Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Glevenrad und Karfunkel
Ein Glevenrad ist ein zentraler Ring von geringem Durchmesser, von dem aus Lilienzepter (in der Regel 8, eine abweichende Anzahl muß angegeben werden) strahlenförmig zum Schildrand gehen. Die Nabe kann offen dargestellt werden oder mit einem Zierstein in anderer Tinktur belegt werden (muß dann bei der Blasonierung gesondert angegeben werden). Weitere Namen für diese Figur lauten: Lilienhaspel, Karfunkel, Glevenhaspel, Kleverad, Zepterrad, Lilienzepterrad, Lilienzepterstern. Der Ursprung ist in den vorheraldischen Schildverstärkungen zu suchen. Ein Glevenrad hat sich aus den metallischen Verstrebungen zur Stabilisierung des Schildes entwickelt, deren geschmiedete Enden zu einer Zierform ausgeschmiedet wurden. Erst später erlangte diese Verstärkung heraldische Bedeutung. Die Namen mit "Lilie" beschreiben die Enden der Zepter, heraldisch bedeutet "Gleve" das Oberteil der heraldisch stilisierten Lilie (eine oberhalbe Lilie). Der Begriff "Gleve" steht auch für eine mittelalterliche Stangenwaffe (vgl. auch Glefe, Stangenmesser).
Das bekannteste Beispiel für ein Glevenrad ist das Wappen der Grafen bzw. Herzöge von Kleve, welches z. B. im Wappen des Landkreises Kleve in geteiltem Schild fortlebt. Viele Städte und Gemeinden im Bereich des ehemaligen Herzogtums Kleve führen ein modifiziertes Glevenrad , so auch z. B. das Wappen von Birten (das Glevenrad, belegt mit einem silbernen Schlüssel). Besonders im Rheinland ein verbreitetes Motiv, auch in Gemeindewappen (z. B. Kottenheim, Vordereifel: Geteilt in Silber und Schwarz, belegt mit einem goldenen Glevenrad).
Die Anzahl der Lilienzepter kann auch eine andere als 8 sein, z. B. hat die niedersächsische Gemeinde Gnarrenburg 12.
Im Englischen: carbuncle, escarbuncle, chabocle, im Französischen: rais d'escarboucle.
Verwandt, aber nicht identisch ist der Glevenkranz, dessen Zentrum anders gebildet wird.
Beispiele aus dem Rheinland:
von
Greiffenclau zu Vollraths, Friedrich von
Vollrath zu Greiffenclau 1416 Silbern-blau geteilt, belegt mit einem goldenen Glevenrad. Helmzier eine goldene Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung. |
Mant von
Limbach, Heinrich Mant von Limbach 1443 In Rot ein goldenes Glevenrad. Helmzier ein offener roter Flug, beiderseits mit einem goldenen Glevenrad belegt. Helmdecke rot-golden. |
von
Schönburg auf Wesel, Humbert von Schönburg auf
Wesel 1265 In Silber ein schwarzer Herzschild. Darüber ein goldenes Glevenrad, belegt mit einem blauen Edelstein auf der Nabe. Helmzier ein roter Turnierhut mit weißem Stulp, darin zwei Pfauenstöße. Später ein Hund zwischen zwei Büffelhörnern. Helmdecke schwarz-silbern. |
Bildbeispiel: Oberwesel, Pfarrkirche unserer Lieben Frau, Renaissance-Epitaph aus Tuffstein im nördlichen Seitenchor, für Friedrich von Schönburg auf Wesel d. Ä., vermutlich ein Werk des Trierer Meisters Hieronymus Bildhauer, datiert auf 1555.
Abb. links: Oberwesel,
Pfarrkirche unserer Lieben Frau, Schlußstein im
Kreuzrippengewölbe des an die Kirche angrenzenden
Kreuzgangflügels mit dem Wappen der Schönburg auf Wesel.
Abb. rechts: Wappen der Hausmann (Hausmann von Namedy) an der Grabplatte der Anna Veronica de
Fültz an der moselweitigen Rückseite des Mittelrheinmuseums
Koblenz (ehemaliges altes städtisches Tanz- und Kaufhaus).
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Sabrina Müller, Die Inschriften der katholischen Pfarrkirche
unserer Lieben Frau in Oberwesel, Inschriften
Mittelrhein-Hunsrück, Heft 1, hrsg. v. d. Akademie der
Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und dem Institut für
Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Mainz
2008
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung
von Herrn Pfarrer Bernhard Jakobs vom 5.5.2010, wofür ihm an
dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Pfarrei Oberwesel: http://www.pfarrei-oberwesel.de/
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du
pays de Luxembourg, 1974
Rolf Zobel, Wappenbuch für Mittelrhein und Mosel, 2007
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004-2010
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