsform (Diminutiv) von "Merle" = frz.
Amsel. Die Verkleinerungsform wird für eine an Schnabel und
Beinen gestümmelte Amsel verwendet, analog dem Alérion
("kleiner Adler") für einen gestümmelten Adler. Der
Schnabel und die Füße fehlen entweder ganz oder sie sind
deutlich sichtbar gekappt, abgeschnitten, heraldisch
"gestümmelt". Ihr Auftreten ist regional gehäuft in
Frankreich und den frankreichnahen Zonen Deutschlands wie dem
Rheinland. Das Motiv der Merlette wurde in die
Wappenbilderordnung unter der Nummer (4001)-785 aufgenommen im
Kapitel "Teile lebender Organismen, Abnormitäten,
Verstümmelungen".
Darstellung
der Merlette:
Grundsätzlich wird eine
Merlette immer im Profil dargestellt. Die Flügel sind angelegt.
Die Merlette wird oft schwarz dargestellt, kann aber prinzipiell
wie jede andere gemeine Figur jede beliebige Tinktur annehmen.
Typisch ist ihr Auftreten zu mehreren. Manche Heraldiker
unterscheiden nach Grad der Stümmelung zwischen einer
"Merlette" mit vollständiger Stümmelung und einer
"gestümmelten Amsel", die noch Reste der Ansätze von
Schnabel und Beinen aufweist. Diese Unterscheidung ist angesichts
der Variationsbreite der historischen Belege eher eine
akademische, und eine solche Unterscheidung wird auch im
Herkunftsland des Fachbegriffes nicht getroffen. Eine solche
begriffliche Unterscheidung wird nicht einheitlich praktiziert
und erscheint anhand der Nähe beider Motivformen zueinander eher
eine Frage des Stiles und der künstlerischen Gestaltung zu sein.
Deshalb sei hier die einheitliche Verwendung des Begriffes
"Merlette" für die ganze stilistische Bandbreite
empfohlen.
Verschiedene
Theorien zur Entstehung:
Wie bei so vielen anderen
Erklärungsversuchen ist auch hier ein solcher reine Spekulation,
solange der Wille und die Gedankengänge des Wappenstifters nicht
bekannt sind. Über die Entstehung des Motivs gibt es die von
einigen Heraldikern vertretene und u. a. von Oswald kolportierte
Theorie, es handele sich um eine Auszeichnung, die nur von
Rittern geführt wurde, die in den Kreuzzügen eine Verwundung
davontrugen. Dabei handelt es sich jedoch mangels Beweises um
eine romantisch-verklärende Legendenbildung. Eine andere, ebenso
unbewiesene Theorie assoziiert mit dem Verlust der Bewehrung
entwaffnete Feinde. In manchen Werken findet man abenteuerliche
Theorien wie die, daß rote Merletten für getötete, schwarze
für gefangene Feinde stünden. All das entbehrt jeder
beweisbaren und plausiblen Grundlage. Zurückhaltung bei solchen
nachträglichen Deutungsversuchen ist angebracht. Wie bei vielen
ungewöhnlichen Wappenmotiven, insbesondere bei regionaler
Häufung, ist es jedoch besser, von einer Mode und einer Form der
Geschmacksbildung durch Vorbild auszugehen, die zur Verbreitung
mit geographischem Schwerpunkt führte. Eine viel weniger weit
hergeholte Erklärungsmöglichkeit wäre die oft praktizierte
farbliche Absetzung der Bewehrung von der Farbe des Körpers, die
sich bei mangelndem Kontrast dahingehend verselbständigt hat,
daß nur noch der Vogelkörper ohne die farblich abweichende
Bewehrung verwendet wurde. Insbesondere wenn ein Schildmotiv
nicht nur gemalt, sondern aus anderem Material appliziert wurde,
können abgesetzte Kleinteile leicht abhanden gekommen sein.
Diese Erklärung wird gestützt durch die Tatsache, daß erst die
Beine und später der Schnabel bei den Darstellungen verloren
gingen, daß sich dieses Motiv also sukzessive entwickelte.
Daneben gibt es auch Wappen, die im Schild die gestümmelten
Vögelchen, in der Helmzier aber einen vollständigen Vogel
aufweisen; auch dieser Befund spricht für ein Verlorengehen als
Wurzel des Motivs. Eine wiederum andere Theorie geht davon aus,
daß die Vögel auf der Kleidung z. B. mit aufgenähten farbigen
Applikationen erzeugt wurden, wobei Kleinigkeiten wie
Extremitäten aufgrund der Mindestgröße der Applikationen
einfach weggelassen wurden, im Prinzip der gleiche Gedanke wie
der vorige. Ein weiterer Gedanke ist der, daß diese kleinen
Vögel oft in langgestreckten Feldern als Füllung eingesetzt
wurden, auf Borden, im Zwischenraum zwischen Balken etc., und
durch das Weglassen der Extremitäten konnte man Platz sparen und
die Figur größer machen. Frühe Beispiele lassen zudem den
Schluß zu, daß es sich dabei um redende Wappen handelte: 1185
taucht die Merlette zum ersten Mal auf im Wappen Mello
(Normandie), und der etymologische Bezug Mellot - Merlot - Merloz
- Merle ist offensichtlich. In der Mitte des 14. Jh. taucht die
Merlette als redendes Wappenbild für Familien des Namens Oisery,
Oisy, Loiseau etc. auf, auch hier ist der Bezug zum Wort
"Vogel" = "oiseau" offensichtlich. Aus den
genannten Gründen ist es unangemessen, in das Motiv mehr als das
Vorhandensein kleiner Vögel hineinzuinterpretieren, und für das
Weglassen der Extremitäten sind mehrere eher praktische Gründe
denkbar, oder es beruht auf schlichter, möglicherweise modischer
Konvention ohne sachlichen Grund. Spekulationen wie den eingangs
erwähnten sei jedenfalls eine klare Absage erteilt.
Merlette
versus Canette:
Es wird zwischen der
"Merlette" und der "Canette" unterschieden.
Die Merlette ist der gestümmelte Fall, während die Canette eine
vollständige kleine Ente mit Schnabel und Füßen darstellt. Der
Begriff ist eine von "Canard", fem. "Cane" =
Ente abgeleitete Verkleinerungsform (Diminutiv). Aus einer
Canette wird durch Stümmelung eine Merlette. Gleich den
Merletten werden Canetten ebenfalls meist in höherer Anzahl
verwendet. Gleich ist auch ihre Profildarstellung mit angelegten
Flügeln. In der Regel werden bei so kleinen Canetten weder der
Schnabel noch die Füße farblich abgesetzt, wenn doch, wird das
im Blason angegeben.
Beispiele
für Merletten in historischen Wappendarstellungen:
Das erste Beispiel ist ein
undatiertes heraldisches Exlibris, entworfen von Adolf M.
Hildebrandt (1844-1918) für Hugo Freiherr von Spitzemberg
(Gutenberg 25.689, Klischee). Die Freiherren von Spitzemberg
führen in einem silbern-blau geteilten Schild oben zwei schwarze
Merletten, das sind an Beinen und Schnäbeln gestümmelte Amseln
(Vögel). Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken wiederholt sich
das Motiv, die Helmzier ist eine einzelne schwarze Merlette. Als
Schildhalter, die hier elegant von je einem Schwung der Helmdecke
umgriffen werden, dienen zwei silberne Windspiele mit roten
Halsbändern. Das Wappen der ursprünglich aus Lothringen
stammenden und später in Württemberg bediensteten Familie wird
beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 12 Tafel: 15
(Spitzemberg-Brockfeld), ferner im Rietstap/Rolland, dort für
Hugo von Spitzemberg mit einer sehr hoch angesetzten, als
Schildhaupt zu bezeichnenden Teilung, die, wie wir am
vorliegenden Exlibris sehen, so nicht angemessen im Rolland
wiedergegeben ist, auch erscheinen die Merletten dort nicht
gestümmelt, wohl aber beim Eintrag Spitzemberg-Brockfeld, wo die
Teilung wiederum zu tief angesetzt ist. Die Beschreibung im
Siebmacher deckt sich hingegen exakt mit der Darstellung des
Exlibris. Diese Herkunft aus Lothringen paßt auch zum Motiv,
waren Merletten in Frankreich doch wesentlich populärer als in
der deutschen Heraldik.
Das zweite Beispiel ist ein französisches Exlibris, ein undatierter Kupferstich eines unbekannten Künstlers aus dem 18. Jh. für die aus der Normandie stammende Familie Aubruchet. Das Wappen zeigt in Silber einen blauen Balken, der von drei (2:1) an Schnabel und Beinen gestümmelten, schwarzen Amseln (Merletten) begleitet wird (frz.: d'argent à la fasce d'azur accompagnée de trois merlettes de sable). Zwei widersehende Löwen halten die üppig ornamentierte Kartusche, über der eine neunperlige Grafenkrone schwebt.
Einige französische Wappen mit Merletten:
Merlette
versus Martlet:
In der britischen Heraldik
wird eine Merlette "Martlet" oder präziser
"Martlet sans beak" genannt. Es ist keine exakte
Übersetzung, weil im britischen Kulturkreis die Darstellung eine
andere ist. Das Wort ist abgeleitet von "House Martin",
einer Schwalbenart. Ein Martlet wird wie eine Mehlschwalbe ohne
Füße und ohne Schnabel dargestellt, also erheblich
langgestreckter und schlanker als die kontinentaleuropäische
Merlette. Zudem ragen die Spitzen der angelegten Flügel deutlich
über den Körperumriß hinaus, so daß der Umriß deutlich
spitzer ist als die rundum ausgerundete, pummelige Merlette des
Festlandes. Der Grund ist wohl der, daß die britischen Herolde
das vom Kontinent entlehnte Motiv als Schwalben interpretierten,
weil Schwalben so winzige Beine haben, daß man sie kaum sieht.
Diese Lesart wird gestützt durch die Tatsache, daß frühe
Darstellungen noch winzige Beinchen zeigten, die später
wegfielen, und noch später erst ging auch in Großbritannien der
Schnabel verlustig. Eine der bekanntesten Darstellungen von
Schwalben in der britischen Heraldik ist die im nachträglich
Edward the Confessor zugeschriebenen Wappen. In Großbritannien
werden Martlets zur Differenzierung jüngerer Linien als
"cadency mark" eingesetzt, für den vierten Sohn.
Beispiele
für Martlets in historischen Wappendarstellungen:
Dieses Blatt ist ein Exlibris
von einem unbekannten Künstler im Stil des ausgehenden 18. Jh.
für Charles-Grave Hudson Esq(uire). Der am
3.4.1730 in Tunis geborene und am 24.10.1813 verstorbene Eigner
gehört einer Familie an, die in Boutherbeck in Cumberland
ansässig war. Seine Eltern waren Joseph Hudson und Sarah
Plowman. Er war wohlhabender Direktor eines
Fernhandelsunternehmens (South Sea Company). 1784 wurde er
High-Sheriff in Leicestershire. Das Wappen ist sparrenweise
golden-blau im Zinnenschnitt geteilt mit drei (2:1) Martlets in
verwechselten Farben (engl.: per chevron embattled or and azure
three martlets counterchanged). Der hier geführte Wappenschild
ist eigentlich der der Familie
Hodgson, die 1461 bei der Schlacht von Towton
auftaucht. Mehrere Visitationen beschreiben die Familie und ihr
Wappen. Dieses historische Wappen wurde von mehreren anderen
Familien des Namens Hodgson aufgegriffen, auch wenn es eine
Grundregel der Heraldik ist, daß Namensgleichheit nicht
Wappengleichheit ist und daß nur eine lückenlose Abstammung vom
ursprünglich Führungsberechtigten zur Führung ermächtigt.
Im Jahr 1575 wurde das Wappen einem Rychard Hodgson, Alderman of Newcastle upon Tyne, verliehen, aber mit anderer Helmzier. Im Jahr 1615 taucht dieses Wappen wieder in der Heralds' Visitation of the County of Durham auf für die Familie Hodshon/Hodgshon, unter Bezugnahme auf den Stammvater Richard the Alderman of Newcastle. Diese Linie erlosch im Jahr 1799, was eine legale Führung dieses Wappens danach eigentlich ausschließt. Und dennoch tauchen in anderen Visitationsberichten noch mehrere solcher Wappen mit jeweils anderer Helmzier auf, in der Visitation of the County of York des Jahres 1612 für eine Familie Hodsohe of Stillington, weiterhin in den Visitationen der Stadt London des Jahres 1634. Und schließlich kam es am 5.6.1730 zu einer Verleihung einer Variante dieses Wappenbildes an William Hodgson of the Six Clerks Office, County Middlesex, mit gedornter statt gezinnter Teilungslinie.
Hier hat man sogar eine nur ähnlich lautende, aber deutlich andere Schreibweise des Namens zum Anlaß genommen, sich ebenfalls dieses Wappens zu bedienen. Oder deutlicher ausgedrückt: Es handelt sich um eine Usurpation, wie sie zu dieser Zeit, als die britische Heraldik einen Tiefpunkt erlitt, leider durchaus öfter vorkam. Die Helmzier allerdings ist anders, was an der Tatsache der Usurpation natürlich nichts ändert. Hier wird als Crest ein Zinnenturm verwendet, auf dem eines der Martlets sitzt. Alternative Wappenbeschreibungen sind auch in der Literatur zu finden: Per chevron embattled, erminois and azure, three martlets counterchanged, each charged on the breast with a trefoil stipped, those in chief argent, that in base vert. Crest: A tower argent, charged with two trefoils in pale, vert, on the battlements a blackbird proper. Hier wird die Absetzungsbemühung der Hudson vom Wappen der Hodgson durch mehrere Zutaten deutlich, aus Gold wurde Goldhermelin, und der Turm der Helmzier ist neu, die genannten Kleeblätter ebenso. Die Usurpation wurde sozusagen abgeschwächt.
Der Titel des Baronet Hudson wurde am 21./28.6.1791 geschaffen. Da das Exlibris den Inhaber noch als Esquire tituliert, muß es vorher entstanden sein. Als Baronet wurde das Wappen gebessert: Zusätzlich wurde an der Ehrenstelle ein silberner Schild mit einer roten Hand als Kennzeichen eines Baronets hinzugefügt, und der Crest zeigt nur das Martlet. Der 1. Baronet, Sir Charles-Grave Hudson, heiratete am 8.3.1766 in erster Ehe Catherine-Susanna (Susan), die älteste Tochter (von insgesamt vier Töchtern) und Miterbin von Henry Palmer of Boston, esq. of Wanlip. Durch sie kam er an den Herrensitz zu Wanlip in Leicestershire, der an die älteste Tochter fiel, welche ihre drei anderen Schwestern ausbezahlen mußte. Um 1850 war Wanlip Hall neu errichtet worden. Die 1742 geborene Catherine starb am 24.1.1805 auf Wanlip. In zweiter Ehe heiratete Sir Charles-Grave Hudson am 13.1.1806 Sarah Holford, die Tochter von Peter Holford, aber das Paar blieb ohne Nachkommen. Sarah starb am 5.9.1811.
Seinem Vater folgte der Erstgeborene aus erster Ehe, Sir Charles-Thomas Hudson, 2nd Baronet, am 24.10.1813 auf Wanlip Hall in Leicestershire nach. Der am 20.5.1771 geborene Sohn hatte am 14.7.1802 Harriet Pepperrell geheiratet, die Tochter von Sir William Pepperrell, Baronet. Ihr gemeinsamer Sohn und Nachfolger war George-Joseph Hudson, Baronet, geb. 20.12.1811. Der erwähnte zweite Baronet, Sir Charles-Thomas Hudson, nahm 1813 mit königlicher Erlaubnis den Familiennamen und das Wappen der Familie seiner Mutter, der Palmer, an und nannte sich ab da nur noch Sir Charles-Thomas Palmer of Wanlip. Sein Großvater mütterlicherseits, Henry Palmer, hatte ein entsprechendes Testament mit dieser Bestimmung gemacht. Das Wappen war nun geviert aus Palmer und Hudson: Quarterly, 1st and 4th, argent two bars sable charged with three trefoils stipped of the field, in chief a greyhound courant of the second, collared or (Palmer), 2nd and 3rd, per chevron embattled erminois and azure three martlets counterchanged (Hudson). Crest: On a mount vert a greyhound sejant sable gorged with a collar or, rimmed gules and charged on the shoulder with a trefoil stipped vert. Sir Charles-Thomas Palmer starb am 30.4.1827. Wanlip Hall wurde 1938 zerstört.
Wappen mit Merletten in Siebmachers Wappenwerk:
Wappen mit Merletten in der Deutschen Wappenrolle:
Wappen mit Merletten im Westfälischen Wappenbuch:
Wappen mit Merletten in der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle:
Kuriositäten am Rande: Merletten als
Automarken-Logo:
Das heutige Logo der
amerikanischen Auto-Marke Cadillac enthält ein
Wappen: Geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Balken, Feld
2 und 3: erneut geviert von Rot und Silber, die silbernen Plätze
jeweils mit einem blauen Balken (frz.: écartelé: 1 et 4
dor à la fasce de sable, 2 et 3 contre-écartelé: a et d
de gueules plain, b et c dargent à la fasce dazur).
Das ist eine grobe Vereinfachung des Phantasie-Wappens des aus
der Gascogne stammenden Herrn Antoine "de Lamothe, Herr von
Cadillac", geboren am 5.3.1658, der im Jahre 1701 Detroit
gründete und Gouverneur von Louisiana wurde. Eigentlich hieß er
Antoine Laumet und war der rein bürgerliche
Sohn von Jean Laumet und Jeanne Péchagut, aber er nahm in der
Neuen Welt einen anderen Namen und eine adelige Identität an: Er
nannte sich nun dreist "Antoine de Lamothe,
sieur de Cadillac". Und er war natürlich auf einmal der
Sohn von Jean de Lamothe, seigneur de Cadillac, de Launay, du
Moutet, conseiller au Parlement de Toulouse, und dessen Frau
Jeanne de Malenfant. In Wirklichkeit stammte die Familie Laumet
von einem Bauernhof bei Saint-Nicolas-de-la-Grave. Das von ihm
geführte Wappen ist eine farbveränderte Kombination der
Familienwappen der de Lamothe-Bardigues (d'argent à la fasce de
gueules accompagnée de trois merlettes de sable posées deux et
une) und dem einer weiteren Familie. Genauer gesagt war der erste
Bestandteil das Wappen der Familie dEsparbes
(Esparbès)-Lussan, die neben anderen Titeln auch den eines
Seigneur de La Mothe innehatte und den Herrensitz in Bardigues
besaß. Der zweite Bestandteil läßt sich nicht genau ermitteln,
vielleicht war Inspiration die Familie d'Albret (Gascogne, de
gueules plain), oder aber es stand das Wappen des damals
berühmten Militärs Montberon Pate (écartelé:
1 et 4 burelé dargent et dazur, 2 et 3 de gueules
plain), vielleicht war es auch einfach Phantasie. Das von Laumet
gebastelte Wappen war nun geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein
schwarzer Balken zwischen drei (2:1) schwarzen Merletten, Feld 2
und 3: erneut geviert von Rot und Silber, die silbernen Plätze
jeweils mit drei blauen Balken (frz.: écartelé, 1 et 4 d'or à
la fasce de sable, accompagnée de trois merlettes de même
posées deux et une, 2 et 3 contre-écartelé, a et d de gueules
plein, b et c d'argent aux trois fasces d'azur). So wie zuletzt
beschrieben wurde das Markenlogo auch von 1902 bis in die
jüngste Zeit gestaltet, mit den insgesamt sechs Merletten.
Dieses Wappen degenerierte nun jäh um die letzte
Jahrtausendwende. Bis 1998 waren die Merletten noch im Logo der
Marke Cadillac enthalten, auch wenn sie erbleichten und zeitweise
weiß dargestellt wurden, erst 2002 wurden sie durch die
heraldisch unvorbelastete Künstlerin gestrichen, und die blauen
Balken wurden erst auf zwei, dann auf einen Balken reduziert.
Schade um ein Wappen, das dem "Design" geopfert wurde,
auch wenn es ein Usurpations- und Phantasieprodukt war. Was wir
heute als Cadillac-Logo sehen, ist also die graphische
Verballhornung einer frechen Usurpation, bei der altehrwürdige
Adelswappen farblich verändert zu einem Phantasieprodukt
zusammengeflickt wurden. Immerhin befanden sich hundert Jahre
lang die sechs Merletten an allen Autos dieser Marke.
Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers großes
Wappenbuch, Sonderband B1: Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener
Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2;
Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb.
Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
Wappenfibel, Handbuch der
Heraldik, hrsg. "Herold", Verein für Heraldik,
Genealogie und verwandte Wissenschaften, Verlag Degener, Neustadt
1981
Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz
Verlag 2000, Callwey Verlag 1978; S. 177-178
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München
2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4
(Deutschland)
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis
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Siebmachers Wappenbücher wie im einzelnen angegeben
Deutsche Wappenrolle wie im einzelnen angegeben
Allgemeine Deutsche Wappenrolle wie im einzelnen angegeben
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