Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1333
Freiburg (Breisgau)

Das Haus "Zum Ritter" in Freiburg

Das Haus "Zum Ritter" wurde 1756 für die Breisgauische Ritterschaft erbaut, und in dem siebenachsigen Neubau wurden dabei drei ältere Häuser zusammengefaßt, zwei davon bildeten davor das Haus "Zum Juden", und das dritte war das Haus "Zum Ritter", welches namengebend für den Neubau wurde. Die Gesellschaft "Zum Ritter", eine Vereinigung des Breisgauer Adels, ging aus einer adeligen Trinkgesellschaft hervor, die sich hier früher regelmäßig traf. Die Vorgängerbauten waren im 30jährigen Krieg beschädigt worden und waren in der Mitte des 18. Jh. akut einsturzgefährdet. Das von Johann Jakob Fechter (Architekt und Ingenieur, aus Basel, Ersteller der Pläne für Schloß Ebnet), Joseph Hirschbihl (Maurer und Steinhauermeister, Zunftmeister) und Christoph Haller (Zimmermann, ebenfalls Zunftmeister) erbaute repräsentative Haus an der Südseite des Münsterplatzes rechts neben dem alten Kaufhaus wurde am 13.1.1766 nach Verkauf durch die Ritterschaft das Versammlungshaus der Landstände (Ritter, Prälaten, 13 Städte). Nach dem Untergang des Alten Reiches 1806, Übergang des Breisgaus an Baden und Aufhebung der Landstände tagte hier das großherzogliche Hofgericht. Der Freiburger Erzbischof residierte hier 1832-1958. 1995 bis 1996 wurde das Gebäude zum Sitz der Domsingschule umgebaut. Die Zeiten hat der Bau nicht unbeschadet überstanden, 1944 brannte er vollständig aus, 1952/53 wurde er wiederaufgebaut.

Abb. links: Ansicht des Hauses "Zum Ritter" vom Münsterplatz. Abb. Mitte: Das Balkongeländer ist mit einem vergoldeten Bügelhelm verziert. Weitere Helmdarstellungen befinden sich auf den Konsolen des Balkons, deren mittlere aus dem Schlußstein des Portalbogens herauswächst. Abb. rechts: Pflastermosaik vor dem Gebäude mit dem Wappen der Erzdiözese (in Gold ein durchgehendes rotes Kreuz) unter einer Inful, dahinter schräggekreuzt Prozessionskreuz und Krummstab. Cave: Die 1821 aus dem Bistum Konstanz und Teilen der Bistümer Mainz, Straßburg, Würzburg und Worms gegründete Erzdiözese Freiburg hat ein anderes Wappen als die Stadt, mit Gold als Feldfarbe anstelle von Silber. Es war einfach das alte Kreuz des Bistums Konstanz in den badischen Farben. Die beiden heute noch von Freiburg abhängigen Suffraganbistümer der Oberrheinischen Kirchenprovinz sind die Bistümer Mainz und Rottenburg-Stuttgart, früher gehörten noch Fulda und Limburg dazu.

Zwischen erstem und zweitem Obergeschoß unterbricht das 1881/82 während eines Umbaus durch Friedrich Maier (erzbischöflicher Architekt) angebrachte erzbischöfliche Wappen das obere der beiden die Geschosse jeweils trennenden Gurtgesimse. Früher war hier eine nicht mehr erhaltene Fama (Allegorie des Ruhms) aus der Hand von Johann Christian Wentzinger angebracht. Das Wappen ist also ein Produkt des Neobarocks, versucht die üppige Fülle barocker Gestaltungen zu imitieren, schafft aber mangels der Souveränität des Originalstils eher ein eng gedrängtes Konglomerat von Symbolen. Im Zentrum sieht man auf goldenem Grund das durchgehende rote Kreuz der Erzdiözese Freiburg. Darüber ruht eine Inful auf einem geflügelten Engelskopf. Dahinter steht pfahlweise das erzbischöfliche Vortragekreuz mit zwei Querbalken übereinander. Krummstab und Vortragekreuz (sehr schwertähnlich gestaltet, aber aufgrund der Entstehungszeit ist nur ein Kreuz möglich) sind hinter der von grünen Palmzweigen eingerahmten Schildkartusche schräggekreuzt, zwei von roten Tüchern mehr ent- als verhüllte Putten rechts und links der Schildkartusche werden von den grünen erzbischöflichen Fiocchi (sollten eigentlich 2x 10 (1:2:3:4) sein), die mit den Knotenschnüren aus dem über allem schwebenden Galero (müßte auch grün sein) hervorkommen, mit in die Gesamtkomposition einbezogen, wodurch diese nicht wie üblich sauber und zählbar nebeneinander herabhängen, sondern etwas unschön zur Seite gedrängt werden und teils rechts, teils links neben den Putten zu sehen sind und auch teilweise verdeckt sind. Vergleichsweise puristischer ist die Darstellung des erzbischöflichen Wappens am Ordinariat.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Rosemarie Beck, Helmut Hartwig, Vom Adler zum Kreuz, Wappen in Freiburg erzählen Geschichte, 1993, Rombach Verlag Freiburg, ISBN 3-7930-0676-X.
Peter Kalchthaler, Freiburg und seine Bauten, ein kunsthistorischer Stadtrundgang, Prom Verlag GmbH Freiburg, 2006, ISBN 978-3-923288-45-8.

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