Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1307
Straßburg (Frankreich)
Der Bischofspalast von Straßburg (Palais de Rohan)
Allgemein ist er unter dem Namen "Palais de Rohan" bekannt, doch eigentlich ist es der Bischofspalast von Straßburg, wobei die Straßburger Bischöfe eigentlich in Saverne residierten, denn Straßburg war Reichsstadt. Diese namentliche Zuordnung ist aber im wesentlichen den Umständen zuzuordnen, daß hier mit einem Vertreter der Rohans eine der wichtigsten und mächtigsten Familien des französischen Hochadels als Bauherr auftrat, ferner der Tatsache, daß die Rohans quasi seit 1704 ein Abonnement des Straßburger Bischofsthrones innehatten, denn die vier letzten Bischöfe vor der Säkularisierung entstammten dieser Familie:
Hier ist der erste als Erbauer des Palais de Rohan von besonderem Interesse: Armand I Gaston Maximilien de Rohan-Soubise (14.6.1674 - 19.7.1749), Sohn von François de Rohan Prince de Soubise Seigneur de Frontenay et de Pongues (1630 - 24.8.1712) und Anne Julie de Rohan-Chabot Dame de Soubise (1648 - 4.2.1709), Dr. theol., Domherr in Straßburg, 1685 Abt zu Saint-Taurin, 1692 Abt zu Moustier, 1701 Koadjutor zu Straßburg, Erzbischof v. Tiberias, 1704 Bischof von Straßburg, Abt zu Foigny, La Chaise-Dieu und Saint-Vaast in Arras, 1712 Kardinal, 1713 Großalmosenier de France, 1703 Mitglied der Académie Française, 1721-1749 Kardinalpriester von Santa Trinità dei Monti, 1722 Regentschaftsrat, 1713 Kommandeur des Heilig-Geist-Ordens, er erbaute 1732-1742 die neue Bischofsresidenz von Straßburg
Abb.: Ehrenhof des Palais de Rohan
Der Entschluß, einen neuen Palast zwischen Kathedrale und Fluß zu erbauen, fiel schon 1727. Der Architekt war Robert de Cotte (1656/57-1735), erst ein Mitarbeiter von Jules Hardouin-Mansart, dann sein Nachfolger, des französischen Königs Architekt, seit 1699 Direktor der Académie d'architecture. Dieser Architekt, dem der französische Hof so viel verdankt, wurde von Armand I Gaston Maximilien de Rohan-Soubise noch im selben Jahr wegen der Baupläne kontaktiert. Und so spiegelt sich im Konzept das typische Pariser "Hôtel particulier" der Zeit, eingebaut nicht zwischen Avenue und Garten, sondern hier zwischen Kathedralplatz im Norden und Fluß im Süden. Das Konzept auf trapezoidem Grundriß ist dennoch typisch, mit dem großen Ehrenhof zwischen den niedrigeren Seitenflügeln, den hinter Nebenhöfen abgesetzten Ställen. Ein triumphbogengleiches Tor mit religiös-programmatischen Statuen als Bekrönung der beiden Pfeiler, zurückgesetzt zwischen zwei Eckpavillons in der Mitte der bogenförmig zurückschwingenden Platzabgrenzung, gibt im Norden Zugang zum Ehrenhof. Die Rückseite, sozusagen die "Gartenseite", kann nur eine gepflasterte Terrasse als Raum zwischen Palais und Fluß abgrenzen. Umso großartiger ist die Wirkung der dreistöckigen Rückfassade mit Kolossalordnung am Mittelrisalit vom anderen Ufer aus gesehen. Die Ausführung 1732-1742 oblag dem Baumeister Joseph Massol (1706-1771). Heute enthält das Palais de Rohan drei Museen, das Musée des Beaux-Arts (Malerei, Alte Meister), das Musée des Arts décoratifs (Kunstgewerbemuseum, historische Räume, Sammlung von Tafelsilber und Fayencen) und das Musée archéologique.
Abb.: Rohan-Wappen an einem Balkon am Eckrisalit, rückwärtige Fassade zur Flußseite: Gespalten, rechts in Rot neun (3:3:3) goldene Fensterrauten (Rohan) und links Hermelin (Bretagne).
Entwicklung des Wappens
der Rohan:
Die Rohan wurden 1603
herzoglich (Duc de Rohan). Die jüngere Linie wurde 1570 zu
Prinzen von Guéméné, eine Generation später 1594 Herzöge von
Montbazon und Pair von Frankreich. Wiederum eine Generation
später erhielten sie den Titel eines Prinzen von Soubise. Die
Rohan betrieben geschickt die Erhebung ihres Grundbesitzes zu
Fürstentümern. Die Linie Rohan-Soubise entstand um 1630 aus den
Rohan-Guéméné und trug seit 1717 als Chef des Hauses den Titel
eines Herzogs von Rohan-Rohan. 1807 gingen sie in den
Rohan-Guéméné auf. Eine andere Linie war die der Rohan-Gyé,
1541 aus den Rohan-Guéméné entstanden. Eine weitere Linie war
die der Rohan-Rochefort, 1693 aus den Rohan-Guéméné
entstanden. Diese letztgenannte Linie sollte alle überleben und
später alle Titel der Rohan-Guéméné auf sich vereinigen.
Stammwappen Rohan:
In Rot neun (3:3:3) goldene Fensterrauten (de gueules, à neuf
mâcles (3, 3 et 3) d'or, Rohan).
Dieses Wappen taucht so bereits in der Wappenrolle des Gelre auf.
Auch heute noch taucht es genau so als Gemeindewappen auf:
1. Großes Wappen der
Rohan-Guéméné:
Gespalten (parti de),
Die Familie der Rohan war nicht nur eines der mächtigsten Geschlechter der Bretagne, das 1603 zu Herzögen (duc de Rohan) ernannt wurde, sondern führte ihre Abstammung auf die bretonischen Könige zurück (unbelegt). Sicher ist lediglich, daß sie mit den Vicomtes de Porhoët zusammenhängen und und im Mittelalter enge Verbündete der Herzöge der Bretagne waren.
2. Großes Wappen
(Rohan-Guéméné, Rohan-Rochefort-Montbazon):
Geviert mit gespaltenem Herzschild.
3. Großes Wappen:
Geviert mit Herzschild:
4. Großes Wappen:
Geviert mit Herzschild:
5. Großes Wappen
(Rohan-Soubise):
Achtfeldriger Hauptschild mit Herzschild:
Eine Variante wird im Siebmacher, Band Elsaß abgebildet, mit gespaltenem Herzschild:
Zwei große Skandale am Vorabend der Revolution erschütterten die Stellung der Rohan, zum einen die Halsbandaffäre, zum andern der Bankrott von Jules Hercule Mériadec de Rohan, prince de Guéméné im Jahre 1783. Die Revolution schließlich vertrieb die Familie ganz, die Nachfahren emigrierten nach Österreich und Böhmen und kauften sich dort an. 1846 starb die Linie aus, die Titel übernahm die jüngere Linie der Rohan-Guéméné, die Fürsten von Rochefort.
6. Wappen der
Rohan-Guéméné-Montbazon nach dem österreichischen Diplom vom
27.11.1808:
Es wurde nur der Herzschild
ohne die Felder der französischen etc. Besitzungen und
Ansprüche geführt: Der Schild ist gespalten,
Schildhalter zwei widersehende goldene Löwen, Devisen, Fürstenhut und Fürstenmantel.
Abb.: Rohan-Wappen und Ranghut an den Balkonen zur Flußseite. Insgesamt sind dort sechs vergoldene Rohan-Wappen.
Die Rohan-Chabot sind eigentlich Chabot, die aufgrund einer Heirat mit einer Rohan der älteren Linie Namen und Wappen der Rohan zu dem ihrigen annahmen. 1645 ehelichte Marguerite Herzogin de Rohan et de Frontenay Princesse de Leon et de Soubise Comtesse de Porhoët Marquise de Blain et de La Garnache Comtesse de Lorges Baronesse de Mourchamp, du Parc et de Vandrenne Dame d'Hieric et de Fresnay (1616/1617-9.4.1684), einzige Tochter von Henri II Duc de Rohan (21.8.1579 - 13.4.1638), den poitevinischen Grafen Henri Chabot Comte de St. Aulaye Duc de Rohan (1616 - 27.2.1655), der Namen und Wappen mit seinem eigenen vereinigte, gegen den Widerstand der Rohan der jüngeren Linie.
Ihr Wappen (vgl. Siebmacher, Band Fürsten) ist geviert:
Eine Alternative ist die Vereinigung beider Bestandteile in einem gespaltenen Schild, rechts Rohan, links Chabot.
Das spätere vermehrte Wappen der Herzöge von Rohan aus dem Hause Chabot (nach Siebmacher, Fürsten):
Wappen der Bischöfe von
Straßburg:
Die politischen Umstände des Hochstifts Straßburg
waren komplex. Zum zersplitterten Besitz des Hochstiftes
Straßburg gehörte der größte Teil des Unterelsasses, dazu das
Gebiet um Rufach im Oberelsaß und die rechtsrheinischen Gebiete,
nicht aber die Stadt Straßburg selbst, denn die war Reichsstadt.
Straßburg selbst wurde im 16. Jh. evangelisch, und das
Straßburger Münster wurde erst nach der französischen
Besetzung 1681 wieder Kathedrale, und die Gegenreformation setzte
in Straßburg ein. Die Bischöfe von Straßburg residierten nicht
in ihrer Stadt, sondern in Zabern (Saverne, dort ebenfalls ein
riesiger Rohan-Palast), während das Domkapitel aber in
Straßburg saß. Der Straßburger Bischofsthron wurde mit den
Rohans mit französischen Hochadeligen besetzt, die ihre
französischen Ämter wie Großalmosenier etc. innehatten,
zugleich aber Reichsfürsten waren, und noch häufig Kardinäle
dazu waren. Insgesamt war das eine politisch äußerst komplexe
Konstellation, wo Interessen des Reiches, Frankreichs und des
Vatikans sowie der Familie zusammenflossen.
Abb.: Wappen der Rohan-Bischöfe von Straßburg. Linke Abbildung: im Giebel zum Ehrenhof, analoges Wappen auf der Seite zu Ill, rechte Abbildung: über dem schmiedeeisernen Tor zur Flußterrasse, an beiden Seiten derselben (Erklärung und Zuordnung im Text).
Als Bischof von Straßburg sieht das Wappen eines Rohan wie folgt aus:
Dies ist nur die kleine Version. Mit allen Feldern hätten die Straßburger Bischöfe der Linie Rohan-Soubise (Armand I Gaston Maximilien de Rohan-Soubise und François Armand II Auguste Cardinal de Rohan-Soubise) folgenden Wappenschild (so mit einigen Abweichungen und Fehlern im Siebmacher Band Bistümer geführt, desgleichen im Gatz, so ist dort weder die Anzahl der Lilien im Feld Evreux noch die Anzahl der Fensterrauten im Feld Rohan korrekt):
Der Siebmacher bietet im Band Bistümer noch eine Variante für die Straßburger Bischöfe aus der Linie Rohan-Guéméné (Louis César Constantin Cardinal de Rohan-Guéméné und Louis René Édouard Cardinal de Rohan-Guéméné) mit einem Mittelschild, desgleichen im Gatz (dort ist die Anzahl der Fensterrauten im Feld Rohan jedoch inkorrekt):
Übrigens, auch wenn hier die Kleinode komplett zugunsten fürstlicher und kirchenfürstlicher Insignien aufgegeben wurden, gibt es sie theoretisch:
Zuletzt noch ein wenig zum Leben der drei anderen Straßburger Bischöfe aus dem Hause Rohan:
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer.
Etienne Martin, Le Palais de Rohan, Musée des Arts Décoratifs,
Editions Musées de Strasbourg, 1998, ISBN 2-901833-41-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Wappen des Hauses Rohan: http://www.heraldique-europeenne.org/Regions/France/Rohan.htm
Wappen der Bischöfe von Straßburg: Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und
Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg.
von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und
Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN
978-3-7954-1637-9
Palais de Rohan: http://deu.archinform.net/projekte/11915.htm
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