Bernhard Peter
Heraldische Grenzsteine

Beispiel 1: Ronneburg - Grenzsteine am Kopf des Bandhauses
Nicht am ursprünglichen Ort sind diese drei kleinen heraldischen Denkmäler, drei ehemalige Grenzsteine (Gemarkungssteine), die man im Grün am Kopfende des Bandhauses in der Ronneburg (Hessen) aufgestellt hat.

Alle drei auf 1762 datierten Grenzsteine sind mit dem Isenburger Wappenschild geschmückt, in Silber zwei schwarze Balken.

Beispiel 2: Alter Grenzstein im Schloß Dhaun (Hunsrück)
Im Burggarten von Schloß Dhaun (Gemeinde Hochstetten-Dhaun bei Kirn) befindet sich ein undatierter Grenzstein, der beidseitig mit heraldischen Symbolen belegt ist. Auf der einen Seite sehen wir Baden mit geviertem Schild (Feld 1 und 4: Baden, in Gold ein roter Schrägrechtsbalken, Feld 2 und 3: Sponheim, von Rot und Silber geschacht) mit Wappenmantel und Kurfürstenhut, auf der anderen Seite einen gekrönten Löwen (Pfalz).

Beispiel 3: Alte Grenzsteine am Schloß Föhren
Vor der Vorburg des Schlosses Föhren befinden sich rings um das dort unter einem Baldachin aufgestellte Wegekreuz ehemalige Grenzsteine, alte Flurdenkmäler, die hierhin gerettet wurden und so dem Überwuchern und Vergessen entgehen. Manche tragen Buchstabenzeichen, alle jedoch das Wappen der Reichsgrafen von Kesselstatt. Das Wappen zeigt in Silber einen roten Drachen. Helmzier der Drache wachsend. Helmdecken rot-silbern. Bemerkenswert ist, daß auf allen Grenzsteinen der Drache abgewandt ist. Da sich die Steine nicht mehr am originalen Aufstellungsort befinden, kann über den Bezugspunkt nur spekuliert werden.

Beispiel 4: Alter Grenzstein am Schloß Wallhausen
Im Hof des Schlosses Wallhausen im Hunsrück bei Bad Kreuznach, einst Besitz der Freiherren von Dalberg und jetzt im Besitz der Fürsten zu Salm, befindet sich neben der Einfahrtsrampe zu einem Nebengebäude ein auf 1713 datierter Grenzstein mit dem Salm-Wappen, der hier aufgestellt wurde:

Das Wappen der Fürsten zu Salm: In Rot zwei pfahlweise gestellte, gekrümmte, mit dem Rücken einander zugewandte silberne Salme, bewinkelt von vier (1:2:1) goldenen Kreuzchen. Die Kreuzchen von Obersalm waren ursprünglich wohl golden, als es die alten Grafen von Salm noch gab, werden aber bei rheingräflichen Wappen meist silbern angegeben. Bei heutigen Darstellungen des fürstlichen Hauses Salm werden sie golden angegeben.

Beispiel 5: Alte Grenzsteine im Eulbacher Forst
In der weitläufigen Anlage des sog. Englischen Gartens am Forsthaus Eulbach bei Erbach im Odenwald stehen verstreut alte historische Gemarkungssteine. Sie stehen windschief und bemoost, halbverwittert im Bewuchs des Waldes, scheinbar authentisch, doch sie wurden von woanders her hierhin zusammengetragen, keiner steht am Originalstandort.

Die meisten dieser Gemarkungssteine zeigen das Wappen der Grafen von Erbach, rot-silbern geteilt mit drei (2:1) sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben. Wie das rechte Beispiel zeigt, gibt es dabei auch abweichende Anordnungen mit 1: 2 Sternen.

Die jeweiligen Rückseiten der Gemarkungssteine zeigen das Wappen des Herrschers über das Nachbarterritorium. Die beiden linken Abb. zeigen Gemarkungssteine mit dem Breuberger Wappen, in Silber zwei rote Balken. Der rechte Stein zeigt die silbern-blauen Rauten des bayerischen Wappens.

Beispiel 6: Alte Grenzsteine in Euerbach
Am südlichen Dorfrand von Euerbach im Landkreis Schweinfurt sind in der Umgebung gefundene ehemalige Grenzsteine zusammengestellt worden. Sie befinden sich zwar nicht mehr am ursprünglichen Ort, werden aber so geschützt und erhalten. Die Anordnung gibt die Topographie ihres ursprünglichen Standortes wieder.

   

Die hier abgebildeten drei Grenzsteine tragen alle das Wappen der von Steinau gen. Steinrück, in Silber drei (2:1) schwarze Wagenräder. Das Kürzel SGS auf den Steinen steht für Steinau genannt Steinrück. Einer der drei Steine ist auf 1701 datiert. Die Familie erlosch im Mannesstamm mit Johann Franz Rudolph Graf von Steinau genannt Steinrück, kaiserlicher General, im Jahre 1734. Er war dreimal verheiratet und hatte mit seiner dritten Ehefrau eine Tochter. Das Wappen der von Steinau genannt Steinrück, die seit 1456 im Ort belegt sind und die seit 1604 die alleinige Dorfherrschaft hatten, wurde zum Teil in das heutige Kommunalwappen von Euerbach aufgenommen, es ist geteilt, oben in Silber nebeneinander zwei fünfspeichige schwarze Räder, unten in Rot zwei goldene Schrägbalken.

Beispiel 7: Alte Grenzsteine in Bereich der Brömserburg in Rüdesheim
In der östlichen Umfassungsmauer der Rüdesheimer Brömserburg (jetzt Weinbaumuseum) sind etliche alte Grenzsteine verschiedenster Herkunft eingemauert. Das Beispiel links zeigt das von einer Krone überhöhte und von einem daraus herabfallenden Wappenmantel eingerahmte Wappen der von Sickingen, in Schwarz fünf (2:1:2) silberne Kugeln.

 

Das Beispiel rechts mit der Aufschrift "Guter Stein" trägt das Wappen von Adolf Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Fürstabt von Fulda (reg. 1726-1737), geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei Spitzen aufsteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg), Herzschild: in Silber ein schwarzes, durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda). Über allem ruht der Fürstenhut auf der Oberkante des Schildes. Neben dem Schild die Initialen C und D für Cämmerer und Dalberg.

Beispiel 8: Alte Grenzsteine vor dem Herrenhaus der Wasserburg Gudenau bei Wachtberg
Rechterhand des Portals zum Herrenhaus sind einige alte Grenzsteine aufgestellt, von denen die meisten das Wappen der Waldbott von Bassenheim mit der zwölffachen rot-silbernen Ständerung tragen. Aber auch andere Steine sind vertreten wie z. B. der Wechselzinnenbalken der von Nesselrode, mit einem Ordenskreuz unterlegt, oder das Kurkölner Kreuz (1734).

     
   

Beispiel 9: Alte Grenzsteine in Messelhausen
In Messelhausen (zu Lauda-Königshofen) gibt es auch noch zwei auf das Jahr 1676 datierte Grenzsteine mit einem stark vereinfachten Wappen der Zobel von Giebelstadt, in Silber ein roter, schwarz gezäumter Pferdekopf. Die Herrschaft über Messelhausen lag seit 1413 bei den Herren von Dottenheim. Dann kam sie 1506-1529 an die Herren von Thüngen, weil Dorothea von Dottenheim Balthasar von Thüngen heiratete, der kurmainzischer Amtmann auf der Gamburg war. Sie heiratete in zweiter Ehe Christoph Zobel von Giebelstadt zu Guttenberg, der jedoch bald darauf starb. 1538 verkaufte Dorothea Messelhausen an ihren Schwiegersohn Stefan Zobel von Giebelstadt, Ehemann ihrer jüngsten Tochter Anastasia von Thüngen, für 9000 fl. Messelhausen kam am 17.5.1807 an das Großherzogtum Baden.

 

Literatur und Links:
Gute Webseite zu Grenzsteinen: http://www.alte-grenzsteine.de - http://www.alte-grenzsteine.de/cms/front_content.php
Wappen-Grenzsteine am Rennsteig:
http://www.rennsteigverein.de/html/body_schonwappenweg.html

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