Bernhard Peter
Das Haus Wied und seine Wappen
(Fürsten zu Wied, Grafen zu Isenburg, Herren zu Runkel und Neuerburg)

Drei Grafenhäuser in Folge
Insgesamt gab es drei Grafenhäuser in der Grafschaft Wied, die sich wegen Aussterbens im Mannesstamm über ihre jeweiligen Erbtöchter als Herrscher über die Grafschaft ablösten.

Das erste Grafenhaus zu Wied
Dieses erste Grafenhaus geht zurück auf Gaugraf Metfried, der zu Beginn des 12. Jh. urkundlich erscheint. Er war Gaugraf in der fränkischen Gaugrafschaft Engersgau, die ganz grob zwischen Rhein, Lahn und Sieg lag und von der sich der Name der Stadt Engers am Rhein ableitet. Die Besitzungen der Familie lagen rechtsrheinisch nördlich der Lahn, aber auch linksrheinisch. Diese Herrschaft zu Wied wird 1129 erstmalig als eigenständige Herrschaft genannt: "Meffridus de Widhe". Um diese Zeit wurde die Burg Altwied errichtet. Die Bezeichnung "Graf von Wied" wird erstmals 1145 urkundlich verwendet. Lothar Graf zu Wied war der letzte regierende Graf aus diesem Hause. Durch seine beiden Töchter wurden Bindungen zu den Häusern Isenburg und Eppstein geschaffen. 1244 starb das erste Grafenhaus aus.

Abb.: Burgruine Altwied, erst 1690 verlassen

Altes Wappen der Herren von Wied und ersten Grafen zu Wied
Das Stammwappen der Herrschaft und Grafschaft Wied taucht im Jahre 1218 erstmals urkundlich auf, in einer Gerichtsurkunde für ein Gericht auf dem Schönfeld bei Heimbach, wo Lothar, der letzte Graf zu Wied des ersten Hauses, die Hohe Gerichtsbarkeit ausgeübt hatte. Dieses Wappen zeigt fünf rote Schrägbalken in goldenem Feld. 1229 führt er in seinem Reitersiegel einen Pfau. Beide Elemente zeichnen das später mit der Grafschaft Wied assoziierte vereinigte Wappen vor, das in mehrfach gold-rot schrägrechts geteiltem Feld einen naturfarbenen (grünen oder blauen) Pfau zeigt, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der naturfarbene Pfau. In dieser Form wird das Wappen später für die alte Grafschaft Wied verwendet, auch wenn es zu Zeiten der ersten Grafen von Wied noch nicht in dieser Form verbindlich festgelegt war.

Der Pfau in der kommunalen Heraldik
Der Pfau als Symbol der alten Grafschaft Wied findet sich heute übrigens im Wappen des Landkreises Neuwied wieder: In Silber eine eingebogene goldene Spitze, darin ein rechtsgekehrter, schreitender, blauer Pfau, oben rechts ein durchgehendes schwarzes, oben links ein durchgehendes rotes Kreuz. Folgende Städte und Gemeinden haben ebenfalls ein Feld mit dem Wieder Pfau: Stadt Neuwied (linksgekehrter Pfau mit rot-goldenen Schrägrechtsbalken), Gemeinde Rüscheid (dito), Steimel (dito), Hanroth (dito), Rengsdorf (linksgekehrter Pfau mit rot-goldenen Schräglinksbalken), Woldert (linksgekehrter Pfau mit rot-silbernen Schrägrechtsbalken), Döttesfeld (dito), die Verbandsgemeinde Puderbach (dito) und der alte Ort Puderbach (rechtsgekehrter Pfau mit rot-silbernen Schrägrechtsbalken), weiterhin die Gemeinde Nordhofen (Pfau radschlagend und ohne Beine).

Das zweite Grafenhaus zu Wied, Isenburg-Braunsberg-Wied
Nachdem mit Lothar Graf zu Wied (-1.3.1244) das erste Wiedische Grafenhaus erloschen war, standen zwei Ansprüche auf die Grafschaft im Raum, beide über die Schwestern des letzten Grafen weitergegeben, und vier der insgesamt sechs Neffen des verstorbenen Grafen Lothar standen quasi schon in den Startlöchern. Damit es keinen großen Krach um das Erbe gibt, wurde bereits 4 Jahre vor Lothars Tod, am 27.11.1240, ein Vergleich zwischen den 2 x 3 Cousins geschlossen: Die vier weltlichen Söhne aus beiden Familien sollten die Grafschaft gemeinsam und ungeteilt als Kondominat regieren, als Schlichter waren die beiden geistlichen Brüder bzw. Cousins vorgesehen, das waren der Trierer Erzbischof Arnold von Isenburg und Siegfried von Eppstein, Erzbischof von Mainz, und diese verzichteten auf ihren Anteil am Besitz. Die Tatsachen entwickelten sich zum Vorteil der Isenburger. 1238 wurden bereits die Brüder Bruno und Dietrich von Isenburg für den Fall des Ableben ihres Vaters von Pfalzgraf Otto mit der Grafschaft Wied belehnt, und am 5.3.1243 übertrug Lothar seine Lehen an diese beiden Schwiegersöhne.

Wer waren diese Schwiegersöhne? Springen wir ein rundes Jahrhundert zurück: Rembold III. Graf v. Isenburg (vor 1137 - nach 1158/1167), hatte zwei Söhne, Rembold IV. v. Isenburg-Kempenich, und Bruno I. v. Isenburg-Braunsberg. Rembold IV. v. Isenburg-Kempenich wird der Begründer der Linien Kempenich und Niederisenburg. Bruno wurde der Begründer der Linie Braunsberg. Über seinen Sohn Bruno II. v. Isenburg-Braunsberg, seinen Enkel Bruno III. Graf v. Isenburg-Braunsberg, seinen Urenkel Johann I. Graf v. Isenburg-Braunsberg, Ururenkel Bruno IV. v. Isenburg-Braunsberg (vor 1305 - 23.8.1325) wird die Linie bis zu Urururenkel Wilhelm I. v. Isenburg-Braunsberg Graf v. Wied (vor 1324 - 1382/17.7.1383) fortgesetzt, der 10.4.1327 in Braunsberg herrscht, 1331 die Hälfte von Wied erwirbt, 1338 Graf von Wied wird und 1373 die Burg Isenburg mit Salentin V teilt. Begonnen hatte der erste Graf mit einem Viertel der Grafschaft, doch im Laufe der Zeit konnte die Grafschaft durch Erbschaft und Erwerb wieder in einer Hand vereint werden. In der Herrschaft folgen ihm seine beiden Söhne aus verschiedenen Ehen, erst Wilhelm Graf v. Isenburg-Braunsberg u. Wied und dann Gerlach v. Isenburg-Braunsberg Graf v. Wied, dessen Sohn Wilhelm III. v. Isenburg-Braunsberg Graf v. Wied (vor 1411 - 1462) im Jahre 1454, ohne männliche Nachkommen geblieben, alle seine Besitzungen an Friedrich IV. v. Runkel, den Sohn der Nichte Anastasia, verschenkt. Damit endet die Linie Isenburg-Braunsberg-Wied im Jahr 1462.

Die Eppsteiner, die die andere Hälfte geerbt hatten, verkauften hingegen ihren Anteil 1306 an die Grafen von Virneburg. Über die Erbin Agnes von Virneburg, die einen Grafen von Wied heiratete, kam der Anteil wieder zurück an das zweite Grafenhaus zu Wied. 1338 konnte der gesamte Wied-Besitz wieder vereinigt werden, und seitdem nannte man sich Graf von Wied.

Wappen der Grafen von Isenburg und zweiten Grafen zu Wied
Das Stammwappen der Edlen Herren und Grafen von Isenburg aus der Niederisenburger Linie zeigt in Silber zwei rote Balken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, mit zwei roten Balken belegter offener Flug. Dieses ist das Stammwappen des zweiten Grafenhauses, wobei in der Linie zu Wied andere Kleinode auftraten, erst 1346 ein silberner, rotgestulpter Hut mit zwei silbernen Flügeln, dann 1350 ein silberner, rotgestulpter Hut mit goldener Kugel und schwarzem Hahnenfederbusch und schließlich um 1380 auf besagtem Hut ein naturfarbener Pfau sitzend. Johann von Isenburg-Braunsberg hat ihn auch in seinem Siegel von 1326 als Helmschmuck.

Daneben kam ab ca. 1400 die Kombination mit dem alten Wieder Wappen in Gebrauch, als erste Variante in geviertem Schild (nach den Siebmacherschen Wappenbüchern):

Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein naturfarbener Pfau (Grafschaft Wied) sitzend zwischen einem silbernen, mit zwei roten Balken belegten Flug. Der Flug ist dem Isenburger Wappen entnommen, beide Kleinode wurden also kombiniert.

Eine zweite Variante hat einen gespaltenen Schild, rechts Wied, links Niederisenburg, dazu die Kombinationshelmzier wie zuvor beschrieben.

 

Abb.: Zeichnung des Wappens Isenburg-Braunsberg-Wied ("Ysenburg-Wied") von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1904.

Otto Hupp weist im Münchener Kalender von 1904 darauf hin, daß die Linie Isenburg-Braunsberg-Wied eine farbliche Variante zur Abgrenzung der beiden anderen Isenburger Linien führte, nämlich die roten Balken in goldenem Feld, Helmzier analog. Der gerlachische Hauptstamm der Isenburger hatte die schwarzen Balken in silbernem Feld, wohingegen der remboldische Stamm in der niederisenburgischen Linie die zwei roten Balken in silbernem Feld hatte und in der braunsbergischen oder wiedischen Linie rot in goldenem Feld. Deshalb bildet er das Wappen Isenburg-Wied wie folgt ab:

Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein naturfarbener Pfau (Grafschaft Wied) sitzend zwischen einem goldenen, mit zwei roten Balken belegten Flug (Isenburg-Braunsberg). Beide Kleinode wurden kombiniert.

Eindeutig kann die von ihm gezeigte abweichende Tinktur nicht ermittelt oder bestätigt werden. Aber selbst Hupp schreibt: "Ob die Wiedischen Farben auf sicherer Überlieferung beruhen, können wir nicht beurteilen."

Das dritte Grafenhaus zu Wied, Wied-Runkel
Der letzte Graf aus dem zweiten Grafenhaus zu Wied war Wilhelm III. v. Isenburg-Braunsberg Graf v. Wied (-22.10.1462). Er hatte keine legitimen, erbberechtigten Nachkommen und begünstigte daher 1454 Friedrich v. Runkel, den Sohn der Nichte Anastasia. Ihm kamen alle Wiedschen Besitzungen zu. 1462 endete mit dem Tod von Wilhelm III. die Linie Isenburg-Braunsberg-Wied und das zweite gräfliche Haus. Die neuen Grafen werden aus dem Haus der Dynasten von Runkel gestellt, und deshalb sind alle späteren Grafen und Fürsten zu Wied der Abstammung im Mannesstamm nach Nachkommen der Herren von Runkel. Bereits 1460 hatte der Lehnsherr über die Grafschaft, Pfalzgraf Friedrich, Friedrich IV. (-31.8.1487) aus dem Hause Runkel, Begründer des dritten Grafenhauses zu Wied, mit der halben Grafschaft Wied belehnt, und 1473 bekam er die gesamte Grafschaft offiziell als Lehen, was sich 1477 unter dem nachfolgenden Pfalzgrafen Philipp bestätigend wiederholte.

Im 16. Jh. kam es zu einer Teilung der Grafschaft in eine Obergrafschaft mit Runkel und Dierdorf und eine Untergrafschaft mit Wied und Neuwied; nachdem man sich seit 1581 unter Erben stritt, wurden 1595 zwei Teile daraus gemacht. Beide Teilgrafschaften existierten im 16. und 17. Jh. nebeneinander und wurden bei Aussterben einer Linie stets wieder neu vergeben, so daß jeder Rückfall wegen Erlöschens einer Linie wieder zu einer Teilung zwischen Brüdern führte.

So existierten nach der Gründung der Stadt Neuwied auch parallel die Linien Wied-Neuwied (Friedrich III.) für die jüngere Linie und Wied-Runkel (Moritz Christian). Ebenso teilten die Söhne Friedrichs III., weil Moritz-Christian nur eine Tochter hatte, wiederum in Wied-Neuwied und Wied-Runkel, wobei aber jetzt nicht mehr hin- und hergewechselt wurde. Die Obergrafschaft blieb nach neuen Streitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel, die Untergrafschaft bei Wied-Neuwied. Beide Linien stiegen in den Fürstenstand auf, die Linie Wied-Neuwied im Jahre 1784 mit Johann Friedrich Alexander Christian Fürst zu Wied Graf zu Isenburg (1706-7.8.1791) und die Linie Wied-Runkel im Jahre 1791 mit Christian Ludwig Fürst zu Wied Graf zu Runkel, Isenburg u. Criechingen (2.5.1732-31.10.1791). Gleichzeitig mit der Erhebung in den Reichsfürstenstand blieben die Belehnungen durch die Kurpfalz aus.

 

Abb.: Zeichnung des Wappens Runkel ("Wied") von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1898.

Wappen der Grafen von Wied-Runkel
Neben den ganzen im folgenden zu besprechenden kombinierten Wappen mit vielen Feldern führten die Angehörigen des dritten gräflichen Hauses zu Wied auch immer das Stammwappen der Grafschaft alleine, das der alten Grafen zu Wied, in mehrfach golden-rot oder rot-golden schrägrechts geteiltem Feld ein natürlicher Pfau, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der naturfarbene Pfau.

Abb. links: Wappenschild der Elisabeth v. Wied-Runkel (nach 1505 - 24.7.1542) an der Ronneburg; Teil eines 1555 angebrachten Wappenpaares. Abb. rechts: Ronneburg, sog. Hofstube. Weitere Beispiele sind an der Ronneburg vorhanden, weiterhin an Schloß Wächtersbach für die gleiche Person.

Die weitere Entwicklung des Wappens innerhalb des Hauses Wied-Runkel wird beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 12 Tafel: 17, Band: FstM Seite: 13-14 Tafel: 22-25 und Band: FstA Seite: 277 Tafel: 374-377.

Erstes kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel, 1. Variante
Da die neuen Grafen zu Wied aus dem Dynastengeschlecht der Herren von Runkel stammen, wurde nun das Stammwappen der Herren von Runkel mit dem der alten Grafen von Wied geviert. Das Wappen der Herren von Runkel ist ein silberner Schild mit zwei roten Pfählen und einem rechten blauen Obereck, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Zinnenturm. Das Stammwappen der Dynasten von Runkel wird im Münchener Kalender 1898 unter "Wied" beschrieben. Zur Vereinigung der Wappen Wied und Runkel kam es durch Heirat (s. o.). Dabei gibt es zwei Varianten, die sich nur in der Erstplazierung entweder von Wied oder von Runkel unterscheiden. Die erste Variante ist von 1482 überliefert und in Konrad Grünenbergs Wappenbuch verzeichnet, sie betont in Feld 1 und in der Helmzier die alte Grafschaft Wied:

Geviert:

Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der naturfarbene Pfau (Grafschaft Wied).

Erstes kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel, 2. Variante
Die andere Variante ist von 1500 überliefert und blieb bis Ende des 16. Jh. in Gebrauch. Sie betont in Feld 1 und in der Helmzier den Mannesstamm Runkel und die Abstammung von diesem Dynastengeschlecht. Ein solches Wappen steht für Friedrich Graf zu Wied, Herr zu Runkel in einer Ahnenprobe des Grafen Johann zu Wied.

Geviert:

Auf dem Helm mit rot-silbernen (oder auch rechts rot-golden und links rot-silbern denkbar) Decken ein silberner Zinnenturm (Herrschaft Runkel).

Erstes kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel, 3. Variante
Eine dritte Variante ist für Philipp Graf zu Wied (-1535), Herr zu Runkel und Isenburg, aus dem Jahr 1535 überliefert, nach seinem Grabdenkmal:

Geviert:

Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein naturfarbener Pfau sitzend zwischen einem beiderseits mehrfach golden-rot schräggeteilten Flug, rechts schräglinks, links schrägrechts. Hier sind zwei Kleinode kombiniert worden, einerseits der Pfau der Grafen von Wied, andererseits ein nach den Schrägteilungen des Schildes gestalteter Flug als Hilfskleinod. Im späteren fürstlichen Wappen taucht dieser Flug wiederum auf, aber als separate Helmzier.

Zweites kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel
Im Verlauf des 16. Jh. kam ein weiteres Feld hinzu: Isenburg. Denn die Grafen zu Wied waren nicht nur Herren von Runkel, sondern auch Herren zu Isenburg. Das Stammwappen der Edlen Herren und Grafen von Isenburg aus der Niederisenburger Linie zeigt in Silber zwei rote Balken. Diese Kombination im Wappenschild hatten schon die Wieder Grafen des zweiten gräflichen Hauses geführt. Nun kam es als weiteres Feld in das gräfliche Wappen der nächsten Linie, wobei es mehrere Varianten gibt. In einfachster Weise wird Wied mit Isenburg in geviertem Schild kombiniert, so beschrieben für Johann Graf zu Wied, Runkel und Isenburg 1521:

Geviert:

Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein naturfarbener Pfau mit offenem Rad (Grafschaft Wied). Die gespaltenen Helmdecken nehmen auf der linken Seite auf das Feld Isenburg Bezug.

Drittes kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel, 1. Variante
Gegen Ende des 16. Jh. wurden alle drei Komponenten vereinigt: Wied, Runkel und Isenburg, wobei es mehrere Varianten gibt. Eine weitere Entwicklung ist, daß das Feld mit dem Pfau gespiegelt wird, die Schrägbalken laufen nun schräglinks, und der Pfau ist gewendet. Dies ist in der Folgezeit häufig zu beobachten, wird aber nicht durchgängig eingehalten. Die genaue Anzahl der Schrägteilungen ist ebenfalls großen Variationen unterworfen.

Für Johann Wilhelm Graf v. Wied (-1633) in der Untergrafschaft wird ein auf 1591 datiertes Wappen nach einem Stammbuch überliefert, das die drei Elemente in einem zweimal gespaltenen Schild vereint:

Schild: Zweimal gespalten:

Drei Helme:

Decken rechts blau-silbern, links rot-golden (lt. Siebmacher, entspricht nicht den zu den Einzelkomponenten gehörenden Farben). Es ist ferner erstaunlich, daß hier das Blau der Vierung von Runkel dem Rot der Pfähle vorgezogen wurde, offensichtlich eine Eigenmächtigkeit des Wappenträgers oder des Wappenmalers.

Drittes kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel, 2. Variante
Eine andere, gebräuchlichere Variante ist die Kombination der drei Elemente in einem gevierten Schild, wobei ein Inhalt doppelt verwendet wird.

Schild: geviert

Zwei Helme:

Abb. Wappen an Burg Wertheim für Walpurga Johanna zu Wied-Runkel, Ehefrau von Ludwig zu Stolberg Graf v. Königstein, Diez, Rochefort u. Wertheim (12.1.1505-1.9.1574). Ein ähnlicher Wappenstein befindet sich im Stadtmuseum Königstein (Taunus), entweder für Walpurga Johanna zu Wied-Runkel (- 3.10.1578) oder für ihre Schwester Genoveva v. Wied-Runkel (- 1556). Weitere Fundorte für diesen Wappenschild sind mehrere Epitaphien in der Stadtkirche Waldenburg, dort als Bestandteil von Ahnenproben. Das gleiche Wappen wird im Siebmacher mit abgewendeten Pfauen zu Schrägrechtsteilungen wiedergegeben.

Drittes kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel, 3. Variante
Eine dritte Variante ist die Kombination der drei Elemente in einem gevierten Schild mit Herzschild, wobei zwei Inhalte doppelt verwendet werden. Ein solches Wappen findet man zweimal in der Burg Runkel.

Drei Helme:

Bildbeispiel: Burg Runkel

Kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel und Criechingen, 1. Variante
Die Herren von Criechingen (Créhange) hatten einst Besitz in Luxemburg (Pittange, Rollingen), Lothringen (Créhange) und im Saarland (Saarwellingen, Püttlingen, Teile von Dagstuhl). Das 1617 zur Reichsgrafschaft erhobene Gebiet bzw. die Ansprüche darauf kamen beim Aussterben der Grafen über eine Erbtochter erst an die Grafen von Ostfriesland und dann an die Grafen von Wied-Runkel, denn Johann Ludwig Adolph Graf v. Wied-Runkel (30.5.1705-18.5.1762) hatte Christina Louise v. Ostfriesland (1.2.1710-12.5.1732) geheiratet, die Tochter von Friedrich Ulrich v. Ostfriesland Graf v. Criechingen (31.12.1667-13.3.1710) und Enkelin von Edzard Ferdinand Graf v. Ostfriesland (12.7.1636-1.1.1668) und Anna Dorothea v. Criechingen (-20.5.1705). Letztere war die Tochter von Albrecht Ludwig Graf v. Criechingen (-1651) und Agatha v. Kyrburg. Sie hatte zwar noch ein paar Brüder, doch weder Kasimir Otto, noch Georg Otto, noch Johann Ludwig Graf v. Criechingen (-5.5.1681), noch der im Duell getötete Ernst Kasimir (-1665) hatte Nachkommen. Viel hatten die Grafen von Wied nicht von der Erbschaft, denn das Gebiet war klein und kam 1793 durch Annexion an Frankreich. Jedenfalls reichte der Anspruch, daß sich Christian Ludwig Fürst zu Wied (2.5.1732-31.10.1791) Graf zu Runkel, Isenburg u. Criechingen, Herr zu Saarwellingen, Püttlingen u. Rollingen nennen konnte.

Ab 1765 zeigt das Wappen der Grafen zu Wied und Criechingen einen aus Wied (Feld 1 und 4, gewendet) und Runkel (Feld 2 und 3) gevierten Hauptschild, einen aus Criechingen/Créhange (Feld 1und 4) und Pettingen/Pittange (Feld 2 und 3) gevierten Mittelschild und einen Löwen im Herzschild für Saarwellingen. Die neu hinzugekommenen Elemente findet man am verläßlichsten im Loutsch beschrieben. Vier Helme zeigen Isenburg, Runkel, Wied und Criechingen. Im Detail ist das Wappen wie folgt aufgebaut:

Vier Helme:

Der Criechinger Balken findet sich auch noch heute in dem alten Gemeindewappen von Püttlingen, dort aber geviert mit einem silbernen Ankerkreuz in rotem Feld, ein 1768 vom Fürsten Christian Ludwig von Criechingen verliehenes Wappen, und im ersteres ablösenden Wappen der Stadt Püttlingen, das den Schild durch eine eingebogene Spitze in drei Felder teilt, mit dem Criechinger Balken in Feld 2, mit dem Püttlinger Ankerkreuz (silbern in Rot) in Feld 1 und mit dem Nassauer Löwen in der Spitze.

Kombiniertes Wappen der Grafen von Wied-Runkel und Criechingen, ergänzte 2. Variante
Eine von den Grafen zu Wied 1779-1784 geführte Variante ordnet die oben beschriebenen Elemente anders an, und dazu kommen noch ein Herzschild und ein neues Feld.

Drei Helme:

Die Fürsten von Wied-Runkel verloren die Criechinger Gebiete durch den Frieden von Lunéville, sie bekamen als Kompensation für den Verlust durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses stattdessen aus ehemals kurkölnischem Besitz die Ämter Neuerburg und Altenwied, außerdem die Kellerei Villmar, ehemals kurtrierischer Besitz.

Genealogie: Die Fürsten zu Wied-Runkel
Die Linie Wied-Runkel, die eigentlich die ältere war und seit 1698 die obere Grafschaft Wied mit Runkel und der Residenzstadt Dierdorf innehatte, und die 1791 in den Fürstenstand erhoben wurde, war kurzlebiger als die andere Linie und endete 1824. Das Territorium fiel zurück an die Hauptlinie.

Genealogie: Die Fürsten zu Wied-Neuwied
Die 1784 gefürstete Linie Wied-Neuwied war die jüngere Linie mit Residenz in Neuwied und den Orten Heddesdorf, Feldkirchen, Bieber, Rengsdorf, Anhausen, Grenzhausen, Asbach und Honnefeld, und ihr war ein längeres Leben beschieden, denn sie besteht bis heute fort. 1824 beerbte sie die ältere Linie zu Wied-Runkel mit Runkel, Dierdorf etc.

Wappen der Fürsten von Wied-Runkel nach dem Reichsfürstendiplom vom 22.7.1791
Der Schild ist der gleiche wie direkt zuvor beschrieben, anstelle der Helme wird nun ein Fürstenhut mit Wappenmantel verwendet. Dieses Wappen enthält noch alle drei Elemente aus dem übernommenen Wappen der Grafen von Criechingen. Der Turm hat hier noch ein Tor mit silbernem Gatter. Der Turm ist möglicherweise ein in den Schild gewanderter Helmschmuck von Runkel; im Siebmacher wird er mal Starkenburg, mal Runkel zugeordnet.

Dazu Fürstenmantel und Fürstenhut.

Wappen der Fürsten von Wied-Neuwied nach dem Reichsfürstendiplom vom 29.5.1784
Dieses Wappen wurde durch das Reichsfürstendiplom von 1784 festgelegt und wurde bis 1803 verwendet:

Dazu Fürstenmantel und Fürstenhut.

Wappen der Fürsten zu Wied ca. 1803-1825
Nach dem Verlust des Criechingen-Erbes durch die französische Annexion machte es wenig Sinn, auf den Feldern zu beharren. Sie flogen bei den nun folgenden Wappen-Versionen wieder aus dem Schild. Dafür hielt das kurkölnische Kreuz Einzug als Symbol für die kurkölnischen Lehen Altwied und Neuerburg-Villmar. Diese neue Variante ist wie folgt aufgebaut:

Dazu Fürstenhut und zwei Engel als Schildhalter. Alternative Varianten werden beschrieben.

Wappen der Fürsten zu Wied ca. 1825-1835
Allmählich vollzieht sich der Übergang bis zum größten, vielfeldrigsten fürstlichen Wappen. Diese neue Variante, die seit dem Erlöschen der Linie Wied-Runkel von der überlebenden Linie Wied-Neuwied geführt wird, ist wie folgt aufgebaut:

Fünf Helme:

Wappen der Fürsten zu Wied ab 1835
Alles zeigen, was man hat - das prächtigste, vielfeldrigste und unübersichtlichste Wappen der Fürsten zu Wied wurde ab 1835 geführt.

6 Helme:

Prunkstücke: Zwei Engel als Schildhalter, Fürstenmantel. Die Devise lautet: Fidelitate et veritate.

vereinfachtes Wappen des fürstlichen Hauses zu Wied
Daneben gibt es ein fürstliches Wappen, welches sich auf die wichtigen Elemente beschränkt, nämlich auf die drei genealogisch und historisch miteinander verbundenen Stammgeschlechter Wied, Runkel und Isenburg, und das als einzige Zutat aus neueren Wappen den Herzschild mit dem radschlagenden Pfau übernommen hat:

Abb.: Eingang zu Schloß Neuwied, über dem schmiedeeisernen Tor. An Prunkstücken sehen wir einen Fürstenhut und zwei goldene, widersehende Löwen als Schildhalter (keine Engel wie bei dem zuvor beschriebenen fürstlichen Wappen). Unten eine Detailaufnahme des vereinfachten Schildes.

Literatur, Links und Quellen:
Webseite des Fürstenhauses: http://www.zuwied.de/
Geschichte der Familie zu Wied:
http://www.zuwied.de/familie_de.htm
Heraldik des Hauses Wied:
http://www.zuwied.de/heraldik.htm
Grafschaft Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Wied
Hans-Jürgen Krüger: Das Fürstliche Haus Wied, Grafen zu Isenburg, Herren zu Runkel und Neuerburg, Reihe "Deutsche Fürstenhäuser", Heft 14, Börde-Verlag Werl, 2005, ISBN 3-9809107-4-1.
Die wiedischen Grafenhäuser:
http://www.genealogy.net/vereine/ArGeWe/wewa6/Grafschaft_Neuwied/7_Die_wiedischen_Grafen.html
Arnold von Wied, 1. Grafenhaus zu Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_II._von_Wied
Siegfried von Wied, 1. Grafenhaus zu Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_%28Wied%29
Dietrich von Wied, 1. Grafenhaus zu Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_I._%28Wied%29
Georg von Wied, 1. Grafenhaus zu Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_%28Wied%29
Lothar von Wied, 1. Grafenhaus zu Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_%28Wied%29
Bruno I. von Isenburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_I._%28Isenburg-Braunsberg%29
Bruno II. von Isenburg-Braunsberg, 2. Grafenhaus zu Wied:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_II._%28Isenburg-Braunsberg%29
Genealogie des zweiten Grafenhauses:
http://genealogy.euweb.cz/isenburg/isenburg1.html
Genealogie des dritten Grafenhauses:
http://genealogy.euweb.cz/runkel/runkel4.html
Wilh
elm Tullius: Die wechselvolle Geschichte des Hauses Wied, 1. Auflage, Neuwied, Verlag Kehrein, 2003
Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwalde
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historis
ches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Genealogien:
http://www.dilibri.de/rlb/content/zoom/99176
Wappen Runkel: Otto Hupp, Münchener Kalender 1898
Wappen Wied: Siebmacher Band: NaA Seite: 12 Tafel: 17, Band: FstM Seite: 13-14 Tafel: 22-25 und Band: FstA Seite: 277 Tafel: 374-377.
Wappen Wied: Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Wappen Wied: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 58 Seite 121, 138, 142
Grafschaft Criechingen:
http://www.shpn.fr/page97/page97.html
Otto Hupp, Münchener Kalender 1904, Verlagsanstalt München und Regensburg 1904
Otto Hupp, Münchener Kalender 1898, Verlagsanstalt München und Regensburg 1898

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