Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Wasserschläuche an einem Joch
Synonyme: engl. Water bouget, frz. Outres à eau, bouses (bouz, nicht in der heute üblichen Bedeutung)
Abb.: Rekonstruktionsversuche eines Paares Wasserschläuche an einem Joch
Von der Form her ist es ein über ein Querholz geworfenes M-förmiges symmetrisches Gebilde, das unten beiderseits bauchig auswärts gebogen ist. Von der Funktion her ist es ein mittelalterliches Gefäß zum Wassertragen: Ein hölzernes Joch wurde über die Schulter gelegt, daran wurden zu beiden Seiten Wasserschläuche, wasserdicht gearbeitete Ledersäcke (ursprünglich auch Tierdärme) gehängt. Oben wurden die Schläuche mit ihren Hälsen verbunden. Von Vorteil war das vor allem auf Reisen und Kriegszügen, weil die Schläuche unzerbrechlich waren, leer leicht zusammenfaltbar waren und besser transportiert werden konnten als unförmige feste Gefäße, außerdem war durch den schmalen langen Hals der Verlust durch Herausschwappen geringer. Vor allem konnte man die ledernen Schläuche, egal, ob sie nun Wasser, Bier oder Wein enthielten, dank ihres langen Halses gut seitlich an Packsätteln der Tragtiere auf Reisen befestigen. Wenn dafür kein Pferd zur Verfügung stand, bekam sie auch mal ein Handlanger zu tragen, dann wurden sie an einem über die Schultern gelegten Stock getragen. Wegen der Balance wurden sie paarweise verwendet und werden in Wappen auch so dargestellt. Ihr Gebrauch ging noch weit über das Mittelalter hinaus.
Abb.: Heraldische Umsetzung des Motivs in verschiedenen Varianten
Beispiele für das Vorkommen der Wasserschläuche in mittelalterlichen Wappenrollen:
Guillaume de Ros, Willam de Ros, William de Ros, Herren von Ros, Caerlaverock-Wappenrolle AD 1300, Collins-Wappenrolle AD 1296, Gelre-Wappenrolle Folio 58v, Falkirk-Wappenrolle AD 1298, Glover-Rolle: In Rot drei (2:1) silberne Wasserschläuche |
Robert Trussebuz, Charles-Wappenrolle ca. AD 1285, in Silber drei (2:1) rote Wasserschläuche |
Hugh de Bussey, Huge de Boues, Hugh de Buci, Dering-Rolle ca. AD 1280, Heralds' Roll ca. AD 1280, in Gold drei (2:1) blaue Wasserschläuche |
William de Ros, Sir William Roos de Ingmanthorpe, Stirling-Wappenrolle AD 1304: In Blau drei (2:1) goldene Wasserschläuche, belegt mit einem roten Turnierkragen | Sir Thomas de Ros, Stirling-Wappenrolle 1304: In Rot ein goldener Balken, begleitet von 3 (2:1) goldenen Wasserschläuchen | Jean Bourchier, Die Herren von Busseel, Gelre-Wappenrolle Folio 58 v: In Silber ein gekerbtes rotes Kreuz, begleitet von vier schwarzen Wasserschläuchen. |
Beispiele
aus der britischen Heraldik:
Dieses Exlibrisblatt für Philip
Lawrence Langman (8.6.1848-) wurde von George William Eve (1855-1914) im
gezeichnet. Der Eigner war der Sohn von
Joseph Langman (16.12.1802-18.5.1877), zu Plymouth und London
(Stanhope Terrace, Hyde Park) ansässig, und dessen Frau Eleanor
James, die Tochter von John Lawrence of Aberdeen. Philips
Lawrences Bruder war der 1. Baronet, Sir John Lawrence Langman
(24.6.1846-), der Mary Hannah Marks (-13.6.1904) heiratete und
den Familienstamm fortführte. Dessen Sohn war der 2. Baronet,
Sir Archibald Lawrence Langman (2.9.1872-), und der Enkel war der
3. Baronet, Sir John Lyell Langman (9.9.1912-), der aber drei
Töchter als Kinder hatte.
Das Wappen zeigt zwischen in Silber zwischen zwei schwarzen Bogenflanken einen schwarzen, gedornten Keil, auf diesem und auf den Flanken drei silberne Wasserschläuche balkenweise (Argent, on a pile engrailed Sable a water-bouget of the first, between two flaunches of the second, each charged with a water-bouget, also of the first). Auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit schwarz-silbernen Decken vor einem grünen Berg, auf dem ein schwarzes Fallgatter mit Ketten steht, drei schwarze Wasserschläuche balkenweise (Mantling Sable and Argent. Crest: on a wreath of the colours, in front of a mount Vert, thereon a portcullis with chains Sable, three water-bougets fessewise of the last). Die Devise im oberen Bereich des Blattes lautet: Justus esto et non metue.
Auch dieses Blatt für J. Griffin von unbekanntem Künstler zeigt das Motiv des Wasserschlauchs. Der Schild ist silbern mit einem schwarzen Sparren zwischen drei (2:1) schwarzen Wasserschläuchen (engl.: Argent a chevron between three water bougets Sable). Als Helmzier wird ein abgerissener Greifenkopf geführt (engl.: a griffin's head erased).
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004, 2006,
2016
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