Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1851
Leonberg (Landkreis Böblingen)
Grabdenkmäler der Leonberger Stadtkirche: Johann Aichmann
Dieses Epitaph befindet sich in der Vorhalle (Paradies) der Leonberger Stadtkirche an deren westlicher Stirnseite, rechts neben dem im vorherigen Kapitel beschriebenen Epitaph für Justina Dreher. Dieses Epitaph ist für den 1578 verstorbenen Johann Aichmann. Der Verstorbene steht barhäuptig und aufrecht, und er blickt den Betrachter nicht frontal an, sondern ist minimal schräg zur rechten Seite des Reliefs gedreht. Er ist mit einer geschlitzten, über dem Knie endenden Hose, aus deren Schlitzen der Füllstoff herausquillt, und einem locker um die Schultern gehängten kurzen Mantel bekleidet. Seine rechte Hand hält in Gürtelhöhe ein Buch und einen Schlüsselbund, die Linke hält ein Barett. Hinter seinen Beinen sehen wir den unteren Teil eines umgehängten Schwertes.
Die Inschrift in dem halbrunden Aufsatz ist umfangreich und schwer lesbar. Der Kopf des Verstorbenen wird von einer halbkreisförmig geschlossenen Nische geringer Tiefe umgeben, und in den beiden sich dadurch ergebenden Zwickeln befinden sich zwei Wappenschilde.
Heraldisch oben rechts ist der aus Courtoisie gewendete Wappenschild von Hans (Johannes) Aichmann (1507-16.12.1578) zu sehen. Das redende Wappen zeigt in Gold einen schwarzen Schrägbalken, der nach der Figur mit drei Eicheln belegt ist, die gestielten Näpfe nach links unten gelegt (Siebmacher Band: WüA Seite: 116 Tafel: 63). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf gekröntem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein grüner wilder Mann, mit Laubkranz, eine Keule schulternd. In den handschriftlichen Nachträgen zum Alten Siebmacher wird diese in höheren Beamtenstellen zu findende Familie zu den Adeligen gerechnet. Es gab sogar mal einen württembergischen Kanzler in der Familie, Dr. Martin Aichmann.
Hans (Johannes) II. Aichmann stammte aus Waiblingen und war der Sohn von Martin Aichmann (geb. 1485 in Schorndorf, gest. 8.5.1562 in Waiblingen) und dessen Frau Klara Kühorn (1485-1568) aus Waiblingen. Hans hatte wegen seiner Teilnahme am "Sacco di Roma" im Jahr 1527 den Spitznamen "Römerkrieger". Das war ein kriegerischer Exzeß, als führungslose Landsknechte und mangels Besoldung unkontrollierte Söldnerheere die Stadt Rom und den Kirchenstaat eroberten und plünderten, während der Papst in die Engelsburg geflohen war, bis er zur Kapitulation gezwungen wurde und nach Orvieto floh. Später wurde Hans württembergischer Untervogt in Leonberg.
Hans hatte zweimal geheiratet, in erster Ehe 1530 Walpurga Lindler (oder auch Linder, gest. 2.10.1572), mit der er eine 1542 geborene Tochter namens Dorothea hatte, und in zweiter Ehe 1573 Justina Dreher (siehe vorheriges Kapitel). Hier ist das Wappen seiner ersten Frau dargestellt, auch dies ist ein redendes Schildbild, drei (1:2) langgestielte Lindenblätter, das obere aufrecht, die beiden seitlichen nach unten und außen gebogen, welche mit ihren Stielen unten zusammenlaufen und an einem kurzen Aststück enden (evtl. identisch mit Siebmacher Band: Bg4 Seite: 61 Tafel: 70).
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher wie
angegeben
Heiner Bruckmann, Margot Dongus und Peter Hartmann: Die
Grabdenkmäler der Leonberger Stadtkirche, im Auftrag des
Fördervereins zur Rettung der Grabdenkmäler an der Leonberger
Stadtkirche, online: http://www.ev-kirche-leonberg.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/GK.....Stadtkirche__1998_.pdf
Anneliese Seeliger-Zeiss, Volker Trugenberger: "ein seliges
end und fröhliche ufferstehung", die Leonberger Grabmäler
des Bildhauers Jeremias Schwartz in ihrer sozial- und
kunstgeschichtlichen Bedeutung, 1998, Beiträge zur
Stadtgeschichte, Band 5, hrsg. v. d. Stadt Leonberg, Stadtarchiv.
Genealogien: http://gedbas.genealogy.net/person/show/1126693326 - http://gedbas.genealogy.net/person/show/1104282244 - http://gedbas.genealogy.net/person/show/1104282245 - http://gedbas.genealogy.net/person/show/1068150682 - http://gedbas.genealogy.net/person/show/1068150680
Sacco di Roma: http://de.wikipedia.org/wiki/Sacco_di_Roma
Volker Trugenberger: Der Leonberger Raum an der Wende vom
Mittelalter zur Neuzeit: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2009/4021/pdf/Trugenberger_Volker_Der_Leonberger_Raum_an_der_Wende_vom_Mit.pdf
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