Bernhard
Peter
Gute
heraldische Praxis:
Der Entwurf von Wappen und die 200-Schritt-Regel
Problematik:
Wer heute ein Wappen neu entwirft, hat das Problem, daß der
Entwurf einerseits neu sein muß, denn die Annahme eines
Wappens,
das einem bestehenden zu sehr gleicht, verbietet sich.
Andererseits muß der Entwurf heraldischen und
ästhetischen
Kriterien genügen. Bei der Vielzahl der schon bestehenden
Wappen
ist es manchmal gar nicht so einfach, etwas Neues, etwas nie
Dagewesenes zu finden, das dennoch schön und einfach ist. Der
leichte Weg ist es, aus dem vorhandenen Repertoire mit vollen
Händen zu schöpfen und eine ganze Reihe
altbewährter
heraldischer Zeichen miteinander in einer Weise zu kombinieren,
daß sie in dieser Form garantiert noch nicht vorgekommen ist.
Doch dabei kommt leider nicht allzu selten ein heraldischer Brei
heraus, der weder etwas bahnbrechend Neues ist noch wirklich
befriedigend ist. Der schwierigere Weg ist es, auch heute noch
einfache Graphiken zu finden, die noch nicht vergeben sind.
Wie
sieht man, ob ein Entwurf etwas taugt? Mit
Abstand
betrachten!
Wenn Sie einen Entwurf beurteilen, ob er gut ist, wenden Sie die
alte Heroldsregel an: Hängen Sie das Wappen in
Originalgröße
draußen an einen Baum. Gehen Sie ein Stück
zurück und wenden
Sie sich um. Wenn es dann noch klar und übersichtlich wirkt,
dann ist es gut. Wenn es wie Kraut und Rüben aussieht,
reduzieren Sie die Darstellung so lange auf das Wesentliche, bis
sie vor den strengen Augen eines mittelalterlichen Heroldes
Bestand hätte. Das nennt man auch die
"200-Schritt-Regel" - wobei die Zahl 200 eher eine
symbolische Bedeutung hat und nicht mehr heißt als "lieber
mehr Abstand als weniger, lieber einfacher als komplexer
gestalten", denn rein logisch-rechnerisch betrachtet würden
bei tatsächlichen, echten 200 Schritt die meisten Wappen, auch
mittelalterliche, dabei durchfallen. Dazu siehe die theoretische
Betrachtung unten.
Beispiel
1:
Wie wichtig das ist, zeigt folgender Vergleich. Das folgende
Wappen ist aus einer Vielzahl von Motiven kombiniert - die
additive Lösung. Adler, geschachter Balken, belegt mit Kugeln
in
verwechselten Farben, Rose, Spitzen, Herzschild - alles
altbewährter Formenkanon. Hier wurden munter eckige Formen
gegen
runde gesetzt, naturalistische gegen abstrakte, es wurden
insgesamt 4 Farben und zwei Metalle verwendet, alle Register
gezogen. Eine mögliche und heraldisch korrekte Darstellung.
Alles soweit ok, aber: Der große Wurf ist es nicht. Denn - je
größer der Abstand wird, desto unschärfer
und unruhiger wird
das Bild, bis nur noch ein verschwommener Form-Farb-Brei
übrigbleibt. Das war eindeutig zuviel des Guten, die
Prägnanz
der Darstellung, die Wirkung bleibt auf der Strecke. Und noch
wichtiger: Wie hoch ist der Wiedererkennungswert dieses Wappens?
Schauen Sie es sich 10 Sekunden an, schließen Sie die Augen
und
rekonstruieren Sie das Bild. Schwierig, nicht wahr? Und genau
deshalb wirkt dieser Entwurf ebenfalls so blutleer: Es sind zu
viele Details, die wir uns merken müssen, um es erstens zu
erkennen und zweitens wiederzuerkennen.
Beispiel
2:
Ganz anders dieses Beispiel: Es ist eigentlich nichts mehr als
eine dynamische Linie, die den Schild diagonal teilt und dabei
den Umrissen zweier Lindenblätter folgt. Man nennt diese
Darstellung auch "Lindenblattschnitt". Die Botschaft
dieses Entwurfes ist die Reduzierung. Eigentlich haben wir nur
eine einzige Linie und das Minimum von 1 Farbe und 1 Metall. Und
doch erzeugen wir damit sehr viel: Wir generieren damit eine
diagonale Teilung, zwei Lindenblätter, das Prinzip der
verwechselten Farben und erhalten dazu noch eine hohe Symmetrie
mit Inversionszentrum in der Schildmitte. Die Dynamik entsteht
durch die beiden Spitzen, die Ausgeglichenheit durch die
gegenseitige Aufhebung der Richtungen. Wenn wir hier auf Abstand
gehen und das Wappen aus größerer Entfernung
betrachten, bleibt
das klare Symbol erhalten. Und hier genügt außerdem
ein
einziger Blick, um das Bild wiederzuerkennen. Von diesem Wappen
wäre ein Herold der Gotik begeistert! Das ist ein
großer Wurf!
Die wahre Kunst des Heraldikers besteht beim Neuentwurf darin, zu reduzieren, zu verdichten. Gerade durch die Reduktion auf wenige klare graphische Elemente wird das zugrundeliegende Gestaltungsprinzip um so wirkungsvoller zur Aussage gebracht, und nur so besitzt das Ergebnis eine zeitlose und dauerhafte Ästhetik. Die Herausforderung für den Heraldiker ist die Reduzierung ohne Verlust der Aussagekraft, im Gegenteil, sein Ziel ist es, die Aussagekraft quasi zu verdichten, zu kondensieren, bis sich der zugrundeliegende Gedanke mit der Eindringlichkeit des Einfachen im Design des Wappens manifestiert.
Merke:
Gewiß sind die beiden hier gezeigten Beispiele plakativ. Und
selbstverständlich ist die Praxis immer ein
Kompromiß. Die
Beispiele sollen aber zu verstehen helfen, warum ein guter
Heraldiker auf Einfachheit achtet und eher zur Reduzierung und
Prägnanz rät als zu Vielfalt und
Überladenheit.
Theoretische
Überlegungen zur 200-Schritt-Regel
Die
Sehschärfe des Menschen
ist ein Maß für seine Sehleistung und
bemißt die Fähigkeit
des Menschen, in Abhängigkeit von der Entfernung zwei Punkte
als
getrennt wahrzunehmen. Faktoren, die die maximale Sehleistung
begrenzen, sind die Eigendimensionen der optischen Rezeptoren in
der Retina, die Fokussierungsfähigkeit des optischen Apparates
und der Kontrast des Objektes. Das Alter des Menschen spielt auch
eine Rolle, im Alter läßt die Sehleistung
gewöhnlich nach.
Gemessen wird die Fähigkeit, zwei Punkte als getrennt
wahrzunehmen, beispielsweise mit sog. Landolt-Ringen, das sind
Ringe, die einen Innendurchmesser haben, der der dreifachen
Ringstärke entspricht, und in demselben eine Lücke
von der
Stärke des Ringes. Diese Lücke kann 8 verschiedene
Positionen
einnehmen. Kann der Proband die Lage der Lücke angeben, gilt
der
Abstand als erkannt.
Der Visus ist definiert als die Sehschärfe an der Stelle des schärfsten Sehens, also in der Fovea centralis retinae. Hier liegt die maximale Leistungsfähigkeit des menschlichen Auges. Wir dürfen jedoch nie aus den Augen verlieren, daß die Sehschärfe mit zunehmender Entfernung von der zentralen Sehgrube nach außen exponentiell abfällt. Die Fovea centralis macht nur etwa 1° des Gesichtfeldes aus, und schon in 5° Abstand besträgt der Visus nur noch die Hälfte. Wir gehen also hier von optimalen Bedingungen aus, und nicht von "aus dem Augenwinkel".
Die Sehschärfe wird abstandsunabhängig als Winkelmaß angegeben. 1 Winkelgrad entspricht ca. 0,29 mm Netzhaut (Retina). Der Visus ist der Kehrwert des Winkels in Winkelminuten (= Bogenminuten). 1 Bogenminute ist 1/60 Grad.
Ein "normaler" Visus ist 1.0. Mit einer gewissen Streubreite hat ein Jugendlicher im besten Alter einen Visus von 0,67-1,25, entsprechend 1.5-0.8 Winkelminuten, entsprechend 0,025-0,0133 Grad.
Nun können wir berechnen, bei welchem Abstand man noch zwei Punkte als getrennt wahrnehmen kann, denn die Kreisbogensehne ergibt sich zu Abstand a = 2 x Radius * sin (Winkel/2). Das sind Angaben maximaler Leistung, bei maximalem Kontrast wie bei den Landolt-Ringen (Schwarz-weiß-Kontrast). In der Realität ist die tatsächliche Leistung eher geringer anzunehmen.
Tabelle 1: Überdurchschnittliche Sehschärfe, Visus = 1.25, 0.8 Bogenminuten Auflösung, 0.0133 Grad
Radius = Abstand vom Betrachter |
gerade noch
auflösbarer Abstand a von Punkten |
Radius = Abstand vom Betrachter |
gerade noch
auflösbarer Abstand a von Punkten |
|
10 m | 0,2327 cm | 110 m | 2,560 cm | |
20 m | 0,4654 cm | 120 m | 2,793 cm | |
30 m | 0,6981 cm | 130 m | 3,025 cm | |
40 m | 0,9308 cm | 140 m | 3,256 cm | |
50 m | 1,1636 cm | 150 m | 3,491 cm | |
60 m | 1,3963 cm | 160 m | 3,723 cm | |
70 m | 1,629 cm | 170 m | 3,956 cm | |
80 m | 1,8617 cm | 180 m | 4,189 cm | |
90 m | 2,094 cm | 190 m | 4,422 cm | |
100 m | 2,3271 cm | 200 m | 4,654 cm |
Tabelle 2: Unterdurchschnittliche Sehschärfe, Visus = 0.67, 1.5 Bogenminuten Auflösung, 0.025 Grad
Radius = Abstand vom Betrachter |
gerade noch
auflösbarer Abstand a von Punkten |
Radius = Abstand vom Betrachter |
gerade noch
auflösbarer Abstand a von Punkten |
|
10 m | 0,4364 cm | 110 m | 4,800 cm | |
20 m | 0,8727 cm | 120 m | 5,236 cm | |
30 m | 1,309 cm | 130 m | 5,672 cm | |
40 m | 1,745 cm | 140 m | 6,109 cm | |
50 m | 2,182 cm | 150 m | 6,545 cm | |
60 m | 2,618 cm | 160 m | 6,981 cm | |
70 m | 3,054 cm | 170 m | 7,412 cm | |
80 m | 3,490 cm | 180 m | 7,854 cm | |
90 m | 3,927 cm | 190 m | 8,290 cm | |
100 m | 4,636 cm | 200 m | 8,727 cm |
Tabelle 3: reduzierte Sehschärfe, z. B. bei alten Menschen oder auch nur 5° von der zentralen Sehgrube entfernt bei Normalsichtigen: Visus = 0,5, 2 Bogenminuten Auflösung, 0.0333 Grad
Radius = Abstand vom Betrachter |
gerade noch
auflösbarer Abstand a von Punkten |
Radius = Abstand vom Betrachter |
gerade noch
auflösbarer Abstand a von Punkten |
|
10 m | 0,582 cm | 110 m | 6,400 cm | |
20 m | 1,164 cm | 120 m | 6,981 cm | |
30 m | 1,745 cm | 130 m | 7,563 cm | |
40 m | 2,327 cm | 140 m | 8,145 cm | |
50 m | 2,909 cm | 150 m | 8,730 cm | |
60 m | 3,491 cm | 160 m | 9,308 cm | |
70 m | 4,072 cm | 170 m | 9,890 cm | |
80 m | 4,654 cm | 180 m | 10,472 cm | |
90 m | 5,236 cm | 190 m | 11,054 cm | |
100 m | 5,818 cm | 200 m | 11,640 cm |
Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle visualisiert: Wir sehen, daß schon ein minimales Abweichen vom Normalbereich eine drastische Einschränkung der Auflösung zur Folge hat. Ein Visus von 0.5 ist z. B. für einen 80Jährigen als normal anzusehen, desgleichen haben wir einen dergestalt reduzierten Visus schon in 5° Abweichung von der zentralen Sehgrube, Tendenz mit zunehmendem Abstand fallend.
Was bedeutet das nun für uns praktisch? Nehmen wir als Standardhöhe für einen Schild - wir wollen ja kein Spielverderber sein - 70 cm. Teilen wir diesen Schild nun mit einem ganz einfachen Heroldsbild in Zonen gleicher Höhe. Wir nehmen Balken zunehmender Anzahl. Damit wir einen solchen Schild erkennen können, müssen wir die Balkenbreite als Abstand wahrnehmen können. Ab welchem Abstand können wir das bei welcher Balkenanzahl? Folgende Werte wurden ermittelt für maximalen Kontrast (Schwarz-Weiß):
70 cm |
Anzahl Balken |
Anzahl Zonen |
Höhe einer Zone = Abstand a |
Grenze bei Visus = 0,5 |
Grenze bei Visus = 0,67 |
Grenze bei Visus = 1,25 |
3 | 7 | 10 cm | 171 m | 229 m | 430 m | |
4 | 9 | 7,8 cm | 134 m | 179 m | 335 m | |
5 | 11 | 6,4 cm | 110 m | 147 m | 275 m | |
6 | 13 | 5,4 cm | 92 m | 123 m | 232 m | |
7 | 15 | 4,7 cm | 80 m | 107 m | 202 m | |
8 | 17 | 4,1 cm | 70 m | 94 m | 176 m | |
9 | 19 | 3,7 cm | 63 m | 84 m | 159 m | |
10 | 21 | 3,33 cm | 57 m | 76 m | 143 m |
Wir sehen, wer jugendliche Adleraugen hat und einen überdurchschnittlichen Visus - kein Problem bei diesem Schildbild, das ja nun wirklich zu den einfachsten Heroldsbildern überhaupt gehört. Doch mit zunehmender Balkenanzahl sinkt die Erkennbarkeit schnell. Und wenn wir von einem suboptimalen Visus ausgehen, noch schneller. Wenn man über die Distanz genau mit der Fovea centralis den Schild anpeilt - alles bestens. Wenn man aber nur 5 Grad daneben peilt (vielleicht weil da noch ein Ritter steht, der gerade einen Pfeil auf die Bogensehne legt), der optische Strahl also auch 5 Grad neben der Sehgrube auftrifft, so wird auch ein absolut normalsichtiger Mensch mit einem Visus von 1.0 5 Grad daneben nur noch einen Visus von 0.5 haben und einen Schild mit 10 Balken erst unterhalb 57 m gerade erkennen können - das ist bereits eine sichere Schußentfernung für Armbrust- und Bogenschützen, und auch geworfene Lanzen können auf die Entfernung schon mal empfindlich genau treffen.
Was wir auch an den winzigen kleinen Beispielschildchen sehen, ist, wie schnell bei mehreren ähnlichen Objekten auf die Entfernung die Prägnanz und Unterscheidbarkeit verloren geht. Das Auge zählt nicht "1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10", sondern viel eher "1, 2, 3, 4, 5, viele, viele, ...".
Die wenigsten Wappen, auch die mittelalterlichen, sind dergestalt einfach. Und dazu kommt, daß wir rein rechnerisch die Fähigkeit, Schwarz und weiß zu unterscheiden, zugrunde gelegt haben. Die Fähigkeit, Farben zu differenzieren, ist geringer. Und "gerade erkennbar" bedeutet rechnerisch "grenzwertig", also daß wir gerade zwei Punkte unterschiedlicher Farbe voneinander unterscheiden können, nicht, daß wir satte Flächen erkennen. Wir sehen also erstmalig weiß neben schwarz und nicht mehr nur den Mischeindruck Grau. Obige Schilde mit Balken sehen wir dann sozusagen "einzeilig" - jede Fläche hat nur die Höhe von einem "Pixel" auf der Netzhaut. Wer sichergehen will und für bessere Erkennbarkeit auch nur zwei "Pixel" fordert, kann alle angegebenen Entfernungen halbieren.
Nehmen wir doch einmal drei Beispiele:
1. Truchseß von Wetzhausen: Ein Quadrat der geschachten Balken ist ca. ein Zehntel der Schildhöhe hoch und breit. Das sind bei einer angenommenen Schildhöhe von 70 cm genau 7 cm. Ein Normalsichtiger mit einem Visus von 1 kann diesen Schild erstmalig bei einer Entfernung von maximal 240 m wahrnehmen (200-Schritt-Regel: ca. 150 m, erfüllt). Bei einem Visus von 0.5 muß der andere Ritter schon auf 120 m rankommen. In der dargestellten Reihe von Verkleinerungen sind alle Größen erkennbar.
2. Die Herren von Westerburg: Die Breite der kleinen Kreuzchen beträgt bei einer angenommenen Schildhöhe von 70 cm etwa 1,4 cm. Ein Normalsichtiger mit einem Visus von 1.0 kann diesen Schild erstmalig bei einer Entfernung von maximal 48 m wahrnehmen (200-Schritt-Regel: ca. 150 m, nicht erfüllt). Bei einem Visus von 0.5 muß der andere Ritter schon auf 24 m rankommen. In der dargestellten Reihe von Verkleinerungen fällt das Bild ganz rechts bei normalem Abstand vom Bildschirm durch.
3. Ein Fürstbischof von Mainz und Worms aus dem Hause von Greiffenclau zu Volraths: In der dargestellten Reihe von Verkleinerungen fällt die rechte Verkleinerung absolut durch, und auch die zweite von rechts ist schon grenzwertig. Die Breite der Arme des Glevenrades im Herzschild beträgt bei einer angenommenen Schildhöhe von 70 cm etwa 0,75 cm. Ein Normalsichtiger mit einem Visus von 1 kann diesen Schild erstmalig bei einer Entfernung von maximal 25 m gerade in all seinen Einzelheiten wahrnehmen (200-Schritt-Regel: ca. 150 m, überhaupt nicht erfüllt). Bei einem Visus von 0.5 des Betrachters muß der Bischof schon auf 12 m rankommen, bis man alles sehen kann. Und je nachdem, ob man ein Ketzer ist oder nicht, kann das empfindliche Konsequenzen haben.
Merke:
Die 200-Schritt-Regel ist eine plakative Aussage, die zwar das
Richtige erreichen will, aber nicht wörtlich genommen werden
sollte und im Detail wesentlich differenzierter gesehen werden
muß. Wir haben anhand der ermittelten Zahlen gesehen, welchen
Einflüssen die Erkennbarkeit unterliegen kann und innerhalb
welcher Grenzen sie sich rechnerisch bewegt. Wir dürfen aber
nie
aus den Augen verlieren, daß es sich um Maximalwerte handelt,
denn die oben ermittelten Zahlenwerte gelten nur für optimale
Lichtverhältnisse und optimalen Kontrast, die in der
Realität
selten erreicht werden, da genügt schon ein bißchen
Dreck auf
dem Schild. Tatsache ist aber, daß die Erkennbarkeit (und
damit
auch die Sicherheit) direkt mit dem kleinsten auf dem Schildbild
verwendeten Abstand und dem erreichten Kontrast korreliert.
Tatsache ist auch, daß die meisten Wappen bis auf die ganz
alten
Heroldsbilder bei einer kategorischen Anwendung der
200-Schritt-Regel durchfielen, weshalb sie in wörtlicher Form
sicher nicht Maß aller Dinge sein kann. Deshalb sollte der
geneigte Leser die eigentliche Botschaft der 200-Schritt-Regel
sehen: Leitmotiv sollte bei jeder Wappengestaltung die klare
Erkennbarkeit, Übersichtlichkeit und Einfachheit sein.
Literatur,
Links und Quellen:
Heinrich
Hussmann: Über
deutsche Wappenkunst: Aufzeichnungen aus
meinen Vorlesungen, Guido
Pressler Verlag, Wiesbaden 1972
Wappenfibel, Handbuch der Heraldik, hrsg. "Herold",
Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften,
Verlag Degener, Neustadt 1981
Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst,
Bechtermünz
Verlag 2000, Callwey Verlag 1978
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München
2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4
(Deutschland)
Schmidt, Thews,
Physiologie des
Menschen, Springer Verlag, 26. Auflage, ISBN 3-540-58034-4
Ideengeber: Jochen Wilke, Der Mythos der 200-Schritt-Regel, in:
Magazin "Der Schild" Nr. 3, 2007
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2006, 2007
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