Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 997
Malberg (Eifelkreis Bitburg-Prüm)

Schloß Malberg

Schloß Malberg liegt in beherrschender Lage auf einem Bergsporn über einer Schleife des Flusses Kyll nahe Kyllburg in der Eifel. Es ist eine für die Eifel recht große und mit 160 m Länge und 40 m Breite (ohne die tiefer liegenden Hangterrassen, die die Anlage auf die doppelte Breite bringen) ausgedehnte Anlage. Seine Wurzeln sind uralt, auch wenn die heutigen Gebäude aus späteren Jahrhunderten stammen. Bereits 893 wird „Maleberhc“ im Prümer Güterverzeichnis erwähnt. Nach Wackenroder war es eine alte Gerichtsstätte, denn „Mallobergium“ ist das Gerichtshaus in karolingischen Pfalzen. Der erste faßbare Malberger ist Ravengar von Malberg im Jahre 1008. Die erste Burganlage ist in diese Zeit zu datieren. Nicht lange von Bestand, wurde sie 1204 auf kaiserlichen Befehl zerstört. In späterer Zeit gab es zwei Burgen im Besitz unterschiedlicher Familien, auch diese sind heute verschwunden. Mehrfacher Besitzwechsel kennzeichnet die Geschichte von Malberg. Die obere Burg wurde von den Herren von Malberg schließlich 1302 dem Herzog von Luxemburg zu Lehen aufgetragen. Wie viele andere Herren der Eifel unterstellten sich die Herren von Malberg damit dem Schutz des aufstrebenden Luxemburger Hauses. Die untere Burg dagegen gehörte dem Erzstift Trier. Wichtig ist die Opposition zwischen Malberg (Oberburg) einerseits und dem nahen Kyllburg andererseits: Die Herren von Malberg richteten ihre Interessen auf die wohlhabende Zisterzienserabtei St. Thomas im Kylltal, was der Trierer Erzbischof zu verhindern suchte, genau zu deren Schutz erbaute jener die Burg Kyllburg. 1404 wurde der komplizierte Zustand vertraglich behoben: Beide Parteien, Trier und Luxemburg, sollten gleiche Rechte an beiden Malberger Burgen haben und sie gemeinsam verwalten, dafür wurden die Herren von Malberg von beiden Seiten als Erbburggrafen anerkannt und 1442 von Trier mit beiden Burgen belehnt. Im Rahmen der trierisch-luxemburgischen Grenzvereinbarung aus dem Jahre 1776 wurde Malberg Luxemburger Gebiet zugeschlagen.

Bedeutende Persönlichkeiten aus dem Hause der Herren von Malberg waren Rutherus von Malberg, 1162-1170 Abt der Fürstabtei Prüm, sowie Gerhard von Malberg, 1240-1244 Hochmeister des Deutschen Ordens, Troubadour, später in den Templerorden übergetreten, sowie Johannes IV von Malberg, um 1320 Abt in Himmerod.

Die beiden Malberger Burgen verschwanden später, 1588 erwarb Joachim von Manderscheid-Schleiden die Herrschaft Malberg, und in der nächsten Bauphase errichteten 1591-1597 die Grafen von Manderscheid den sogenannten Altbau (im Vordergrund des Photos). Sein Stil ist Frührenaissance, und er liegt wie ein mächtiger Querriegel zwischen Burghof und Angriffsseite.

1708-1715 entstand schließlich der barocke Bau des Neuen Schlosses (im Hintergrund des Photos, teilweise vom Altbau verdeckt), zweieinhalbgeschossig und mit neun Achsen konzipiert, die ganze Breite des Schloßhofes einnehmend, mit zwei einachsigen Risaliten an den hofseitigen Ecken vorspringend. Dabei wurde der alte Donjon abgebrochen, die Steine kamen beim Neubau gerade recht. Der Bauherr ist der Kölner Weihbischof Johannes Werner von Veyder, der neben Malberg auch Schloß Oberehe erwarb und noch Herr auf Mehrfeld, Bettenfeld und Hovelsheim war.

Johannes Werner von Veyder wurde am 2.12.1657 in Neumagen geboren. 1694 wurde er zum Priester geweiht und wurde Domherr in Köln. 1695 wurde er in Köln Generalvikar unter Fürstbischof Joseph Clemens von Bayern. 1698 wurde Veyder Coadjutor, 1703 Weihbischof in Köln. Er starb am 30.10.1723 in Köln (Epitaph im Kölner Dom).

1615 war die Burg bereits von Florimond d'Ardre, Sohn von Erbtochter Katharina von Malberg und Francois d’Ardre, letzter Sproß seiner Familie, an Cornelius von Veyder verpfändet worden. Dieser war Amtmann von Nieder-Manderscheid. Sein Sohn Johannes Heinrich von Veyder war Herr von Malberg, sein Bruder Christoph von Veyder war Herr von Bickendorf. Die Nachkommen sind die Freiherren Veyder-Malberg. Die Familie von Veyder kaufte um 1680 ferner Burg Rittersdorf in der Eifel.

Das neue Gebäude hat zwei komplett verschiedene Schauseiten, die Hofseite zeigt noch reiche Spätrenaissance-Formen und kräftige Gliederung, die talseitige Fassade über der riesigen Freitreppe zwischen den zwei übereck stehenden barocken Pavillons an den Ecken der um 1730 angelegten Terrasse zeigt einen weit in die baugeschichtliche Zukunft weisende schlichtere Gestaltung von eher stiller Größe. Die Baumaßnahmen wurden durch den kurpfälzischen Hofbaumeister Matteo Alberti geplant, einem der wenigen Vertreter des Palladianismus in Deutschland, Schüler von Palladio.

Das kunstgeschichtlich auf das Portal am Palazzo Crescenzi in Rom weisende Portal des Barockbaus (Neues Haus, Corps de logis) zeigt das Veyder-Malberg-Wappen in geöffnetem Dreiecksgiebel und darüber eine mächtige Krone, die das darunter befindliche Wappen fast mit ihrem Schatten erdrückt.

Ein zweites Wappen befindet sich über dem hofseitigen Portal des 1707-1709 entkernten und umgestalteten Altbaus, ebenfalls Veyder-Malberg.

Unter des Bischofs Regie wurde das Burgtor mit seinem Wappen in der verputzten Füllung des Segmentbogens erbaut, nun als Veyder-Malberg, ferner der sog. Eiserne Garten auf dem Gebiet der ehemaligen Unterburg, der Arkadenbau mit erst sieben, dann acht breiten, ursprünglich offenen Rundbögen auf Quaderpfeilern (Wirtschaftsflügel), der Altbau und Neubau verbindet, weiterhin die vorgebaute Terrasse, die den Abschluß des Schloßhofes nach Öffnung desselben durch Abbruch der Ringmauer bildet. Ein früher vorhandener Halsgraben wurde zugeschüttet.

Das Torhaus (ebenfalls ca. 1710 zu datieren) ist ein einfaches barockes Gebäude ohne jede Verteidigungseinrichtungen. Das Tor selbst ist reich dekoriert. Besonders ins Auge fällt vor allem die unheilabwehrende Fratze auf dem Schlußstein. Links schließt sich das sog. Brauhaus an. Hinter dem Tor führt ein ca. 40 m langer Weg zwischen Gärten auf den schlichten zweiten Torabschluß zu, nach einem weiteren knapp 40 m langen Wegstück stößt der Zugang auf das dritte Tor im Stile der Renaissance direkt neben dem sog. Altbau. Hoch über diesem Tor befindet sich der markante kleine Uhrturm von 1709.

Das Stammwappen der zum Luxemburger Uradel gehörenden und aus Dasburg stammenden und urkundlich bereits 1380 auftauchenden Familie Veyder zeigt in Gold einen schreitenden schwarzen Bären mit silbernem Halsband und Kette, die sich über den Rücken durch die Hinterbeine zieht. Helmzier der Bär aus dem Schild zwischen einem rechten goldenen und linken schwarzen Adlerflügel. Helmdecken schwarz-golden.

Nach dem Diplom von 1732 führen die von Veyder-Malberg einen gevierten Schild: Feld 1 und 4: in Gold ein schreitender schwarzer Bär mit silbernem Halsband und Kette, die sich über den Rücken durch die Hinterbeine zieht. Feld 2 und 3: in Silber ein rotes Schildchen (Malberg). Zwei Helme: Helm 1: der Bär aus dem Schild zwischen einem rechten goldenen und linken schwarzen Adlerflügel. Helmdecken schwarz-golden. Helm 2: Ein wie Feld 2 und 3 bez. Schildchen zwischen zwei rot-silbern übereck geteilten Büffelhörnern. Helmdecken rot-silbern.

Das Veyder-Malberg-Wappen über dem äußeren Tor zeigt dieses vermehrte Wappen mit den zwei Helmen, die aber zeitgemäß unterproportioniert und fast verkümmert zu nennen sind, während die Helmdecken besondern üppig und ornamental zur Seite gehen.

Die Familie führte als heraldische Prunkstücke auch zwei hier nicht dargestellte Schildhalter, rechts ein Bär wie in Feld 1 und 4, links ein silberner Bär mit rotem Halsband und silberner Kette, jeder eine Standarte an goldener Lanze haltend, rechts wie Feld 1, links wie Feld 2 bez. Devise: „Liber in vinculis“ - frei, wenn auch in Fesseln, eine Anspielung auf den Bären mit Kette.

Das Wappen der alten Herren von Malberg findet sich heute als Erinnerung im Wappen der Gemeinde Malberg: In von Blau über Silber geteiltem Schild oben 9 (5:4) goldene Kugeln, unten ein rotes Schildchen.

1823 wurde Schloß Malberg der Familie Schmitz-Malberg als Wohn- und Gästehaus überlassen. Die letzte von Veyder heiratete Oberförster Schmitz aus Trier. Seit 1989 gehört Schloß Malberg der Verbandsgemeinde Kyllburg. Derzeit laufen Restaurierungsmaßnahmen, Kapelle und Terrassengeländer glänzen bereits in neuem Anstrich, und einige Innenräume wurden wiederhergestellt, zuletzt drei Räume im Obergeschoß des Barockbaus. Ein Käufer und Nutzer des Anwesens wird immer noch gesucht.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Jean-Pierre Koltz: Die Burgen des Kreises Bitburg, in: Das Bitburger Land, Landschaft, Geschichte und Kultur des Kreises Bitburg, Band I, Bitburg 1967, S. 431-478
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 9.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege: Kreis Bitburg-Prüm, Verbandsgemeinden Kyllburg und Speicher, bearbeitet von Hans Hermann Reck, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 1991, ISBN 3-88462-081-9, S. 116 ff.
Schloß Malberg:
http://www.schloss-malberg.de/
Stiftung Denkmalschutz:
http://www.denkmalschutz.de/2371.html
Ernst Wackenroder, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 1927, Kreis Bitburg, S. 166 ff

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