Bernhard
Peter
Die
Wappen der von Greiffenclau zu Vollraths
Die Familie von Greiffenclau zu Vollraths (auch Greiffenklau und Vollrads) ist ein uraltes rheinisches Rittergeschlecht im Dienste der rheinischen Stifte. Seit 1337 sind sie als Besitzer von Vollraths (Vollrads) am Rhein nachgewiesen. Durch Heirat kamen weitere Güter hinzu, so um die Wende zum 15. Jh. durch Heirat der Erbtochter die Herrschaft Ippelbrunn, worauf der Schild geviert wurde. Das Stammwappen Greiffenclau zu Vollraths zeigt nur ein goldenes Glevenrad in silbern-blau geteiltem Feld. Das vermehrte Wappen zeigt zusätzlich den silbernen Schräglinksbalken in schwarzem Feld der Herrschaft Ippelbrunn. Im 18. Jh. kamen die Güter der Freiherren von Dehren hinzu, ebenfalls durch Heirat. Weiterer Grundbesitz liegt in Franken, v. a. im Kanton Baunach, mit Schloß in Gereuth. Den Domkapiteln waren die Greiffenclau zu Vollraths sehr verbunden, allein in Würzburg stellten sie zwischen 1666 und 1805 vierzehn Mitglieder desselben. Ähnlich aktiv sind sie in den Hochstiften Mainz, Speyer, Trier, Worms, Bamberg. Nach der Reformation blieben die Greiffenclau zu Vollraths den Stiften treu und erlangten noch einen Bedeutungszuwachs, indem sie viele vakant gewordene Stellen einnahmen. Bedeutende Vertreter der Familie sind Richard von Greiffenclau, Erzbischof zu Trier (1511-1531), Georg Friedrich von Greiffenclau, Fürstbischof in Worms (1616-1629) und Mainz (1616-1629), Johann Philipp II von Greifenclau, Fürstbischof in Würzburg (1699-1719) sowie in gleicher Position Karl Philipp von Greiffenclau (1749-1754). Mit Johann Erwein Freiherr von Greiffenclau zu Vollraths hat die Familie einen Erbtruchseß des Erzbistums Mainz, er stieg zum kurmainzischen Geheimrat und Vicedomus im Rheinland auf, weiterhin war er Ritterhauptmann im Kanton Mittelrhein und Burggraf zu Friedberg (gest. 1727). Das Geschlecht erlosch 1860 im Mannesstamme. Sophie von Greiffenclau zu Vollraths heiratete Hugo Graf Matuschka von Toppolezau, Freiherr von Spätgen, beider Wappen wurden 1862 vereinigt. Das Stammgut Vollrads im Rheingau war bis vor kurzem noch in Familienbesitz.
1.
Stammwappen der von Greiffenclau zu Vollraths:
Silbern-blau
geteilt, belegt
mit einer goldenen Lilienhaspel (Glevenrad). Helmzier eine
goldene Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung. Helmdecken
blau-silbern.
2.
Vermehrtes Wappen der von Greiffenclau zu Vollraths:
Geviert:
Helmzier eine goldene Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung. Das Kleinod von Ippelbrunn taucht nicht auf. Helmdecken gespalten, rechts blau-silbern, links schwarz-silbern, oder gänzlich blau-silbern.
Abb. rechts: St. Burkard, Würzburg, Chorgestühl.
3.
Richard von Greiffenklau zu Vollraths (Erzbischof und Kurfürst
von Trier 1511-1531)
Das Wappen
ist geviert:
geb. 1467
auf Schloß Vollrads
bei Oestrich-Winkel als Sohn des Johannes von Greiffenclau und
seiner Frau Klara von Rathsamhausen
1487 Domkapitular in Trier
1488 Studium in Paris
Erzbischof von Trier und Kurfürst 1511-1531
Ausbau der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz
Amtszeit geprägt vom Kampf gegen Franz von Sickingen, 1522
erfolglose Belagerung von Trier, 1523 Gegenfeldzug
gest. 13.3.1531 bei Wittlich auf Schloß Ottenstein
Beispiele für das Vorkommen von Wappendarstellungen dieses Familienmitgliedes:
4.
Georg Friedrich von Greiffenclau (Erzbischof und Kurfürst von
Mainz 1626-1629, Bischof von Worms)
Das
Wappen ist aus
zwei Ebenen zusammengesetzt:
geb.
08.09.1573
1601 Domscholastiker in Mainz
1604 Dompropst in Mainz
1610 Koadjutor des Mainzer Erzbischofs
1616 Wahl zum Bischof von Worms
20.10.1626 Wahl zum Erzbischof und Kurfürst von Mainz,
Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
1627 Unter seiner Regierung wurde der Bau des Mainzer Schlosses
mit dem Rheinflügel begonnen.
1627-1628 Greiffenclau engagiert sich auf dem Konvent zu Bingen
und bei den Mühlhausener Beratungen gegen Wallenstein und
für
die Beendigung des 30jährigen Krieges.
6.3.1629 Greiffenclau gilt als der Vater des von Kaiser Ferdinand
II. erlassenen Restitutionsedikts, das ohne Zustimmung der
Kurfürsten erlassen wurde und mit dem ohne
Einverständnis der
evangelischen Reichsstände der Status quo des konfessionellen
Besitzstands einseitig verändert wurde. Es gilt als
Höhepunkt
kaiserlicher Gewalt im 30jährigen Krieg.
Weiterhin ist auch sein Name mit den Hexenprozessen verbunden,
insbesondere in Dieburg, Seligenstadt, Aschaffenburg etc.
gest. 1629, begraben im Mainzer Dom (Michaelisaltar in der
Michaeliskapelle, einziger Grabaltar für einen Mainzer
Erzbischof, der in Trier sehr populäre Grabaltar war bis dahin
in Mainz unbekannt).
Beispiele für das Vorkommen von Wappendarstellungen dieses Familienmitgliedes:
5.
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (Fürstbischof von
Würzburg 1699-1719)
Das Wappen
ist geviert:
Beispiele für das Vorkommen von Wappendarstellungen dieses Familienmitgliedes:
6.
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths (Fürstbischof von
Würzburg 1749-1754)
Das Wappen
ist geviert:
Beispiele für das Vorkommen von Wappendarstellungen dieses Familienmitgliedes:
Würzburg, geschmiedete Tore des Hofgartens
7.
Genealogische Übersicht der von Greiffenclau zu Vollraths
Auszug aus
der Genealogie:
8.
Johann
Gottfried Lothar Franz von Greiffenclau zu Vollraths
Johann
Gottfried Lothar Franz
von Greiffenclau zu Vollraths (16.12.1738-22.4.1805), Sohn von
Lothar Gottfried von Greiffenclau zu Vollraths und Anna Magdalena
Margaretha von Hoheneck, war vom 28.1.1771 bis zum Jahre 1802 der
zwanzigste und letzte Dekan des Stifts Comburg. Die Tonsur
empfing der für den geistlichen Stand Bestimmte am 28.7.1750,
im
Alter von 12 Jahren! Seine geistliche Karriere begann er 1751 als
Domherr zu Würzburg, während er in Mainz Theologie
studierte.
Seit 1760 hatte er ein Kanonikat in der Comburg als weitere
Pfünde inne. Die ersten Weihen bekam er im Jahre 1770, die
niederen Weihen am 3.4. und die Subdiakonsweihe einen Monat
später am 5.5. des Jahres. Am 28.1.1771 wurde er Dekan der
Comburg, am 3.2.1774 war er Mitglied im Kapitel in Würzburg,
am
14.11.1780 wurde er Propst zu Stift Haug in Würzburg und
schließlich am 24.4.1793 Propst zu Neumünster in
Würzburg, was
er bis 1803 blieb. Beinahe wäre er auch Würzburger
Fürstbischof
als Nachfolger von Franz Ludwig
von Erthal
geworden,
als 1795
der Stuhl vakant war. Er
bekam zwar bei
der Wahl am 12.3. des Jahres etliche Stimmen, doch statt seiner
wurde Georg Karl von Fechenbach gewählt, welcher der Letzte
der
Würzburger Fürstbischof wurde, so wie sein ehemaliger
Konkurrent in seinem Amt auf der Comburg wurde er ebenso von der
Säkularisierung getroffen. Von diesem Johann Gottfried Lothar
Franz von Greiffenclau zu Vollraths gibt es Wappen auf der
Comburg bei Schwäbisch Hall, das Familienwappen mit dem
Stiftswappen kombiniert, über der Tür eines
Seitengebäudes.
Das Wappen über der im Sturz auf 1772 datierten Tür ist geviert:
Über der Schildkartusche ist eine Laubkrone mit drei sichtbaren Blättern und zwei Perlzinken dazwischen, und zu beiden Seiten sind widersehende Greifen als Schildhalter, dem Familienwappen der von Greiffenclau-Vollraths entnommen.
9.
Linie von Greiffenclau-Vollraths-Dehren
Das Wappen
wird um einen
Herzschild Dehren (Dehrn) erweitert:
Helm 1: Eine goldene Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung auf gekröntem Helm. Helm 2: Ein Paar blauer Büffelhörner, an den Seiten mit goldenen Federn besteckt. Das Kleinod von Ippelbrunn taucht nicht auf. Helmdecken gespalten, rechts blau-silbern, links blau-golden.
Das Wappen der Dehrn (Dehren, Dern, Frey von Dehrn, Frey von Dern) ist von Gold und Blau geteilt, unten drei (2:1) goldene Garben (Alternativ: Unter einem goldenen Schildhaupt in Blau drei (2:1) goldene Garben. Helmzier ein Paar Büffelhörner, blau-golden übereck geteilt (nach Gruber) oder golden-blau geteilt (nach Siebmacher), mit daran hängenden Ohren, rechts blau, links golden (auch umgekehrt oder beide golden vorkommend). Helmdecken blau-golden. Das Geschlecht wird mit Heinrich Frio von Dern 1190 zuerst erwähnt. Die Familie war auf Burg Dern bei Limburg zunächst mit einer "Hofraithe" belehnt, erwarb aber allmählich deren ganzen Besitz und blieb bis zum Aussterben 1737 in demselben. Zu ihren Besitzungen gehörten: 1278 Hof in Offheim bei Hadamar, 1476 Hof Cleberg bei Rüdesheim, 1493 Hausen bei Schwalbach, 1525 ein Hof in Langenwiesen. Weitere Besitzungen waren in Eltville und Limburg. Sie waren Trierer Vögte zu Nentershausen bei Walmerod und Untervögte zu Dietkirchen bei Limburg. In Hadamar und Limburg sind sie als Burgmänner erwähnt. Nach dem Aussterben wurde das Wappen als Herzschild von dieser Linie übernommen.
Literatur,
Quellen und Links:
Eugen
Schöler,
Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl.
1999
Aschaffenburger Wappenbuch.
Siebmachers Wappenbücher
Otto
Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Genealogien: Prof. Herbert
Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Günter Christ, Johann Philipp von Greiffenklau-Vollraths, in:
Karl Bosl (Hrsg.), Bosls bayerische Biographie, Pustet-Verlag
Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 272-273, online: http://rzblx2.uni-regensburg.de/blo/boslview/boslview.php?seite=288&band=1 und http://rzblx2.uni-regensburg.de/blo/boslview/boslview.php?seite=289&band=1
Johannes Kreuzenbeck, Johann Philipp von Greiffenklau-Vollraths,
in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band 31,
Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-544-8, Sp. 537-538.
Johann
Philipp von
Greiffenclau-Vollraths: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Philipp_von_Greiffenclau_zu_Vollraths
Oestrich-Winkel (Rheingau): Schloß Vollrads, Wohnturm - Schloß Vollrads, Herrenhaus - Schloß Vollrads, Nebengebäude
Die Wappen der Freiherren und Grafen Matuschka von Topolczan
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