Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 639
Wappen der
Weser-Renaissance-Bauten
Lemgo: Blaue Rosen am Rathaus
Stadtwappen
Lemgo:
Die Stadt Lemgo führt als
Wappen in Silber eine fünfblättrige blaue Rose mit goldenem
Butzen und goldenen Kelchblättern. Das Stadtwappen von Lemgo
spiegelt deutlich wider, daß es sich um eine Stadtgründung der
Edelherren zur Lippe handelt - es ist die lippische Rose, nur in
einer anderen Farbe: Ist jene rot, so ist die von Lemgo blau.
Lemgo wurde um 1190 vom Edelherrn Berhard II. zur Lippe
gegründet. Eine im Stadtarchiv Lemgo verwahrte Urkunde von
Edelherr Bernhard III zur Lippe aus dem Jahre 1245 bestätigt die
Rechte und städtischen Privilegien. Hier kreuzten sich zwei
wichtige Handelsrouten des Mittelalters, wodurch die Stadt sich
schnell entwickelte, zu Wohlstand durch Handel kam und
schließlich Mitglied der Hanse wurde. In dem bereits für 1248
nachgewiesenen Hauptsiegel führt die Stadt Lemgo im Tore einer
Burg den landesherrlichen Schild der Edelherren zur Lippe. In
einer Vierung des Mittelturmes stand eine größere Rose, die
städtische - so früh wurden schon beide Rosen unterschieden.
Alle späteren Siegel der Stadt zeigen nur noch die städtische
Rose.
Zusammenspiel
von Gotik und Renaissance - das Rathaus von Lemgo
Das
Rathaus von Lemgo wurde erbaut in den Jahren 1325-1612. An ihm
spiegeln sich somit die unterschiedlichen Bauperioden und die
Bauformen der Gotik sowie der Renaissance wider. Im Grunde
genommen ist es ein aus mehreren Teilen zusammengestückelter
Bau. Er wurde an der Stelle abgebrannter Vorläuferbauten des 13.
Jh. errichtet (Kaufhaus, Anfang 13. Jh., Schohus, Mitte 13. Jh.).
Der älteste Teil ist ein sich über die ganze Länge
erstreckender Saalbau von ca. 1350/1360 an der Ostseite zum
Nicolai-Kirchplatz hin. Davor wurden später drei marktseitige
Baueinheiten gesetzt: Vom Marktplatz aus gesehen in der Mitte ist
die Ratskammer von ca. 1480 mit gotischem Staffelgiebel und
Gerichtslaube. Der Bau hat im Erdgeschoß drei Arkaden. Links
davon wurde 1552 das Niggehuis errichtet, hier befindet sich seit
1559 eine Apotheke, und diesem Haus wurde 1611/1612 der
wunderbare Apothekererker vorbebaut, eine der schönsten
Renaissance-Ausluchten mit Reliefbildnissen berühmter Ärzte und
Naturforscher, erbaut von Hermann und Johann Roleff, die Figuren
teilweise auch von Hans und Jonas Wolff aus Hildesheim. Rechts
von der Ratskammer entstand das Winteppenhaus und die Neue
Ratsstube von 1589/1591 im Süden mit einem Doppelerker und
Darstellungen der Tugenden. Dem langen Saalbau (Kernbau) wurde
zur Mittelstraße hin 1565 die Rathauslaube und 1589 die
Kornherrenstube im Obergeschoß vorgebaut mit Darstellung der
"sieben Freien Künste". Diese Laube ist das früheste
bekannte Werk von Hermann Wulff; das Obergeschoß stammt von
Georg Croßmann, der auch die Neue Ratsstube errichtete. So
entstand ein hochkomplexes Gesamtkunstwerk, das nach Norden zur
Mittelstraße zwei Giebel und eine Auslucht und nach Westen zum
Marktplatz hin einen hohen Staffelgiebel in der Mitte und links
eine Auslucht und rechts einen Doppelerker hat. Ursprünglich
waren marktplatzseitig auf ganzer Länge Arkadengänge, davon
wurden die nördlichen später geschlossen, als der Teil umgebaut
wurde und die Apothekenauslucht errichtet wurde.
Dieses Stadtwappen von Lemgo befindet sich am südlichen marktseitigen Teil, der 1589/91 errichteten Neuen Ratsstube, in der Mitte zwischen den zwei Bögen, die den vorkragenden Doppelerker tragen.
Diese plastisch gestaltete Rose befindet sich über dem westlichen Aufgang zur Rathauslaube von 1565 im Norden des Saalbaues zur Mittelstraße hin.
Dieses Stadtwappen befindet sich weiter oben an der Fassade am südlichen marktseitigen Teil, der 1589/91 errichteten Einheit Winteppenhaus / Neue Ratsstube. Warum "Winteppenhaus"? Hier im Zwischenbau zwischen der alten Ratskammer und der Neuen Ratsstube wohnte der Winteppe. Das war ein Amt, der "Weinherr", denn der Weinhandel war neben dem Betrieb der Apotheke und der Waage eine einträgliche Einnahmequelle für die Stadt. Der Winteppe war ein besonders vertrauenswürdiger Ratsherr, der das Weingeschäft der Stadt betrieb. Hier finden sich kuriose Schildhalter, die auf "Nummer Sicher" gehen wollen: Das Wappen ist schließlich hoch oben am Rathaus von Lemgo angebracht, wo es auch mal kräftig windet. Da ist es wohl besser, nicht nur den Schild, sondern auch noch den Schildinhalt zusätzlich festzuhalten - so mag der Bildhauer gedacht haben, als er Löwe und Greif jeweils durch ein Loch von hinten durch den Schild greifen ließ, damit sie die Rose des Stadtwappens zusätzlich vor dem Herunterfallen bewahren:
Literatur
und Quellen:
Informationstafel am Rathaus
G. Ulrich Großmann, Renaissance entlang der Weser, Du Mont
Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2226-7
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