Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1220
Schmidtheim (Ortsteil von Dahlem, Kreis Euskirchen, Eifel)

Schloß Schmidtheim

Heute gehört Schmidtheim zur Gemeinde Dahlem (Kreis Euskirchen). Auf der Höhe über dem Ort liegt das Schloß, zu dem sich eine ältere Burganlage entwickelt hat. Die Anlage besteht aus zwei hufeisenförmigen, dreiflügeligen Baugruppen, die mit ihrer offenen Seite gegeneinander gestellt sind und gemeinsam ein unregelmäßiges Viereck mit sehr ungleichen Kantenlängen bilden. Das Schloß selbst liegt in der Südwesthälfte, mit sich weit nach Südwesten erstreckendem Park, zu dem eine eher abweisende Fassade mit zwei Ecktürmen weist, hinter der der älteste Teil, der viergeschossige ehemalige Wohnturm, aufragt.

Abb.: Parkseite des Schlosses von Südwesten

Ein Höhenversatz trennt den sich nach Nordosten öffnenden Schloßhof von der weitläufigen Vorburg, die auf drei Seiten umbaut ist und aufgrund des relativ langen Wirtschaftsflügels im Norden mit einer scharfen Ecke nach Norden weist, während die südlichen Gebäude bogenförmig nach außen schwingen bis zum Torhaus an der Südostecke. Über dem äußeren Torbogen ist ein prächtiger Wappenstein mit Allianzwappen. Das Schloß ist in Privatbesitz der Familie Beyssel von Gymnich und kann nicht besichtigt werden. Der Wappenstein an der Vorburg ist in der Nähe der Pfarrkirche frei zugänglich außerhalb des privaten Innenbereiches, der hinter dem Tor der Vorburg beginnt.

Abb.: Torbau der Vorburg von Süden, Zustand 2009

Abb.: Torbau der Vorburg von Süden, renovierter Zustand 2022

Die Herren von Schmidtheim, seit Ende des 12. Jh. urkundlich erwähnt, sind die Erbauer der ersten Burg, auf deren Grundmauern sich das heutige Schloß erhebt. Wenngleich die meisten Gebäude in ihrer heutigen Form aus späteren Zeiten (16.-18. Jh.) stammen, so hat sich doch wenig am Grundkonzept geändert. Früher war es eine von Gräben umgebene Wasserburg, diese sind heute zugeschüttet.

Damian Beyssel von Gymnich, ein Sohn Johanns, vermählte sich im Jahre 1511 mit Eva von Schmidtheim, einer Tochter von Arnold von Schmidtheim und Gertrud von Lysur, und da die am Hof des Grafen Johann zu Manderscheid erzogene junge Dame Erbtochter war, brachte sie ihrem Gemahl Schmidtheim ein, worauf die Beyssel von Gymnich ihr Wappen mit dem von Schmidtheim vierten.

Die Burg Schmidtheim war einst ein offenes Haus der Herren von Schleiden, von denen kam die Lehenshoheit an die Grafen von Manderscheid-Schleiden, und nach deren Erlöschen kam die Lehnsherrschaft an die Grafen von der Mark. Die Herrschaft Schmidtheim aber, das Hochgericht und die Ortschaften, war ein Lehen der Herren von Blankenheim, kam von dort an die Grafen von Manderscheid-Blankenheim, die es als Lehen vergaben. Damian Beyssel von Gymnich wurde 1511 bzw. 1535, und sein Sohn Reinhard 1541 von den Grafen von Manderscheid mit Schmidtheim belehnt.

Friedrich Wilhelm (oder Wilhelm Friedrich) Beyssel von Gymnich (1638-1710, Sohn von Bertram Beyssel von Gymnich (1591-1648) und Anna von Binsfeld, Enkel von Reinhold Beyysel von Gymnich und Margaretha von Harff) vermählte sich mit Maria Magdalena von Metzenhausen (-1716, Tochter von Johann Georg von Metzenhausen und Katharina von Breitbach zu Bürresheim). Durch diese Ehe bekam er die Herrschaft Boulay. Das zu dieser Ehe passende Allianzwappen sehen wir außen am Südostflügel des Schlosses, links von der Vorburg. Das Wappen ist gespalten, optisch links Beyssel von Gymnich zu Schmidtheim, optisch rechts von Metzenhausen, darüber eine Blattkrone, Schildhalter zwei hersehende Löwen, der Wappenschild wird flankiert von zwei Palmwedeln. Für diese Maria Magdalena von Metzenhausen gibt es in der Kirche eine Grabplatte (s. u.).

Abb.: Wappenstein am Schloß von Südsüdost, Friedrich Wilhelm Beyssel von Gymnich und Maria Magdalena von Metzenhausen

Wappen von Metzenhausen: In Schwarz ein silberner Doppelhaken (Wolfsangel). Die Wolfsangel kommt in beide Richtungen gelegt vor, auch gewendet. Helmzier ein silberner Gupf, der oben mit einem Hahnenfederbusch zwischen 4 goldenen Ähren besteckt ist. Variante: Der Gupf mit drei silbernen Wolfsangeln (Doppelhaken) belegt und oben mit silbernen Straußenfedern besteckt. Helmdecken schwarz-silbern.

Der Sohn dieses auf dem Wappenstein verewigten Paares, Georg Anton Dominikus Beyssel von Gymnich (2.8.1683-6.9.1754), war kurtrierischer Geheimer Rat und Kammerherr, Oberamtmann zu Prüm, Schönecken und Schönberg. Er heiratete - verwitwet - am 5.5.1722 Maria Anna Franziska Ludovika von Frentz-Kendenich zu Frentz (1705-12.12.1757, Tochter von Franz Carl Raitz von Frentz und Helena Isabelle von Brabeck), wodurch er Schloß und Herrschaft Frentz gewann. Ihrer beider Allianzwappen schmückt die Tordurchfahrt der Vorburg. Die Linie Frentz zu Frentz erlosch im Mannesstamm, und die Güter wurden zwischen den Schwestern Maria Anna und Maria Isabella Theresia, vermählt mit Freiherr Karl Friedrich Melchior von Kesselstatt, und den Kindern der Maria Catherina, vermählte Droste zu Vischering, geteilt.

Abb.: Wappenstein am Torbau der Vorburg

Gymnich, Gimnich, ältere Linie, ausgestorben. In Silber ein gedorntes rotes Kreuz. Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine stehende, rotbewehrte silberne Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch (alternative Beschreibung als schwarze Schilfstaude). Helmdecken rot-silbern. Es gibt weitere Varianten der Helmzier.
Beyssel von Gymnich, Beißel von Gimnich, jüngere Linie, blüht fort. In Silber ein gedorntes rotes Kreuz, oben belegt mit einem dreilätzigen schwarzen Turnierkragen. Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine stehende, rotbewehrte silberne Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch (alternative Beschreibung als schwarze Schilfstaude). Helmdecken rot-silbern.
Herren von Schmidtheim, Erwähnung erstmalig 1198. In Rot drei (2:1) schrägrechtsgelegte silberne Streithämmer, Helmzier ein offener Flug, beiderseits wie der Schild bezeichnet. Helmdecke rot-silbern.
Beyssel von Gymnich zu Schmidtheim. Das Wappen ist geviert:
  • Feld 1 und 4: In Silber ein gedorntes rotes Kreuz, oben belegt mit einem dreilätzigen schwarzen Turnierkragen.
  • Feld 2 und 3: In Rot drei (2:1) schrägrechtsgelegte silberne Streithämmer

Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine stehende silberne Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch. Helmdecken rot-silbern.

Abb.: Wappenstein am Torbau der Vorburg, Detail

Wappen Frentz (ursprüngliches Wappen): In Schwarz ein goldenes durchgehendes Kreuz. Helmzier Hals und Kopf eines schwarzen Ochsens mit goldenen Hörnern. Helmdecken schwarz-golden. Seit 1040 ist die Familie Raitz belegt (Stammvater Razo), sie waren Ratsherren und Stadtobere von Köln (Raitz kommt von "ratio" oder "rationes"). Ende des 12. Jh. gelangten die Raitz in den Besitz der freien Herrschaft Frentz, seitdem Raitz von Frentz. Später wurden sie Reichsfreiherren.
Das Wappen Frentz-Kendenich ist geviert aus: Feld 1 und 4: In Schwarz ein goldenes durchgehendes Kreuz. Feld 2 und 3: In Silber zwei rote Sparren. Helmzier Hals und Kopf eines schwarzen Ochsens mit goldenen Hörnern. Helmdecken schwarz-golden. Von der Familie Raitz von Frentz gibt es zwei Linien: 1.) Raitz von Frentz zu Kendenich, Kendenich ist heute ein Ortsteil der Stadt Hürth im Rhein-Erft-Kreis. 2.) Raitz von Frentz zu Slenderhan (Schlenderhan, Reichsfreiherren zu Slenderhan und Kleinbruch).

Das auf diesem Wappenstein verewigte Ehepaar hatte einen Sohn namens Franz Hugo Beyssel von Gymnich (19.4.1729-11.9.1805), der kurtrierischer Kämmerer, Geheimrat und Amtmann zu Prüm war und Maria Anna von Warsberg-Blens (Tochter von Freiherr C. H. von Warsberg-Blens und A. Liobe von Greiffenclau-Vollraths) heiratete. Deren Sohn wiederum, Franz Ludwig Karl Anton Beyssel von Gymnich (9.6.1761-31.5.1836), Herr von Schmidtheim, Boulay, Frentz, Kendenich, Blees, Ichendorf etc., königlich preußischer Landrat des Kreises Bergheim, wurde am 7.1.1816 in den preußischen Grafenstand erhoben. Er war vermählt in erster Ehe mit Johanna von Freyberg-Eisenberg zu Hopferau und danach in zweiter Ehe mit Maria Magdalena von Ritter zu Grünstein.

Der Sohn aus zweiter Ehe war Friedrich Graf Beyssel von Gymnich (3.11.1812-8.1.1881), der am 5.11.1846 in Würzburg Charlotte Groß von Trockau (5.5.1824-21.9.1892) heiratete. Sie lebten auf Schloß Frens. Deren Sohn wiederum war Otto Graf Beyssel von Gymnich (18.4.1851-19.4.1931), der am 9.1.1877 in Würzburg Auguste von Künsberg (26.10.1854-31.5.1920) heiratete. Diese beiden hatten zwei Kinder, Maria Magdalena Gräfin Beyssel von Gymnich (1878-1918) und Karl Hubert Maria Graf Beyssel von Gymnich (26.12.1879-21.4.1942). Erstere heiratete am 3.9.1904 auf Frens Franz (Friedrich Moritz Klemens?) Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels (1876-1947); ihr Bruder heiratete am 2.8.1914 in Reichenhall Jacobea Freiin von Hartmann (1882-1957). Diese beiden lebten auf Schmidtheim.

Weitere Wappen in der Umgebung
Zwei weitere Wappensteine befinden sich übrigens im Innenhof des Schlosses an den Fassaden. Das gleiche Allianzwappen wie an der Vorburg ist an einem Tor an der Straße angebracht, in erheblich schlichterer Darstellungsweise. Ein anderes Tor trägt das Allianzwappen von Otto Graf Beyssel von Gymnich (1851-1931) und Auguste Freiin von Künsberg (1854-1920) mit der silbernen eingebogenen Spitze in blauem Feld. Letztere war die Tochter von Philipp August Wilhelm Stephan Freiherr von Künsberg (1831-1884) und Anna Freiin von Redwitz (1833-1891).

Unweit des Schlosses steht gegenüber dem Park am südlichen Straßenrand eine kleine Kapelle, über deren Eingang ein holzgeschnitztes Allianzwappen angebracht ist. Die neunperlige Rangkrone verrät, daß es aus gräflicher Zeit, also nach 1816, stammt. Das Wappen für den Ehemann ist dasjenige der Beyssel von Gymnich wie beschrieben, das für die Ehefrau wartet noch auf Zuordnung (Hinweise willkommen); es ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein aufrechtes silbernes Schwert, Feld 2 und 3: in Blau ein goldener, sechszackiger Stern.

Weitere Wappen in der Pfarrkirche
Direkt neben der Vorburg des Schlosses steht die Pfarrkirche St. Martin. Die Kirche, deren historischer Turm schön das Ensemble mit dem Schloß vervollständigt, ist innen völlig ausgekernt und 1964-1965 zu einem Neubau ausgeweitet, der nun nach Süden ausgerichtet ist. Erhalten sind zwei historische Grabplatten aus schwarzem Stein, die lichtmäßig sehr ungünstig an der Wand angebracht sind, so daß man unter normalen Lichtverhältnisses die ganzen Wappen und Inschriften kaum wahrnimmt, sondern nur einen rechteckigen schwarzen Fleck an der Wand. Es ist aber sehr lohnenswert, sich die hervorragend gearbeiteten Platten genauer in seitlichem Kunstlicht anzuschauen, denn es handelt sich um folgende Personen:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4172433,6.5571054,19z - https://www.google.de/maps/@50.4172433,6.5571054,160m/data=!3m1!1e3
Webseite des Schlosses:
https://schloss-schmidtheim.de/ - Geschichte: https://schloss-schmidtheim.de/historie/
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3
Geschichte Schmidtheim:
http://www.dahlem.de/kultur_geschichte.php?w_seite=30&ort=6&ueberschrift=Ortsgeschichte%20Schmidtheim - https://www.dahlem.de/K&S_OrtsgeschichteSchmidtheim
Johann Friedrich Schannat, Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel, Band 2, 1858.
Schmidtheim, Bildergalerie:
http://www.schmidtheim.de/index.php?id=158
Johann Peter Dethier, Beiträge zur vaterländischen Geschichte des Landkreises Bergheim
Genealogie Raitz von Frentz:
http://www.raitzvonfrentz.de/tng/
Genealogie:
http://www.adel-genealogie.de/is03/is03_464.htm
Schloß Schmidtheim in der Kulturgüter-Datenbank:
https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-251840
Genealogische Datenbank des Christoph Graf von Polier

Ortsregister - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009
Impressum