Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 890
Bamberg (Oberfranken)

Eisgrube 2

In der bürgerlichen Bergstadt steht in der Eisgrube 2 ein dreigeschossiges, traufständiges Haus, dessen Erdgeschoß aus Sandsteinquadern besteht und dessen beide Obergeschosse in Fachwerk ausgeführt sind. Im Kern ist das Haus noch spätmittelalterlich; die meiste Bausubstanz stammt aber aus der ersten Hälfte des 17. Jh. Das Erdgeschoß wurde 1846 umgebaut. Ein Gangbau verbindet das Vorderhaus mit dem um 1720 entstandenen Rückgebäude auf einem Winkelgrundriß, dessen Erdgeschoß massiv ausgeführt ist und dessen einziges Obergeschoß wiederum aus Fachwerk besteht. Aktuell hat in dem Gebäude die Magna Computerschule ihren Sitz, die praxisorientierte EDV-Anwenderschulungen für Internet, die gängigen Anwendungsprogramme und Bürosoftware für Einsteiger, Kinder und Firmen und auch Individualkurse anbietet.

 

Das Portal wird von zwei jeweils in eine kreisförmige Vertiefung eingelassenen Wappenscheiben flankiert. Die linke, also heraldisch rechte Scheibe stellt das Wappen der Baur (Bauer) von Heppenstein dar, in Gold auf einem grünen Dreiberg eine blaue Lilie, auf dem mittleren Blatt oben besteckt mit einem roten Kreuz, an dessen Fuß über der Lilie zu jeder Seite an gebogenem Stiel eine silberne Eichel hervorwächst, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken das komplette Schildbild zwischen zwei Büffelhörnern, hier rechts golden, links blau. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 43 Tafel: 26, wobei dort aber die Büffelhörner beide golden-blau geteilt sind. Das Anwesen in der Eisgrube erheiratete Forstmeister Erasmus Baur von Heppenstein über seine Frau Helena Zoller.

In Bamberg spielten vor allem Sebastian Baur von Heppenstein (-28.3.1711), Physikus in Kronach, dann Stadtphysikus von Bamberg, und seine drei Söhne eine Rolle. Er hatte Maria Alexandria Guffer (Gufer) von Reinhardsberg geheiratet. Die Söhne stifteten in der Oberen Pfarre 1714 einen Grabaltar für ihre Eltern, den Josephsaltar, an dem auch die Wappen der Baur von Heppenstein und der Gufer von Reinhardsberg (geteilt mit geteiltem, brackenköpfigen Löwen nach Rietstap) angebracht sind. Der erste Sohn war Johann Alberich Baur von Heppenstein, Finanzbeamter und Vertrauter des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn. Er hatte 1705 Maria Sabina Magdalena Böttinger (1680-1732) geheiratet. Der zweite Sohn war Gallus Heinrich Baur von Heppenstein (-4.3.1742), der Stiftsherr wurde. Er wurde Dr. iur. utr., bekam am 13.6.1682 ein Kanonikat an St. Stephan in Bamberg, studierte Theologie in Salzburg, wurde 1700 geistlicher Rat in Bamberg, wurde 1706 zum Fiskal ernannt, wurde 1708 Pfarrverweser der Oberen Pfarre in Bamberg und schließlich 1723 Dekan des Stifts St. Stephan. Der dritte Sohn war Johann Christoph Konrad Baur von Heppenstein, der Maria Anna Apollonia Böttinger (1682-) geheiratet hatte. Ein gleichnamiger Johann Christoph Bauer von Heppenstein, aber der Bruder des Arztes Johann Sebastian Baur von Heppenstein aus Kronach, wurde ebenfalls Dekan von St. Stephan. Der Stammvater aller späteren Baur von Heppenstein war hingegen Johann Peter Philipp Baur von Heppenstein, der 1701 Anna Sibylla Sündermahler (18.2.1677-) geheiratet hatte. Peter Philipp Baur von Heppenstein erwarb 1714 das Haus Pfahlplätzchen 1, wo er neu baute (Haus "Zum Krebs"), parallel zum Wasserschloß der Böttinger.

Diese fränkische, ursprünglich aus Kronach stammende Adelsfamilie erlangte am 1.9.1745 während des kurfürstlichen Reichsvikariats den Reichsritterstand; der Begünstigte war Roman Christoph Baur von Heppenstein. Da sich die Familie bereits vorher "Baur von Heppenstein" genannt hatte, bestand die Verbesserung nun darin, sich als Reichsritter nun entweder "Baur Edle von Heppenstein" oder nur "Edle von Heppenstein" nennen zu dürfen. Auch das Wappen wurde gebessert, es war nun geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: rot mit drei vom rechten Rand nach links weisenden Seitenspitzen (Riegel oder Ringel). Dazu wird zunächst nur der Stammhelm geführt, zu rechts blau-goldenen und links rot-silbernen Decken.

Dieses Wappen wurde dann noch um einen zweiten Helm vermehrt, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken auf grünem Dreiberg eine blaue Lilie, besteckt mit einem roten Kreuz, an dessen Fuß über der Lilie zu jeder Seite an gebogenem Stiel eine silberne Eichel hervorwächst, zwischen einem Paar golden-blau geteilter Büffelhörner, jedes Mundstück mit drei Federn besteckt in den Farben blau-golden-blau, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, gekrönter, silberner Löwe zwischen einem schwarzen Flug, ein rotes Sägeblatt mit vier Zähnen in den Vorderpranken pfahlweise haltend.

Am 19.8.1790 erlangte Gallus Heinrich Edler von Heppenstein, kurfürstlicher Hofrat, von dem bayerischen Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz den Freiherrenstand. Das Wappen wurde nicht verändert; jetzt durfte natürlich fakultativ die Freiherrenkrone verwendet werden. Als zusätzliches Prädikat durften sich die Familienmitglieder nun "Freiherren von Heppenstein auf Kornburg" nennen. Bereits 1731 hatte Kaiser Karl VI. 1731 Johann Alberich Baur von Heppenstein und der ganzen Familie die Anwartschaft auf dieses kaiserliche Rittergutslehen Kornburg verliehen hatte, also auf das Reichslehen. Das Majorat der Rieter von Kornburg, das 1502 nach dem Tod von Peter Rieter und dem Erlöschen der Kornburger Linie auf die Kalbensteinberger bzw. Bocksberger Linie übergegangen war, fiel nach dem Aussterben der Rieter im Jahre 1753 und langwierigen Erbstreitigkeiten jedoch an das Nürnberger Heilig-Geist-Spital.

Der andere Wappenstein zeigt das Wappen der Ebner von Eschenbach. Der Schild ist von Blau und Gold mit Spitzen gespalten. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken wird ein Paar Büffelhörner geführt, rechts blau, links golden, eigentlich noch außen jeweils mit vier Federn oder Pfauenspiegeln besteckt. Das Wappen wird im Siebmacher (Band: Bay Seite: 32 Tafel: 29, Band: Bö Seite: 57 Tafel: 41) beschrieben. Die Ebner bekamen das namengebende Gut Eschenbach 1552 durch Heirat von den Harsdörffern. 1824 erhielten sie in Bayern den Freiherrenstand. Für die Beziehung zwischen den Ebner und den Bauer von Heppenstein sind Hinweise willkommen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8893728,10.8855507,20z - https://www.google.de/maps/@49.8893728,10.8855507,67m/data=!3m1!1e3
Heinrich Lang: Johann Ignaz Tobias Böttinger, in: Mark Häberlein, Kerstin Kech und Johannes Staudenmaier (Hrsg.): Bamberg in der frühen Neuzeit, Neue Beiträge zur Geschichte von Stadt und Hochstift, University of Bamberg Press 2008, ISBN: 978-3-923507-31-3 (University of Bamberg Press) bzw. 978-3-929341-32-4 (Stadtarchiv Bamberg)
https://opus4.kobv.de/opus4-bamberg/files/51247/Lang_Boettinger_A3a.pdf
Stammliste Böttinger:
http://www.familienforschung-pabst.de/Veroeffentlichungen/Vorbereitung/stammboett.htm
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Joachim Heinrich Jäck: Pantheon der Litteraten und Künstler Bambergs, Bamberg, 1812, S. 43-44,
https://books.google.de/books?id=2mpdAAAAcAAJ
Bamberger Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Bamberg/B%C3%BCrgerliche_Bergstadt

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