Bernhard
Peter
Geprägte
Wappen
Geprägte
Wappen - eine Stilfrage
Die Art der
Führung von
Wappen ist eine Stilfrage. Natürlich kann man sein Wappen in
Farbe auf einen Briefkopf oder eine Visitenkarte drucken, den
Annehmlichkeiten moderner Textverarbeitung entsprechend,
eleganter ist es jedoch, es zu prägen. In früheren
Zeiten hat
man das stärker differenziert als heute, und klassisches,
zurückhaltendes Understatement wurde als eleganter und
stilvoller empfunden. Ein geprägtes Wappen trumpft nicht so
auf,
ist erst auf den zweiten Blick erfahrbar und somit
unaufdringlicher, zudem kostspieliger und drückt als Wahl des
Mediums eine höhere Wertschätzung für den
Empfänger aus als
ein simpler Druck. Besserer Stil ist, was sich nicht in den
Vordergrund drängt, sondert subtil in edler Qualität
auf
Entdeckung wartet. Wer dieser Tradition heute folgen möchte,
findet einschlägige Anbieter, die ein Familienwappen als
Stempel
für Prägepressen ausarbeiten.
Geprägte
Wappen - Siegel
Weiterhin
spielen geprägte
Wappen als Siegel eine Rolle, die die alten Wachssiegel
ersetzten, die aufgrund ihrer Dicke für den Gebrauch von
Urkunden doch etwas unpraktisch sind. Dabei wird entweder das
Papier direkt geprägt, oder es wird ein geprägtes
Stück Papier
dem Dokument oder Dokumentenverbund (mit Siegelschnur
zusammengefaßt) aufgeklebt.
Beispiel
1
Prägesiegel
einer Urkunde
für Dr. med. Theodor van Bürck mit
königlich
sächsischem Wappensiegel von König
Albert,
das Große Majestätswappen zeigend. In der
betreffenden Urkunde
(Patent) wird Theodor van Bürck 1897
zum
Assistenzarzt erster Klasse ernannt.
Das
sog. Große
Majestätswappen des Königreichs Sachsen, laut
königlicher
Verordnung vom 7.6.1889, publiziert am 20.6.1889 im Kgl.
Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 6, ist wie folgt
aufgebaut:
- Hauptschild: zweimal
gespalten und dreimal geteilt
- Feld 1: Markgrafschaft
Meißen. In Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt.
- Feld 2: Landgrafschaft
Thüringen. In Blau ein golden gekrönter und bewehrter
Löwe, von Silber und Rot siebenmal geteilt.
- Feld 3: Pfalzgrafschaft
Thüringen: In Schwarz ein goldener Adler.
- Feld 4: Pfalzgrafschaft
Sachsen. In Blau ein golden gekrönter goldener Adler,
einwärts gekehrt.
- Feld 5 und 7: ledig und
rot, Regalienfeld. Vom Herzschild überdeckt.
- Feld 6: Herrschaft
Pleissen. In Blau ein von Gold und Silber geteilter Löwe.
- Feld 7: Grafschaft
Vogtland. In Schwarz ein gekrönter, goldener Löwe,
einwärtsgekehrt.
- Feld 9: Grafschaft
Orlamünde: In einem mit roten Herzen bestreuten goldenen Feld
ein rot gekrönter und bewehrter schwarzer Löwe.
- Feld 10: Markgrafschaft
(Herrschaft) Landsberg: In Gold zwei blaue Pfähle.
- Feld 11: geteilt
- oben:
Markgrafschaft Oberlausitz. In Blau eine goldene Zinnenmauer.
- unten: gespalten:
- vorne:
Burggrafschaft Altenburg: In Silber eine
fünfblättrige rote Rose, golden bebutzt, mit
grünen Kelchblättern.
- hinten:
Gefürstete Grafschaft Henneberg: In Gold auf grünem
Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen.
- Feld 12: Herrschaft
Eisenberg (Isenberg): In Silber drei blaue Balken.
- Herzschild, herzoglich
gekrönt: Herzogtum Sachsen. Von Schwarz und Gold neunmal
geteilt, darüber ein grüner schrägrechter
Rautenkranz.
Das Große
Majestätswappen führt fünf
Helme:
- Helm 1 (Mitte),
gekrönt: Herzogtum Sachsen: ein golden gekrönter
Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein
grüner schrägrechter Rautenkranz, in der Hutkrone ein
natürlicher Pfauenstoß. Ursprünglich war
das ein breitkrempiger Hut, der dann im Laufe der Zeit zum Spitzhut
wurde und das Schildbild als Hilfskleinod wiederholte. Helmdecken
schwarz-golden.
- Helm 2 (Mitte rechts),
gekrönt: Landgrafschaft Thüringen: zwei silberne
Büffelhörner, die mit je fünf
grünen Lindenzweigen besteckt sind, der jeweils
fünfte in der Hornmündung. Helmdecken rot-silbern.
- Helm 3 (Mitte links):
Markgrafschaft Meißen: ein rot-silbern gestreifter
Mannesrumpf mit bärtigem Haupte und mit rot-silbern
gestreifter Mütze, an der eine natürliche
Pfauenquaste hängt. Helmdecken rot-silbern.
- Helm 4 (rechts
außen): Grafschaft Vogtland: ein wachsender, von Schwarz und
Silber gespaltener Brackenkopf, Helmdecke schwarz-silbern.
- Helm 5 (links
außen), gekrönt: Markgrafschaft Oberlausitz. Ein
blauer, mit einer goldenen Zinnenmauer belegter halber Flug. Helmdecken
blau-golden.
Orden: Um
den Schild hat
das Wappen den Orden der Rautenkrone. Dieser wurde am 20.7.1807
von König Friedrich August gestiftet zum Andenken an die
Errichtung des Königtums. Das Kleinod ist ein achtspitziges
Kreuz, grau emailliert und mit doppelter Goldborte versehen, in
dessen vier Winkeln jeweils ein goldener Rautenkranz zu sehen
ist. Das Medaillon in der Mitte ist weiß und zeigt innerhalb
eines grünen Rautenkranzes die goldenen Initialen des
Stifters,
FA, unter einer goldenen Königskrone.
Prunkstücke:
Auf zwei
sich unter dem Schild kreuzenden Ästen fußen zwei
goldene,
widersehende, ungekrönte, rotgezungte Löwen als
Schildhalter.
Um die beiden Äste ist ein grünes, silbern bordiertes
Schriftband geschlungen mit der Devise des Ordens von der
Rautenkrone: PROVIDENTIAE MEMOR - eingedenk der Vorsehung. Die
Buchstaben sind golden. Um alles ein hermelingefütterter roter
Wappenmantel mit Baldachin, dessen Kuppel von einer goldenen
Rautenkrone umschlossen ist und oben eine goldene königliche
Krone trägt.
Beispiel
2
Prägesiegel
einer Urkunde
für Dr. med. Theodor van Bürck mit königlich
sächsischem Wappensiegel von König
Friedrich
August III, das Große Majestätswappen
zeigend. In der
betreffenden Urkunde wird Theodor van Bürck 1904
zum
Stabsarzt ernannt. Beschreibung der einzelnen Komponenten wie
oben.
Beispiel
3
Prägesiegel
einer Urkunde
für Dr. med. Theodor van Bürck mit königlich
preußischem Wappensiegel von König
Wilhelm II
von Hohenzollern, das Große
Majestätswappen zeigend.
Die betreffende Urkunde vom 7.10.1918 ist
das
Patent als Sanitätsarzt für Theodor van
Bürck.
- Hauptschild:
fünfmal gespalten und siebenmal geteilt mit
Schildfuß und drei Schildchen auf der Ehren-, Herz- und
Nabelstelle
- 1. Reihe:
- Feld 1: in Rot ein
silbernes, aufspringendes Pferd, Herzogtum Westfalen
- Feld 2: in Silber
ein schwarzer, golden bewehrter, königlich gekrönter
Adler, in der rechten Klaue das preußische
Königszepter, in der linken Klaue den Reichsapfel haltend, die
Saxen mit goldenen Kleestengeln belegt, auf der Brust ein mit einer
fünfblättrigen Laubkrone gekrönter, roter
Schild mit einem silbernen, golden bewehrten und gekrönten
Adler, Großherzogtum Posen
- Feld 3: in Gold ein
schwarzer, golden bewehrter, herzoglich gekrönter Adler mit
silberner, halbmondförmiger Brustspange, die in der Mitte mit
einem silbernen Tatzenkreuzchen besteckt ist, souveränes
Herzogtum Schlesien
- Feld 4: in Silber
ein schwarzer, golden bewehrter, königlich gekrönter
Adler, in der rechten Klaue das preußische
Königszepter, in der linken Klaue den Reichsapfel haltend, die
Saxen mit goldenen Kleestengeln belegt, auf der Brust ein mit einer
fünfblättrigen Laubkrone bedeckter grüner
Schild mit einem silbernen Wellenschrägbalken,
Großherzogtum Niederrhein
- Feld 5: in von
Schwarz und Gold neunmal geteiltem Feld ein schrägrechter
grüner Rautenkranz, Herzogtum Sachsen
- Feld 6: in Silber
drei (2:1) rote Seeblätter, Herzogtum Engern
- 2. Reihe:
- Feld 7: rot-silbern
geteilt, Herzogtum Magdeburg
- Feld 8: in Rot ein
silbern-rot geteiltes Schildchen, das von drei silbernen
Nesselblattstücken umgeben ist, zwischen diesen, die Spitzen
einwärts, drei silberne Nägel, Herzogtum Holstein
- Feld 9: in Silber
ein roter, golden bewehrter Greif, Herzogtum Pommern
- Feld 10: in
goldenem, mit roten Herzen bestreutem Feld ein blauer Löwe,
Herzogtum Lüneburg
- Feld 11: in Gold
zwei blaue Löwen übereinander, Herzogtum Schleswig
- Feld 12: in Rot
zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel, die
Bärte nach oben und auswärts gekehrt,
überhöht von einem schwebenden silbernen Kreuzchen,
Herzogtum Bremen
- 3. Reihe:
- Feld 13: in Silber
ein rot-grün fünfmal schräglinks geteilter
Greif, Herzogtum Wenden
- Feld 14: in Gold
ein schwarzer, rot bewehrter Löwe, Herzogtum Jülich
- Feld 15: in Blau
ein gekrönter, goldener Löwe, Herzogtum Geldern
- Feld 16: in Rot ein
silbernes Schildchen, überdeckt von einem goldenen Glevenrad,
Herzogtum Cleve
- Feld 17: in Silber
ein blau gekrönter, gezungter und bewehrter Löwe,
Herzogtum Berg
- Feld 18: in Gold
ein schwarzer Greif, Herzogtum Kassuben
- 4. Reihe:
- Feld 19: in Blau
ein golden gekrönter und bewehrter, rot-silbern siebenmal
geteilter Löwe, Landgrafschaft Thüringen
- Feld 20: in Gold
ein hersehender, abgerissener, rot gekrönter und gezungter
schwarzer Stierkopf mit silbernen Hörnern und silbernem
Nasenring, Herzogtum Mecklenburg
- Feld 21: in Gold
ein schwarzer, golden bewehrter Adler mit silberner,
mondsichelförmiger Brustspange, Herzogtum Krossen
- Feld 22: innerhalb
eines silbern-schwarz zwölffach gestückten Bordes in
Rot ein silberner Pferdekopf, Herzogtum Lauenburg
- Feld 23: in Blau
ein golden gekrönter und bewehrter, silbern-rot siebenmal
geteilter Löwe, Landgrafschaft Hessen
- Feld 24: in Blau
eine goldene Mauer mit drei Zinnen, Markgrafschaft Oberlausitz
- 5. Reihe:
- Feld 25: Gespalten:
- rechts: in Rot
ein durchgehendes goldenes Kreuz, Fürstentum Paderborn
- links: in
Silber ein rotes Ankerkreuz, Grafschaft Pyrmont
- Feld 26:
golden-blau geteilt, oben ein aus der Teilung wachsender, rot
gekrönter und bewehrter, schwarzer Löwe mit
Doppelschwanz, unten ein roter Stufengiebel aus fünf Steinen,
Fürstentum Rügen
- Feld 27: in Silber
ein schreitender, roter Stier, Markgrafschaft Niederlausitz
- Feld 28: in Gold
ein nach links gekehrtes, golden beschlagenes, blaues Jagdhorn
(Hifthorn) an rotem Band, Fürstentum Oranien
- Feld 29: in Schwarz
ein gekrönter, goldener Jungfrauenadler, von vier (2:2)
sechszackigen, goldenen Sternen begleitet, Fürstentum
Ostfriesland
- Feld 30:
silbern-rot gespalten, Fürstentum Halberstadt
- 6. Reihe:
- Feld 31: in Silber
ein schwarzes, fußgespitztes Kreuz (Nagelspitz-Steckkreuz),
Fürstentum Verden
- Feld 32: in Silber
ein achtspeichiges rotes Rad, Fürstentum Osnabrück
- Feld 33: in Blau
ein goldener Balken, Fürstentum Münster
- Feld 34: in Rot
zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel, die
Bärte nach unten und einwärts gekehrt,
Fürstentum Minden
- Feld 35: rot-golden
gespalten, Fürstentum Hildesheim
- Feld 36: in Rot ein
silbernes Ankerkreuz, Fürstentum Kammin
- 7. Reihe:
- Feld 37: in Rot
zwei gebogene goldene Schräglinksbalken, Grafschaft Glatz
- Feld 38: in Gold
ein schwarzer Balken, Fürstentum Moers
- Feld 39: in Silber
ein durchgehendes schwarzes Kreuz, Fürstentum Fulda
- Feld 40: in blauem,
mit goldenen Schindeln bestreutem Feld ein gekrönter goldener
Löwe, Fürstentum Nassau
- Feld 41: in Gold
auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und
ebensolchem Kehllappen, gefürstete Grafschaft Henneberg
- Feld 42: gespalten:
- rechts: in Gold
ein in drei Reihen rot-silbern geschachter Balken, Grafschaft Mark
- links: in
Silber drei rote Sparren, Grafschaft Ravensberg
- 8. Reihe:
- Feld 43: in Gold
drei liegende blaue Hirschstangen (Geweihstangen), Grafschaft Veringen
- Feld 44:
silbern-rot gerautet (in Silber sechs rote Rauten in zwei Reihen),
Grafschaft Mansfeld
- Feld 45:
rot-silbern dreimal in vier Reihen geschacht, Grafschaft Hohnstein
- Feld 46: gespalten:
- rechts: in
Silber drei (2:1) rote Herzen, Grafschaft Tecklenburg
- links: in Blau
ein goldener Anker, Grafschaft Lingen
- Feld 47: in Blau
auf grünem Dreiberg ein schreitender goldener Hirsch,
Grafschaft Sigmaringen
- Feld 48: in Rot ein
golden bewehrter, silberner Adler, Herrschaft Frankfurt a. M.
- Schildfuß:
ledig und rot, Regalien
- königlich
gekrönter Herzschild: in Silber ein schwarzer, golden
bewehrter, königlich gekrönter Adler, in der rechten
Klaue das preußische Königszepter, in der linken
Klaue den Reichsapfel haltend, die Saxen mit goldenen Kleestengeln
belegt, auf der Brust das goldene Monogramm FR, für das
Königreich Preußen
- mit dem
Kurfürstenhut bedeckter Ehrenschild: in Silber ein roter,
golden bewehrter Adler mit dem Kurhut auf dem Kopf, in der rechten
Klaue ein goldenes Zepter, in der linken Klaue ein silbernes,
goldengegrifftes Schwert, auf der Brust ein blaues Schildchen mit
goldenem Zepter, für die Markgrafschaft Brandenburg
- mit einem
Fürstenhut bedeckter Nabelschild: geteilt:
- oben: innerhalb eines
silbern-rot zwölfmal gestückten Bordes in Gold ein
schwarzer, rot gekrönter und bewehrter
doppelschwänziger Löwe, für die
Burggrafschaft Nürnberg
- unten: silbern-schwarz
geviert, Grafschaft Hohenzollern
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