Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1474
Nürnberg (Mittelfranken)

Nürnberg, Stadtteil Fischbach, Harsdörffersches Schloß ("Harsdorfsches Schloß")

Im Nürnberger Stadtteil Fischbach befinden sich mehrere Herrensitze. Einer davon liegt direkt an der Fischbacher Hauptstraße (Nr. 197/199), das ist das sog. Harsdörffersche Schloß, nach den letzten und auch noch heutigen Besitzern benannt, bestehend aus einem rückwärtigen, alten und einem straßenseitigen, neuen Teil. Fischbach war ursprünglich ein Besitz der Burggrafen von Nürnberg, die es Patrizierfamilien zu Lehen gaben. Erster namentlich bekannter Besitzer war Veit Pfinzing, der das damalige Haus 1405 an Karl I. Holzschuher (1332-1422) verkaufte, sein Schwager, der mit Christina Pfinzing in zweiter Ehe verheiratet war und außerdem noch Almoshof besaß. Die offizielle Belehnung mit Fischbach durch den Markgrafen Albrecht Achilles erfolgte 1441 für Karl II. (1423-1480) und Paul Holzschuher (gest. 1447), den Begründern der roten und der braunen Linie der Holzschuher. Es ist anzunehmen, daß der Herrensitz 1449 während des Ersten Markgräflerkrieges beschädigt wurde. Nach den Holzschuhern folgten als Besitzer die Harsdörffer, verkauft wurde das Anwesen 1537 von Pankraz und Hans Holzschuher, Enkel des oben erwähnten Karl Holzschuher, die ihren Sitz 1515 ins Herz der Reichsstadt verlegten und kein Interesse mehr an dem Bau hatten. Die Erwerber und neuen Besitzer des Herrensitzes waren die drei Söhne von Peter III. Harsdörffer (der übrigens mit den Holzschuhern verschwägert war, denn er hatte in zweiter Ehe 1502 Apollonia Holzschuher, gest. 1516, aus der braunen Linie geheiratet) gemeinsam, nämlich Wolf I. (1502-1557), Peter IV. (1503-1576) und Christoph I. (1505-1578), und die offizielle Belehnung durch den Markgrafen erfolgte1544. Der Herrensitz wurde 1549 durch Brand beschädigt, nach Wiederaufbau 1552 im Zweiten Markgräflerkrieg zerstört und 1553 wiederaufgebaut, und aus dieser Zeit stammt im Prinzip der heutige Bau des rückwärtig gelegenen Alten Schlosses, bis auf den nach Kriegsschäden von 1943 wiederaufgebauten Westgiebel.

Das ist der rückwärtig jenseits des Rasens gelegene, langgestreckte Bau mit Sandstein-Untergeschoß und Fachwerk-Obergeschoß (Abb. oben). Direkt an der Straße liegt ein zweiter Bau, durch und durch ein Werk des späten Barocks, 1771 erbaut (Abb. unten). Früher war hier nur ein Lagergebäude, das baufällig geworden war. Dieser Neubau von zwei Stockwerken Höhe ist ganz in Haustein ausgeführt und von quadratischem Grundriß; jede Seite hat fünf Fensterachsen, im Süden und Osten mittig ein Portal mit darüber angebrachtem Wappenstein, straßenseitig mit dem Datum 1773 (cave: dort steht jetzt 1723, das ist falsch restauriert, 1773 ist korrekt). Heute ersetzt ein Walmdach das einst vorhandene barocke Mansarddach. Beide Schlösser sind privat bewohnt und können nicht besichtigt werden. Im Bild ist der östliche Wappenstein, auf der zum verwilderten Garten führenden Seite, die Läden im ersten Stock sind in den Harsdörfferschen Farben Rot und Weiß gehalten.

Die spätbarocke Wappenkartusche vereint unter gemeinsamer Krone die Wappenbilder Harsdörffer und Haller, heraldisch rechts ist das Wappen der Harsdörffer (Harsdörffer von Enderndorf). Sie führen in Rot auf einem goldenen Dreiberg einen silbernen Zinnenturm mit Schießscharten und zwei Erkern, alles spitzbedacht und auf den Spitzen mit abschließenden Kugeln versehen. Heraldisch links ist das Wappen der Haller von Hallerstein, Feld 1 und 4: in Rot ein schwarz gefüllter, schräger, linker, silberner Sturzsparren (Stammwappen), 2 und 3: geteilt, oben in Rot eine gestürzte, eingebogene, goldene Spitze, unten in Silber ein schreitender, schwarzer Löwe. Hier steht die Kombination, die in ähnlicher Form auch über dem straßenseitigen Haupteingang (auf das gleiche Jahr datiert, 1773) zu finden ist, für Jobst Christoph Harsdörffer (1721-1786), Sohn von Christoph Willibald Haller (1674-1758) und Maria Helena Gewandschneider. Jobst Christoph hatte in erster Ehe zwar 1745 Maria Juliana Fürer (1726-1753) geheiratet hatte, in zweiter Ehe 1754 jedoch die hier repräsentierte Philippina Jakobina Haller. Er wurde 1746 Schöffe an verschiedenen Gerichten der Reichsstadt, 1759 kam er erstmals in den Rat der Stadt als jüngerer Bürgermeister. Er wurde 1765 Rugherr, 1767 Landpfleger und 1769 älterer Bürgermeister, älterer Herr wurde er nicht mehr, das war immer ein Wettlauf mit der Zeit, denn er konnte nur aufrücken, wenn einer der älteren Herren verstarb. Jobst Christoph hatte zwei Söhne, Karl Christoph Sebastian Haller (1751-1806) aus erster Ehe und Sigmund Christoph II. Haller (1757-1831) aus zweiter Ehe.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.
Geschichte Fischbachs und seiner Herrensitze: http://www.herrensitze.com/fischbach.html
Harsdörffer-Schloß:
http://www.herrensitze.com/fischbach-i.html
Ulrich Kretschmer: Fischbach. In: Nürnberger Stadtteile im Wandel der Jahrhunderte. Hrsg. v. Bürgerverein Nürnberg-Südost e.V., Nürnberg 1999.
Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold von Haller, Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft, Verlag Altnürnberger Landschaft, 560 S., über 600 z. T. farb. u. hist. Abb., mit Übersichtskarte u. Orts- u. Personenreg., 2007, ISBN 978-3-00-020677-1

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