Bernhard
Peter
Kleinod
mit Tradition: der Beutelstand
Der
Beutelstand - eine frühe Helmzier
Der Beutelstand ist ein
hochinteressantes und altes Hilfskleinod. Der Name kommt von der
besonderen Form, die an einen umgedrehten Geldbeutel erinnert.
Ein Beutelstand wirkt wie ein umgedrehtes Säckchen mit
Mittelfalte, das an den beiden oberen Ecken meistens je eine
Quaste oder Federn am Zipfel besitzt. Dadurch sieht es aus wie
eine über den Helm gezogene zweizipflige Mütze, ist aber nicht
identisch mit einer zweizipfligen Narrenkappe o. ä., obwohl
manche Autoren das gleichsetzen, denn die Narrenkappen
unterscheiden sich vom Beutelstand durch die vorhandenen Schellen
anstelle der Quasten oder Federbüschel und die weiter
ausladenden Zipfel. Eine Narrenkappe ist von vornherein als
Kopfbedeckung konzipiert, mit Aufschlag etc., ein Beutelstand
entsteht aber aus einem an sich flachen Objekt, das über die
Rundung des Helmes gezogen wird und zum Ausgleich die Mittelfalte
wie bei einem Sofakissen erhält. So ein mittelalterlicher Beutel
bestand aus Stoff oder Leder mit Prägungen oder Bemalungen, mit
einer durch den Rand geflochtenen Schnur (oder Lederbändsel) zum
Verschließen. Als Helmzier diente die Fläche des Beutelstandes
zumeist als Hilfskleinod unter Wiederholung der Schildmotive. In
der frühen Heraldik finden wir Beutelstände öfters als
Helmzier, aber später kam er ziemlich aus der Mode. Nun
unterliegen Helmkleinode normalerweise inhaltlich nicht mehr der
Mode, aber in der frühen Heraldik waren die Helmzieren noch
einem erheblich größeren Wandel unterworfen als später, als
man eine gewählte Helmzier als bindend empfand, und so kam es,
daß in der formativen Periode der Heraldik Helmzieren öfter mal
ersetzt oder abgewandelt wurden.
Beispiele aus der Manessischen Liederhandschrift:
Beispiele aus dem Siebmacher:
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Bayern und Lothringen
Beispiele aus der Manessischen Liederhandschrift: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0043, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0512, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0575, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0593 und http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0612
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis
Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage 2006, ISBN:
3-86646-010-4
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