Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 248
Weikersheim

Wilhelm von Rechberg in der St Georgs-Kirche zu Weikersheim

An der südlichen Westwand der Pfarrkirche St. Georg befindet sich das Grabmal des Wilhelm von Rechberg. Stilistisch ist das Grabmal in der Mitte des 15. Jh. anzusiedeln. Es gab eine Zeit, in der Weikersheim an die Familie von Rechberg verpfändet war (1449-1468).

 

Die uradelige, später hochadelige Familie der Herren von Rechberg stammt aus dem Schwäbischen und ist auf dem Hohenrechberg (Landkreis Schwäbisch Gmünd) und der dortigen Burg seit dem 12. Jh. nachgewiesen, konkret mit Ulricus de Rehperc am 22.1.1179. Sie waren Ministerialen der Stauferkönige. Im 13. Jh. kam es zur Aufspaltung in mehrere Linien. Die Linie "Rechberg unter den Bergen" erlosch schon 1413, und aus der Linie "Rechberg auf den Bergen" entstanden die folgenden Linien. Die erste Linie Rechberg zu Scharfenberg erlosch 1547 mit Georg Rechberg zu Scharfenberg. Die zweite Linie Rechberg zu Scharfenberg wurde 1549 von Hans III. von Rechberg zu Illeraichen begründet und bestand bis 1732. Die Linie Illeraichen erlangte je nach Begünstigtem am 11.3.1601 und am 7.6.1642 den Reichsfreiherrenstand und am 22.7.1626 sowie am 28.1.1699 den Reichsgrafenstand. Die Herrschaft Hohen-Rechberg wurde am 29.10.1638 zur freien Reichsherrschaft erhoben. Die Linie Kronburg erlangte am 18.10.1577, am 20.7.1597 und am 28.2.1598 je nach Begünstigtem den Reichsfreiherrenstand und am 19.9.1607 den Reichsgrafenstand mit Wappenvermehrung. Die Linie Osterberg erlangte am 4.12.1601 den Reichsfreiherrenstand. 1738 wurden die Besitzungen aller Rechberg-Linien wieder unter Johann Bero von Rechberg auf Hohenrechberg, Weißenstein, Donzdorf und Kellmünz (2.12.1697-12.5.1745) vereinigt, der zum letzten Mal eine Linie von Rechberg und Rothenlöwen begründete, nachdem alle anderen erloschen waren. Bayerische resp. württembergische Grafenstandserneuerungen datieren vom 25.10.1810 und vom 6.11.1810. Mit der Mediatisierung fielen ihre einstmals reichsunmittelbaren Territorien 1806 an das Königreich Württemberg und 1810 an das Königreich Bayern. Die Herren von Rechberg waren im Laufe der Geschichte im Dienste der Kirche aktiv, letzteres als Bischöfe von Speyer, Eichstätt und Augsburg. Bedeutende Mitglieder der Familie sind Ulrich von Rechberg, Marschall von Schwaben 1163, Ulrich von Rechberg, Bischof von Speyer (1178-1187), Seyfrid von Rechberg, Bischof von Augsburg (1208-1227), Albrecht von Rechberg, Bischof von Eichstätt (1429-1445), Alois Franz Xaver von Rechberg und Rothenlöwen, Kämmerer und Staatsminister sowie Reichsrat im Königreich Bayern, gest. 1849, sowie Bernhard von Rechberg und Rothenlöwen, k.u.k. Kämmerer, Geheimrat und Reichsrat, Minister des kaiserlichen Hauses und des Äußeren 1859-1865. Joseph Bernhard Nikolaus Albert Graf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (22.10.1885-30.5.1967) adoptierte 1950 seinen Neffen Albert Germanus Friedrich Otto Aloysius Johannes Graf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (29.11.1912-21.10.2002), Vater von Bernhard Albert Josef Johannes Erbgraf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (geb. 10.1.1956).

In den vier Ecken ist eine Ahnenprobe mit vier Wappenschilden. Dabei fasziniert vor allem das Wappen der Helfensteiner mit seinem für die Gotik exotischen Schildbild, einem Elefanten.

 
von Rechberg, in aufgrund der Schwärzung vermutlich Silber zwei voneinander abgewendete rote Löwen mit verschlungenen Schwänzen.   von Helfenstein, in Rot auf einem goldenen Dreiberg schreitend ein silberner Elephant.
 
von Veringen, in Gold drei liegende blaue Hirschstangen (Geweihstangen) übereinander.   von Oettingen, im mit stehenden roten und gestürzten goldenen Eisenhütlein zu vier Reihen dreimal geteilten Schild ein blauer Herzschild, über allem ein silberner Schragen.

Zu diesem Stein paßt folgende Genealogie: Wilhelm II "der Ältere" von Rechberg, zu Weißenstein, zu Krautheim und Ballenberg, Herr zu Weikersheim, Vicedomus zu Amberg 1429, kaiserlicher Rat 1430, Landrichter zu Nürnberg 1435, starb vermutlich am 8.9.1453. Er war vermählt mit Yland (Jolanda) von Hirschhorn, Tochter des Hans V. von Hirschhorn und dessen Frau Yland (Jolanda) Wildgräfin zu Dhaun. Wilhelm II von Rechberg war der Sohn von Heinrich I von Rechberg, Herr zu Hohenrechberg und Gammertingen, verstorben zu Eichstätt im September 1437, und dessen Frau Agnes von Helfenstein.

Die vier Großeltern, die hier durch die Ahnenprobe repräsentiert werden, waren väterlicherseits Wilhelm I von Rechberg, Herr zu Hohenrechberg, gestorben vermutlich 1401, und dessen Frau Sophie von Veringen, Tochter von Heinrich IV. Graf von Veringen and Udilhild von Hohenzollern-Schalksburg. Mütterlicherseits sind die beiden Großeltern des Probanden Ulrich VII. Graf von Helfenstein und Anna von Oettingen. Das entspricht den vier Schilden von Rechberg, von Helfenstein, von Veringen und von Oettingen.

Link zur Kirchengemeinde:
http://www.kirchenbezirk-weikersheim.de/

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Aschaffenburger Wappenbuch
http://www.weikersheim.de, http://www.weikersheim.de/index2.html
http://www.ferienstrasse-bayern.de/weikersheim.htm
Klaus Merten, Stadtkirche Weikersheim, Große Baudenkmäler Heft 303, Deutscher Kunstverlag München Berlin 1995.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Hanker, Werner: Weikersheim - Kleinod an der Tauber, Verlag Geigerdruck, 1992
Rechberg: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg, 2000
Rechberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechberg_%28Adelsgeschlecht%29
Stammbaum der Rechberger:
http://genealogy.euweb.cz/german/rechberg1.html - http://genealogy.euweb.cz/german/rechberg2.html - http://genealogy.euweb.cz/german/rechberg3.html - http://genealogy.euweb.cz/german/rechberg4.html - http://genealogy.euweb.cz/german/rechberg5.html

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Herrn Pfarrer Martin Henzler-Hermann, Kirchengemeinde Weikersheim 2007