Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1151
Isling (zu Lichtenfels, Oberfranken)

Friedhofs-Kapelle bei Isling

Im Norden des zu Lichtenfels gehörenden Dorfes Isling steht jenseits der Staatsstraße 2203 die katholische Friedhofskapelle zum Heiligen Kreuz einsam in der Weite der Flur, ca. 1/2 km abseits der Siedlung (Zur Kreuzkapelle 1). Diese barocke Kapelle wurde 1745 von dem Staffelsteiner Baumeister Johann Thomas Nißler im Auftrag des Ortsherren, dem Kloster Langheim, aus hellgelbem Sandstein erbaut. Das Langhaus besitzt Sandsteingliederungen. Der dreiseitig geschlossene Chor ist eingezogen. Am Choransatz trägt ein Dachreiter die Glocke. Die Fenster sind stichbogig, außer dem Fenster in der Chorstirnwand, das ist hochoval. Die Kirche, die am 27.11.1963 Opfer eines spektakulären Diebstahls von zwei hölzernen Altarkreuzen und einer Marienfigur aus dem 17. Jh. mit dem Jesuskind auf dem Arm war, ist meist verschlossen. Isling gehörte zuerst Bertold von Andechs und Plassenburg, kam aber bereits im 12. Jh. an das im Jahre 1132 vom Bamberger Bischof Otto I. gegründete Kloster Langheim, das seit 1314 auch das Patronatsrecht innehatte, und blieb in dessen Besitz bis zur Säkularisation.

Das Wappen über dem Westportal gehört dem Langheimer Abt Stephan Mösinger (1734-1751) und stellt eine reichlich bildhafte, fast gemäldehafte Szene dar, die ganz und gar nicht im Einklang steht mit den Forderungen nach einem guten, klaren Schildbild. Aber im Barock waren viele Klosterwappen näher an symbolhafter Landschaftsmalerei dran als an klarer Graphik. Wir sehen über einem Felsenberg eine gesichtete Strahlensonne, aus dem rechten Schildrand kommt aus Wolken ein linker Arm hervor, der in der Hand einen gefalteten und mit beiden Enden nach unten hängenden Streifen hält, aus dem rechten Obereck stößt schräglinks ein herabstürzender Adler mit ausgebreiteten Schwingen nach unten und ergreift mit dem Schnabel einen aufrechten, pfahlweise gestellten, geschuppten Fisch. Alles ist sehr bildlich und kann vor allem bei fortschreitender Verwitterung sehr schnell unkenntlich werden. Brugger gibt als Feldfarbe Blau an; der Felsen ist grün. Vermutlich sind die anderen Objekte naturnah tingiert, also silberne Wolken, goldene Sonne, natürliche Lebewesen.

Typisch für dieses Kloster ist die Verwendung von zwei schräggekreuzten Krummstäben hinter dem Schild. In der Mitte des oberen Kartuschenrandes trägt ein geflügelter Engelskopf die Inful. Wappen des Langheimer Abtes Stephan Mösinger kann man außerdem noch im Giebelfeld der Propstei neben der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, und am Pavillon rechts neben dem Einfahrtstor zum Schloß Tambach finden. Außerdem taucht das Wappen dieses Abtes über dem Altarblatt der Filialkirche St. Clemens in Neudorf bei Weismain auf. Und die kath. Kapelle in Köttel besitzt eine Kniebank mit dem Wappen dieses Abtes.

Die beiden Inschriftenfelder oberhalb und unterhalb des Wappens sind aufgrund fortgeschrittener Verwitterung kaum noch lesbar. Beide beinhalten ein Chronogramm. Erkennbar ist der Name des Abtes: "AEDICVLI hVIatIs MagnVs PatronVS ..... est PraesVL STEPANVS Vota Beata reF....."

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Langheimer Äbte:
(fett und burgunderrot hervorgehoben sind die Besitzer der hier beschriebenen Wappensteine, rot sind generell Fundstellen zum Wappen des betreffenden Abtes)
Abt Johann von Dinstleben, amtierte 1449-1475
Abt Johann Schad, amtierte 1476-1494
Abt Emmeram Teuchler, amtierte 1494-1510
Abt Johann Fabri gen. Strauß, amtierte 1510-1538
Abt Konrad Haas, amtierte 1538-1556,
Wappen in Bamberg am Langheimer Hof, Durchfahrt
Abt Friedrich Marschalk, amtierte 1556-1562, abgesetzt
Abt Ludwig Fuchs, amtierte 1562-1572
Abt Magnus Hofmann, amtierte 1572-1582,
Wappen in Bamberg am Langheimer Hof, hofseitiger Treppenturm
Abt Wilhelm Krenich, amtierte 1582-1584
Abt Konrad Holzmann, amtierte 1584-1592
Abt Johann Bückling, amtierte 1592-1608
Abt Peter Schönfelder, aus Weismain, amtierte 1608-1620,
Wappen in Altenkunstadt an der Friedhofsmauer, an der Feuersmühle in Scheßlitz unterhalb der Weinberge am Mühlbach, Wappen im Siebmacher Band Klöster verzeichnet
Abt Johann Weiger, amtierte 1620-1626,
Wappen an der Sepulturkirche in Klosterlangheim
Abt Erasmus Behem (Böhm), amtierte 1626-1631
Abt Nikolaus Eber, amtierte 1631-1637
Abt Johann Gagel, amtierte 1637-1649
Abt Mauritius Knauer, aus Weismain, amtierte 1649-1664
Abt Alberich Semmelmann, amtierte 1664-1677,
Wappen an der Westwand des Westflügels des Langheimer Hofes in Bamberg
Abt Thomas Wagner, amtierte 1677-1689
Abt Candidus Bergmann, amtierte 1689-1690
Abt Gallus Knauer, aus Weismain, amtierte 1690-1728,
Wappen in Klosterlangheim, in Trieb über dem Tor des Gutshofes Nassanger, in Kulmbach am Langheimer Amtshof am Tor und an einer Wand zum Innenhof, in Pfaffendorf in der Filialkirche St. Georg über dem Altarbild, Wehrkirche Modschiedel am nördlichen Seitenaltar, in der Pfarrkirche von Altenkunstadt über dem Altar in der Anna-Kapelle
Abt Martin Wolf, aus Neumarkt, amtierte 1728-1734
, Wappen in Thurnau, Lapidarium des Schlosses Thurnau, am Hans-Georgen-Bau im Oberen Schloßhof angebracht
Abt Stephan Mösinger, amtierte 1734-1751, Wappen an der Propstei von Vierzehnheiligen, Friedhofskapelle Isling, kath. Kapelle in Köttel besitzt eine Kniebank mit dem Wappen, Pavillon rechts neben dem Einfahrtstor zum Schloß Tambach, über dem Altarblatt der Filialkirche St. Clemens in Neudorf bei Weismain
Abt Malachias Limmer, amtierte 1751-1774,
Wappen in der Stadtpfarrkirche Lichtenfels auf der Marienglocke von 1772
Abt Johann Nepomuk Pitius, amtierte 1774-1791, 1789 suspendiert,
Wappen 3x in Klosterlangheim und an Schloß Tambach im Hauptgiebel des Nord-Risalits
Abt Candidus Hemmerlein, amtierte 1791-1803, Ende der Amtszeit durch Säkularisation,
Wappen im Siebmacher Band Klöster verzeichnet
Die Beschreibung aller Wappen der Äbte erfolgt im Kapitel zum Kloster Langheim selbst.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.106617,11.1629996,16.24z - https://www.google.de/maps/@50.1074548,11.1631989,279m/data=!3m1!1e3
Kloster Langheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Langheim
Kloster Langheim:
http://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/h-r/Langheim.html
Kloster Langheim:
http://www.mgl-obermaingeschichte.de/barock/SeitenLangheim/langh1.htm
Isling:
https://de.wikipedia.org/wiki/Isling
Isling:
https://www.lichtenfels.de/index.php?id=350,73
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Lichtenfels_(Oberfranken)#Isling
Andreas Kerner: Vereinschronik Islinger Musikanten:
http://www.islinger-musikanten.de/chronik/index.php - http://archive.is/NjYmB
Rudolf Brugger: Die Wappen der Stifter und Äbte des Klosters Langheim 1132-1803, zum 850ten Jahrestag der Gründung, Bamberg 1982 (handschriftliches Werk)

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