Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1814
Braunsbach (Landkreis Schwäbisch Hall)

Die ev. Kirche St. Bonifatius in Braunsbach

Während die katholische Kirche im Neuen Bau des Schlosses eingerichtet wurde, befindet sich die ältere evangelische Kirche St. Bonifatius unmittelbar westlich vor der Schloßbefestigung, ein Stück tiefer am steilen Hang. Der Stil der Kirche ist romanisch mit einem späteren Umbau in nachgotischem Stil. Der Turm steht auf der Ostseite des Kirchenraumes und hat in seinem untersten Teil (Chorturmkirche) einen gerade abschließenden Chor mit einem Kreuzrippengewölbe über vier würfelknaufähnlichen Konsolen, und auch das Doppelfenster im oberen Teil des Turmes, eines von einst dreien, entstammt noch der Romanik. 1607 wurde diese Kirche umgebaut, wobei man aber den eigentlich veralteten spätgotischen Stil wählte. Die Bauherren waren Wolfgang von Crailsheim und seiner Frau Salome von Wolfskeel, wie der datierte Wappenstein mit Personenzuordnung an der südlichen Außenwand der Kirche zeigt.

Auf dem sehr detailliert gearbeiteten Stein von gutem Zustand sehen wir ein Allianzwappen der beiden Bauherren. Heraldisch rechts ist das Wappen für Wolfgang von Crailsheim zu Morstein, Braunsbach und Erckenbrechtshausen (1576-31.3.1637), kurfürstlich würzburgischer Rat und Amtmann zu Jagstberg, Sohn von Sebastian d. J. von Crailsheim zu Morstein und Braunsbach (-7.11.1598) und Enkel von Sebastian d. Ä. von Crailsheim zu Morstein und Braunsbach (-1538) und dessen Frau Anna Spieß von Braunsbach. Wolfgang starb kinderlos und beendete die Morsteiner Nebenlinie der Herren von Crailsheim. Sein Schild zeigt in Schwarz einen goldenen Balken, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwischen zwei schwarzen, je mit einem goldenen Balken belegten Büffelhörnern ein auf die Spitze gestelltes, quadratisches, rotes Kissen mit goldenen Troddeln an den freien Enden.

Seine Frau Salome Wolfskeel von Reichenberg war die Tochter von Wolfgang Bartholomäus Wolfskeel von Reichenberg zu Reichenberg und Ungershausen und dessen Frau Anna geb. Fuchs von Dornheim. Ihr Wappen zeigt in Gold einen schwarzen Mohren, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein geschlossener Flug, meist schräg von Schwarz und Silber geteilt. Die Helmzier ist hier im Vergleich zu der am Schloß selbst wiedergegebenen vereinfacht, ohne Turnierhut und ohne Fähnchen.

Beim Umbau der Kirche wurde der Turm um ein Geschoß aufgestockt. Die Südwand wurde nach Süden vorgezogen, so daß der Raum fast doppelt so groß wurde, der Turm aber nicht mehr in der Flucht der Mittellinie steht. Dafür wurde das Westportal versetzt. Neue Fenster mit gotischem Maßwerk wurden eingebaut. Über dem südlichen Teil des Chores wurde eine Herrschaftsloge eingebaut, die man vom Schloß aus direkt erreichen konnte.

Diese hier im Wappenstein dokumentierte Ehe zwischen Wolfgang von Crailsheim und Salome von Wolfskeel spielte später noch eine Rolle bei Erbauseinandersetzungen, denn als mit Wolfgang der Letzte dieser Linie starb, ging sein Besitz über seine Nichte, die Tochter seines Bruders Julius (1574-1605), Regine Barbara, an deren Tochter erster Ehe, Helene Marie von Stetten, sowie an Regines zweiten Ehemann, Wolf Dietrich von Gemmingen. 1640 wurde das Erbe geteilt, Altenberg und Niedersteinach bekam Dietrich von Gemmingen, und Braunsbach bekam Helene Marie von Stetten (-1663), die dreimal verheiratet war, erst mit Georg Sigmund v. Eyb (-1632), dann mit Johann Kaspar v. Layen (-1642), schließlich mit Hans Georg von Lichtenstein. Vom Erbe Braunsbach profitierten ihr zweiter und danach ihr dritter Gemahl. Dieses wollten die Verwandten von Salome Wolfskeel von Reichenberg aber auf keinen Fall anerkennen, und sie fochten den Erbgang an. Ansprüche der Linie Reichenberg bestanden wegen eines Legates des Verstorbenen, und Ansprüche der Linie Rottenbaur bestanden wegen einer Pfandschuld des Verstorbenen. Diese Wolfskeel-Verwandten kamen damit vor dem Hofgericht in Rottweil 1666 mit ihren Forderungen durch. Letztendlich ging es ihnen wohl teilweise nur ums Geld, denn die Wolfskeel zu Reichenberg verkauften Braunsbach bereits am 22.2.1673 an ihren Schwager Franz Johann Wolfgang von Vorburg, Herr zu Delsberg. Die Wolfskeel zu Rottenbaur hingegen sicherten ihren Besitz weiter ab.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Genealogie Crailsheim: Biedermann, Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald
http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Julius Hartmann und Eduard Paulus d. J., Beschreibung des Oberamts Künzelsau, hrsg. vom königlichen statistisch-topographischen Bureau, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1883, online:
http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_K%C3%BCnzelsau/Kapitel_B_9
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 73

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