Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 962
Großherzogtum Luxemburg: Mersch

Burg Mersch

In Mersch steht einer der schönsten mittelalterlichen Wohntürme. Die Burg, einst eine Wasserburg, geht auf das frühe Mittelalter zurück. Der Ort wurde zuerst von einem Graf Nithardus befestigt, vermutlich waren die ersten Wehrbauten noch aus Holz. 1232 wird die Burg (eine "turris" zu Mersch) das erste Mal erwähnt: Theoderich, Truchseß der Gräfin Ermesinde, nennt sich Herr von Mersch. 1303 wird Johann von Mersch erwähnt. Nach den Herren von Mersch hatte die Burg viele verschiedene Besitzer: Hebela von Mersch, Erbin und Tochter von Johann von Mersch, heiratet Johann von Meliberg (Milberg), Sohn von Gilles II von Rodenmacher, der 1325 von König Johann dem Blinden für treu geleistete Dienste die Hochgerichtsbarkeit über Mersch etc. übertragen bekommt. Mersch wird Sitz einer selbstständigen Herrschaft. Im 14. Jh. wird der Bering nach Süden und Westen erweitert. Im 15./16./17. Jh. wurde die Herrschaft Mersch aufgeteilt, so daß sich die Herren von Kerpen-Manderscheid, von Virneburg, von Manderscheid, von Brandenburg, von Boland, von Bourscheid, von Neuerburg, von Hondelingen (Hondelange), von Orley, von Metternich als Besitzer von Anteilen finden, später (1574) Paulus von der Fels (Feltz), danach Elter/Autel (1623 Gottfried d'Autel), schließlich Mohr von Wald und Reinach.

Aus dem Jahre 1574 gibt es einen Grundrißplan, der das damalige Aussehen der Burg gut illustriert: Der Bering war 61 m x 70 m groß, der Graben 11 m breit, die Ringmauer war 1,35 m dick und hatte sieben Außentürme.

Der Wohnturm, einer der schönsten und größten seiner Art, 1574-1585 unter Einbau größerer Fenster von Paulus von der Feltz und seiner Frau Apollonia von Kerpen wohnlich gemacht, vor allem durch Einbau größerer Kreuzstockfenster, immer wieder zerstört, 1975 wiederhergestellt im ursprünglichen Stil von 1585. Er repräsentiert einen Mischtypus an der Grenze zwischen deutscher und französischer Burgenbautradition. Im Inneren befindet sich im großen Rittersaal, der den ganzen zweiten Stock einnimmt, ein Renaissance-Prunkkamin mit den Wappen von der Feltz / von Kerpen, die 16 Wappen der Ahnenprobe zieren den Saal (i. d. R. nicht zu besichtigen, seine Eltern: Georg von der Feltz und Eva von Soetern, seine Großeltern: Arnold von der Feltz, Anna Maria von Püttlingen, Adam von Soetern und Franziska d'Orley, ihre Eltern: Heinrich von Kerpen und Catharina Schenk von Schmidtburg, ihre Großeltern: Bernhard von Kerpen, Elisabeth von Wolffstein, Nicolaus Schenk von Schmidtburg und Elisabeth von Schwarzenberg). 1957 kaufte die Gemeinde die Burg aus privater Hand, 1960 ging die Burg an den luxemburgischen Staat, wurde aber 1988 zurückgetauscht und kam erneut in Gemeindeeigentum. Seit 1993 ist der Wohnturm Sitz der städtischen Verwaltung.

Viele Male wurde die Burg zerstört, z. B. 1453 nach 8 Tagen Belagerung durch die Burgunder, denn der burgundische Herzog Philipp der Gute war seit 1443 auch Herr von Luxemburg. Verteidigung erfolgte unter Thomas von Kerpen. Ein weiteres Mal wurde die Burg 1603 durch niederländische Truppen unter Philipp von Nassau geplündert und angezündet (an Anlaß der Unruhen zwischen dem spanischen König, der Herzog von Luxemburg war, und den Spanischen Niederlanden), 1635 - kaum wiederhergestellt - im 30jährigen Krieg durch die Schweden endgültig zerstört. Und jedesmal wurde sie wieder aufgebaut, nach dem Burgundersturm waren es Paulus von der Feltz und Apollonia von Kerpen, die den Wiederaufbau durchführten und bis 1585 vollendeten, dabei den alten mittelalterlichen Wohnturm mit großen Kreuzstockfenstern versahen.

Das Schloßtor mit seinen beiden Flankierungstürmchen und der Brücke über den davor liegenden ehemaligen Burggraben sieht älter aus als es ist - denn es stammt von ca. 1700 AD, als der Graf von Autel die Anlage wiederherstellen ließ und ihr ihr heutiges Gesicht verlieh. Die Burg wurde umgebaut, und das Schloßtor wurde an die heutige Stelle verlegt. Die Familie Elter/Autel war seit 1661 in Besitz von Mersch. Der Torturm rechts davon gehört dagegen zur ursprünglichen Burganlage. 1717 wurde die Schloßkapelle neu eingesegnet.

Das Wappen dieses luxemburgisch-moselländischen Geschlechtes Elter/Autel zeigt in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:2). Die Helmzier wäre ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Schild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut mit beiderseits herabfallenden Fiocchi beschrieben bzw. dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken übereinstimmend rot-golden angegeben. Hier ist stattdessen nur eine Laubkrone zu sehen.

Seit 1661 waren die Elter/Autel im Besitz von Mersch. Zunächst war es Gottfried d'Autel, dann seine Söhne: Nachdem Franz-Adolf von Autel, Domherr von Worms und Bruchsal, auf sein Erstgeburtsrecht verzichtet hatte, wird dessen Bruder, Johann Friedrich Graf von Elter, Statthalter von Luxemburg, Besitzer der Burg. Auffallend an der Wappendarstellung ist zum einen die typische Ordenskette des Ordens vom Goldenen Vlies, zum anderen die militärische Dekoration rings um das Wappen mit Kanonen, Trommeln, Fahnen etc. Johann Friedrich Graf von Elter, geb. 1645 in Luxemburg, war nämlich General der Artillerie, wurde 1678 in den Adelsstand erhoben, war 1680 Berater am spanischen Königshof, wurde 1685 Graf, auch Gouverneur von Luxembourg (15.11.1697), und er hatte die Ehre, ein Ritter vom Orden des Goldenen Vlieses zu werden (12.1.1705). König Philipp V von Spanien ehrte ihn damit für seine Verdienste im Krieg gegen Ludwig XIV von Frankreich. Neben der Herrschaft zu Mersch war er übrigens auch noch Baron von Vogelsang, Herr von Bertrange, Tiercelet, Lahr, Feltz, Heffingen, Amtmann von Remich und Grevenmacher etc. Nach seinem Tode (1.8.1716) - ohne Kinder zu hinterlassen - erbte seine Schwester Charlotte das Anwesen, sie war Kanonisse des Damenstifts Ste. Marie in Metz. Damit endete die Geschichte der Familie d'Autel.

Über sie kam das Anwesen an die Mohr vom Wald (Mohr de Waldt), die sich jetzt Mohr vom Wald d'Autel nannten. Danach waren die Reinach von Hirtzbach Besitzer, Baron Thoering von Sonnenberg-Reinach (letzte adelige Besitzer), 1898 Verkauf an den Großhändler J. P. Schwartz-Hallinger aus Mersch. 1930 erfolgte eine erste Restaurierung unter Herrn Uhres. 1938 wurde eine Jugendherberge im angrenzenden Neubau eingerichtet.

Glockenturm

Der Glockenturm ist das einzige Überbleibsel der Michaelskirche, die 1453 durch burgundische Heere zerstört wurde. Graf Johann Friedrich von Elter/Autel ist der Erbauer des neuen Glockenturms der alten Kirche im Jahre 1707, nachdem der alte im Juli 1706 durch Blitzschlag abgebrannt war. Der Turm wurde also in barocker Zeit wiederhergestellt und mit einer zeitgemäßen Haube versehen. Heute dient er oben als Glockenturm, unten als Eiscafé. Die alte Pfarrkirche wurde im 19. Jh. abgetragen. Das Glockenspiel stammt aus dem 20. Jh.

Über dem großen Portal befindet sich ein von zwei Adlern gehaltenes Wappen der Familie Elter/Autel. Es zeigt in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:2).

Die Anzahl der Schindeln wird unterschiedlich angegeben: Lt. Gruber sind es 20 goldene Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2). Dafür lassen sich auch bauplastische Beispiele finden (Johannesaltar im Trierer Dom). Im Siebmacher, Band Luxemburg findet sich im Vergleich die Angabe von 16 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 4 (2:2). Hier sind es oben je 5, unten je 4 Schindeln, und zwar sowohl am Burgtor als auch am Glockenturm. Der Grund dafür kann möglicherweise in der Darstellung auf Dreieckschilden oder Halbrundschilden liegen, wo die jeweils äußerste und unterste Schindel einer 5er-Belegung abgeschnitten wird (Beispiel in Neumagen-Dhron), wovon sich die Anzahl vier ableitet und bleibend wird.

Auch hier ist um den Wappenschild die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies gelegt, unten das Schaffell, die Kette bestehend aus Feuerstählen und Feuersteinen.

Die Entwicklung des Wappens Autel / Elter:

Elter/Autel: Alte luxemburgische Familie, stammen von einem gleichnamigen Ort bei Arlon. Der Letzte dieses Namens war Jean-Frédéric (Johann Friedrich) d'Autel, Offizier, Graf seit dem 20.12.1685. Durch Philipp V König von Spanien wurde er am 1.1.1705 in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

Wappen: In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 20 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2). Die dazu gehörende Helmzier ist ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Schild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut mit beiderseits herabfallenden Fiocchi beschrieben bzw. dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken rot-golden.

Variante in der Anzahl und Anordnung der Schindeln: In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:1:1). Oberwappen wie oben.
Variante in der Anzahl und Anordnung der Schindeln: In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:2). Oberwappen wie oben.
Wappen Elter/Autel d'Aspremont: Geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 20 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2) (Autel). Feld 2 und 3: In Rot ein durchgehendes silbernes Kreuz (Aspremont).
Wappen d'Autel de Hollenfels: Halbgespalten und geteilt. Feld 1 (oben vorne): in Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 20 goldenen Schindeln, in jedem Winkel 5 (2:1:2) (Autel). Feld 2 (oben hinten): In Gold ein durchgehendes rotes Kreuz, das erste Viertel silbern mit schwarzem Löwen (Haraucourt), Feld 3 (unten): In Rot eine silberne, rautenförmige Gürtelschnalle (Rink) (Hollenfels). Nach einem Siegel von Diederich d'Autel, seigneur de Hollenfels 1466.
Wappen Elter/Autel (Bastardlinie): In Rot ein durchgehendes, goldenes Kreuz, begleitet von 18 goldenen Schindeln, in jedem oberen Winkel 5 (2:1:2), in jedem unteren Winkel 4 (2:1:1), das Ganze überdeckt von einem Schrägfaden. Gaspard, Bürgermeister von Laroche 1455, fügte dem Autel-Wappen einen Bastardfaden hinzu
Nun fand das Wappen Eingang in das der Mohr vom Wald. Die Mohr vom Wald sind ein rheinisches, uradeliges Geschlecht, insbesondere im Kurtrierischen ansässig. Sie sind eine Seitenlinie eines Geschlechtes namens Wald aus Peterswald, einem Dorf bei Zell im Hunsrück. Sie waren Mitglied der Rheinischen Reichsritterschaft. Ihr Stammwappen ist: Gold mit schwarz-gold geschachtem Schildhaupt. Helmzier ein wachsender Mohrenrumpf in wie der Schild bez. Farben auf dem Gewand, mit golden-schwarzer, nach hinten abfliegender Kopfbinde. Helmdecke schwarz-gold.

Lothar Ferdinand Mohr de Waldt hatte Maria Luisa Franziska von Warsberg geheiratet. Die 11 Kinder aus dieser Ehe wurden von der letzten Gräfin d'Autel zu Erben ihrer Güter im Luxemburgischen eingesetzt. Sie nannten sich jetzt Mohr vom Wald d'Autel. Am 2.10.1725 erhielten die Kinder von Lothar Ferdinand Mohr de Waldt, Herrn auf Petzdorff, Peterswaldt etc., Abgeordneter der Ritterschaft, Rat des Provinzialrates des Herzogtums Luxemburg, die Erlaubnis, Namen und Wappen des Geschlechtes Autel dem ihrigen beizufügen. Reichsritterdiplom 15.1.1757 für Philippe Everard M. d. W. d'A. Philippe Everard M. d. W. d'A, desselben Ranges wie sein Vater, Herr zu Mersch, Betzdorf und Heffingen, Ritterrichter des Herzogtums, war der älteste Sohn von Lothar Ferdinand Mohr de Waldt, gest. 1738. Philippe Everard M. d. W. d'A. war verheiratet mit Walburg Gräfin von Beroldingen und starb am 15.5.1767. Mit dessen Sohn Joseph Anton Philipp Lothar Franz Freiherr M. v. W. d'A. wiederum starb die Familie 1784 aus.

Das vermehrte Wappen der Mohr vom Walde d'Autel sah wie folgt aus: Hauptschild: In Rot ein durchgehendes goldenes Kreuz, bewinkelt von 20 (4x5) goldenen Schindeln. Herzschild: Gold mit schwarz-gold in zwei Reihen geschachtem Schildhaupt (obere Abb.) oder Gold mit schwarz-gold in drei Reihen geschachtem Schildhaupt (untere Abb.). Helm 1: ein wachsender Mohrenrumpf in wie der Schild bez. Farben auf dem Gewand. Helmdecke Schwarz-gold. Helm 2: ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Herzschild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken rot-golden.

Eine dritte, inverse Variante des vermehrten Wappens der Mohr vom Walde d'Autel wird wie folgt angegeben: Hauptschild: Gold mit schwarz-gold in zwei Reihen zu je vier oder mehr Plätzen geschachtem Schildhaupt. Herzschild: In Rot ein durchgehendes goldenes Kreuz, bewinkelt von 20 (4x5) goldenen Schindeln. Helm 1: ein wachsender Mohrenrumpf in wie der Schild bez. Farben auf dem Gewand. Helmdecke Schwarz-gold. Helm 2: ein Mannesrumpf wachsend, gewandet in ein wie der Herzschild bez. Kleid, auf dem Kopf ein niedriges Mützchen, im Siebmacher Luxemburg als roter Kardinalshut dargestellt. Im Gruber als bärtiger Mannsrumpf mit golden gestulpter roter Mütze, das Kleid wie der Schild bez. Helmdecken rot-golden.

Literatur, Quellen und Links:
Mersch: http://www.mersch.lu
Geschichte von Mersch:
http://www.mersch.lu/Default.aspx?id=0c38ad9d-080c-47fd-8fb6-40317f77cc1a
Geschichte von Mersch:
http://www.associationchateaux.lu/deutsch/mersch/geschichte/index.html
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Siebmacher NaA S. 40, T. 67, Lux S. 11, T. 10, Lot S. 43, T. 29.
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du Pays de Luxembourg, 1974

Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Roger Bour, Taschenführer durch die Burgen und Schlösser in Luxemburg, Luxemburg 1982, Band 1
Châteaux Luxembourgeois, Luxemburger Burgen und Schlösser, Hrsg. Association des Châteaux luxembourgeois und Office national du Tourisme ONT, 2005, ISBN 2-87996-801-1

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