Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 449
Rannungen (Landkreis Bad-Kissingen, Unterfranken)

Die Pfarrkirche von Rannungen

Der Ort Rannungen liegt in Franken zwischen Schweinfurt und Münnerstadt. Als Pfarrei wird Rannungen erstmals im Jahre 1187 erwähnt, zu der Zeit existierte schon ein Vorgängerbau. Ein zweiter Bau wurde Ende des 16. Jh. errichtet. Der älteste Teil der heutigen Kirche St. Bonifatius ist der Turm mit einem auf 1588 datierten Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (in der dritten Abb. ganz oben rechts neben dem Fenster zu erkennen, keine Detailaufnahme). Das Langhaus der heutigen Pfarrkirche wurde 1715-1716 unter der Regierung des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau (reg. 1699-1719) nach vorangegangenen Zerstörungen (insbesondere im 30jährigen Krieg durch schwedische Truppen) wieder aufgebaut. Sein Wappen ziert den Sturz des südlichen Kirchenportals.

Entwurf und Ausführung von Langhaus und nördlicher Sakristei werden mit Berechtigung Joseph Greissing zugeschrieben. Seinem Repertoire an Formen entsprechen alle Gestaltungen und die Profile der Gewände und Giebel. Das fällt insbesondere beim Hauptportal im Westen auf, das bis in die Details mit demjenigen der Kirche von Hausen bei Bad Kissingen entspricht, welches eindeutig Greissing als Urheber hat. Deshalb kann auch hier von seiner Urheberschaft ausgegangen werden. Weitere beteiligte Handwerker waren der Maurer und Steinhauer Johann Mähr aus Münnerstadt und der Zimmermeister Balthasar Ehret. Nur 10 Jahre nach Fertigstellung wurde die Kirche 1726 durch einen Großbrand des Dorfes erneut zerstört, danach wurde sie wieder aufgebaut, wobei der Turm seinen charakteristischen spitzkuppeligen Helm erhielt. Davor hatte er einen Spitzhelm getragen, der vom Feuer verzehrt wurde. Diese Ergänzung fand 1731 statt, dabei wurde dasTurmobergeschoß mit der welschen Haube und der Laterne entweder noch nach Greissings Plänen oder nach denen eines seiner direkten Schüler gestaltet. Denn die von den Zimmerleuten Frankenstein aus Münnerstadt und von Andreas Mangold aus Rannungen geschaffene Gestaltung entspricht nicht dem Stil der nachfolgenden Neumann-Epoche, sondern ist gestalterisch noch in der Greissing-Zeit verwurzelt. Vielleicht hatte Greissing bereits 1715 planerisch über eine Barockisierung nachgedacht, was aber damals nicht zur Ausführung kam. Vielleicht war auch entweder Frankenstein oder Manold oder auch der ausführende Maurer Klaus Iff ein Schüler Greissings, oder mehrere davon. Der im untersten Bild links zu sehende erweiternde Querbau kam erst 1912-1913 hinzu. Dabei rückte man das Westportal mit nach Westen vor, doch dabei ist eine Panne passiert: Die seitlichen Volutenelemente neben dem Türsturz wurden verkehrt herum eingemauert und stehen daher bis zum heutigen Tag auf dem Kopf. Renovierungen der Kirche erfolgten 1967 und in neuerer Zeit.

Der Wappenstein über dem Südportal ist eine Arbeit eines Bildhauers aus Kronungen. Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau (reg. 1699-1719) ist geviert:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.1668203,10.2046524,21z - https://www.google.de/maps/@50.1668203,10.2046524,40m/data=!3m1!1e3
http://www.rhoen-saale.net/lis/app2/rannungen/main/
http://www.ilo.de/~ilo01240/familie/historisches.html
Alfred Memmel: Zwölf Jahrhunderte Rannunger Geschichte (772-1972), Münsterschwarzach 1972, sowie 800 Jahre Pfarrei Rannungen, Bad Kissingen 1988.
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
http://www.rhoen-saale.net/lis/App2/Rannungen/main/einrichtungen/kirchen/detail.cfm?oid=5A23B588-EF35-40AE-8115563268589312
Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing, mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann, hrsg. von der Gesellschaft für fränkische Geschichte, VIII. Reihe: Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte, c/o Verlag Ph. C. W. Schmidt, 1. Auflage 2009, 797 S., ISBN-10: 3866528167, ISBN-13: 978-3866528161, S. 644-645

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2009, 2022
Impressum