Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 448
Arnstein (Landkreis Main-Spessart, Unterfranken)

Das Rathaus in Arnstein

Der Ort Arnstein hatte früher durch seine handelspolitisch günstige Lage an der alten Handelsstraße zwischen Würzburg und Fulda und als Übergang über den Fluß Wern eine größere Bedeutung als heute, wo es neben Autobahn und ICE friedlich schlummert. Daher entstand früh eine Befestigung im Ort, eine feste Burg, zuerst Eigentum der Henneberger, später im 13. Jh. der Grafen von Trimburg, bis diese Arnstein im Jahre 1292 an das Bistum Würzburg abtraten. Fortan war Arnstein ein Würzburger Amt mit eigener Gerichtsbarkeit, welches die nördlichen Interessen des Hochstiftes in seinen Werntaler Besitzungen vertrat. Zeitweise waren Burg, Stadt und Amt Arnstein an die Freiherren von Hutten verpfändet, wurden aber Ende des 15. Jh. endgültig von Würzburg wieder ausgelöst. Das Hochstift setzte nun Amtsleute ein, die Familien wechselten. Unter den Amtsleuten waren Mitglieder der von Hutten, der Zobel von Giebelstadt, der von Münster, der von Rosenbach etc.

Neben der Kapelle entstand im Mittelalter das allererste Rathaus. Das Gebäude in der Marktstraße 37, was wir heute sehen, ist leider nicht mehr der ursprüngliche Bau. Eigentlich ist es sogar das vierte Rathausgebäude in Gestalt des dritten, denn ein gotisches Rathaus wurde 1521 ersetzt, dieser Bau wurde wiederum 1754 erneuert, welcher aber 1945 bis auf die Grundmauern abbrannte und 1949-1951 in alter Form wieder errichtet wurde. Eine gewaltige, dreiseitig offene Freitreppe führt auf der westlichen Schauseite zum mittig angelegten Portal hinauf und gleicht die Schräge des ansteigenden Geländes aus. Der dreigeschossige Bau besitzt keine klare Achsengliederung; die Fenster sind zwar regelmäßig, aber gegeneinander versetzt angeordnet. Die letzte Renovierung erfolgte 2020, seitdem erstrahlt das zuvor beigegelbe Rathaus in Weiß, und das Relief über dem Portal wurde mit einem Netz gegen Kot von Luftratten geschützt.

Insgesamt enthält die Schaufront im Stile des Rokoko fünf Wappen, in der Mitte hierarchisch von oben nach unten das des Würzburger Fürstbischofs, darunter das Wappen des Oberamtmannes aus der Familie der Freiherren von Rosenbach, ganz unten das Wappen der Gemeinde Arnstein. Seitlich sind zwei weitere Vollwappen von Funktionsträgern des Amtes angebracht.

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths (reg. 1749-1754) ganz oben auf der Front ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: von Greiffenclau-Vollraths, geviert, Feld a und d: Greiffenclau-Vollraths, silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Feld b und b: Ippelbrunn = Eppelborn, in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg.

Das Wappen in der Mitte der Front ist das der Familie von Rosenbach: Von Silber und Schwarz geteilt, oben aus der Teilung hervorkommend ein schwarzer Löwe, rot gezungt, hier mit doppeltem Schweif, auch mit einfachem Schweif vorkommend, meist auch golden gekrönt dargestellt. Helmzier der Löwe aus dem Schild zwischen zwei silbern-schwarz geteilten Büffelhörnern. Büffelhörner auch übereck geteilt beschrieben. Helmdecken schwarz-silbern. Das uradelige Geschlecht stammt von der Burg Rosenbach in der Grafschaft Wertheim und war in der Grafschaft Erbach begütert. Die Freiherren von Rosenbach stellten mehrere Amtmänner in hochfürstlich-würzburgischen Diensten, zeitlich und örtlich kommt hier Adelbert Gertrand Gottfried Friederich Johann Bruno Freiherr von Rosenbach (13.6.1701-) in Frage, Würzburgischer Rat und Oberamtmann in Arnstein sowie hochfürstlich-fuldaischer Rat (lt. Biedermann), vermählt 1730 mit Sidonia Maria Amalia Rosina Groß von Trockau. Der Arnsteiner Oberamtmann entstammte regelmäßig dem Adel.

Auf der optisch linken Seite ist ein Wappen eines weiteren Amtsträgers des Oberamtes Arnstein angebracht; es zeigt nach Schraffur in Rot einen mit drei Rosen belegten Balken, auf dem Helm ein beiderseits mit dem Schildbild belegter Flug. Möglicherweise handelt es sich um den Keller des Amtes o. ä., Hinweise willkommen. Das Würzburger Oberamt Arnstein besaß u. a. folgende Verwaltungsposten: Amtskeller, Stadtschultheiß und Zunftrichter, Zentrgraf, Hospitalsverwalter, Amts-, Gegen-, Zent-, Stadt- und Zunftschreiber, Hospitalsschreiber und Oberzöllner und Bürgermeister.

Auch auf der optisch rechten Seite ist eine weitere Wappenkartusche für einen Amtsträger innerhalb des Amtes angebracht. Dieses Wappen zeigt inen frontal stehenden Mann im Kittel, der in der Rechten eine Brezel emporhält und die Linke in die Hüfte stemmt. Das Wappen trägt eine abschließende Krone und keine Helmzier. Aufgrund des Aufbaus der Wappenkomposition ist dieser Platz der rangniederste, und entsprechend dürfte der vermutich bürgerliche Wappenträger nach Fürstbischof, Amtmann und Keller o. ä. den rangmäßig am tiefsten stehenden Job von den hier abgebildeten gehabt haben.

Das Wappen unten in der Mitte der Schaufront ist das der Stadt Arnstein selbst: In Silber auf grünem Dreiberg (hier ein natürlicher Felsen) ein schwarzer Adler, golden bewehrt und rot gezungt. Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte im Jahr 1333 durch Kaiser Ludwig den Bayern. In dieser Form wird das Wappen noch heute von Arnstein geführt. Im Wappen befindet sich der Renovierungsvermerk von 2020.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9783289,9.9687416,20z - https://www.google.de/maps/@49.9783289,9.9687416,81m/data=!3m1!1e3
http://www.arnstein.de
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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