Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 263
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Konrad Friedrich von Thüngen

An der südlichen Wand des südlichen Seitenschiffs befindet sich ganz im Westen das Grabdenkmal für den Würzburger Domherren Konrad Friedrich von Thüngen (-3.4.1629). Eine gegossene Metallplatte mit der Darstellung des Klerikers als Priester in Ausübung seines Berufes und mit seiner achtteiligen Ahnenprobe wird von einem steinernen Architekturrahmen eingefaßt. Die Inschrift ganz unten lautet: "Anno Christi Millesimo Sexcentesimo Vigesimo Nono Tertio die Aprilis obiit in Christo Reverend(us) d(omi)n(u)s adm. d(omi)n(u)s et Praenobilis d(omi)n(u)s D(ominus) Conradus Fridericus a Thüngen Cathedralis huius Ecclesiae Collegiatae in Haugis et Wechterswinkel Praepositus cuius Anima Deo vivat Amen." Konrad Friedrich von Thüngen wurde am 22.12.1592 Domherr, nachdem eine Präbende durch den Tod des Pankraz von Rabenstein neu vergeben werden konnte. 1604 wurde er Mitglied des Kapitels, 1608 wurde er Cellarius, 1609 Domcustos, und ebenfalls 1609 Landrichter in Franken. 1611 stieg er zum Domdechant auf, am 28.5.1618 wurde er Dompropst. Wie die Inschrift besagt, war er auch Propst am Stift Haug in Würzburg und am ehemaligen Kloster Wechterswinkel. Außerdem war er 1614-1616 Rektor der Würzburger Universität. Er ließ im Würzburger Dom einen Altar zu Ehren der Heiligen Peter und Paul errichten, der posthum vollendet wurde und ebenfalls mit seinen Ahnenwappen geschmückt war.

 

In der Mitte ist vor den Beinen des Klerikers das Familienwappen der von Thüngen zu sehen, in Silber ein goldener Balken, belegt mit drei hier nach links ausgebogenen roten Pfählen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein hier nach links gedrehter, wachsender, rot mit silbernem Kragen gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, silbern gestulpte Mütze, oben mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt, ein weiterer Hahnenfederbusch vorne im Aufschlag. Die Ahnenprobe ist zu beiden Seiten der zentralen Darstellung angebracht, und jede der insgesamt acht Kartuschen ist mit einem Schriftband namentlich zugeordnet. Mehrere Familien kommen dabei mehrfach vor, 3x Grumbach, 2x Thüngen.

     

Der Schild heraldisch rechts ganz oben wiederholt das Wappen Thüngen (wie oben beschrieben) und steht für den Vater, Kaspar von Thüngen, den Großvater väterlicherseits, Friedrich von Thüngen, und dessen Vater, Kaspar von Thüngen. Auf der heraldisch rechten Seite folgt das Wappen Grumbach, in Gold ein schwarz bekleideter Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält. Es steht für die Großmutter väterlicherseits, Maria von Grumbach, und ihren Vater, Bezold von Grumbach. Es folgt der Schild der von Berg gen. Schrimpf, in Blau ein silbern-rot in zwei Reihen geschachter Balken. Der Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Margareth Schrimpf von Berg, zweite Ehefrau des Kaspar von Thüngen (-1530). Sie war die Tochter von Caspar Schrimpf von Berg und Amalia von Stein zu Altenstein. Zuletzt kommt noch einmal das Wappen Grumbach für die andere Urgroßmutter väterlicherseits, Petrissa von Grumbach.

Auf der heraldisch linken Seite beginnt die Spalte oben mit dem Wappen Thüngen (wie beschrieben). Es steht für die Mutter des Klerikers, Magdalena von Thüngen, den Großvater mütterlicherseits, Kaspar von Thüngen, sowie für dessen Vater, Albrecht von Thüngen. Dann folgt der dritte Schild für ein Mitglied der Familie von Grumbach (wie beschrieben), für die Großmutter mütterlicherseits, Beza von Grumbach, Tochter von Konrad von Grumbach. Der dritte Schild auf der linken Seite gibt das Wappen der Voit von Rieneck wieder, in Rot ein schreitender, silberner Widder. Der Schild steht für die erste Urgroßmutter mütterlicherseits, Dorothea Voit von Rieneck. Der letzte Schild dieser Spalte zeigt das Wappen der von Wolffstein, in Gold zwei rote, schreitende, hersehende Löwen übereinander. Dieser Schild steht für die noch ausstehende Urgroßmutter mütterlicherseits, Agnes von Wolffstein.

Zur Übersicht die Vorfahren des Konrad Friedrich von Thüngen (nach Joh. Octavian Salver und Biedermann):

Eltern:
  • Kaspar von Thüngen
  • Magdalena von Thüngen

Großeltern:

  • Friedrich von Thüngen
  • Maria von Grumbach
  • Kaspar von Thüngen
  • Beza von Grumbach
Urgroßeltern:
  • Kaspar von Thüngen zu Reusenberg
  • Margareth Schrimpf von Berg
  • Bezold von Grumbach zu Estenfeld
  • Petrissa von Grumbach
  • Albrecht von Thüngen
  • Dorothea Voit von Rieneck
  • Konrad von Grumbach
  • Agnes von Wolffstein

Literatur, Links und Quellen:
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 507-509, Ahnenprobe vgl. S. 478 für den Bruder.
Genealogie von Thüngen, Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra
http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ
Würzburger Domherren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Würzburger_Domherren
Rektoren Uni Würzburg:
http://www.uniarchiv.uni-wuerzburg.de/en/aus_der_universitaetsgeschichte/die_engere_hochschulleitung_seit_1582/rektoren_von_1582_bis_1699/

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