Bernhard
Peter
Wappen
der Grafen und Fürsten von Thurn und Taxis
Die
Unternehmerfamilie Thurn und Taxis
Die Familie, eines der
bedeutendsten und wichtigsten Fürstenhäuser, gehört nicht zu
den alten Fürstenhäusern, sondern ist eigentlich sogar ein
ziemlicher Spätzünder: Der rittermäßige Reichsadel wurde von
Johann Baptist de Taxis erst am 31.5.1512 erhalten. Das
Geschlecht stammt eigentlich aus dem oberitalienischen Bergdorf
Camerata Cornello bei Bergamo, und der ursprüngliche Name Tasso
bedeutet "Dachs", so daß das Stammwappen ein redendes
ist. In dem genannten Stammort gab es einen Dachsberg, Monte
Tasso, vielleicht war der namengebend. Tasso wurde in der
Folgezeit zu Taxis. Es sind viele Schreibweisen aus älterer Zeit
überliefert: Tasso, Tassi, Tassus, Dax, de Tassis, Taxius,
Targis, Taxis etc.
Um so rasanter war der Aufstieg der Familie, die es aufgrund ihrer Leistungen und Verdienste für das Postwesen innerhalb weniger Jahrhunderte in den Fürstenstand schaffte, ohne eigenes Territorium. Das wurde erst später nachgeholt; durch Zukauf hatte die Familie ihren Wohlstand ab 1670 in ausgedehntem Grundbesitz angelegt, und 1786 schließlich wurden die Fürsten Landesherren. Die Familie gilt zu Recht als Erfinder der Post, eine Idee, die unternehmerisch ausgebaut wurde und der Familie schließlich ab 1615 in Form des Postgeneralats als Reichslehen verliehen wurde erst nur als männliches Lehen, 1621 auch auf die weibliche Nachkommenschaft ausgedehnt. Kaiser Karl VII erhob am 2.7.1744 die Post sogar zu einem kaiserlichen Thronlehen, eine Aufwertung, die zu Sitz und Stimme des Inhabers im Reichsfürstenrat führte.
Die Reichspost ging Ende des 18. / Anfang des 19. Jh. verloren. 1790 fiel die Post in Brabant und Flandern fort, Hannover und Braunschweig hoben die Reichspost in ihrem Territorium auf. 1797 gingen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich - ohne die Reichspost, 1802 hob Preußen die Reichspost in den rechtsrheinischen Gebieten auf, Württemberg folgte, Napoleon schließlich bereitete ihr den Garaus in weiten Landstrichen. 1806 verloren die Reichsfürsten mit dem Ende des Reiches ihre Selbständigkeit und wurden den Großterritorien zugeordnet. In Bayern und Baden konnte sich die Reichspost am längsten halten, 1808 übernahm Bayern die Post in Eigenregie, und 1811 folgte Baden. Bayern entschädigte das fürstliche Haus mit den Klostergebäuden der ehemaligen Abtei St. Emmeram und den Herrschaften Wörth und Donaustauf. Weitere Entschädigungen erhielten die materielle Wirtschaftskraft der Unternehmerfamilie, die im 19. Jh. den Wandel vom Postunternehmen zu einem Grundbesitz-Unternehmen vollzog.
Die Familie erhielt im Laufe der Zeit viele verschiedene Standeserhöhungen, Adelsbestätigungen und Wappendiplome. Die folgende Aufstellung ist nicht abschließend.
Abb.: Zeichnung des Stammwappens von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1897.
Verschiedene
Wappen
Stammwappen, vor 1512:
In Blau ein schreitender silberner Dachs. Auf dem gekrönten Helm
ein blauer oder natürlicher Pfauenwedel, der mit einem goldenen
oder schwarzen, goldbeschlagenen Horn mit einer aufwärts
geschlungenen Umhangschnur belegt ist. Helmdecken blau-silbern.
Dem Geschlecht wurden verschiedene vermehrte Wappen verliehen, die den Reichsadler als kaiserliches Gnadenzeichen enthielten, von denen das den Postmeistern de Taxis in Innsbruck, Augsburg, Mecheln, Venedig und Mailand zu Trier am 31.05.1512 verliehene Wappen wohl am bekanntesten ist:
Wappen von 1512: Geteilt, oben in Gold ein wachsender schwarzer Adler, ungekrönt, unten in Blau ein schreitender silberner Dachs. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldenes Botenhorn mit roter Schnur vor vier oder fünf blauen oder grünen Pfauen- oder Straußenfedern bzw. einfach einem natürlichen Pfauenfedernstoß.
Dabei war der Adler die Wappenverbesserung von 1512. Analog ist das Wappen einer Adelsbestätigung vom 5.1.1534 zu Augsburg für Johann Baptist de Taxis, dabei ist der Adler in der oberen Schildhälfte jedoch gekrönt. Ein weiteres Diplom datiert von 1536, es ist analog, mit dem einzigen Unterschied, daß die Decken rechts blau-silbern, links schwarz-golden sind.
Ein Diplom vom 29.10.1539 zu Madrid für Johann Anton und Anton de Tassis macht aus dem Adler einen Doppeladler, aber er ist immer noch wachsend: Geteilt, oben in Gold ein wachsender schwarzer Doppeladler, golden bewehrt, unten in Blau ein schreitender silberner Dachs. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldenes Botenhorn mit roter Schnur vor vier grünen Pfauenfedern.
Auch ein Diplom vom 27.3.1564 folgt dem Aufbau, dieses Wappenverbesserungsdiplom für Ludwig und Gabriel de Taxis führt aber gekrönte Adler und eine gespaltene Helmdecke ein: Geteilt, oben in Gold ein wachsender schwarzer Doppeladler, golden bewehrt und auf beiden Köpfen golden gekrönt, unten in Blau ein schreitender silberner Dachs. Auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken ein goldenes Botenhorn mit roter Schnur vor vier oder fünf grünen Pfauenfedern.
Ein Legitimationsadelsdiplom für eine Linie der Familie vom 10.10.1569 zu Wien gibt folgendes Wappen an: Geviert, Feld 1 und 4 in Gold ein schwarzer Doppeladler, golden gekrönt und bewehrt, aus einem zu 6 Plätzen rot-silbern geschachten Fuße wachsend, Feld 2 und 3 in Blau ein schreitender silberner Dachs. Auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken wachsend ein schwarzer Doppeladler, golden gekrönt und bewehrt, rot gezungt.
Vom 18.12.1582 stammt ein Diplom für Johann Jacob de Taxis, das den Adler durch das Botenhorn als besonderes Gnadenzeichen ersetzt: Geteilt, oben in Silber ein schwarzes Posthorn mit rotem Bande und goldenen Beschlägen, Mundstück nach heraldisch links gekehrt, unten in Blau ein schreitender silberner Dachs. Auf dem ungekrönten Helm mit grün-silbernen (sic!) Decken ein aus einem Pfauenstoß wachsender nackter Jüngling, in der Rechten ein blankes, golden begrifftes Schwert haltend, mit der Linken das Horn aus dem Schild blasend.
Freiherrliche
und gräfliche Wappen
Zu Beginn des 17. Jh. erhielt
die Familie die Reichsfreiherren- und kurz darauf die
Grafenwürde: Reichsbanner- und erblicher Freiherrenstand in Prag
am 16.1.1608 für Leonhard I von Taxis, kaiserlicher Kämmerer,
Hofpostmeister, 16.6.1595 Reichs-Generalpostmeister, 1612
Generaloberstpostmeister im Reich, den Niederlanden, Lothringen
und Burgund. Am wurden sie 27.10.1621 Reichsgrafen von Taxis,
erblicher Reichsgrafenstand in Wien am 8.6.1624 für Lamoral von
Taxis mitsamt seinem Sohn Leonhard II. von Taxis durch Kaiser
Ferdinand II. Ab 1615 waren sie Reichsgeneralerbpostmeister mit
erblichem Postgeneralat.
Bis dahin hieß die Familie immer noch von Taxis bzw. de Tassis. 1650 wurde die kaiserliche Genehmigung erhalten, den Namen von Thurn und Taxis zu führen. Die Namensänderung wurde beantragt, weil man sich die von Wunschdenken geprägte Überzeugung zu eigen gemacht hatte, daß die Taxis vom italienischen Adelsgeschlecht der Mailänder und lombardischen della Torre abstammen, was sich doch gleich viel besser machte. Kaiser Ferdinand III und König Philipp IV von Spanien erkannten diese Abstammung an und stimmten zu. Aus della Torre wurde deutsch "Thurn" = Turm. Entsprechend wurde der Turm dem Wappen bei dessen Vermehrung hinzugefügt. Erster Träger des neuen Namens war Reichsgraf Lamoral II Claudius von Thurn und Taxis (1621-1676, Reichsgeneralpostmeister 1645-1676). Damit beginnt eine genealogische Verwirrung.
Das Diplom vom 20.7. und 8.8.1658 zu Frankfurt am Main zeigt ein Wappen folgenden Aufbaus, zum ersten Mal mit dem Turm der della Torre: Geviert, Feld 1 und 4 in Silber ein dreizinniger roter Turm mit silbernem Tor und silbernen Fenstern, hinter welchem zwei Glevenzepter mit blauen Stäben und goldenen Gleven gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3 geteilt, oben in Gold ein schwarzer, golden gekrönter und ebenso bewehrter einköpfiger ganzer Adler (Gnadenzeichen), unten in Blau ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Zwei gekrönte Helme, Helm 1 der Turm mit den Glevenzeptern (della Torre, Thurn), Helmdecken rot-silbern. Helm 2 ein natürlicher Pfauenwedel, der mit einem schwarzen, goldbeschlagenen Horn mit einer aufwärts geschlungenen roten Umhangschnur belegt ist. Helmdecken blau-golden (sic!).
Das Wappenbesserungs-Diplom vom 16.9.1671 zu Wien legt das Wappen (wie oben beschrieben) dem Reichsadler auf: Geviert, Feld 1 und 4 in Silber ein dreizinniger roter Turm mit silbernem Tor und silbernen Fenstern, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter gekreuzt sind (della Torre, Thurn, ggf. mit goldenen Gleven), Feld 2 und 3 geteilt, oben in Gold ein schwarzer, golden gekrönter und ebenso bewehrter Doppeladler, unten in Blau ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Neunzinkige Grafenkrone. Alles liegt der Brust eines schwarzen Doppeladlers auf, die Köpfe golden nimbiert und bekrönt, golden bewehrt, rot gezungt, darüber die Kaiserkrone, von dieser rote, golden-bekreuzte und -befranste Stolabänder abflatternd. In diesem Wappenbesserungsdiplom wird erstmalig der erweiterte Name "von Thurn und Taxis" amtlich bestätigt.
Den Namen und das Wappen von Valsassina verleiht zuerst ein Grafenbestätigungsdiplom vom 19.9.1680 zu Linz. Der rote Löwe von Valsassina in goldenem Feld ersetzt den bisherigen Doppeladler.
Wappen ab 1680: Reichsgräfliches Wappen der Tiroler Linie: Geviert mit Herzschild. Hauptschild: Feld 1 und 4: in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3: in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valle-Sassina, Valsassina). Herzschild in Blau ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Schild mit Laubkrone ruht auf der Brust des kaiserlichen schwarzen Doppeladlers, golden bewehrt und nimbiert, über dem die kaiserliche Krone schwebt.
Ein Grafendiplom vom 20.4.1701 folgt dem oben Gesagten (das Wappen ähnelt im Aufbau dem von 1658), aber mit groben Tingierungs-Abweichungen. Es fehlen zudem die Glevenzepter, der Adler steht in rotem Felde und ungekrönt, der Dachs ist schwarz auf grünem Boden in blauem Felde (sic), der Turm ist rot mit rotem Tor, das Posthorn von Helm 2 ist golden und ohne Band vor 4 blauen Straußenfedern, die Helmdecken von Helm 1 mit dem Turm ohne Glevenzepter werden schwarz-rot angegeben, heraldisch katastrophal.
Ein Grafendiplom von 1705 verleiht das Wappen wieder mit Zeptern, so wie es korrekt unkorrekt ist. Ansonsten ist der Schild wie im Diplom von 1671.
Weitere Diplome verschiedener Linien vorhanden.
Fürstliche
Wappen
Die Familie wurde ohne
Territorialbesitz in den Fürstenstand erhoben: Sie waren
"Fürsten ohne Land". Spanisch-niederländischer
Fürstenstand de la Tour et Tassis in Madrid am 19.2.1681 für
Graf Eugen Alexander von Thurn und Taxis (1652-1714, kaiserlicher
Kämmerer, Erboberstgeneralpostmeister im Reich, den Niederlanden
und Burgund, Erbmarschall vom Hennegau, Graf von Thurn-Valsassina
und Taxis), verliehen durch den spanischen König Karl II. 1687
wurde er sogar in Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.
Reichsfürstenstand in Wien am 4.10.1695, Erhebung durch Kaiser
Leopold I. Seit dem 26.11.1704 war er Mitglied des kurrheinischen
Kreises auf der Reichsfürstenbank. Besagter Eugen Alexander von
Thurn und Taxis verlegte den Firmensitz von Brüssel 1702 nach
Frankfurt am Main. Fürst Alexander Ferdinand (1704-1773) wurde
kaiserlicher Geheimer Rat und erhielt 1748 das
Prinzipalkommissariat (kaiserlicher Repräsentant beim
Reichstag), was den Umzug der Familie nach Regensburg, dem Sitz
des Reichstages seit 1663, veranlaßte.
Fürstliches Wappen nach Diplom vom 4.10.1695: Geviert mit Herzschild. Hauptschild: Feld 1 und 4: in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3: in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valle-Sassina, Valsassina). Herzschild in Blau ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Schildhalter zwei goldene Löwen. Fürstenhut und Mantel.
Bildbeispiel: Schloß Dyck bei Grevenbroich, Schmuck neben dem Schilderhaus am Torbau, Wappenschild von Anna Franziska v. Thurn u. Taxis (1683 - 17.1.1763), Tochter von Eugen Alexander Franz Fürst v. Thurn u. Taxis (1652 - 21.2.1714), vermählt mit Franz Ernst Altgraf zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (7.6.1659 - 16.7.1727)
Bildbeispiel: Limburg an der Lahn, ehem. kaiserliche Reichspost, darüber der kaiserliche Adler mit dem Wappen von Habsburg-Lothringen
Ab 1786 wurde die Familie auch endlich Territorialherr, denn sie kaufte 1785 die schwäbische, später gefürstete Grafschaft Friedberg-Scheer von den Reichserbtruchsessen Waldburg und wurde 1786 Landesherr. Die letzte Bewohnerin von Schloß Scheer aus der Familie der Truchseß Waldburg war die kinderlose Anna Maria Monika Gräfin von Waldburg (12.6.1730-17.6.1775), Witwe von Leopold August und eine geborene Fugger von Kirchberg und zu Weissenhorn. Ihre Erben verkauften 1785/1786 die Grafschaft Friedberg-Scheer mit dem Schloß und mit den Herrschaften Dürmentingen und Bussen an Karl Anselm Fürst von Thurn und Taxis. Die Belehnung durch das Reich mit der "gefürsteten Grafschaft Friedberg-Scheer" erfolgte 1787. Die Familie Thurn und Taxis hatte für die Grafschaft die unglaubliche Summe von 2100000 fl. bezahlt. Diese Summe stand in keinerlei Relation zu den erzielten bzw. erzielbaren Einnahmen. Diese Summe wurde vielmehr in reichsunmittelbares Territorium wegen genau dieser Eigenschaft investiert. Schloß Scheer hatte als Herrschaftssitz ausgedient und wurde Verwaltungssitz.
Reichsfürsten-Diplom vom 16.7.1786 zu Wien für den Grafen von Friedberg-Scheer: Wappen ist gespalten und zweimal geteilt, Feld 1 und 4 in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3 in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valsassina), 5. in Silber eine schwarze Schafschurschere, mit der Öffnung nach oben gelegt (Scheer, Scherenberg), 6. in Gold ein ungekrönter roter Löwe (Friedberg). Herzschild blau, darin ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Schildhalter zwei widersehende goldene Löwen. Fürstenhut, Hermelinmantel, welcher auf den beiden Seitenteilen noch einmal den Hauptschild darstellt.
Bildbeispiel: Regensburg, an einem Gebäude im Süden von Schloß St. Emmeram
Fürst von Buchau wurden die Thurn und Taxis am 25.2.1803. Buchau war 1804-1808 Sitz der fürstlichen Regierung.
Abb.: Exlibris für die "Fürstlich Thurn und Taxissche Hofbibliothek". Das Blatt ist weder datiert noch monogrammiert. Der Künstler ist nicht mit 100%iger Sicherheit bekannt, nach freundlicher Auskunft der Hofbibliothek geht es vermutlich auf den fürstlichen Architekten Max Schultze (4.5.1845-5.9.1926) aus der Zeit um 1900 zurück. Dieser war nicht nur der Architekt des Regensburger Schlosses, sondern eigentlich Maler. Da er von seinem Wunschberuf nicht leben konnte, studierte er Architektur und Ingenieurwesen. Seit dem 1.5.1872 stand er in Diensten des Fürsten in der Funktion als Bauinspektor. Er war nicht nur für die Neubauten und die Modernisierung des gesamten Schlosses, sondern auch für die Innenausstattung zuständig. Zeitlebens blieb er der Malerei treu. Deshalb ist es plausibel, daß sich ein Künstler, der seinem Fürsten ein "Gesamtpaket" erstellte, auch um Exlibris kümmerte.
Abb.: fürstliches Wappen an der ehemaligen Stiftskirche in Obermarchtal.
Erweitertes Wappen der Fürsten von Thurn und Taxis: Hauptschild geviert, Mittelschild gespalten und zweimal geteilt, Herzschild. Hauptschild: 1. Viertel (Reichsstift Buchau): Erneut geviert, Feld 1 und 4 (durch Mittelschild verdeckt): geviert: Feld a und d: in Gold drei übereinander schreitende schwarze Löwen (Hohenstaufen), Feld b und d: von Silber und Blau senkrecht gerautet (zum apokryphen Wappen der Gründerin von Stift Buchau), Feld 2 und 3: in Grün ein oben rechts von einer goldenen Sonne, links von einem zunehmenden, ggf. gesichteten goldenen Mond bewinkeltes rotes Tatzenkreuz (Grafen von Kesselburg, für Atto, Stifter von Buchau). 2. Viertel (Kloster Obermarchtal): rechte Flanke: in Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen drei Ringen (Pfalzgrafen von Tübingen, Stifter), links in blauem Kürsch ein Hermelinpfahl (Bregenz, Frau des Stifters). 3. Viertel (ehemalige Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, ebenso Abtei Neresheim): geviert, Feld 1: in Blau ein silberner Schräglinksbalken, begleitet von 4 klimmenden goldenen, doppelschwänzigen Löwen (Grafschaft Dillingen, Wappen des Heiligen Ulrich), Feld 2 (durch Mittelschild verdeckt) und 3: in Schwarz drei silberne Balken, überdeckt von einem goldenen Löwen (für die hl. Afra von Augsburg), Feld 4: in Schwarz ein goldenes Kleeblattkreuz. 4. Viertel: in Silber auf grünem Boden ein grüner Baum (natürliche Buche), an dessen Stamm ein blauer Fisch (Karpfen) balkenweise angeheftet ist (Reichsstadt Buchau). Mittelschild, Feld 1 und 4: in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3: in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valsassina), Feld 5: in Silber eine schwarze Schafschurschere, mit der Öffnung nach oben gelegt (Scheer, Scherenberg), Feld 6: in Gold ein ungekrönter roter Löwe (Friedberg). Herzschild blau, darin ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Schildhalter zwei widersehende goldene Löwen. Fürstenhut, Hermelinmantel, welcher auf den beiden Seitenteilen noch einmal den Mittelschild darstellt. Nachweise: Siebmacher, Band Bö, S. 207, T. 90.
Schloß Bad Buchau
Einige der Komponenten erinnern zugleich an wichtige Etappen beim Ausbau des Postnetzes: 1638 wurde Bregenz vorderösterreichische Poststation des Postkurses Innsbruck - Schaffhausen als Folge der Streckenverlegung. Um 1770 wurde in Bregenz ein vorderösterreichisches Oberpostamt eingerichtet, und 1770 wurde die Bregenz - Lindau eröffnet. 1771 bekam Feldkirch ein Postamt, welches täglich von Bregenz über Hohenems angeritten wurde.
Preußischer Fürst von Krotoschin/Krotoszyn, Berlin 29.5.1819. Ungarisches Indigenat 1840, Diplom Wien 10.3.1842.
Abb.: Schloß Taxis bei Dischingen, Gemälde auf der Außenwand mit dem vollständigen fürstlichen Wappen in seiner letzterweiterten und heute noch geführten Form.
Vollständiges Wappen der Fürsten von Thurn und Taxis, heutiges Wappen: Hauptschild geviert, mit eingepfropfter, eingebogener silberner Spitze, darin auf grünem Boden ein grüner Baum, an dessen Stamm ein blauer Fisch balkenweise angeheftet ist (Reichsstadt Buchau). 1. Viertel (Reichsstift Buchau): erneut geviert: Feld 1 und 4 (durch Mittelschild verdeckt): geviert, Feld a und d: in Gold drei übereinander schreitende schwarze Löwen (Hohenstaufen), Feld b und c: von Silber und Blau senkrecht gerautet (zum apokryphen Wappen der Adelindis, Gründerin von Buchau), Feld 2 und 3: in Grün ein oben rechts von einer goldenen Sonne, links von einem zunehmenden, ggf. gesichteten goldenen Mond bewinkeltes rotes Tatzenkreuz (Grafen von Kesselburg, für Atto, Stifter von Buchau). 2. Viertel (Kloster Obermarchtal): rechte Flanke: in Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen und Ringen (Pfalzgrafen von Tübingen, Stifter), links in blauem Kürsch ein Hermelinpfahl (Bregenz, Frau des Stifters). 3. Viertel (ehemalige Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, ebenso Neresheim) geviert, Feld 1: in Blau ein silberner Schräglinksbalken, begleitet von 4 klimmenden goldenen Löwen (Grafschaft Dillingen), Feld 2: (durch Mittelschild verdeckt) und 3: in Schwarz drei silberne Balken, überdeckt von einem goldenen Löwen, Feld 4: in Schwarz ein goldenes Kleeblattkreuz. 4. Viertel geviert, Feld 1 (verdeckt) und 4: in Blau ein goldener Fels, Feld 2 und 3: in Rot ein schwebendes silbernes Kreuz (Fürstentum Krotoschin/Krotoszyn). Mittelschild gespalten und zweimal geteilt (in 6 Felder geteilt), Feld 1 und 4 des Mittelschildes: in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3 des Mittelschildes: in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valsassina), Feld 5: in Silber eine schwarze Schafschurschere, mit der Öffnung nach oben gelegt (Scheer, Scherenberg), Feld 6: in Gold ein ungekrönter roter Löwe (Friedberg). Herzschild blau, darin ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Schildhalter zwei widersehende goldene Löwen. Fürstenhut, Hermelinmantel, welcher auf den beiden Seitenteilen noch einmal den Mittelschild in ovaler Form darstellt. Nachweise: Siebmacher, Band FstA, S. 261, T. 349 und 350, Band FstM, S. 20, T. 40, Band Kro, S. 189, T. 138, Band Un, S. 668, T. 463.
Abb.: Schloß Taxis bei Dischingen, Gemälde auf der Außenwand, Detailvergrößerung. Leichte farbliche Abweichungen durch Verblassen der Farben.
Zu Feld 2 des Hauptschildes: Eine mögliche und kolportiere Theorie zur Erklärung wäre, daß es sich um Montfort-Feldkirch und Bregenz handelt. Ab 1786 wurde die Familie auch endlich Territorialherr, denn sie kaufte 1785 die schwäbische gefürstete Grafschaft Friedberg-Scheer von den Reichserbtruchsessen Waldburg und wurde 1786 Landesherr. Scheer war einst alter Besitz der Grafen von Montfort, deshalb kommen nun Bregenz und Feldkirch ins Wappen, so die Theorie. Dies würde die Kirchenfahne erklären, aber nicht notwendigerweise Bregenz. Deshalb ist diese Erklärungstheorie an den Haaren herbeigezogen. Eine andere, plausiblere und wesentlich wahrscheinlichere Erklärung ist, daß der Hauptschild weitgehend die Gebietszuwächse durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 widerspiegelt, als die Familie zur Kompensation der 1802 verlorenen linksrheinischen Gebiete die Reichsabtei Buchau, die Reichsstadt Buchau, die Reichsabtei Obermarchtal, Neresheim, das Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und die Klöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530 Quadratkilometern bekamen. Hieraus ergäbe sich ein alternativer Bezug des zweiten Viertels des Hauptschildes zu den Pfalzgrafen von Tübingen als Stifter der Abtei Obermarchtal und dem Abteiwappen selbst. Bis ins 16. Jh. führte die Abtei das Wappen der Pfalzgrafen von Tübingen als Gründer und das eigentliche Abteiwappen, ein Schlüssel gekreuzt mit einem Schwert, wobei die Äbte dann jeweils noch ihr persönliches Wappenbild hinzufügten. Abt Johannes III. Riedgasser (1591-1599) fügte dann noch das Wappen der Grafen von Bregenz hinzu, wobei das natürlich eine fiktive Zuordnung ist, also ein erst im 16. Jh. nachträglich geschaffenes Wappenbild. Vater des Gedankens war, daß Hugo Pfalzgraf von Tübingen, der Neugründer des Klosters als Prämonstratenserstift, mit Elisabeth von Bregenz und Pfullendorf verheiratet gewesen war, Tochter des Grafen Rudolf II. von Bregenz und Erbin von Bregenz, Montfort und Sigmaringen. Beide lebten im 12. Jh. Weil durch die Säkularisierung und den Reichsdeputationshauptschluß das aufgelöste Kloster mit seinen Ländereien an die Thurn und Taxis kam, fanden so die Wappenbilder der Pfalzgrafen von Tübingen und das fiktive der Grafen von Bregenz Eingang in das vermehrte Wappen.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Bände Fürsten
Hartmut Platte, Das Haus Thurn und Taxis in Vergangenheit und
Gegenwart, Deutsche Fürstenhäuser Heft 16, Börde-Verlg Werl
2006, ISBN 3-9809107-7-6
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Geschichtliche Hintergründe: Gerhard
Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Familie der Fürsten von Thurn und Taxis: http://www.thurnundtaxis.de/willkommen/willkommen.html
Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Bd. 22 (2003).
Herrn Alois Lenz und Herrn Andreas Praefcke ein herzliches
Dankeschön für wertvolle Hinweise.
Otto Hupp, Münchener Kalender 1897, Verlagsanstalt München und
Regensburg 1897
ein herzliches Dankeschön für die freundliche Auskunft von Dr.
Peter Styra, Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv - Hofbibliothek
- Museen, vom 19.10.2020
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