Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 179
Burg Breuberg (Odenwald)

Wappen an der Burg Breuberg (Odenwald) - Teil (1)

Das Wappen der Grafen von Wertheim:
Am einzigen Zugang zur Vorburg ist über dem Portal dieses Wappen der Grafen von Wertheim angebracht. Das rechteckige Wappenfeld wird von seitlichen Pilastern und einem Gebälk gerahmt. Die Inschrift unter dem Wappenstein (mit der Jahresangabe 1499 - man beachte die Schreibweise der "4"! -unter dem Architrav) lautet: "Michel Grave zu Wertheim sc". Dieser Burgherr ist der Bauherr der letzten großen Eweiterung der Burg Breuberg. Vom Stil her und von der Machart ist der Wappenstein aber eindeutig historistisch, die Jahreszahl 1499 kann nicht das Datum des Wappensteins sein, er ist vielmehr auf ca. 1850 zu datieren. Die Toranlage selbst ist natürlich spätgotisch, nur die Steinbrücke entstammt dem frühen 19. Jh. als Ersatz für die einst hier befindliche hölzerne Zugbrücke.

Das Wappen der Grafen von Wertheim ist geviert:

Die Helmzier ist im vorliegenden Kombinationswappen der Adler der Grafen von Wertheim, bereichert um zwei Fähnchen. Die Büffelhörner der Herrschaft Breuberg sind unter den Tisch gefallen, denn zu dem Adler mit seinen ausgebreiteten Flügeln hätten sie einfach mehr als unglücklich ausgesehen, dafür sind die Fähnchen silbern mit zwei roten Balken tingiert und fungieren so als Hilfskleinod.

Burg-Impressionen und Geschichte Breubergs - erster Teil:
Auf dem gleichnamigen Berg liegt hoch über dem Tal der Mümling, einem westlichen Zufluß des Mains, Burg Breuberg. Der Berg ist so markant, daß er schon in der älteren Eisenzeit besiedelt war. Im äußeren Burghof wurden bei Ausgrabungen Gefäße aus der Hallstatt-Zeit gefunden. Im Jahr 766 schenkte Pippin, Karls des Großen Vater, seinen Hof Autmundisstatt (heute Großumstatt) mit den dazugehörigen Ländereien, wozu auch der Breuberg gehörte, dem Kloster Fulda. Damals war das Land noch unbedeutend. Erst viel später wurde das Breuberger Land eine strategisch interessante Stelle, lag es doch an der Nahtstelle zweiter wichtiger Erzbistümer: Mainz und Würzburg, deren territoriale Interessen hier alles andere als heilig waren. Und so mußte Fulda seinen Besitz hier sichern - durch die wuchtige Kernburg, eine in der Mitte des 12. Jh. durch Abt Marquard I. errichtete Fuldaer Vogteiburg. Der erste Burgherr war Konrad Reiz von Lützelbach, dessen Sohn Konrad 1229 den Namen der neuen Burg annimmt und in Urkunden als "Konrad Reizo von Bruberc" auftaucht, als erster dieses Namens.

Das Zentrum ist der freistehende 35 m hohe Bergfried aus staufischen Buckelquadern mit dem Eingang in der Ostseite in 9.50 m Höhe und ca. 2,80-2,50 m Mauerstärke. Um ihn herum gruppiert sich in einem oval-polygonalen Ring die Kernburg, eine 10-14 m hohe Ringmauer mit innen angebauten Wohnelementen. Nach außen zum Graben hin wird die Ringmauer mit wuchtigen schrägen Strebepfeilern gestützt und verstärkt. Der trockene Graben ist erstaunlich breit und tief, er lieferte beim Ausheben gleich das Baumaterial, rötlich getönten Buntsandstein, der der Burg eine warme Tönung vor allem bei niedrig stehender Sonne gibt. Vor der eigentlichen Kernburg liegt die niedrigere Vorburg mit einem einzigen Zugang. Hier war einst eine Zugbrücke, die jetztige doppeljochige Steinbrücke wurde erst 1812 erbaut.

Die Vögte waren die Reiz von Lützelbach, die sich daraufhin von Breuberg nannten, seit die Burg Breuberg ihr Hauptsitz wurde. Die Herren von Breuberg nahmen unter den Staufer-Kaisern wichtige Ämter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ein. Ihr Besitz wurde sehr ausgedehnt und reichte schließlich bis in die Wetterau und bis zum Vogelsberg. Doch 1323 starb das Geschlecht der Herren von Breuberg mit Eberhard III. von Breuberg, der mit Mechthild Gräfin von Waldeck verheiratet war, im Mannesstamme aus, die Töchter vererbten den Besitz an die Geschlechter von Wertheim (ein Viertel), von Weinsberg (ein Viertel), von Trimberg (die Hälfte). Burg Breuberg wurde im 14. Jh. zur Ganerbenburg in Gemeinschaftsbesitz (ausführliche Darstellung zur Ganerbenburg siehe bei Burg Salzburg c/o Neustadt). Von diesen allen setzten sich schließlich die mächtigen Grafen von Wertheim durch, und 1336 besaßen sie schon 3/4, während Trimberg und Eppstein je ein Achtel besaßen. 1497 vereinigten sie den gesamten Breuberger Besitz unter ihrer Herrschaft und behielten ihn bis 1556. Als Zeichen der errungenen Herrschaft über Breuberg vierten sie ihren Wappenschild mit dem der ausgestorbenen Herren von Breuberg. Die nächste große Ausbauphase, bei der auch das spätgotische Torhaus zur Vorburg errichtet wurde, ist stolzer Ausdruck alleiniger Herrschaft über die Burg und erfolgreiches Ausbooten der anderen Ganerben. Burg Breuberg wurde Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Wertheim und Residenz.

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Dr. Alexander Röder, Jörg Hirsch: Burg Breuberg bei Neustadt im Odenwald - ein unentdecktes Kleinod im Tal der Mümling, 1959
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/012_Breuberg_Burg.xml
Hessische Kunstdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=11890&session=913&event=Query.Details

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