Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1739
Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis)

Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul

Grünsfeld ist ein Ort, der im Laufe seiner Geschichte viele Herren gehabt hat. Es war erst ein Besitz der Herren von Zimmern, dann kam es an die Herren von Lauda. Von diesen ging der Ort 1213 an die Grafen von Rieneck über. Und von den Grafen von Rieneck ging dann in der Mitte des 15. Jh. der Besitz an die Landgrafen von Leuchtenberg, denn Friedrich IV. Landgraf von Leuchtenberg (-19.5.1487) hatte Dorothea von Rieneck Frau von Grünsfeld und Lauda (-24.3.1503) geheiratet, die Tochter von Philipp I. Graf von Rieneck (-5.12.1488) und dessen Frau Amalie Pfalzgräfin bei Rhein zu Mosbach (22.2.1433-15.5.1483). Philipps Sohn Johann IV. Landgraf von Leuchtenberg (1470-1.9.1531) trug im Jahre 1502 Grünsfeld dem Fürstbischof von Würzburg zu Lehen auf. Doch mit der endgültigen Vereinnahmung mußte das Hochstift noch warten. Auf Johann IV. folgte sein Sohn Georg III. Landgraf von Leuchtenberg (13.12.1502-1555), dann dessen Sohn Ludwig Heinrich Landgraf von Leuchtenberg (1529-5.6.1567), auf diesen sein Sohn Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg (27.7.1563-24.4.1613) und schließlich Wilhelm Georg Landgraf von Leuchtenberg (3.1.1586-20.3.1634) und dessen Sohn Maximilian Adam Landgraf von Leuchtenberg (17.10.1607-1646), der der Letzte seines Geschlechtes war. Er hatte zwar einen Sohn, der wurde jedoch nur zwei Tage alt. Mit dem Aussterben der Landgrafen von Leuchtenberg fiel Grünsfeld endgültig an das Hochstift und verblieb dort bis 1803. Die kath. Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul überragt mit ihrem 75 m hohen Turm den ganzen Ort. Sie ist ein Werk verschiedenster Jahrhunderte von der Gotik bis zur Moderne.

Aus einer barocken Umbauphase stammt das Westportal. Dort befindet sich ein großes fürstbischöfliches Wappen von Johann Philipp von Schönborn (reg. 1642-1673). Die Inschrift rechts und links des Wappens lautet: "AEDES HAS SACRAS IOAN(N)ES PHILIPPVS D(EI) G(RATIA) ARCHIEPISCOPVS MOGVN(TINVS) S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) ELECT(OR) EPISCOPVS HERBIPOLEN(SIS) AC FRANCONIAE DVX RESTAVRARI CVRAVIT 1659". Dieses heilige Gebäude hat Johann Philipp, von Gottes Gnaden Erzbischof von Mainz, des Heiligen Römischen Reiches Kurfürst, Bischof von Würzburg und Herzog zu Franken 1659 wiederherstellen lassen.

Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (reg. 1642-1673) ist hier Fürstbischof von Würzburg und Kurfürst und Fürsterzbischof von Mainz, aber noch nicht Fürstbischof von Worms, was er erst 1663 wurde. Das paßt auch zeitlich zu dem in der Inschrift angegebenen Jahr. Das Wappen ist geviert mit Herzschild:

Hier werden keine Helme geführt; auf dem Schild ruht ein Kurhut, hinter der Kartusche sind Schwert und Krummstab schräggekreuzt.

Im Innern der Kirche sind bedeutende Kunstwerke, die heraldisch sehr interessant sind. Allen voran soll das an der Südwand des Chores aufgestellte Epitaph der Gräfin von Rieneck aus der Hand Tilmann Riemenschneiders erwähnt werden, mit den Schilden Hanau, Hessen, Sponheim, Isenburg-Büdingen etc. Weitere gotische Platten existieren für die Herren von Rieneck. Auch die Landgrafen von Leuchtenberg sind mit reichlich wappenverzierten Epitaphien aus der Renaissance vertreten, Georg III. Landgraf von Leuchtenberg (13.12.1502-1555) mit einem Allianzwappen mit seiner Frau Markgräfin Barbara von Brandenburg-Ansbach (24.9.1495-1552) und Ahnenwappen, und Johann IV. Landgraf von Leuchtenberg (1470-1.9.1531) mit insgesamt 16 Wappenschilden. Aus dem üppigsten Hochbarock stammt ein Alabaster-Epitaph, das von Abt Franz Wundert von Bronnbach für seine Eltern gestiftet wurde (1673).

Literatur, Quellen und Links:
Geschichte von Grünsfeld: http://www.gruensfeld.de/gruensfeld/a!die%20geschichte%20der%20stadt%20gruensfeld.htm
Stadtpfarrkirche:
http://www.gruensfeld.de/Gruensfeld/c!Sehenswuerdigkeiten/Katholische%20Pfarrkirche%20St%20Peter%20und%20Paul.htm
H. Niester, H. Rolli, Grünsfeld - die Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul, Schnell & Steiner, Kleine Kunstführer Nr. 1076
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974, 192 Seiten.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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