Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1966
Heilbronn (Regierungsbezirk Stuttgart)

ev. Kilianskirche in Heilbronn, Helmstatt-Platte

Dieses auf 1622 datierte Epitaph ist in der westlichen Vorhalle angebracht, ganz rechts innerhalb einer Vierergruppe am südlichen Teil der Westwand. Die Platte hat im unteren Drittel ein abgesetztes Inschriftenfeld. Die oberen zwei Drittel bilden eine vertiefte Zone mit einer an der linken, oberen und rechten Seite verlaufenden, zweiten Inschrift. Zwischen vier in den Ecken befindlichen Wappen, die alle namentlich zugeordnet sind, befindet sich die Darstellung eines Wickelkindes mit Zackenhaube, das von Vergänglichkeitssymbolen (Sanduhr auf Totenschädel, darunter balkenweise ein Knochen, ganz oben noch ein Waagbalken) überhöht wird.

     

Die streckenweise nur noch schlecht zu entziffernde Inschrift im unteren Feld lautet: "An(n)o 1622 den 19 april ist alhero in sein kuttel...... gelegt worden des wohl Ed(el) ... Lud(wig) Carolli von Helmst(att) zue Hinsingen (?) selig Söhnl(ein) welches den 16 zuvor in dieser statt an die welt gebohren wurde gott v(er)leihe i(h)me Ein Frö(h)lich(e) (A)ufferstehung Amen." Oben läuft das Bibelzitat: "Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret i(hne)n nicht, dan(n) solcher ist das Himmelreich MARCI AM 10 (Marcus 10:14)" an den drei freien Seiten um den vertieften Teil der Platte herum. Nur drei Tage ist dieses Kind alt geworden, so jung ist es verstorben, daß es hier noch nicht einmal mit eigenem Namen angesprochen wird.

Die Schlüsselfigur ist der Kindsvater Ludwig Carl von Helmstatt (1578-1632) aus dem Dürrkasteler Ast der Familie, der mit Anna Wilhelma von Eltz verheiratet war. Ludwig Carl, Ritterrat, war der Sohn von Johann Philipp von Helmstatt zu Bischofsheim, Herr zu Dürrkastel und Hinsingen (1545-1594), Marschall der Kurpfalz, der durch verschiedene Erbschaften umfangreiche Besitztümer der Familie auf sich vereinte, und der 1567 in erster Ehe Agnes Landschadin von Steinach (gest. 1580) und 1588 in zweiter Ehe Dorothea Landschadin von Steinach (gest. 1606) geheiratet hatte. Das hier begrabene Kind ist der Erstgenannten Enkel. Ludwig Carls Frau Anna Wilhelma war die Tochter von Johann Friedrich Graf zu Eltz (1563-16.8.1609) und dessen Frau Helena v. Seckendorff (-19.10.1624). Diese vier Großeltern werden durch die vier Wappen der Ahnenprobe repräsentiert. Ludwig Carl von Helmstatt hatte dieses Kind mit seiner zweiten Frau; zuerst war er mit der 1619 verstorbenen Agatha Marie von Helmstatt aus dem Waibstadter Familienzweig eine Ehe eingegangen, erst nach deren Tod hatte er in zweiter Ehe Anna Wilhelma von Eltz geheiratet. Sie hatten unter hoher Kindersterblichkeit zu leiden, Ludwig Carls Kinder aus erster Ehe, Johann Adam, Philipp Ludwig und Maria Agnes waren alle früh im Kindesalter gestorben, und letztere zog noch ihre Mutter in den Tod hinterher, und aus zweiter Ehe verstarben neben diesem Sohn hier noch die Kinder Anna Felicitas und Johann Carl sehr früh, ein umständehalber leidensvolles Familienschicksal vor dem Hintergrund des 30jährigen Krieges, vor dem Ludwig Carl nach Gemmingen flüchtete, wo er 1632 verstarb.

Abb. links: Wappen heraldisch oben rechts für den Großvater väterlicherseits, Johann Philipp von Helmstatt (1545-1594), in Silber ein schwarzer, auffliegender Rabe, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzes und ein silbernes Büffelhorn. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 9 Tafel: 7, Band: Bay Seite: 12 Tafel: 6, Band: Lot Seite: 27 Tafel: 19, im Münchener Kalender 1918 und wird ferner abgebildet im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 119. Abb. rechts: Wappen heraldisch oben links für den Großvater mütterlicherseits, Johann Friedrich Graf zu Eltz (1563-16.8.1609), rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Turnierhut, darauf der goldene Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch als golden beschrieben) Lindenblättern bestreuten roten Flug. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Na Seite: 6 Tafel: 6, Band: He Seite: 8 Tafel: 7 und im Band: OÖ Seite: 38 Tafel: 18, weiterhin im Münchener Kalender 1904, bei Gruber und bei Wolfert.

Abb. links: Wappen heraldisch unten rechts für die Großmutter väterlicherseits, Agnes Landschad von Steinach (gest. 1580), in Gold eine schwarze Harfe, die Helmzier ist ein gekröntes Männerhaupt mit wild wucherndem Haupt- und Barthaar, auch als Davidshaupt bezeichnet, das Haar die Helmdecke ersetzend. Das Wappen findet sich z. B. im Scheiblerschen Wappenbuch Folio 120, im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 76 Seite 61, im Ingeram-Codex und im Alten Siebmacher. Abb. rechts: Wappen heraldisch unten links für die Großmutter mütterlicherseits, Helena von Seckendorff (-19.10.1624), in Silber zwei rote, unten verbundene und achtförmig miteinander verschlungene Lindenzweige mit acht nach außen gerichteten Blättern; die Helmzier ist ein roter, hermelingestulpter Hut, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Die Helmdecken sind rot-silbern. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 22 Tafel: 15-16, Bad Seite: 76 Tafel: 45, Bay Seite: 57 Tafel: 60, Brau Seite: 9 Tafel: 7, He Seite: 26 Tafel: 28, Pr Seite: 27 Tafel: 30, Pr Seite: 64 Tafel: 82, Pr Seite: 374 Tafel: 422, Reu Seite: 9 Tafel: 7, Sa Seite: 16 Tafel: 15, Wü Seite: 4 Tafel: 4, Wü Seite: 11 Tafel: 14.

Literatur, Links und Quellen:
Evangelische Kilianskirche Heilbronn: http://www.gemeinde.heilbronn-kilianskirche.elk-wue.de/
Kirchengemeinde:
http://www.gemeinde.heilbronn-kilianskirche.elk-wue.....gemeinde/
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Pfarrer Hans-Jörg Eiding für die Publikationserlaubnis der Innenaufnahmen

Evangelische Kilianskirche Heilbronn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kilianskirche_%28Heilbronn%29
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
http://www.geneall.net/D/per_page.php?id=1769595
von Helmstatt: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 119
von Helmstatt: Otto Hupp, Münchener Kalender 1918
von Helmstatt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Helmstatt_%28Adelsgeschlecht%29
von Helmstatt:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ingeram_Codex_266.jpg
von Helmstatt:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Helmstadt-Scheibler119ps.jpg
von Eltz: http://de.wikipedia.org/wiki/Eltz_%28Adelsgeschlecht%29
von Eltz: Otto Hupp, Münchener Kalender 1904, Verlagsanstalt Buch- und Kunstdruckerei AG, München und Regensburg, 1904.
von Eltz: Otto Gruber, Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter"
von Eltz: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 37 Seite 89, 186
Landschad von Steinach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Landschad_von_Steinach
Wappen Landschad:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b6/Xingeram238a_-_Landschad.JPG
Wappen Landschad:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c8/Landschaden-Scheibler120ps.jpg
Wappen Landschad:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/db/Landschad_Siebmacher122_-_Rheinland.jpg
Wappen Landschad:
http://lalanguedublason.blogspot.fr/2012/12/la-harpe-du-roi-david-des-landschad-von.html
von Seckendorff: http://de.wikipedia.org/wiki/Seckendorff
von Seckendorff: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seckendorf-Scheibler347ps.jpg
von Seckendorff: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seckendorff_Siebmacher101_-_Franken.jpg

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2013
Impressum