Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1873
Trier: Heraldik in Deutschlands ältester Stadt

Trier, Banthusstraße 1

Banthusstraße 1 - das ist das Haus an der engsten Stelle der Banthusstraße, wo entlang der abknickenden Fassade ein Fußgänger und ein Auto nicht mehr gleichzeitig durch dieses Nadelöhr des Trierer Kurienviertels passen. Das Gebäude ist eine der vielen Domherrenkurien im alten Klerikerbezirk westlich des Domes, genannt Kurie "Strohdach".

Über dem spätbarocken Portal des Haupthauses ist eine Inschrift folgenden Wortlautes: "VETVSTAS CVRJA STROhTACh A LIBERO BARONE A MERODE ITA RENOVABATVR". Die in Kern ältere, 1675 umgebaute Kurie wurde vom Domkapitular Alexander Hermann Freiherr von Merode ein gutes Jahrhundert später erneuert, und die Buchstaben der Inschrift geben als Chronostichon die Jahreszahl 1778 an: V + V + C + V + I + C + L + I + M + D + I + V + V = 5 + 5 + 100 + 5 + 1 + 100 + 50 + 1 + 1000 + 500 + 1 + 5 + 5 = 1778.

Heraldisch von Interesse ist die nördliche Schmalseite des Haupthauses, wo ältere Fragmente sichtbar sind: Reste zweier gotischer Stockfenster mit je zwei Dreipaßbögen in Blendmaßwerk nebeneinander tragen je zwei Wappen. Zu datieren sind diese auf das späte 16. Jh. Das obere Paar ist besser erhalten als das untere Paar, welches man nicht von der Straße aus, sondern nur von einem angrenzenden Parkplatzhof sehen kann.

 

Der optisch linke Wappenschild zeigt den Doppeladler des Reiches, schwarz auf goldenem Grund zu tingieren, dessen Brust mit einem kleinen Schildchen belegt ist, bei dem keine Feinstruktur zu erkennen ist, passend wäre hier ein Bindenschild der Habsburger-Kaiser. Der optisch rechte Wappenschild zeigt das Wappen des Trierer Domkapitels, in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Kurtrier), belegt in der Mitte mit einem aus Wolken hervorwachsenden Brustbild des Hl. Petrus, in der rechten Hand einen Schlüssel haltend, in der Linken ein Buch tragend.

Ein Wappen ist am Portal nicht mehr vorhanden, das fiel der Wappenzerstörung unter französischer Besetzung zum Opfer. Die vier Wappen an der Seite überlebten jedoch den Wappenzerstörungswahn an Trierer Domkurien unerkannt, denn sie wurden erst 1953 unter Putz wiederentdeckt.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 17.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege: Stadt Trier, Altstadt, bearbeitet von Patrick Ostermann, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2001, ISBN 3-88462-171-8, S. 174.
Eduard Lichter, Wappen zu Trier im Spiegel der Zerstörungen von 1798, zugleich eine Bestandsaufnahme, Neues Trierisches Jahrbuch, 1991, S. 11-32

Markuskloster - Abtei St. Maximin - Triers verlorene Wappen - Hauptmarkt 23 / Judengasse - Stiftskurie St. Paulin - Spolie bei der Augustinerkirche

Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)

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