Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 75
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Friedrich von Wirsberg, Epitaph

Das an einem der südlichen Langhauspfeiler aufgestellte Grabdenkmal für den Fürstbischof Friedrich von Wirsberg wurde geschaffen von Wilhelm Sarder, einem Eichstätter Bildhauer. Es ist in zwei Zonen gegliedert: Die untere Zone enthält ein zweiteiliges Reliefbild aus weißem Stein mit zarten Vergoldungen. Der obere Teil des Reliefs wird von einer Darstellung von Gottvater eingenommen, der den Gekreuzigten vor sich hält.

Unten kniet der Fürstbischof im Profil mit zum Gebet erhobenen Händen. Er wird links begleitet von zwei Männern, die weitaus weniger plastisch hervorgehoben sind. Der in geistlichem Gewand trägt den Krummstab, der in weltlicher Kleidung das Schwert, beides die Insignien geistlicher und weltlicher Macht des Kirchenfürsten.

Im oberen Teil des Epitaphs befindet sich zentral das Wappen des Friedrich von Wirsberg als Bischof von Würzburg; es ist geviert: Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: Stammwappen von Wirsberg, von Silber und Rot im Zinnenschnitt geteilt, unten gemauert. Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg.

Die drei Helmzieren sind von Wirsberg (Mitte, spitzer roter Hut mit silbernem Aufschlag, oben mit einem von Silber und Rot schrägquadrierten Knopf und einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt), 2 im Spitzenschnitt rot-silbern geteilte Büffelhörner (gehören zum Fränkischen Rechen) sowie drei Straußenfedern zwischen zwei wie im Schild bez. Standarten (Hochstift Würzburg). Die Wirsberg-Helmdecken sind rot-silbern.

Das Geschlecht derer von Wirsberg ist seit 1231 belegt. Es handelt sich um ein Ministerialengeschlecht der Andechs-Meranier. Die Burg Wirsberg ist ca. um 1200 herum erbaut worden; sie wurde von Anfang an von der Familie verwaltet. Die Hauptsitze der Familie sind Wirsberg, Lanzendorf und Waldthurn, daneben noch Glashütten und Gunzendorf. Die Familie von Wirsberg fällt durch besonders viele geistliche Ämter auf: Domherren, Äbte und Äbtissinnen und ein Fürstbischof, regional Regensburg, Hof, Würzburg, Augsburg, Bamberg, Waldsassen, Eichstätt. Berühmte Familienmitglieder sind Friedrich von Wirsberg, Fürstbischof von Würzburg 1558-1573, Johannes von Wirsberg, Abt im Kloster Waldsassen 1363-1371, noch ein Johannes von Wirsberg, ebenfalls Abt, aber im Kloster Langheim 1366-1376, Albrecht Eitel von Wirsberg 1598 und Hans Adam von Wirsberg 1617 jeweils Ritterhauptmann Gebirg.

Das Epitaph weist eine 8er-Ahnenprobe auf. Sie ist im Vergleich zu anderen Epitaphien eher unscheinbar und zurückhaltend angebracht: Auf den beiden mächtigen Simsen, die den Reliefteil des Epitaphs nach oben und nach unten abgrenzen, sind ganz klein zweimal vier Schildchen zwischen den Verzierungen angebracht, so daß sie selbst fast wie Ornamente wirken. Die Eltern des Fürstbischofs waren Gottfried von Wirsberg und Margarethe von Bieberehren (Biberehren). Der Großvater väterlicherseits war Hans Adam von Wirsberg, seine Frau war Dorothea von Redwitz. Die Großeltern mütterlicherseits waren nach Biedermann Fritz von Bieberehren und Anna von Ehenheim (Enheim). In der oberen Reihe (Abb. oben) sieht man die Schilde für diese 2+4 Personen, von optisch links nach rechts Redwitz (siebenmal blau-silbern geteilt, darüber schrägrechts ein roter Wellenbalken), Wirsberg (von Silber und Rot im Zinnenschnitt geteilt, unten gemauert) und Biberehren (in Silber ein schwarzer Eselskopf, die Ohren innen rot), Ehenheim, aber mit einem kleinen Fehler. Der letzte Schild in der Reihe zeigt in Grün einen silbernen Balken, das wäre Vestenberg, die von Ehenheim hätten in Schwarz einen silbernen Balken (Schöler Tafel 2, Scheiblersches Wappenbuch Folio 85, alter Siebmacher 1605, neuer Siebmacher Band: BayA2 Seite: 27 Tafel: 17). Die untere Reihe (ohne Abb.) zeigt weitere vier Wappen, so daß wir noch eine Generation weiter zurückkommen, und hier tauchen u. a. die Wappen der von Finsterlohe (Vinsterlohe, eigentlich rot-silbern mit einer rechten Stufe geteilt) und der Marschall von Ebnet oder von Redwitz auf. Die Eltern des zuvor erwähnten Hans Adam von Wirsberg waren Curt von Wirsberg und Anna von Finsterlohe (Vinsterlohe). Die drei anderen Schilde sind Redwitz, Künsberg und Gebsattel (ohne Abb.). Die gleiche Ahnenprobe taucht auf einem Wappenstein am Fürstenbau der Festung Marienberg auf.

Übersicht über die Vorfahren des Friedrich von Wirsberg:

Eltern:
  • Gottfried von Wirsberg
  • Margarethe von Bieberehren (Biberehren)

Großeltern:

  • Hans Adam von Wirsberg
  • Dorothea von Redwitz
  • Fritz von Bieberehren
  • Anna von Ehenheim (Enheim)
  Urgroßeltern:
  • Curt von Wirsberg
  • Anna von Finsterlohe (Vinsterlohe)
  • Heinrich von Redwitz
  • Margareth von Künsberg
  • Burkard von Biberehren
  • Margareth von Redwitz
  • Peter von Ehenheim
  • Anna von Gebsattel

Dom, Friedrich von Wirsberg, Messingbeschlag der Grabplatte

Der Messing-Beschlag, der einst die eigentliche Grabplatte zierte, wurde an die Wand eines Seitenschiffs übertragen. Die zentrale Bischofsfigur hat vor sich das Amtswappen.

 

Die vier Ecken enthalten runde Medaillons mit den Wappenschilden einer 4er-Ahnenprobe. Von den oben genannten Familien sind hier die von Wirsberg, die von Bieberehren, die von Redwitz und die von Ehenheim vertreten.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:

Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg) 1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg) 1755-1779

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Friedrich von Wirsberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Wirsberg
Franz Xaver von Wegele, Friedrich von Wirsberg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 60-63, online:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Friedrich_%28Bischof_von_W%C3%BCrzburg%29
Alfred Wendehorst, Friedrich von Wirsberg, in: Neue Deutsche Biographie, Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 598 f. online:
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz17521.html
Genealogie Wirsberg: Biedermann,
Geschlechtsregister der Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Gebürg http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 479-481

Dom, Konrad von Thüngen - Dom, Konrad von Bibra - Dom, Melchior Zobel von Giebelstadt - Dom, Julius Echter von Mespelbrunn - Dom, Joh. Gottfr. von Aschhausen - Dom, Philipp Adolf von Ehrenberg - Dom, Christoph Franz von Hutten - Dom, Franz Ludwig von Erthal - Dom, Karl Georg von Fechenbach

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Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

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