Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 313
Mainz - Erzbischöfe, Kurfürsten, Adelspaläste

Das Schloß in Mainz - Teil (6)
Wappen des Damian Hartard von der Leyen (1675-1678)

Es gibt zwei Typen heraldischer Darstellungen für Damian Hartard von der Leyen, einerseits das vollständige Amtswappen, andererseits die Kartuschen mit Einzelmotiven. Von der ersten Sorte gibt es sechs Darstellungen, die hier vorgestellt werden. Eine bequem zu betrachtende und farbig gefaßte Darstellung ist auf der Hofseite (Westseite) des Rheinflügels zu finden (Markierung in den Abb. unten), über dem Haupteingang, der sich im mittleren von einst drei Bogenportalen befindet.

 

Damian Hartard von der Leyen-Hohengeroldseck war Reichsritter und ab 1653 Reichsfreiherr. Er wurde 1675 gleichzeitig Fürstbischof von Worms und Fürsterzbischof von Mainz. Alle seine Wappen enthalten folglich beide Bistümer, wovon das wichtigere und reichspolitisch bedeutsamere in den Feldern 1 und 4 zu finden ist. Der Hauptschild ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein sechsspeichiges, silbernes Rad, Erzstift Mainz, Feld 2 und 3: in Schwarz ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, begleitet von 4:4 goldenen Schindeln, Hochstift Worms, Herzschild: in Blau ein silberner Pfahl, Stammwappen der Reichsfreiherren von der Leyen. Als Oberwappen findet man stets den Kurhut auf dem oberen Schildrand und das gestürzte Schwert sowie den Krummstab hinter dem Schild schräggekreuzt.

Dieses gevierte Wappen mit Herzschild und Amtsinsignien taucht noch viermal außen am Schloß auf, aber sehr versteckt: Er sei daran erinnert, daß unter seinen Amtsvorgängern die ersten acht Fensterachsen des Rheinflügels zwar weitestgehend hochgezogen worden waren, aber eben nicht ganz. Und in jenem letzten Teilstück, das Damian Hartard von der Leyen auch hier zu Ende bauen mußte, wo seine Vorgänger aufgehört hatten, dort befinden sich am Kranzgesims im Schatten unter der Dachkante die beiden anderen Wappendarstellungen, jeweils eine in der dritten und eine in der sechsten Fensterachse ganz oben hinter der obersten Portraitbüste im dortigen Sprenggiebel und mit bloßem Auge kaum zu erkennen geschweige denn inhaltlich aufzulösen.

Die obere Abbildung markiert die Position der beiden Wappen auf der Westseite des Rheinflügels, die untere Abbildung diejenige der entsprechenden Wappenfundstellen auf der Ostseite des Rheinflügels. Die genaue Lage der horizontalen Nahtstelle zwischen den Bauphasen sieht man nicht, aber mindestens die Brüstungen der Fenster müssen von Wambolt vom Umstadt erbaut worden sein, denn sie tragen noch seine Monogramme.

Dort oben zeigen aber diese Amtswappen, wer hier endlich Richtfest feiern konnte, und so wird der lagenweise Schichtung der fürstbischöflichen Wappen noch eine oberste Schicht aufgelegt. Ein einzelnes Wappen dieses Typs befindet sich entsprechend an der Dachkante der südlichen Stirnseite des Rheinflügels:

Prinzipiell sind alle diese Wappen an der Dachkante so aufgebaut wie eingangs bei dem farbig gefaßten Exemplar beschrieben. Sie sind ferner mit großem Neigungswinkel angebracht, einerseits ergibt sich das aus der Form des Kranzgesimses, an dem sie angebracht sind, andererseits ist das bei der großen Höhe notwendig, damit der Betrachter überhaupt eine Chance hat, etwas von unten zu erkennen. Die Abb. unten zeigt den Bereich der Stirnseite des Rheinflügels; das Wappen ist hinter der Büste angebracht.

Damian Hartard von der Leyen (1675-1678)
geb. 1624, Bruder des Karl Kaspar von der Leyen, Erzbischof von Trier. Die Familie von der Leyen stammt von der Untermosel, wo sie um die Mitte des 12. Jh. auf Burg Gondorf residierte. Eltern: Damian von der Leyen (-17.3.1636) und Anna Katharina Waldbott von Bassenheim (22.12.1587-6.8.1666)
1654 Archidiakon von Karden, Propst des Stiftes St. Castor in Karden
1675 Wahl zum Erzbischof von Mainz
zugleich in Personalunion Bischof von Worms
1678 Vollendung des Rheinflügels des Mainzer Schlosses
gest. 6.12.1678

Überblick über die Genealogie der von der Leyen und Querverbindungen zu anderen Wappenfundstellen:
(fett alle für die Abfolge der Linien relevanten Personen, fett und dunkelrot die hier mit Wappen vertretenen Personen oder Bauherren, hellrot Wappenfundstellen, fett und hellrot hier beschriebene Wappenfundstelle),

Literatur:
Baedeker: Mainz, Karl Baedeker-Verlag, 2004. ISBN 3-87954-074-8
Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln, eine Reise durch das romantische Rheintal, DuMont Kunstreiseführer, DuMont Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-7701-4799-1
Siebmachers Wappenbuch.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
http://www.ccmainz.de/cms/index.php?id=51
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Stadt Mainz, Band 2.2: Altstadt, bearb. von Ewald Wegner, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1988, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 3. Auflage 1997, ISBN 3-88462-139-4, S. 164-169
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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