Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 296
Mainz - Spuren der Erzbischöfe und Kurfürsten

Domhäuser am Markt

Die Domhäuser am Markt (Markt 18-26) wurden 1770-1771 erbaut. Kilian Bender, Domschreiner, hat sie im Auftrag des Domkapitels entworfen, Ausführung Johann Valentin Thomann. Am 22. Mai 1767 waren die Vorgängerbauten beim Dombrand zerstört worden. Das Besondere an diesen Häusern ist, daß sie, obwohl Bauherr das Domkapitel war, die repräsentative Architektur der Adelspalais mit ihrer typischen Dreiteilung des Baukörpers aufgreifen. Tatsächlich enthalten sie fünf verschiedene Kaufläden. Mit den Muschel-Verzierungen gelten die Domhäuser als Höhepunkt des Mainzer Rokoko. Sie haben den Krieg fast unversehrt überstanden, so daß die heute sichtbare Bausubstanz weitgehend original ist.

Der Mittelbau ist dreigeschossig und fünfachsig. Daran schließen sich zweigeschossige Seitenbauten an. Bei den Seitenflügeln sind die letzten drei Achsen risalitartig nach vorne gezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Eckrisalite nach hinten verlängert, so daß sie nun wie Querflügel bis an den Dom reichen, und mit weiteren Ergänzungen auf der rechten Seite kombiniert, so daß sich die Baugruppe heute anders und wesentlich größer als zur Bauzeit präsentiert. Insbesondere wurde das Anwesen Liebfrauenplatz 2 unter völliger gestalterischer Angleichung einbezogen, und der westliche Seitenflügel wurde rückwärtig durch einen identisch gestalteten Neubau erweitert.

Oben im Dreiecksgiebel befindet sich das Wappen des Domkapitels Mainz: In Silber vier rote Balken, in einer Rocaille-Kartusche mit konvexem Feld, gerahmt von kunstvoll verschnörkelten Ranken und Blumen, welche die gesamte Giebelfläche einnehmen.

Auch das Balkongitter (Abb. unten) zeigt das Wappen des Domkapitels, die vier roten Balken in Silber ("Luft"), darüber eine Blattkrone. Das Geländer ist eine Arbeit von Domschlosser Johann Schwendler. Was hier im Rahmen der künstlerischen Freiheit passiert ist, daß "sich die Balken biegen", darüber kann nur spekuliert werden.... Der heraldische Inhalt ordnet sich zu jener Zeit dem Primat der Kunst unter, und im Namen der kompositorischen Dynamik tritt zurück, daß so ein aus heraldischer Sicht abweichender Inhalt erzeugt wird.

Literatur:
Baedeker: Mainz, Karl Baedeker-Verlag, 2004. ISBN 3-87954-074-8
Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln, eine Reise durch das romantische Rheintal, DuMont Kunstreiseführer, DuMont Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-7701-4799-1
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Stadt Mainz, Band 2.2: Altstadt, bearb. von Ewald Wegner, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1988, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 3. Auflage 1997, ISBN 3-88462-139-4, S. 266

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