Besondere Motive: Das Ortband

Was ist ein Ortband?
Das Ortband ist ein Motiv, das vielfach mißinterpretiert wird. Schon der Name ist schwierig - es heißt "Band", hat aber nichts mit einem textilen Gewebe zu tun. Und was heißt "Ort" in diesem Zusammenhang? Der "Ort" ist die Spitze des mittelalterlichen Schwertes, genauer die Klingenspitze. Und ein "Ortband" ist nicht etwa ein Teil des Schwertgürtels, sondern ein hufeisenförmiger, metallener Beschlag der Schwertscheide, der bandförmig um die Spitze derselben herumläuft und diese besonders empfindliche Stelle schützt (z. B. beim Absteigen vom Pferd, bei dem man mit umgelegtem Schwertgurt leicht mit dem Ende der Scheide auf den Boden oder auf Steinen aufschlagen kann, oder beim Bewegen in den engen Gängen der Burgen zwischen Mauern, wo man leicht rechts und links am Mauerwerk schrammte). Außerdem war hier an der Verjüngungsstelle meist eine kritische Naht des Leders, die auf diese Weise gut versteckt und zugleich geschützt werden konnte.

Die Schwertscheide wurde aus Holz gefertigt und mit Leder überzogen. Innen wurde sie mit ölgetränktem (besonders gut sind Öle mit vielen ungesättigten Fettsäuren wie Leinöl) Fell oder Stoff ausgekleidet wurde, dieses konserviert das Schwert gut.

Das Ortband wurde aus Bronze, Eisen oder Messing gefertigt, bei besonders prunkvollen Schwertern auch aus Edelmetallen. Natürlich haben sie auch eine verzierende Funktion, dazu sind die Ortbänder besonders schön geformt und insbesondere bei den frühen Formen durchbrochen gearbeitet.

Am oberen Rand der Scheide wurde das Leder des Überzugs dreieckig zugeschnitten und stand nach oben über, hier war im Gegensatz zu anderen späteren Waffen kein Scheidenmundblech an der Öffnung der Scheide. Mit Ausnahme des Ortbandes hatten Schwertscheiden zur Zeit des Früh- und Hochmittelalters keine weiteren Metallbeschläge. Erst in der Spätgotik kamen weitere Beschläge zur Befestigung am Schwertgurt hinzu, die die bis dahin übliche Riemen-Wicklung ersetzten.

Beispiele:
Die Abbildung zeigt Zeichnungen typischer mittelalterlicher Ortbänder. Die Nr. 1 ist davon ein sehr frühes Beispiel, es ist nach einem Fund aus der Salierzeit gezeichnet, der sich heute im Archäologischen Museum Kelheim befindet und auf das 11. Jh. / frühe 12. Jh. datiert wird. Dieses Ortband ist breit U-förmig und wird auf Vorder- und Rückseite von spitzovalen und dreipaßförmig angeordneten Feldern durchbrochen, an welche nach oben eine doppelkonische Spitze anschließt. Am Rand befinden sich auch spitz auslaufende seitliche Schienen (z. T. am Fundstück abgebrochen). Am unteren Ende befindet sich ein kleiner Abschlußknopf. Beispiel 5 orientiert sich an diversen Ausgrabungsfunden aus dem 11. Jh. (ottonisch/salisch). Die Form mit durchbrochenen Feldern findet sich auch noch im Hochmittelalter (Zeichnung 2), während die späteren Modelle einfacher sind und einfach ein umlaufendes Band darstellen, das ober entweder einen verdickten Abschluß hat (Abb. 4, ca. 1250-1350) oder spitz ausläuft (Abb. 3, ca. 1370-1450). Ähnliche Formen, insbesondere auch solche mit einer Mittellinie, finden sich auch in den Abbildungen der Manesseschen Liederhandschrift (vgl. Landgraf von Thüringen auf der Miniatur des Klingsor von Ungarland, Bligger von Steinach, Burggaf von Rietenburg, Bernger von Horheim), hier illustriert in den Zeichnungen 6, 7 und 8.

Im 12. Jh. war der Ort (Schwertspitze) abgerundet, entsprechend waren die Ortbänder breiter und hatten viel Raum für die Durchbrechungen, der Ort wurde aber mit der Einführung zusätzlicher Panzerungen im Laufe des 13. Jh. immer spitzer, wodurch die Ortbänder auch schlanker und spitzer wurden und die durchbrochene Ornamentik verschwand.

Heraldische Umsetzung und Darstellung:
Zur heraldischen Umsetzung gibt es viele Möglichkeiten. Zum einen kann die Darstellung an das tatsächliche Aussehen angelehnt werden (links und Mitte), wobei besonders die Enden der seitlichen Schienen und der untere Abschluß durch kleeblattartige Details kenntlich gemacht werden, zum anderen ist besonders typisch die stilisierte Darstellung mit dem kleeblattartigen Ausschnitt (ganz rechts), der an den eines Seeblattes erinnert (cave: Verwechslung möglich!).

Das Ortband wird besonders gerne in Gruppen zu mehreren auf der Schildfläche verteilt.

Andere Bezeichnungen: frz.: bouterolle, engl.: chape, boteroll, crampet.

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