Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1562
Staffelstein (Oberfranken, Landkreis Lichtenfels)

Das Amtshaus von Staffelstein

Dieses zweistöckige, 1717-1720 von Staffelsteiner Maurermeister Johann König nach Plänen des Bamberger Stadtbaumeisters Friedrich Rosenzweig errichtete Gebäude war 1720-1803 das Amtshaus (Vogtei) des Bamberger Domkapitels, kam 1803 in städtischen Besitz, wurde 1862 nach Schenkung an das Königreich Bayern Bezirksamt bzw. Landratsamt und blieb dies bis 1972, als Staffelstein seinen Status als Kreisstadt verlor, und seit 1974 wird das Gebäude als Amt für Landwirtschaft genutzt.

Im gesprengten Segmentbogengiebel des Rundbogenportals ist eine heraldische Komposition, die in der Mitte ohne Schildkartusche das Wappenmotiv des Bamberger Domkapitels zeigt, Kaiser Heinrich II. im mit einer Brustspange zusammengehaltenen Mantel mit dem Reichsapfel in der Linken (ohne Kreuz), mit der Kaiserkrone auf dem Haupt, die Rechte auf einem vor ihm stehenden Schild mit dem Doppeladler des Reiches ruhend.

Heraldisch rechts ist das Wappen der von Aufseß, in Blau ein silberner Balken, belegt mit einer roten Rose, die Helmzier wäre korrekterweise ein Pfauenwedel zwischen zwei wie der Schild bez. Büffelhörnern, Helmdecken blau-silbern. Das Wappen steht hier für den Domkustos Jodokus (auch: Jodocus oder kurz Jobst) Bernhard Freiherr von Aufseß (28.3.1671-2.4.1738). Dieser war eigentlich lutherisch, konvertierte aber 1683 zum Katholizismus und wurde Domherr in Würzburg und in Bamberg. Er wurde 1695 in Bamberg und 1714 in Würzburg Kapitularkanoniker, 1710 Domkustos und 1723 Propst von St. Stephan in Bamberg. Seine größte Bekanntheit erlangte er als Stifter des Studienseminars "Aufsessianum" in Bamberg 1709. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Wappen der von Eyb zu sehen, in Silber drei (2:1) rote Jakobsmuscheln (Pilgermuscheln). Das Kleinod wäre korrekterweise ein wachsender Pfau mit einem goldenen Ring um den Hals), meistens ist der Rumpf grün oder blau bzw. "natürlich", die Flügel aber silbern, Helmdecken rot-silbern. Hier steht das Wappen für den Domdekan Reinhard Anton von Eyb (1672-1722). Beide Helmkleinode sind darstellerisch bis zur Unkenntlichkeit "vereinfacht".

Reinhard Anton von Eyb war Geheimer Rat des Kaisers, Dekan des Domstifts Bamberg, Kapitularkanoniker am Würzburger Domstift, Propst des Bamberger Stifts St. Jakob und Geheimer Rat des Mainzer Kurfürsten und Bamberger Fürstbischofs, also von Lothar Franz von Schönborn, der in beiden Fürstbistümern gleichzeitig in Personalunion regierte. Reinhard Anton von Eyb war außerdem Vormund seines Neffen, des späteren Fürstbischofs Johann Philipp Anton von Franckenstein. Sein Wappen mit vollständiger 8er-Ahnenprobe ist in Bamberg am Aufstieg zum Dom hoch über der Karolinenstraße zu sehen.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Bad Staffelstein:
http://www.bad-staffelstein.de/de/tourismus/bad-staffelstein/stadtrundgang.php
Jobst von Aufseß:
http://www.schloss-unteraufsess.de/geschichte-jodokus-von-aufsess.html
Hinweistafel am Gebäude
Carl Ruland, Jodoc Bernard Freiherr von Aufseß, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 658 - http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Aufse%C3%9F,_Jodokus_Freiherr_von
Johannes Kist, Jodokus (Jobst) Bernhard Freiherr von Aufseß, in: Neue Deutsche Biographie, Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 444 -
http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016233/images/index.html?seite=464
Günter Dippold: Bad Staffelstein, Kleinod im Gottesgarten am Obermain, hrsg. von Siegfried Naser, Konrad Ackermann und Manfred Pix im Auftrag des Sparkassenverbandes Bayern, Deutscher Sparkassen Verlag, Stadt Bad Staffelstein 2001, ISBN 3-09-303893-6

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