Bernhard Peter
Gute heraldische Praxis: Pelzwerk

Eine wichtige Gruppe, Teilflächen eines Wappenschildes mit Inhalt zu versehen, ist das Pelzwerk. Ursprünglich handelte es sich um echtes Pelzwerk, ab dem Ende des 12. Jh. wurde es in stilisierter Form übernommen. Davon gibt es drei große Gruppen:

Pelzwerk kann als eigenständiges Motiv den Schild füllen oder aber mit anderen Flächen kombiniert werden. Es hat aber insoweit eine Sonderstellung, als dabei Kombinationen mit Farbe und mit Metall möglich sind.

Hermelin:
Hermelin ist von den Fellstücken des Hermelins abgeleitet und hat typischerweise entweder natürliche Schwänze oder stilisierte. Beim Hermelin entsteht die typische Form dadurch, daß die Hermelinschwänze mit einer Spange oder Nadeln auf den Fellstücken befestigt wurden. Später wurden genau diese bedeutungstragend und unterscheidend, weil die Grundfläche insbesondere in der Papierheraldik einfach weiß tingiert wurde, wobei man stets im Hinterkopf behalten sollte, bei allen Stilisierungen, daß es sich im ursprünglichen Sinne tatsächlich um Fellstücke, um echte Stücke Tierfell handelte und nicht um Farbe. Entsprechend sind die Schwänze nicht eine gemeine Figur, mit der der Schild bestreut oder besät ist, sondern das Fell und die Schwänze bilden gemeinsam das Motiv.

Hermelin ist entweder schwarz-silber oder schwarz-gold, normal oder invers ("Gegen-"). Andere Grundfarben sind nicht üblich. Die ursprüngliche Farbe des Tieres im Winterkleid ist weiß mit schwarzen Spitzen. Alle anderen Farbgebungen entsprechen nicht mehr einem natürlichen Vorbild. Hier hat sich das Motiv als solches zur Form abstrahiert und verselbständigt und wurde sekundär mit anderen Farben versehen. Es ist grundsätzlich so, daß jedes Motiv in der Heraldik jede heraldische Farbe annehmen kann, insofern ist diese Entwicklung vom natürlichen Hermelin zu Gold-Hermelin, Gegen-Hermelin und Gegengoldhermelin nachvollziehbar, auch wenn man puristischerweise darauf hinweisen kann, daß man sich damit sehr weit vom Vorbild entfernt, denn zu Zeiten, als es noch echtes Fell war, wurde dieses gewiß nicht mit Farbe beschmiert, sondern erst die Abstraktion des Vorbildes machte diese Varianten möglich. Diese Sichtweise mag erklären, daß diese Farbvarianten in der deutschen Heraldik im Vergleich zu England und Frankreich unterrepräsentiert sind und von manchen Heraldikern abgelehnt werden.

Analog wird die Frage diskutiert, ob der Hintergrund "weiß" oder "silbern" gefärbt wird. Natürlich sind bei den Tinkturen "Weiß" und "Silber" das Gleiche, doch bei Hermelin ist das nicht so einfach. Einige Heraldiker, die ungerechtfertigterweise Hintergrund und Schwänzchen getrennt betrachten, befürworten hier die Austauschbarkeit von Weiß und Silber analog einer Feldfarbe. Andere Heraldiker sehen Hermelin als eigenständige Tinktur, bei der Fell und Schwänze untrennbar zusammengehören, und verweisen zu Recht darauf, daß man in der Frühzeit das echte Fell verwendet hat und dieses niemals silbern angestrichen hätte, weil man Fell einfach nicht mit Farbe beschmiert hat, schon gar nicht ein so kostbares wie Hermelin. Insofern würde dem ursprünglichen Erscheinungsbild die Farbe "weiß" als Ersatz am besten entsprechen. Denn nur die Betrachtungsweise als komplett eigenständige Tinktur rechtfertigt die Regel, daß man Hermelin sowohl mit Farbe als auch mit Metall kombinieren kann. Würde man dagegen Hermelin als silbern ansehen, entfällt der Grund dafür. Dies ist auch eines der vielen Probleme der Papierheraldik, die kontrovers diskutiert werden, obwohl der Blick auf den ursprünglichen Sinn der Sache hilfreich wäre.

Eine wichtige Anwendung sind die Innenfütterungen der Wappenmäntel komplexerer Wappen, dabei wird aber stets natürlicher Hermelin verwendet, also mit natürlich gekrümmten Schwänzchen, kein stilisierter. Ein anderes Einsatzgebiet sind die Stulpen von verschiedenen Helmzieren wie Turnierhüten etc. sowie bestimmte Kronen und Fürstenhüte.

Feh:
Feh war früher eigentlich ein Besatz mit den Fellen des Grauen Eichhörnchens, einst ein beliebter Fell-Lieferant. Typische Form dieser dafür verwendeten Bauch- (heller) und Rückenfelle (dunkler) ist die Verschmälerung zum Kopf hin und die Verbreiterung zu den Hinterbeinen hin. Das kann man nun eckig interpretieren, wodurch der Eisenhut-Feh entsteht. In der fühen heraldischen Zeit hatte man echte Felle auf dem Schild befestigt, später übernahmen farbige Stoff-Stücke oder einfache Bemalung deren Funktion. Feh ist stets horizontal gereiht, aber unterschiedlich tingiert und gegeneinander versetzt. Dadurch entstehen die verschiedenen typischen Anordnungen. Die Farbigkeit des Fehs ist variabel. Sehr gerne wurde früher blau-silber verwendet, aber prinzipiell sind auch viele andere Kombinationen wie grün-silber, rot-silber oder schwarz-silber möglich. Der Buntfeh vereint sogar drei oder vier verschiedene Tinkturen. Zu Buntfeh und seinen Farben gilt sinngemäß das beim Hermelin Ausgeführte. Ferner kann Feh weiter derivatisiert werden, z. B. als gespaltener Feh. Die Farben werden, wenn, dann von oben nach unten angegeben.

Oder man kann die typische Fellform rund interpretieren, wodurch durch leichte Rundung der Glockenfeh entsteht und dann durch stärkere Rundung der Wolkenfeh. Noch stärkere Stilisierungen sind der Doppelwolkenfeh als runde Variante und der Krückenfeh als eckige Variante, bei denen man nichts mehr von der ursprünglichen Fellform wiederfindet.

Kürsch:
Kürsch sind dachziegelartig überlappende natürlich dargestellte Fellstücke bogigen Zuschnitts. Je nach Gestaltung der Kanten unterscheidet man normalen Kürsch, Schuppenfeh, auch in der Version des Schmetterlingsfehs, des Bogenschuppenfehs kann er vorkommen. Alle Formen kommen sowohl als "pure" Fellstücke als auch als Hermelin-Variante vor. Kürsch wird auch Feh-Wamme oder Grauwerk genannt.

Zusammenfassung

Literatur, Links und Quellen:
Wappenfibel, Handbuch der Heraldik, hrsg. "Herold", Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, Verlag Degener, Neustadt 1981
Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz Verlag 2000, Callwey Verlag 1978
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München 2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4 (Deutschland)
Wappenbilderordnung, Band 1 und 2

Übersicht

Home

© Copyright / Urherberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
Impressum