Bernhard Peter
Wappen der Grafen und Fürsten von Solms

Wappen 1:

Das Stammwappen der Grafen von Solms zeigt in Gold einen blauen Löwen, von blauen Schindeln begleitet. In sehr alten Wappen des 13. und 14. Jh. wird der Löwe noch von Schindeln begleitet, die fielen später ab dem ausgehenden 14. Jh. weg. Erst in neuerer Zeit besinnt man sich bei den Darstellungen wieder auf die alten Schindeln.

Kleinod Solms: Sitzend ein blauer Löwe. Helmdecken blau-golden. Das Kleinod Solms hat eine lange Entwicklung hinter sich. Es sind frühe Darstellungen bekannt, da wurden von Reinbold Graf von Solms-Königsberg zwei mit je drei "Kleestengeln" besteckte Büffelhörner geführt (13. Jh.). Im 14. Jh. findet man einen wachsenden Löwen bei Johann Graf zu Solms, einen wachsenden Löwen mit Fisch im Maul und erstmalig 1398 den sitzenden blauen Löwen zwischen einem goldenem Flug, der sich dann als spätere Familienhelmzier durchsetzte.

Bildbeispiel: Klosterkirche des Klosters Altenberg, Grabdenkmal des Grafen Heinrich IV von Solms (gest. 1314). Heinrich IV von Solms-Burgsolms (gest. 1314) war der Sohn von Marquard II. Graf v. Solms-Burgsolms und Agnes v. Sponheim. Er war mit Lisa v. Virneburg verheiratet. Seine Kinder waren Johannes I. Graf v. Solms-Burg-Solms, Dietrich I. v. Solms, Adelheid v. Solms, Benetzetlin v. Solms, Agnes v. Solms, Aleydis v. Solms und Katharina v. Solms.

 

Abb.: Zeichnung von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1897. Hier sind die Schindeln weggelassen worden.

Wappen 2a:
Das erste vermehrte, vierfeldrige Wappen der Grafen von Solms ist geviert:

Variante mit ungewendeten Löwen Variante mit einwärtsgekehrten Löwen.

Das Wappen kann mit einen einzigen Helm dargestellt werden:

Bildbeispiel: Klosterkirche des Klosters Altenberg, Grabdenkmal des Grafen Bernhard II von Solms (gest. 6.8.1459). Bernhard II. Graf v. Solms-Braunfels (-6.8.1459) war der Sohn von Otto I. v. Solms-Braunfels und Agnes v. Falkenstein und Münzenberg, entsprang also jener Schlüsselheirat, die die Solmser reich an Gebiet werden ließ. Bernhard erbte am 28.5.1420 Lich, Laubach und Hungen mit Anteil Münzenberg (gemeinsam mit dem Bruder Joann), 1420-1436 teilte er mit den Brüdern, am 16.11.1436 war er Herr zu Braunfels und auch zu Greifenstein, 22.3.1436 auch Herr zu Hungen, wo er 1454-1456 den Neubau der Burg Hungen vollziehen ließ. Er war vermählt mit Elisabeth v. Isenburg-Büdingen (-1.8.1451). Beide hatten folgende Kinder: Rupert v. Solms-Braunfels (1424 - 8.6.1499), Otto II. Graf v. Solms-Braunfels (22.11.1426 - 1504), Philipp v. Solms-Braunfels (18.5.1431 - 1500), Agnes v. Solms (23.2.1435 - 17.11.1490), Bernhard Graf v. Solms-Braunfels (25.9.1438-4.4.1503), Margaretha v. Solms, Elisabeth v. Solms-Braunfels (-1.6.14869) und Burkhard v. Solms-Braunfels.

Wappen 2b:
Dazu ist noch ein zweiter Helm möglich, der in anderen Darstellungen auch abgebildet wird. Es ist der Helm für Falkenstein-Münzenberg: ein roter flacher Turnierhut mit Hermelinaufschlag, oben mit einer goldenen Kugel und einem Pfauenstoß besteckt (Variante 1, klassisch), im Stulp zwei rot-golden geteilte Fähnchen an goldenem Schaft steckend (Variante 2, erweitert). Helmdecken rot-golden.

Bildbeispiel: Evangelische Marienstiftskirche zu Lich, das Wappen von Philipp Graf zu Solms-Hohensolms-Lich (geb. 15.8.1468, gestorben am 3.10.1544), mit beiden möglichen Helmen dargestellt.

Wappen 3a:
Das Solmser Wappen in seiner zweiten vermehrten Form - das achtfeldrige Wappen der Grafen von Solms ist wie folgt aufgebaut: Gespalten:

In dieser Form wird mit kleineren Variationen seit ca. 1700 das Wappen von allen Linien geführt. Mit größerer Variabilität werden die Helmzieren gehandhabt.

Das Wappen trägt hier drei Helme:

Bildbeispiel: Klosterkirche des Klosters Altenberg, Grabdenkmal des Grafen Johann Heinrich Christian von Solms (gest. 1668). Johann Heinrich Christian Graf zu Solms-Hohensolms (20.7.1644 - 7.11.1668) war der Sohn von Philipp Reinhard II. Graf zu Solms-Hohensolms (18.6.1615 - 20.7.1665) und Katharina Eleonore Freiin v. Tschernembl (1622 - 1675). Seine Großeltern väterlicherseits waren Philipp Reinhard I. Graf zu Solms-Hohensolms (24.7.1593 - 1636) und Elisabeth Philippina zu Wied (24.8.1593 - ?). Er war kaiserlicher Kämmerer ("Leopold des Ersten Gros Cammer Herr"). 1668 wurde er Graf zu Hohensolms. 24 Jahre wurde er nur alt, der "in Sitten, Sprachen, Fechten, Reiten war auserlesen", doch "in erster Blüte der Jugend verwelkt dies edle Blut". Er war nicht vermählt und hatte keine Kinder. Seine Geschwister waren Maria Sabina Elisabeth zu Solms-Hohensolms (29.7.1638 - 19.1.1685), Carl Ludwig Graf zu Solms-Hohensolms (30.7.1639 - 1668) sowie Johann Ludwig Graf zu Solms-Hohensolms (1646 - 24.8.1707). Das auf der Platte abgebildete Allianzwappen ist also das seiner Eltern. Die Platte selbst ist datiert auf den 31.12.1668. Der Falkensteiner Helm ist hier gekrönt, ein Pfauenstoß zwischen zwei rot-golden geteilten Fähnchen an goldenem Schaft. Helmdecken rot-golden. Dies ist eine Modifikation der eigentlichen Helmzier, die Krone ersetzt den Turnierhut in der Darstellung.

Wappen 3b:
Dazu ist noch ein vierter Helm möglich, der in anderen Darstellungen (z. B. Burgkirche Greifenstein) auch abgbildet wird. Es ist ein hoher, golden-schwarz gemusterter Hut, oben mit einer schwarzen Rose besteckt (Herrschaft Wildenfels). Statt des Hutes in anderen Darstellungen auch ein Turm. Helmdecken schwarz-golden. Es sei angemerkt, daß das Wappen für Wildenfels in einigen Quellen auch mit Silber statt Gold angegeben wird, z. B. nach Grünenberg.

Bildbeispiel: Schloß Laubach, Eingangsbogen zwischen Stadt und Schloßhof. Darstellung des vermehrten Solmser Wappens mit vier Helmen.

Wappen 3c:
Es gibt noch eine weitere, seltene Variante des Solmser Wappens mit drei Helmen, wobei beim dritten Helm zwei Helmkleinode zusammengefaßt werden. Ein Wappen in dieser Form taucht auf als Intarsienarbeit auf der Tür eines aus dem Schloß Laubach stammenden Kabinettschrankes aus der Zeit zwischen 1685 und 1720. Während der Schild das oben beschriebene achtfeldrige Wappen zeigt, sind die Helme wie folgt aufgebaut (frdl. Hinweis von Prof. Jochen Voigt):

Die beiden Helmkleinode für Sonnewalde und für Wildenfels werden also quasi übereinander gestellt, wobei der Übergang zwischen Hut und Löwe mit der Rose verbrämt wird. Vermutlich ist diese Anordnung ein Kompromiß zwischen dem Bedürfnis des Zeigens aller vier Kleinode einerseits und der Platzoptimierung andererseits, denn bei nur drei Helmen kann der einzelne Helm mit seiner Zier größer und repräsentativer dargestellt werden. Und hier taucht die Farbe Gold nicht auf für Wildenfels.

Erben der Schenken von Limpurg, Linie Gaildorf: die Grafen zu Solms-Rödelheim und Assenheim und die Fürsten von Solms-Braunfels
Zwei unterschiedliche Linien des Hauses Solms waren Nutznießer der hochkomplizierten Limpurger Erbschaft. Die Linie zu Solms-Rödelheim und Assenheim war von Anfang an dabei, denn der Stifter dieser Linie, Ludwig Heinrich Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim (25.8.1667-1.5.1728), hatte eine der beiden relevanten Limpurger Erbtöchter geheiratet, Wilhelmina Christiana Gräfin von Limpurg-Gaildorf (24.9.1679--15.12.1757). Deshalb nannte man diese ganze Hälfte (24/48) auch den Solms-Assenheimer Anteil. Und die Linie Solms-Rödelheim und Assenheim konnte sogar noch mehr ergattern, weil der Sohn aus dieser Ehe Maria Margaretha Leopoldina Gräfin von Wurmbrand-Stuppach (2.7.1701-14.12.1756) heiratete, die ihrerseits ebenfalls Erbin war. So konnte diese Solmser Linie noch 12/48 kassieren, hatte also insgesamt 36/48 von Limpurg-Gaildorf, freilich unter mehrere Erben aufgesplittet. Die einzelnen Anteile gingen unterschiedliche Wege: 6 Teile wurden 1790 an Württemberg verkauft, 12 Teile gingen über Umwege an die Fürsten von Solms-Braunfels, 6 Teile gingen an die von Waldeck-Bergheim, 6 Teile an die von Ysenburg-Meerholz, 6 Teile 1801 an den Grafen Lynar, dann an den Grafen Pückler, 1813 zurück an Solms, 1819 an die Grafen von Waldeck. Das heißt, daß die Assenheimer Linie maximal 36/48 besessen hatte, also den überwiegenden Teil, die Braunfelser Linie aber nur 12/48. Die Assenheimer Linie waren unter den ersten Erben und hatte ihren Anteil aus erster bzw. zweiter Hand, die Braunfelser Linie aus vierter Hand. Die Assenheimer Linie hatte einen Mischbesitz aus überwiegend Solms-Assenheimer Anteil und etwas Wurmbrandschem Anteil; die Braunfelser Linie hatte ausschließlich Wurmbrandschen Anteil. Beide Linien gingen der gesamten Anteil wieder durch Verkauf oder Erbheirat verlustig.

Wappen 4:
Das Wappen der Grafen von Solms-Rödelheim und Assenheim als Miterben von Limpurg-Gaildorf ist wie folgt aufgebaut (Siebmacher Band: FstM Seite: 61 Tafel: 131):

Innerhalb der Spalthälften gibt es beim Haus Solms viele unterschiedliche Variationen, was jeweils in den Feldern 1 und 4 bzw. 2 und 3 steht; die Motive kommen auch jeweils ausgetauscht vor. Eine weitere Variante betrifft das Wenden der rechten Spalthälfte, so daß die Löwen einwärts blicken. Hier wurde die Anordnung gemäß der im Siebmacher abgebildeten Variante nach einem Siegel des Johann Carl Ernst Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim (8.5.1714-15.1.1790) aus dem Jahr 1780 gewählt. Dazu werden vier Helme geführt:

Wappen 5:
Das Wappen der seit 1742 reichsfürstlichen Fürsten von Solms-Braunfels als Miterben von Limpurg-Gaildorf ist wie folgt aufgebaut:

Dazu wird wieder die Variante mit drei Helmen geführt, wobei beim dritten Helm zwei Helmkleinode zusammengefaßt werden. Die beiden Helmkleinode für Sonnewalde und für Wildenfels werden hier übereinander gestellt, wobei der Übergang zwischen Hut und Löwe mit der Rose verbrämt wird.

Einen solchen Aufbau des Wappens sehen wir in einer Abschrift des Fürsten-Diploms von Kaiser Karl VII. vom 22.5.1742 im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, wobei dort allerdings die logischen Feldergrenzen, wie sie oben heraldisch korrekt wiedergegeben sind, stark verschoben sind: Alle drei Spaltungen in den Feldern 1, 3 und 4 und die Teilung in Feld 2 sind zur Schildmitte hin verschoben, was die Darstellung insgesamt unangemessen verzerrt. Ebenso zeitbedingt unangemessen ist der Verzicht auf die Darstellung von Helmdecken. Die drei Helme werden extrem mickrig wiedergegeben und nutzen in keiner Weise den durch das Zusammenlegen von zwei Motiven eingesparten Platz, vielmehr sind sie zudem aufgrund der Darstellungsfehler kaum zu identifieren, wenn man nicht weiß, was es sein muß.

Als Prunkstücke werden verwendet: Schildhalter: zwei nackte wilde Männer, um Stirn und Hüften mit grünem Laub umkränzt, mit der äußeren Hand jeweils eine naturfarbene (braune) Keule auf den Boden stützend, auf einer schmucklosen rechteckigen Konsole stehend, aus einem Fürstenhut herabfallender, pupurner, golden befranster und innen mit Hermelin gefütterter Wappenmantel.

Wappen 6a:
Das noch weiter vermehrte Wappen Solms-Braunfels hat einen Herzschild auf einem zweimal gespaltenen und zweimal geteilten Hauptschild. Im einzelnen enthält das Wappen folgende Komponenten:

Bildbeispiel: Schloß Hungen, Wappen für Wilhelm Moritz Graf v. Solms-Braunfels (4.4.1651 - 9.2.1724), 1678 zu 1/2 Hungen, erbt 1684 von seiner Tante Anna Maria deren Anteil an der Grafschaft Criechingen, erbt 1693 Braunfels, 1/2 Hungen und Gambach, erbt 1699 Tecklenburg, verkauft 1706 Tecklenburg an Preussen, preußischer Geheimrat, vermählt mit Magdalena Sophia Landgräfin v. Hessen-Homburg (24.4.1660 - 22.3.1720). Die einst sechs Helme sind alle bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Wir würden Münzenberg, Lingen, Solms, Tecklenburg, Beaucourt, Pittingen erwarten. Ein ähnliches Wappen befindet sich an der Pfarrkirche Tiefenbach (zu Braunfels).

Wappen 6b:
Die Reihenfolge der unteren drei Felder kann auch eine andere sein.

Bildbeispiel: Schloß Bad Homburg vor der Höhe, Wappen am Hirschgangflügel.

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk
Dieter Großmann, Ehem. Prämonstratenserinnenstift St. Maria und Michael Altenberg a. d. Lahn, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7954-5189-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Herrn Prof. Jochen Voigt ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zu einer besonderen Darstellung auf einem Kabinettschrank.
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche in Lich mit freundlicher Erlaubnis der Evangelischen Marienstiftsgemeinde Lich (www.marienstiftsgemeinde-lich.de) und Herrn Pfarrer Lutz Neumeier vom 10.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Verwendung der Innenaufnahmen aus der Klosterkirche Altenberg mit freundlicher Erlaubnis vom Königsberger Diakonissen Mutterhaus, Kloster Altenberg / Königsberger Diakonie, Wetzlar - ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle.
Otto Hupp, Münchener Kalender 1897, Verlagsanstalt München und Regensburg 1897
farbige Darstellung des Wappens gemäß Diplom für Solms-Braunfels mit den Feldern für Limpurg-Gaildorf im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart:
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-358217-1

Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen
Ein Erbstreit und die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums

Weitere Monographien - Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos - sofern nicht anders angegeben: Bernhard Peter 2008, 2020
Die Abb. historischer Zeichnungen sind selbst angefertige Scans historischer Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
Impressum