Bernhard
Peter
Heraldik
auf alten Landkarten
Zu den Quellen der Heraldik gehören auch die Illustrationen historischer Landkarten, Stadtpläne und Städteansichten. Zum einen werden diese Karten oft mit dem repräsentativ herausgestellten Wappen der jeweiligen Landesherrschaft oder dem Stadtwappen versehen, zum andern finden sich oft einzelne Gebiete mit dem jeweiligen Herrschaftswappen gekennzeichnet, wenn mehrere Herrschaften im Kartenblatt aneinandergrenzen. Die Blätter an sich sind schon kleine Kunstwerke; durch die heraldischen Darstellungen werden sie jenseits der Darstellungen von Straßen, Grenzen und Illustrationen der Landesbeschaffenheit zusätzlich verschönert. In der Regel begegnen uns hier jedoch nur die allgemein bekannten Wappen der Landesherren; Hoffnungen auf spezielle, seltene oder außergewöhnliche Wappenformen werden eher selten erfüllt. Ferner ist zum Leidwesen des Heraldikers oft deutlich zu sehen, daß die Wappen mehr illustrativen als korrekten Charakter haben, und daß farbliche Abweichungen vom Illustrator als weniger gravierend als vom Heraldiker empfunden werden, ein Problem, zu dem methodisch in erheblichem Maße die nachträgliche Kolorierung von Stichen beitrug. Diese mangelnde Sorgfalt beim Kolorieren ist insbesondere schade, wenn ein hervorragend gearbeiteter Kupferstich dadurch in seiner Aussagekraft verfälscht wird. So kommt es auch, daß verschiedene Karteneditionen der gleichen Vorlage unterschiedlich farblich gefaßt sein können.
Beispiel
1:
Karte
vom Erzstift Salzburg
und vom Herzogtum Kärnten
("SALTZBVRG
ARCHIEPISCOPATVS et CARINTHIA DVCATVS Auct. Ger. Mercatore",
= Gerhard Mercator), publiziert vom Amsterdamer Kartographen und
Verleger Wilhelm Blaeu (1571-1638).
Der
Druck befindet sich u. a. in dem von seinem Sohn herausgegebenen
kartographischen Atlas "Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas
Novus in quo Tabulae et Descriptiones Omnium Regionum, Editae a
Guiljel et Ioanne Blaeu" - Weltentheater oder Atlas von
allen Regionen herausgegeben - aus dem Jahr 1645. Links oben
sehen wir den Chiemsee mit seinen Inseln, im Süden reicht die
Karte bis Bruneck in Südtirol und im Osten über
Kärnten bis in
die Obersteiermark.
Optisch rechts oben befinden sich Wappen der beiden Landesherren der Region, heraldisch rechts das von Fürsterzbischof von Salzburg Paris Reichsgraf von Lodron, Schildhaupt gespalten, vorne in Gold ein rotgezungter schwarzer (hier abweichend blauer) Löwe, hinten in Rot ein silberner Balken, darunter eigentlich in Rot ein herschauender rotgezungter silberner Löwe (hier abweichend farblich invertiert und nicht hersehend), heraldisch links das des Herzogtums Kärnten, gespalten, rechts in Gold drei eigentlich schwarze, rot bewehrte, hier abweichend blaue, schreitende Löwen einwärts übereinander, links in Rot ein silberner Balken.
Beispiel
2:
Karte
des Herzogtums Württemberg
("WIRTENBERG DVCATVS"), publiziert vom Amsterdamer
Kartographen und Verleger Wilhelm Blaeu (1571-1638). Das
Herzogtum wird umrahmt von Palatinatus pars, Hohenlo(h)e,
Limburg, Stift Ellwang(en), Helffenstain (Helfenstein), Sueviae
pars (Schwaben), Nellenburg, Brisgow (Breisgau) und Baden. Das
Blatt stammt ebenfalls aus dem Atlas Major von Blaeu. Oben rechts befindet sich eine kolorierte
Titelkartusche, darunter ist der Meilenzeiger.
Optisch oben links ist im Bereich der angeschnittenen Pfalz ein Wappen der Herzöge von Württemberg, geviert, Feld 1: Herzogtum Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, Feld 2: Herzogtum Teck, schwarz-golden schräggeweckt (schräggerautet), Feld 3: Reichssturmfahne, in Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler, Feld 4: Grafschaft Mömpelgard, in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Fische). Drei Helme: Platz 1 (Mitte): Grafschaft Mömpelgard, auf dem gekrönten Helm mit korrekterweise rot-goldenen Decken das Fischweiblein mit rotem Kleid und goldenem Gürtel, Platz 2 (rechts): Herzogtum Württemberg, auf dem gekrönten Helm mit korrekterweise rot-goldenen Decken ein eigentlich rotes, hier silbernes Jagdhorn (Hifthorn) mit goldenem Band und goldenen Beschlägen, mit drei Straußenfedern (eigentlich blau-silbern-rot, hier alle silbern) im Mundloch, Platz 3 (links): Herzogtum Teck, auf dem ungekrönten Helm mit eigentlich schwarz-goldenen Decken ein eigentlich schwarz-golden schräggeweckter wachsender Brackenkopf mit rot ausgeschlagener Zunge, hier zwar mit Rautenmuster, doch abweichend gänzlich golden. Decken hier gänzlich abweichend und falsch, rechts blau-golden, links ganz golden.
Beispiel
3:
Karte
der Pfalz
am Rhein ("PALATINATVS AD RHENVM", kolorierte Titelkartusche oben links), von Guilelmus
(Wilhelm) Blaeu, publiziert in Amsterdam um 1630. Die Rheinpfalz wird umrahmt
von
Trevirensis Diocoesis pars (Kurtrier), Hanaw Comit. (Grafschaft
Hanau), Wirtenbergensis Ducatus pars (Herzogtum Württemberg),
Alsatiae pars (Elsaß) und Lotharingiae pars (Herzogtum
Lothringen). Das Blatt ist ebenfalls im Atlas Major von Blaeu
enthalten.
Auf der Säule mit dem Meilenzeiger ("Germanica milliaria") steht ein Putto mit einer silbern-blau gerauteten bayerischen Fahne, und darüber ist ein dreiteiliges pfalzbayerisches Wappen: Unter einem einzigen Helm mit einer Kombinationshelmzier (zwischen einem blau-silbern geweckten Paar Büffelhörner ein hier gänzlich goldener Pfälzer Löwe) drei Schilde, Schild 1 (optisch links): in Schwarz ein hier gänzlich goldener, gekrönter Löwe (Pfalz), einwärts gewendet, Schild 2 (Mitte): in Rot ein goldener Reichsapfel (Erzamt des Erztruchsessen), Schild 3 (optisch rechts), von Silber und Blau schräg geweckt (Wittelsbach). Die Helmdecken sind hier rechts rot-golden, links blau-silbern.
Beispiel
4:
Karte
der
Landgrafschaft Hessen ("HASSIA
Landgraviatus"), publiziert vom Amsterdamer Kartographen und
Verleger Wilhelm Blaeu (1571-1638). Das hessische Wappen wird in
zwei verschiedenen Vollvarianten optisch rechts oben
übereinander dargestellt. Die angrenzenden Hoheitsgebiete
werden
ebenfalls durch kleine Wappenschilde bebildert, im Norden
"Braunswicensis Ducatus" (Herzogtum Braunschweig),
in Rot zwei goldene schreitende, hersehende Löwen (Leoparden)
übereinander, im Osten "Thuringiae Landgraviatus pars"
(Landgrafschaft Thüringen) mit
dem dem
hessischen sehr ähnlichen Löwen, im Südosten
"Comit.
Hennenberg" (Grafschaft Henneberg-Schleusingen),
geviert, Feld 1 und 4: geteilt, oben in Gold ein aus der Teilung
wachsender schwarzer Doppeladler, zwischen den Köpfen eine
Krone, unten in zwei Reihen rot-silbern geschacht, Feld 2 und 3:
in Gold auf eigentlich grünem, hier silbernen Berg
einwärts
eine schwarze Henne.
Im Süden folgt "Fuldensis Dioecesis pars", das Hochstift Fulda, mit einem falschen Wappenschild; in Silber ein durchgehendes schwarzes, nicht ein rotes Kreuz wäre korrekt. Im Westen ist "Ducatus Westfaliae pars" (Herzogtum Westfalen) mit dem silbernen Westfalenroß in rotem Schild.
Das landgräflich-hessische Wappen ist hier nicht korrekt wiedergegeben. Es müßte sein: Geviert mit Herzschild, Feld 1: Grafen von Katzenelnbogen, in Gold (hier falsch) ein roter Löwe, blau bewehrt und blau bekrönt, Feld 2: Grafen von Ziegenhain, schwarz-golden geteilt (hier falsch), oben ein silberner sechsstrahliger Stern, Feld 3: Grafen von Nidda, schwarz-golden geteilt (hier falsch), oben zwei achtstrahlige silberne Sterne, Feld 4: Grafen von Dietz, in Rot zwei goldene, blau bewehrte schreitende Löwen übereinander, Herzschild: Landgraf von Hessen (Stammwappen), in Blau ein silbern-rot mehrfach geteilter aufrechter Löwe, golden gekrönt und golden bewehrt. Dazu gehören folgende 3 Helme: Helm 1 (Mitte): Landgrafen von Hessen, auf dem gekrönten Helm zwei Büffelhörner, außen besteckt mit je 7 Lindenzweigen (auch als Kleestengel bezeichnet), Helm 2 (optisch links): Grafen von Katzenelnbogen, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits belegt mit einer wie der Schild tingierten Scheibe (hier ohne Tinkturen), Helm 3 (optisch rechts): Grafen von Ziegenhain, auf dem Helm mit hier abweichend blau-silbernen Decken ein springender Ziegenrumpf zwischen einem wie der Schild tingierten und mit je einem silbernen sechstrahligen Stern belegten Flug. Darunter befindet sich noch eine einfache Darstellung des Stammwappens mit rechts blau-silbernen und links rot-silbernen Decken.
Beispiel
5:
Karte
des Herzogtums Pommern
("POMERANIAE DVCATVS TABVLA Auctore Eilhardo Lubino", =
Eilhard Lübbe), publiziert vom Amsterdamer Kartographen und
Verleger Wilhelm Blaeu (1571-1638), wörtlich "AMSTELODAMI
Guiljelm. Blaeuw excudit". Das Blatt mißt im Original
38.0 x 49.0 cm. Zu sehen ist der Bereich von Rügen
über
das Große Haff und die Odermündung bis hinein ins
heutige
Polen. Zwei bunte Windrosen und zwei dreimastige Segelschiffe
schmücken den Bereich der Ostsee ("MARE BALTICVM").
Das Blatt erschien u. a. 1638 in einer französischen Edition
und
1645 in dem kartographischen Atlas "Theatrum
Orbis Terrarum, sive Atlas Novus in quo
Tabulae et Descriptiones Omnium Regionum, Editae a Guiljel et
Ioanne Blaeu", 1645 von seinem Sohn publiziert. Unten rechts
befindet sich eine kolorierte Titelkartusche, links ein
Meilenzeiger mit zwei Maßstäben.
Oben ist zentral im Bereich des Meeres das Wappen des Herzogtums Pommern angebracht, zweimal gespalten und zweimal geteilt über einem Schildfuß mit rotem Regalienfeld. Die neun Felder des Schildes enthalten folgende teilweise farblich stark abweichenden Symbole: Feld 1: Herzogtum Stettin (roter Greif, seit 1521 in goldenem Feld), Feld 2: Herzogtum Pommern (Greif), Feld 3: Herzogtum Cassuben (Greif, der alte Greif der Linie Wolgast wurde 1530 dem Herzogtum Cassuben zugeordnet), Feld 4: Herzogtum Wenden (Greif), Feld 5: Fürstentum Rügen, geteilt, oben in Gold ein wachsender, rot bewehrter und gekrönter, schwarzer Löwe, unten ein roter Mauergiebel, Feld 6: Herrschaft Usedom (Seegreif, Fischgreif), Feld 7: Land Barth (Greif, ein abgewandelter Greif des Herzogtums Wolgast), Feld 8: Grafschaft Gützkow (zwei schräggekreuzte Äste, bewinkelt von Rosen), Feld 9: Land Wolgast (geteilt, oben ein wachsender Greif, unten geschacht, das war eine Folge der Teilung von Wolgast in die Länder Barth und Wolgast, wobei dem Land Wolgast nun das Wappen des Ländchens Bernstein gegeben wurde). Wegen der vielen farblichen Fehler im vorliegenden Beispiel werden die Felder hier nicht im einzelnen weiter diskutiert, es sei auf die komplexe Geschichte und wechselnde Zuordnungen im pommerschen Wappen hingewiesen. Der einzige, gekrönte Helm trägt das pommersche Kleinod, den Pfauenfederbusch, hier in unnatürlichem Blau gehalten. Die beiden Schildhalter, nackte wilde Männer mit aufgestützter Keule, tragen kleinere Helme mit weiteren Kleinoden.
Beispiel
6:
Karte
des Hochstifts Hildesheim
("EPISCOPATVS HILDESIENSIS DESCRIPTIO NOVISSIMA Authore
Ioanne Gigante D. Med. et Math.", also nach einem Werk von Joannes Michael Gigas), publiziert vom Amsterdamer
Kartographen und
Verleger Wilhelm Blaeu (1571-1638). Das Blatt erschien u. a. in
dem von ihm bzw. seinem Sohn herausgegebenen Atlas major ("Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus in
quo
Tabulae et Descriptiones Omnium Regionum, Editae a Guiljel et
Ioanne Blaeu"). Das Hildesheimer Gebiet wird ringsum
eingerahmt von Ländereien, die jeweils mit ihrem eigenen
Wappenschild gekennzeichnet sind, im Uhrzeigersinn die
braunschweigischen Territorien Calenberg
(in Rot
zwei goldene, schreitende, hersehende Löwen (Leoparden)
übereinander), Lüneburg
(in goldenem, mit
roten Herzen bestreutem Schild ein blauer Löwe), Wolfenbüttel
(in Rot zwei goldene, schreitende, hersehende Löwen
(Leoparden)
übereinander), dann folgt Halberstadt
(gespalten, unkoloriert), Wernigerode
(die zwei
Fische, unkoloriert), das Eichsfeld (das
Mainzer
Rad, unkoloriert), dann folgen die braunschweigischen Territorien
Grubenhagen (in goldenem, mit roten Herzen
bestreutem Schild ein blauer Löwe), Homburg
(innerhalb eines gestückten Bordes der Löwe,
unkoloriert), Eberstein
(der Löwe, unkoloriert), dann die Abtei Corvey
(geteilt, unkoloriert), das Hochstift Paderborn
(durchgehendes Kreuz, unkoloriert), Pyrmont
(Ankerkreuz, unkoloriert), Sternberg
(ganz
abweichend tingierter Stern), Schaumburg/Schauenburg
(ganz abweichend tingiertes Nesselblatt). Auch der zentrale
Schild mit der Spaltung für das Hochstift Hildesheim ist
unkoloriert. Die Größe des Blattes ist ca. 41 x 45
cm. Oben
links befindet sich ein koloriertes Prunkwappen des Hochstifts
Hildesheim, unten rechts eine kolorierte Titelkartusche, darunter
ist der Meilenzeiger mit vier Maßstäben.
Das Wappen des amtierenden Fürstbischofs von Hildesheim besteht aus drei Ebenen: Hauptschild (Kurfürstentum Köln): geviert, Feld 1: in Silber ein schwarzes Kreuz (Kurköln), Feld 2: in Rot ein silbernes Pferd (Herzogtum Westfalen), Feld 3: in Rot 3 (2:1) gestellte goldene Herzen (Herzogtum Engern, hier in inversen Tinkturen), Feld 4: in Blau ein silberner Adler (Grafschaft Arnsberg, hier in inversen Tinkturen), Mittelschild (Bayern): geviert, Feld 1 und 4: ein fehltingierter Pfälzer Löwe, eigentlich korrekterweise in Schwarz ein rot gekrönter und rot bewehrter goldener Löwe (Pfalzgrafschaft bei Rhein), Feld 2 und 3: silbern-blau schräggerautet (Herzogtum Bayern), Herzschild (Hochstift Hildesheim): eigentlich von Gold und Rot gespalten, hier nicht koloriert. Unter Voraussetzung der Entstehungszeit müßte dieses Wappen zu Ferdinand von Bayern (1577–1650) passen, der in Hildesheim 1612-1650 regierte und gleichzeitig in Köln. Daß er daneben auch noch Fürstbischof von Paderborn, Münster und Lüttich war und dazu noch Fürstabt von Malmedy und Stablo und Fürstpropst von Berchtesgaden, tritt hier heraldisch nicht in Erscheinung. Er war der mittlere von drei Wittelsbachern, die unmittelbar auf beiden Bischofsstühlen in Hildesheim und Köln aufeinander folgten, vor ihm amtierte Ernst von Bayern, nach ihm Maximilian Heinrich von Bayern. Auf dem Wappenschild ruht eine goldene Inful, hinter dem Schild sind Schwert und Krummstab schräggekreuzt; der rechte Schildhalter ist ein Löwengreif, der linke ein Löwe.
Beispiel
7:
Unvorstellbar
- dieser
Kupferstich-Plan von 1737 mit zeitgenössischem
Flächenkolorit
ist der Grundriß der Bundeshauptstadt Berlin.
Was hier überschaubar einem System aus Bastionen
einbeschrieben
und von mehreren Vorstädten (Köpenicker Vorstadt
oben,
Spandauer Vorstadt unten, Friedrichstadt und Dorotheen-Vorstadt
rechts, Stralauer Vorstadt und Königs-Vorstadt unten links;
Norden ist hier unten) umgeben ist, ist heute mit 3.5 Mio
Einwohnern und knapp 900 Quadratkilometern Flächenausdehnung
die
bevölkerungsreichste und
flächengrößte Stadt Deutschlands.
Doch die Superlative kommen auch schon in der damaligen
Beschreibung gemäß kolorierter Titelkartusche nicht
zu kurz:
"Berlin - die Praechtigst. u. maechtigste Hauptstatt deß
Churfürstenthums Brandenburg auch Residenz deß
Königes in
Preußen und florissanter Handels-Plaz". Das Blatt wurde
"verfertigt und verlegt von Matth. Seutter Ihro Röm. Kays.
u. Königl. Cath. Majest. Geogr. in Augsp." - der Geograph,
Kartograph und Kupferstecher Matthäus oder Matthias Seutter
(20.9.1678-1757) war der Gründer der Druckerei und des
Verlages
Seutter. Links ist eine große Kartusche aus
Waffentrophäen,
darin ein Portrait des Königs Friedrich Wilhelm I., darunter
ist
ein Straßen- und Gebäudeverzeichnis, welches in der
rechten
oberen Ecke fortgesetzt wird. Das Blatt mißt 49.5 x 56.5 cm.
Oben ist leicht nach links verschoben das vielfeldrige königlich-preußische Wappen abgebildet, mit 36 Feldern über dem wegen der Regalien roten Schildfuß, mit dem preußischen Schild auf der Herzstelle, dem kurbrandenburgischen Zepter-Schild auf der Ehrenstelle und einem dritten Schild auf der Nabelstelle, mit zwei wilden Männern als Schildhaltern, die zwei Standarten halten, die rechte mit dem preußischen, die linke mit dem brandenburgischen Adler, die Brust des erstgenannten mit dem FR-Monogramm belegt, die des zweitgenannten mit dem markgräflichen Zepter. An weiteren Prunkstücken ist ein Wappenzelt zu sehen, ferner der Hohe Orden vom Schwarzen Adler unter dem Schild. Die Kolorierung läßt im Detail vielfach zu wünschen übrig. Aufgrund der Zeit und der Züge im Portrait ist eine Zuordnung des Wappens zu Friedrich Wilhelm I., dem sog. "Soldatenkönig", möglich.
Beispiel
8:
Stadtplan
von Rom
("URBIS ROMAE VETERIS ac MODERNAE ACCURATA DELINEATIO edita
a IOH: BAPT: HOMANNO S.C.M. Geographo NORIMBERGAE"). Johann
Baptist Homann hat diesen Plan in Nürnberg Anfang des
18.
Jh. geschaffen. Oben befindet sich die Titelleiste; seitlich je
eine Legende mit einer Beschreibung rechts und den Namen der 14
Stadtteile links, deren Einzelwappen in einer nicht kolorierten
Zone rechts unten wiedergegeben werden. Ganz unten ist noch eine
kleine Karte der sieben Hügel.
Von barocker Dekadenz ist die Darstellung des päpstlichen Wappens in der rechten oberen Ecke: Auf Wolken halten zwei geflügelte Putten in Flugpose die Schildkartusche und darüber die Tiara. Es ist das persönliche Wappen von Giovanni Francesco Albani, der Papst Clemens XI. wurde (23.7.1649-19.3.1721) und 1700-1721 den Kirchenstaat regierte. Das in eine asymmetrische Komposition eingebundene Wappen zeigt in Blau einen goldenen Balken zwischen einem achtstrahligen goldenen Stern oben und einem hier grünen (Lit.: goldenen) Dreiberg unten.
Die rechte untere Ecke gibt die Wappen der 14 einzelnen Stadtteile Roms (Rionen, Rioni) wieder, Monti mit den drei grünen Dreibergen in Silber, Trevi mit den drei silbernen Schwertern in Rot, wobei die Stellung derselben erheblich variieren kann, Colonna mit der silbernen Säule in Rot, Campo Marzo (Marzio) mit der liegenden silbernen Mondsichel in Blau, Ponte mit der Brücke, Parione mit einem schwarzen Greifen in Silber, Regola mit einem goldenen Hirschen in Blau (hier aber vertikal schraffiert), Sant'Eustachio mit einem silbernen Hirschkopf, der zwischen dem Gehörn ein Kreuz hat, in Rot, Pigna mit einem goldenen Pinienzapfen in Rot, S. Angelo mit einem Erzengel als Drachentöter, Campitello mit einem schwarzen Drachenkopf in Silber, Ripa mit einem silbernen Rad in Rot, Trastevere mit einem goldenen Löwenkopf in Rot und Borgo mit einem Dreiberg rechts und einem Löwen links in rotem Feld, wobei der Dreiberg eigentlich noch von einem Stern überhöht wird. Heute ist die römische Altstadt (Municipio I) sogar in 22 Rioni eingeteilt, wobei diese Zuordnung heute verwaltungstechnisch ohne Bedeutung ist und allein historisch interessant ist, zumal sich einige dieser Strukturen und Bezeichnungen bis in die Antike zurückverfolgen lassen.
Literatur,
Links und Quellen:
Theatrum
Orbis Terrarum, sive
Atlas Novus in quo Tabulae et Descriptiones Omnium Regionum,
Editae a Guiljel et Ioanne Blaeu
Stadtteile von Rom: http://www.info.roma.it/rioni_di_roma_dettaglio.asp?rione=R.XI%20Sant%27Angelo
Links zu alten Landkarten: http://www.hcl.harvard.edu/libraries/maps/exhibits/baroque/introduction.cfm
Karte mit schönem Wappen: http://ids.lib.harvard.edu/ids/view/25031893?buttons=y
Karte mit vielen Wappen rund um die Uni Cambridge: http://ids.lib.harvard.edu/ids/view/7766498?buttons=y
Karte mit japanischen Mon: http://ids.lib.harvard.edu/ids/view/24508175?buttons=y
ein ganzes Wappenregister von Cornwall: http://ids.lib.harvard.edu/ids/view/23971453?buttons=y
alte Landkarten: http://www.hcl.harvard.edu/libraries/maps/digitalmaps/
Die Entwicklung des Württemberger Wappens
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Bernhard Peter 2011
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