Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 421
Bamberg (Oberfranken)

Alter Ebracher Hof

Im Gegensatz zum neuen Ebracher Hof am Unteren Kaulberg 4 befindet sich der alte Ebracher Hof am Vorderen Bach 5, wobei die beiden Parzellen Rücken an Rücken aneinanderstoßen. Dabei war das Grundstück am Kaulberg der ältere Besitz; das Grundstück am Vorderen Bach 5 wurde erst 1547 dazugekauft. Hier befand sich vorher das Haus "Zum Esel", benannt nach den Brüdern Eseler. Der Ebracher Hof wurde 1679 von Baumeister Andreas Kestler aus Zeil am Main gebaut. Der Wappenstein im Giebel ist auf 1681 datiert, was als Jahr der Fertigstellung angenommen werden darf. Die Jahreszahl 1682 befindet sich am Zugang zur nach der Vollendung des Hauptbaus angefügten Wendeltreppe. Das Haus ist dreistöckig mit sechs Fensterachsen. Von der Fassadengestaltung her ist es mit den beiden typischen Voluten-Giebeln und der illusionistischen Fugenbemalung in Rustika-Optik einer der wenigen Spätrenaissance-Bauten in Bamberg. Im Erdgeschoß ersetzt das mittig positionierte Portal zwei Achsen. Der Giebel ist dreigeschossig und wird mit kräftigen Gesimsen horizontal gegliedert; das erste Giebelgeschoß besitzt vier, das zweite zwei Ochsenaugenfenster, die rechts, links, oben und unten mit großen Keilsteinen dekoriert sind. Kräftige genutete Lisenen gliedern die Giebelzonen in der Vertikalen, fünf im ersten, drei im zweiten und zwei zu letzteren versetzte im dritten, fensterlosen Giebelgeschoß. Die Schrägen des Giebels werden von beidseitig eingerollte Voluten mit Akanthusdekoration gebildet. Über dem oberen Ende der Lisenen befindet sich jeweils ein antikisierendes Postament mit Kugelaufsatz, so auch ganz oben beiderseits der halbkreisförmigen Muschelrosette. Ein liebenswertes Detail sind die Eselsköpfe im untersten Giebelgeschoß, eine Erinnerung an den alten Hausnamen "Zum Esel". Eine letzte Renovierung fand 1980 statt. Dabei wurde auch die illusionistische Fugenbemalung nach Originalbefund wiederhergestellt. Die baufällig gewordenen Giebel wurden wiederhergestellt, außerdem wurden nachbarocke Veränderungen an den Fenstern wieder auf den Urzustand korrigiert.

 

Das Bernhardskreuz im ersten Obergeschoß an der Nordostecke stammt aus dem Jahr 1738 und wurde von Daniel Friedrich Humbach angefertigt. Es zeigt einen Christus, der nur mit einer Hand angeschlagen ist und sich vom Kreuz neigt, um mit der freien Hand den Ordensgründer Bernhard von Clairvaux zu umarmen. Am Sockel steht "S. BERNARDUS". Rechts ums Eck befindet sich eine Wappenkartusche (ohne Abb.) des Ebracher Abtes Wilhelm I. Sölner (Söllner, Selner). Das ist ein redendes Motiv, wenn man den Namen als von Sol = Sonne abgeleitet ansieht: Es zeigt oben rechts eine Sonne mit Strahlen, belegt mit einem Dreieck, darunter links eine Blume mit einer Blüte und zwei Blättern (Sonnenblume). Besser erkennt man das Wappen an der Ebracher Klosteranlage, wo es mehrfach auftaucht (Diskussion siehe dort). Hier ist das Motiv aufgrund des häufigen Überstreichens mittlerweile nicht mehr gut zu sehen.

Im obersten Feld des Giebels befindet sich das Wappen des 42. Ebracher Abtes, Albert (Alberich) Degen (lebte 25.8.1625-24.11.1686). Die Inschrift lautet: "ALBERICVS ABBAS EBRACENSIS XXIX Ao 1681", Alberich Abt von Ebrach 29 im Jahre 1681. Er stammte aus Zell am Main und trat 1647 ins Kloster ein. 1654 wurde er Verwalter des Ebracher Amtshofes in Würzburg. Zum Abt wurde er am 6.6.1658 gewählt, dazu wurde er noch 1664 Generalvikar der gesamten oberdeutschen Kongregation der Zisterzienser. Unter einer Inful sind zwei Schilde zusammengestellt; der rechte zeigt den Zisterzienserbalken, in Schwarz ein in zwei Reihen rot-silbern geschachter Schrägbalken, hier schrägrechts, der linke zeigt das persönliche, redende Wappen des Abtes, in Rot schräggekreuzt zwei silberne, goldengegriffte Degen bzw. Schwerter. Hinter den Kartuschen ragen symmetrisch die Krümmen zweier Krummstäbe heraus. Albert Degen gehört zusammen mit seinem Vorgänger Petrus Scherenberger zu den beiden Äbten, die die wirtschaftliche Basis für die barocke Erneuerung des Mutterklosters schufen, die Schäden nach dem Dreißigjährigen Krieg beseitigten, die Schulden abtrugen und etliche Zukäufe tätigten. Unter diesen beiden Äbten verbesserte sich wieder der Personalbestand in Ebrach und erreichte fast wieder Vorkriegsniveau. Kluge Wirtschaftsführung schuf den Grundstock für die nachfolgende bauliche Erneuerung der Ebracher Klosteranlage.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Ebracher Äbteliste unter Hervorhebung des mit einem bauplastischen Wappen vertretenen Abtes:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.890112,10.8841969,20.44z - https://www.google.de/maps/@49.890112,10.8841969,51m/data=!3m1!1e3
Alter Ebracher Hof auf Bamberga:
http://www.bamberga.de/alter_ebracher_hof.htm
Alter Ebracher Hof bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Ebracher_Hof
Alter Ebracher Hof bei Archinform:
https://deu.archinform.net/projekte/16643.htm
T. Breuer, R. Gutbier: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Stadt Bamberg, Bürgerliche Bergstadt, 2 Teilbände,. Bamberg, Bayer. Verlagsanstalt, 1997, S. 471-478.
Gerd Zimmermann: Ebrach, in: Wolfgang Brückner, Jürgen Lenssen (Hrsg.): Zisterzienser in Franken, das alte Bistum Würzburg und seine einstigen Zisterzen, Kirche, Kunst und Kultur in Franken Bd. 2, Würzburg 1991, 77-82.
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cisterienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S., online:
https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ und https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ
Hildegard Weiss: Die Zisterzienserabtei Ebrach, eine Untersuchung zur Grundherrschaft, Gerichtsherrschaft und Dorfgemeinde im fränkischen Raum (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte), Lucius & Lucius Verlag, 1962, ISBN-10: 3828250564, ISBN-13: 978-3828250567, 147 S.
https://books.google.de/books?id=7u4FXtkoG-QC
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cisterienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S.
https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ - https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ
Elke Goez: Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt, Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99
www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b044741.pdf
Liste der Ebracher Äbte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Äbte_von_Ebrach
Über Ebrach und seinen Besitz:
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/unser-bayern/detailansicht-unser-bayern/artikel/stilles-zentrum-mit-strahlkraft.html
Albert (Alberich) Degen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alberich_Degen
Dieter Deeg: Alberich Degen, Abt von Kloster Ebrach, in: Fränkische Lebensbilder, Neustadt an der Aisch, 5 (1973), S. 149-175

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