Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1914
Stetten (zu Kocherstetten, Künzelsau, Hohenlohekreis)

Schloß Stetten

Schloß Stetten liegt in der Nähe von Künzelsau und Kocherstetten über dem Kochertal auf einem Bergsporn zwischen zwei Tälern mit seitlichen Zuflüssen des Kochers. Aufgrund der Spornlage wurde die Burg, die die Stammburg der Herren von Stetten ist, welche Lehensleute der Hohenloher waren, und die sich seit über 800 Jahren ununterbrochen in Familienbesitz befindet (aktueller Burgherr ist Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten), im Mittelalter als Schildmauerburg errichtet. Neben dem rechteckigen, 22,50 m hohen Bergfried aus staufischer Zeit mit entsprechenden Buckelquadern ist eine massive und hohe Quermauer (13 m hoch, 19 m breit und 2,5 m dick) aufgespannt (Abb. unten rechts), hinter der sich westlich um einen unglaublich engen innersten Burghof trapezförmig die Wohngebäude der Burg gruppieren. Nach außen wehren die massiven Buckelquader ab, innen jedoch bestimmt das Fachwerk das Bild. Die Enge mag heute für den Betrachter beschaulich und gemütlich wirken, aber man kann sich auch gut die drangvolle Enge vorstellen, wenn hier wirklich eine ganze Burgbesatzung mit diesem wenigen Raum auskommen muß und sich das öffentliche Leben aller in diesem lichtarmen, schachtartigen Hof abspielte. Bodo Ebhardt hatte einst Schloß Stetten als besterhaltene Stauferburg Deutschlands in Privatbesitz bezeichnet, und das trifft zu.

 

Im Osten liegt ein tiefer und breiter Graben vor der Schildmauer (Abb. unten links), und Zugang in den Hof wird nur über eine kleine Pforte gegeben. Im Westen und Süden zieht sich eine spätere, äußere Mauer mit drei viereckigen Türmen (Archivturm, Brigittenturm und ein dritter Turm) und einem Rundturm um die nie zerstörte (nur einmal wurde 1488 während der Tierberger Fehde die Vorburg von den Hohenlohern erobert) und hervorragend erhaltene, um 1100-1200 entstandene Kernburg und bildet einen Zwinger, und im Norden und Osten befinden sich Erweiterungsbauten aus späteren Zeiten. Im Norden des Bergfriedes befindet sich die Burgkapelle. Durch die Plazierung der neueren Bauten außerhalb des Burggeländes ist die mittelalterliche Burg bis auf wehrtechnische Verbesserungen nahezu unverändert erhalten geblieben. Dem inneren Graben im Osten vorgelagert ist die Vorburg, die von einem vom Grundriß her schräg in den Burggraben hinein stehenden Fachwerktorhaus, etwa bei zwei Fünfteln der Breite stehend (Abb. oben links), und zwei Rundtürmen an den beiden äußeren Ecken (Abb. unten rechts) bestimmt wird, und davor ist ein weiterer Halsgraben, der um 1400 entstand. Heute ist im Torhaus eine Gästewohnung eingerichtet. Diese Vorburg ist zeitlich jünger und entstand als zusätzlicher Schutz gegen die sich entwickelnden Feuerwaffen in der Mitte des 15. Jh.

 

Im Innern der Burg ist kaum Heraldik zu finden, lediglich im Burghof befindet sich ein Stein mit einem bärtigen, langhaarigen, nimbierten Antlitz auf der Vorderseite und zwei Vollwappen auf den Seitenflächen. Die Fläche mit dem Antlitz war einst die Unterseite des Steines.

Auf der optisch linken Seitenfläche (Abb. unten links) befindet sich das gewendete Wappen der Herren von Stetten, in Silber 3 (2:1) rechtsgewandte, gestielte, rote Beile. Das Wappen auf der anderen Seite zeigt einen Löwen (Abb. unten rechts, aufgrund der Helmzier vermutlich Adelmann von Adelmannsfelden, vgl. Epitaph der Barbara von Stetten geb. Adelmann von Adelmannsfelden (1447-1507) in der Pfarrkirche in Künzelsau). In dieser Stellung sind beide Wappen um 90 Grad gedreht, so daß die Helmzier horizontal ansetzt; der Stein muß also früher mit dem Antlitz nach unten angebracht gewesen sein.

 

Daß die Burg "Schloß Stetten" genannt wird, liegt wohl an dem außerhalb der Kernburg, aber noch innerhalb des Vorburgbereiches 1715-1716 in der Barockzeit errichteten und einst sehr repräsentativen, dreistöckigen sog. Äußeren Haus, das heute im Gegensatz zur restlichen Burg im Besitz eines Familienmitglieds aus Kanada ist und dringendst renoviert und einer erhaltenden Verwendung zugeführt werden müßte. Über dem hinter dichtem Bewuchs verborgenen Eingang mit Freitreppe befindet sich in einem verkröpften Segmentbogengiebel ein von zwei widersehenden Löwen gehaltenes Allianzwappen für das Bauherrenehepaar Johann Albrecht von Stetten (28.7.1674-1754), Herr zu Mäusdorf und Morsbach, und seiner 1698 geehelichten Frau Anna Kunigunde von Ellrichshausen (4.7.1679-26.6.1718, Tochter von Johann Christoph von Ellrichshausen zu Assumstadt, Domeneck, Züttlingen und Jagstheim), und auch beim prächtigen Wappen bröckelt der Stein. Für Johann Albrecht war es die erste Ehe, nach Anna Kunigundes Tod heiratete er erneut, diesmal Johanna Sofie Lucia Treusch von Buttlar.

Die Familie von Stetten hatte sich 1692 unter den Söhnen des 1644 verstorbenen Rittmeisters in schwedischen Diensten Wolf-Eberhard von Stetten in drei Linien aufgespalten: Johann Heinrich von Stetten (1640-1684) wurde der Stammvater des "Äußeren Hauses", einer Linie, die erst in den Gebäuden vor der Burg wohnte, dort diesen Neubau errichtete und heute die Geschicke der Burg lenkt. Johann Ernst von Stetten (1638-1703) wurde der Begründer des "Inneren Hauses", einer Linie, die in der Kernburg lebte und um 1850 erlosch, und Wolf-Christof von Stetten (1643-1699) wurde der Begründer der Linie zu Buchenbach, welche das dortige Herrenhaus besiedelte. Seit der Teilung wurde die Burg Stetten als Ganerbenburg geführt, d. h. die unterschiedlichen Familienteile lebten in verschiedenen baulichen Einheiten, trugen aber gemeinsam die Verantwortung für die Gemeinschaftseinrichtungen und Verteidigungsanlagen. Der oben genannte Bauherr Johann Albrecht von Stetten (28.7.1674-1754) war der Sohn des genannten Johann Heinrich von Stetten zu Kocherstetten (1640-1684) und dessen Frau Eva Margaretha von Berlichingen und gehörte damit zum "Äußeren Haus".

Heraldisch rechts ist das gewendete Wappen der von Stetten, in Silber 3 (2:1) rechtsgewandte, gestielte, rote Beile. Die Helmzier ist zu rot-silbernen Decken eine wachsende, rot gewandete Frauengestalt, die in jeder der erhobenen Hände ein Beil hält, die Schneiden auswärts gekehrt (Farbvarianten werden in der Literatur beschrieben). Heraldisch links ist das Wappen der von Ellrichshausen, von Rot und Silber fünfmal schräggeteilt. Die Helmzier ist ein wie der Schild bez. wachsender, golden bewehrter Bock, die Helmdecken sind rot-silbern (Siebmacher Band: Bad Seite: 49 Tafel: 30, PrGfN Seite: 6 Tafel: 3, Wü Seite: 7 Tafel: 8).

Die Wehrhaftigkeit der Anlage von Schloß Stetten blieb bis ins späte 19. Jh. bestehen. Erst dann verbreiterte man den Zugang durch die Vorburg und verfüllte den inneren Graben in seinem nördlichen Bereich. Seit 1988 wurde der Besitz in die "Baron Wolfgang v. Stetten-Stiftung" überführt, was eine erneute Zersplitterung wie unter den drei oben genannten Linien verhindert. Heute wird Schloß Stetten ganz unterschiedlich genutzt: Die Burg selbst wird privat bewohnt und kann daher nicht besichtigt werden. Im äußeren Burggraben finden Freilichtspiele (Burgfestspiele) statt, wofür dort eine 600 Personen fassende Zuschauertribüne den Höhenunterschied von 14 m ausnutzt und der Halsgraben die Bühne darstellt. Während der Festspielzeit im Juli und August sind auch Bergfried und Kapelle geöffnet. Und im Vorfeld der Burg ist im Bereich des Weilers Stetten seit 1983 eine großzügig angelegte, von der Familie der Freiherren von Stetten und der Residenz Dienstleistungsgesellschaft mbH geführte Seniorenwohnanlage der gehobenen Qualität entstanden.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Württemberg, Bayern und Baden
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Reichserbküchenmeister von Ellrichshausen-Rothenburg: http://www.oocities.com/wappenrolle4/e/e089.html
Egon Frhr. v. Ellrichshausen-Rothenburg, Erzküchenmeister und Erbküchenmeister, herrscherliche Symbolik und adelige Repräsentation, im Ausstellungskatalog: Stift Schlierbach, Mahlzeit, Landesausstellung, 2009, S. 242-248.
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 277
Carlheinz Gräter, Jörg Lusin, Schlösser in Hohenlohe, Geschichte und Geschichten, Silberburg Verlag Tübingen, 1. Auflage 2005, ISBN 978-3-87407-685-2, S. 63-68
Burggrundriß und Geschichte: http://www.burgfestspiele-schloss-stetten.de/index.php/schlossstetten/dieburganlage - http://www.burgfestspiele-schloss-stetten.de/images/stories/burgskizze1.gif
Burg und Schloß Stetten:
http://www.pro-region.de/web/media/pro-region/pdf/ueberdieregion/staedteundgemeindengeschichte/kuenzelsau/Burg_Stetten.pdf
Burg und Schloß Stetten:
http://www.burgen-web.de/stetten.pdf
Burg und Schloß Stetten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Stetten_%28Hohenlohe%29
Burg und Schloß Stetten:
http://www.burgenperlen.de/Perlen/Ba_Wue/stetten.htm
Seniorenresidenz Schloß Stetten:
http://www.schloss-stetten.de/ - http://www.immobilien.schloss-stetten.de/neu2012/residenz-schloss-stetten/index.html
Burgfestspiele:
http://www.immobilien.schloss-stetten.de/neu2012/burgfestspiele/index.php - http://www.burgfestspiele-schloss-stetten.de/
Familiengeschichte:
http://www.burgfestspiele-schloss-stetten.de/index.php/schlossstetten/familienhistorie
Burg:
http://www.burgfestspiele-schloss-stetten.de/index.php/schlossstetten/diehistorischestauferburg
Genealogie: Biedermann
http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ und http://immobilien.schloss-stetten.de/dieneueseite/plaintext/residenz-schloss-stetten/mietobjekte/index.html

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