Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1643
Pöckstein-Zwischenwässern, Straßburg (Kärnten, Österreich)

Schloß Pöckstein

Das Kärntner Schloß Pöckstein liegt am Zusammenfluß von Metnitz und Gurk, im Dreieck zwischen den beiden Tälern und der entsprechenden Straßenkreuzung zwischen St. Veit im Süden, Gurk im Westen und Friesach im Norden, wo der Weg von der Klagenfurter Schnellstraße in das Gurktal abzweigt, weshalb der Ort auch den bezeichnenden Namen Pöckstein-Zwischenwässern trägt. Es ist ein winziger, verwaltungsmäßig zur Gemeinde Straßburg gehörender Ort mit nur wenigen Häusern, der beherrscht wird von dem fast quadratischen Schloßbau, der mit jeder Gebäudeecke in eine Himmelsrichtung weist. Der ehemalige Barockgarten, heute verwachsen und vernachlässigt, erstreckt sich nach Nordosten parallel zur Klagenfurter Schnellstraße, auf der nördlichen Seite durch den Fluß Metnitz begrenzt.

Abb.: Ansicht von Süden

Gurk war ein Eigenbistum von Salzburg, eine abhängige Diözese, die stets versuchte, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Die enge Verbindung von Gurk mit Salzburg, aber auch die ungleiche Konkurrenz zwischen beiden Bistümern äußert sich auch in der Wahl des Architekten: Es war Johann Georg Hagenauer (20.2.1748-6.4.1835) aus Salzburg, der unter dem Salzburger Fürsterzbischof Sigismund Graf von Schrattenbach (28.2.1698-16.12.1771) entdeckt und gefördert wurde, sich aber dann mit seinem Nachfolger Hieronymus von Colloredo (31.5.1732-20.5.1812) überwarf und sich nach Gurk wandte und in dem dortigen frischgewählten Bischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg (31.1.1734-21.8.1795) einen Freund, Gönner und Förderer fand, dessen bischöflicher Hofbaudirektor er wurde und dem er auch 1783 nach Passau folgte, wo er auch für dessen Nachfolger tätig war. Hagenauer wurde Ende des 18. Jh. in den Adelsstand erhoben.

Es war sogar eine Art Rochade zwischen den Bistümern Lavant, Salzburg und Gurk, denn Hieronymus Franz de Paula Josef Graf Colloredo von Waldsee war 1761-1772 selbst Bischof von Gurk, ehe er nach Salzburg wechselte, worauf Joseph II. Anton Graf von Auersperg, der bisherige Bischof von Lavant 1763-1772, im gleichen Jahr das Amt in Gurk antrat.

Zuvor residierten die Bischöfe von Gurk seit dem 12. Jh. auf der Straßburg, nur wenige Kilometer westlich im Gurktal über dem gleichnamigen Ort gelegen. Nachdem diese 1767 durch ein Erdbeben beschädigt worden war, nahm der Bischof Josef II. Franz Anton von Auersperg das als willkommene Gelegenheit zu einem Neubau. Vorher war hier am Zusammenfluß der beiden Gewässer ein urkundlich 1606 erstmals erwähntes Herrenhaus mit zugehörigem Hammerwerk.

Abb.: Ansicht von Südwesten

Stilistisch entstammt das 1778-1782 erbaute, künstlerisch geschlossene und konzeptionell interessante, turmartige und hochsymmetrische Schloß dem Frühklassizismus, und aus dieser Epoche ist es sogar das bedeutendste Bauwerk Kärntens, auch wenn es zur Bauzeit von einigen Zeitgenossen, darunter Kaiser Josef II., noch nicht in seiner wegweisenden künstlerischen Bedeutung wahrgenommen wurde ("Kanarienvogelhäuschen"). Das kubische Gebäude mit niedrigen eingeschossigen Anbauten an den Ecken zur Verlängerung der schmaleren Seiten hat sieben Fensterachsen auf der Südwest- und der Nordostseite und acht Fensterachsen auf der Nordwestseite und neun Fensterachsen auf der Südostseite. Es besitzt anstelle eines sonst bei Gebäuden dieser Größe vorhandenen Innenhofes einen zentralen, eingeschossigen, dreiachsigen Dachaufsatz, wirkungsvoll sich zwischen vier Kaminen über das Mansardwalmdach erhebend und die Halle und das Treppenhaus mit Licht versorgend. Auf dem Dachaufsatz befindet sich als Abschluß noch ein laternenartiger Uhrturm mit Zwiebelhaube. Das Gebäude hat drei Stockwerke, wovon das untere als Sockelgeschoß mit Rustikafugen abgesetzt ist und die beiden oberen durch eine Kolossalordnung zusammengefaßt werden, und ein durch eine Putzleiste abgesetztes Mezzaningeschoß. In das Gebäude ist von außen nicht erkennbar eine zweistöckige Schloßkapelle integriert. In dieser begegnet uns auch das Wappen des Fürstbischofs Joseph Franz Anton Graf von Auersperg. Nach Nordosten hin wird durch Mauern und Ziergitter zwischen Pfeilern ein rechteckiger Vorhof abgegrenzt.

Abb. links: fürsterzbischöfliches Wappen über dem Südwesteingang, Abb. rechts: Vergrößerung der Schildkartusche

Das Wappen über dem südwestlichen Eingang ist laut Schildhaupt das eines Fürsterzbischofs von Salzburg und laut restlichem Schildinhalt ein Graf von Schrattenbach, und damit kommt als Zuordnung nur Siegmund Christoph Graf von Schrattenbach in Frage (Farbzuweisungen nach Gatz):

Abb. links: Südwesteingang, Abb. rechts: Vergrößerung des Herzschildes

Das Familienwappen der Freiherren, Grafen und Reichsfürsten von Schrattenbach wird beschrieben im Siebmacher Band: OÖ Seite: 349 Tafel: 91, Band: SchlA1 Seite: 98 Tafel: 72, Band: Krai Seite: 17 Tafel: 17, Band: NÖ2 Seite: 86 Tafel: 36-37, Band: FstA Seite: 245 Tafel: 318, Band: Mä Seite: 129 Tafel: 98, Band: ÖSchl Seite: 76 Tafel: 41, ferner bei Zacharias Bartsch. Das bischöfliche Wappen wird im Gatz beschrieben, desgleichen weitere Familienmitglieder in anderen Bistümern. Dabei sind allgemein folgende Varianten im Familienwappen Schrattenbach möglich, denn der Lit.-spiegel ist uneindeutig. Im Laufe der Zeit ist das Wappen etlichen Veränderungen unterworfen gewesen, wobei sich einige Unrichtigkeiten eingeschlichen haben. Die Variabilität der Quellen im einzelnen (Gatz, Siebmacher, Bartsch):

Hinter dem Schild steht senkrecht ein Kleeblattkreuz, schrägrechts ein Krummstab, schräglinks ein Schwert, darüber schwebt ein Galero mit 2x10 Fiocchi in vier Reihen. Das Wappen zeigt einen Salzburger Fürsterzbischof, der zur Bauzeit des Schlosses nicht mehr im Amt war, ist also offensichtlich älter und wurde in den Neubau übernommen, wobei zur Aufklärung der Datierungslücke zwischen Stein und Gebäude Hinweise willkommen sind.

Dabei nahm das Familienwappen der von Schrattenbach folgende Entwicklung:

1. Stammwappen der Herren von Schrattenbach: in Schwarz ein goldener schrägrechter Wellenbalken, begleitet oben links von einem goldenen Stern, unten rechts ein goldener bewurzelter Eichenstumpf (Stubben), aus dem an der rechten Seite ein Blatt oder Ast wächst. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Stern zwischen zwei golden-schwarz übereck geteilten Büffelhörnern. Alternativ werden ein silberner schrägrechter Wellenbalken angegeben, was vermutlich eine Extrapolation der späteren Tingierung ist, und zwei Büffelhörner, rechts golden, links schwarz, ohne Stern in der Helmzier (nach der ob der Enns'schen Ritterstandsmatrikel, ebenso im Bartsch).

2. Wappen der Freiherren von Schrattenbach: Das Stammwappen wurde dem gevierten Wappen der 1583 erloschenen von der Dörr aufgelegt. Die Wappenvereinigung wurde 1588 durch Erzherzog Karl gestattet. Der Freiherrenstand wurde erst danach 1598 erlangt. Der Begünstigte war Max von Schrattenbach, der am 25.11.1588 Hauptmann und Vicedom zu Cilli und am 10.2.1591 Landeshauptmann in der Steiermark wurde, der am 20.12.1596 mit dem Erbland-Vorschneideramt in der Steiermark belehnt wurde. Das neue, freiherrliche Wappen ist geviert mit Herzschild.

Drei gekrönte Helme:

3. Wappen der Reichsgrafen von Schrattenbach: Der Grafenstand wurde am 12.10.1649 von den Söhnen des Frhr. Felix von Schrattenbach erlangt, als Belohnung für die Taten ihres Vaters in den Türkenkriegen. Die Komponenten der v. Dörr wurden seit 1649 im gräflichen Wappen zur Unkenntlichkeit verändert. Die beiden Hände wurden zusammengelegt zu einem einzigen Feld. Weitere Felder hielten Einzug, deren Herkunft unklar ist. Zudem wurden Formen und Farben der Felder zunehmend verändert.

Vier gekrönte Helme:

4. Wappen der Reichsfürsten von Schrattenbach: Das Geschlecht spaltete sich in zwei Linien, eine mährische, die 1788 in den Fürstenstand erhoben wurde und am 25.5.1816 im Mannesstamm erlosch, und eine steiermärkische, die mit dem Grafen Otto am 31.12.1820 erlosch. Das reichsfürstliche Wappen ist inhaltlich identisch mit dem reichsgräflichen Wappen und unterscheidet sich nur in den Prunkstücken wie Fürstenhut und hermelingefüttertem, fürstlichem Wappenmantel, und der Kranz in Feld 4 wird im Siebmacher als rot angegeben, der Löwe in Feld 6 als doppelschweifig. Der Stubben des Stammwappens wächst aus goldenem Boden. Das Kleinod auf Helm 2 wird im Siebmacher als drei Straußenfedern in den Farben rot-silbern-schwarz angegeben, das Kleinod auf Helm 4 als "flugbereiter schwarzer Pelikan".

Für die Innenausstattung war hinsichtlich der Bildhauerarbeiten des Architekten Bruder Johann Baptist Hagenauer verantwortlich, für die Malereien Franz Wagner. Insbesondere im zweiten Stockwerk ist die bestens erhaltene Flucht von Paraderäumen mit illusionistischen Malereien des Künstlers (exotische Tiere und Pflanzen) ausgestattet, dabei stilistisch noch barock. Die Stuckarbeiten fertigte Martin Karl Keller an.

Abb.: Ansicht von Westen

1783 wurde die Residenz der Gurker Bischöfe hierher verlegt. Doch lange wurde nicht in dem frühklassizistischen Neubau regiert, denn Josef II. Franz Anton von Auersperg zog noch im selben Jahr um zur Wahrnehmung seines neuen Bischofsamtes in Passau, das er von 1783 bis zu seinem Tode 1795 innehatte. Im Bistum Gurk folgte ihm Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt-Krautheim nach, der von 1783 bis zu seinem Tod 1822 regierte, der Schloß und Außenanlagen vollendete, der aber schon 1787 die bischöfliche Residenz nach Klagenfurt verlegte.

Das denkmalgeschützte, nach Schäden im zweiten Weltkrieg originalgetreu wiederhergestellte und im Innern noch authentisch mit Fresken, Stuckarbeiten, Kachelöfen und Kunstwerken ausgestattete Schloß Pöckstein mit ca. 2.500 Quadratmetern Nutzfläche blieb bis 2007 Besitz des Bistums Gurk, war Temporalienverwaltung und zuletzt Sitz der Forstverwaltung, dann weitgehend leerstehend. Manchmal wurde es noch bis dahin als Sommersitz der Bischöfe genutzt. 2007 wurde das historische Anwesen, inzwischen baufällig und sehr sanierungsbedürftig sowie vom Eigentümer mehr als Baulast denn als Juwel wahrgenommen, von Diözesanbischof Alois Schwarz überraschend für 1.68 Mio Euro an die Endibi-Privatstiftung des italienisch-kärntnerischen Geschäftsmannes Dante Buzzi veräußert. Nach kurzer Zeit stand das innen renovierungsbedürftige, außen in sehr guter Verfassung befindliche Schloß erneut zum Verkauf, und heute ist die Zukunft des architektonischen Kleinods zwischen Umnutzung als Seniorenheim, Leerstand, Investorensuche und Schnellstraßenausbau ungewisser denn je zuvor.

Literatur, Links und Quellen:
Siegfried Hartwagner, Österreichische Kunstmonographie, Band VIII - Der Bezirk St. Veit an der Glan, Graz 1994, Pöckstein, S. 167-168.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Pöckstein
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Hagenauer
Verkauf von Pöckstein:
http://ktnv1.orf.at/stories/313127 - http://derstandard.at/3384095 - http://ktnv1.orf.at/stories/216119 - http://www.kleinezeitung.at/kaernten/sanktveit/1972646/index.do
http://www.austria-lexikon.at/af/Wissenssammlungen/Bildlexikon_Österreich/Orte...chenwässern
http://www.ktz.at/burgen/veit/poeck/poeck.htm
http://www.villas-kaernten.at/?SIid=12&inc=details&pnr=118246
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, S. 506
Siebmacher, Band Bistümer
Schrattenbach, in: Otto zu Stolberg-Wernigerode, Neue deutsche Biographie, Bd.: 23, Berlin, 2007, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 520-521. Online:
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/...sewq&no=&seite=540
Schrattenbach:
http://www.salzburgcoins.at/Landesfuersten/html/L17_schrattenbach.htm
Schrattenbach:
http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Sigismund_III._Christian_Graf_Schrattenbach
H. Pfann, Schloß Pöckstein Zwischenwässern, die Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Gurk, Dissertation TU Wien, 1924
H. Pfann, Schloß Pöckstein Zwischenwässern, in: Kärntner Tagblatt, Beilage 1932, 2. H., S. 2 ff.
B. Kienzl, Schloß Pöckstein in Zwischenwässern, die Sommerresidenz der Gurker Fürstbischöfe, im Ausstellungskatalog F. X. Salm, Klagenfurt 1993, Nr. 44
I. Lichtenegger, Schloß Pöckstein in Zwischenwässern, Architektur zwischen Barock und Klassizismus
Eva Berger, Historische Gärten Österreichs, Garten- und Parkanlagen von der Renaissance bis 1930, Band 2, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Tirol, Böhlau Verlag 2003, Wien, Köln, Weimar, ISBN 3-205-99352-7,
http://books.google.de/books?id=rX-DrVRasJ4C
http://www.kleindenkmaeler.at/detail/schlosskapelle_poeckstein
Verzeichnis der Bischöfe und Erzbischöfe in Salzburg bis 1900 http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/erzbischoefe.htm

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