Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2053
Markt Giebelstadt (Landkreis Würzburg, Unterfranken)

Das Friesenhäuser Schloß in Giebelstadt

Friesenhausen ist ein Dorf in der Gemeinde Aidhausen im Landkreis Haßberge. Nach diesem Besitz nannte sich eine Linie der verzweigten Zobel von Giebelstadt, und weil der Erbauer des zweiten Zobelschlosses in Giebelstadt dieser Linie entstammte, heißt dieses Schloß im Gegensatz zum unweit stehenden Stammsitz der Giebelstädter Linie nun Friesenhäuser Schloß. Es handelt sich um einen einflügeligen, langgestreckten, zweistöckigen Barockbau mit Walmdach, der sich mit 19 Fensterachsen Länge in Nord-Süd-Richtung erstreckt (Marktplatz 3). Hinter diesem Schloß liegt im Westen die Zobelsche Zehntscheune, nördlich steht jenseits des Marktplatzes das alte Rathaus. Der Entwurf zu diesem Schloß wird Joseph Greissing zugeschrieben. Dafür sprechen die stilistischen Details, und das Schloß hat die selbe Stilstufe wie das Rathaus in Eibelstadt, die Stiftskirche Großcomburg, das Amtsschloß Ebenhausen und das Würzburger Amtshaus in Künzelsau, die alle von Greissing gestaltet wurden. Allerdings stammt wohl nur der Entwurf von Greissing; die Ausführung hatten wohl lokale Handwerker übernommen, was man aus dem teils groben Baubefund schließen kann.

Das für Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt-Friesenhausen erbaute Friesenhäuser Schloß wurde nur kurzfristig zu Wohnzwecken benutzt. Kaum war das Schloß fertig, nahmen die Zobel woanders Quartier. Von 1814 bis 1916 war hier eine Brauerei eingerichtet, 1874 eine Gaststätte, im 20. Jh. wurde das Gebäude auch als Dienststelle für Polizei und Post genutzt, außerdem waren oben Mietwohnungen eingerichtet. Stefan Freiherr von Zobel, der letzte Schloßherr in Giebelstadt, verkaufte das Schloß aus wirtschaftlichen Gründen 1979 an die Gemeinde, die das stattliche Gebäude umbaute und renovierte und seit 1984 als Rathaus nutzt, für die Gemeindeverwaltung Giebelstadt und für die Verwaltungsgemeinschaft Giebelstadt. Weiterhin befindet sich in dem Gebäude die Zweigstelle der Raiffeisenbank Ochsenfurt und seit 2006 im Dach das Gemeindearchiv. Innen erinnert aufgrund der vielen, der Ausstattung nicht förderlichen Nutzungen nach der Generalsanierung kaum noch etwas an die Vergangenheit des Gebäudes als herrschaftlicher Wohnsitz.

Heraldischen Schmuck finden wir über dem Hauptportal in der Mitte der östlichen Längsseite, in einen breiten, gesprengten Segmentbogengiebel eingepaßt. Das heraldisch rechte Wappen steht für Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt (1679-1730), den Erbauer des Friesenhäuser Schlosses und Sohn von Hans (Johann) Heinrich Zobel von Giebelstadt zu Friesenhausen (1634-1688), vermählt 1670 mit Anna Veronica von Thüngen zu Wüstensachsen (-1689). Das Wappen zeigt in Silber einen roten Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug, das Oberwappen fehlt in dieser barocken Darstellung, es wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Schildbild wachsend. Hans Heinrich Zobel von Giebelstadt hatte wohl schon 1687 mit dem Bau begonnen, aber erst sein Sohn Johann Gottlob vollendete den Bau um 1700.

Das heraldisch linke Wappen steht für seine Ehefrau Maria Sophia von Berlichingen-Rossach, Tochter von Johann Philipp von Berlichingen zu Rossach und Helmstadt und dessen Frau Maria Magdalena von und zu Helmstadt. Das Wappen zeigt in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad, das Oberwappen fehlt gleichfalls, es wäre auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender Wolf von natürlicher, meist schwarzer Farbe, der ein silbernes Lamm in seinem Maul hält. Johann Gottlob und Maria Sophia hatten 1699 geheiratet.

 

Die beiden ovalen, von einem außen gedornten Zierkranz umgebenen Kartuschen sind von einer erheblichen Schrägstellung und werden durch diese Neigung nach innen aufeinander bezogen, und dennoch wird der Schildinhalt des Ehemannes nicht aus Courtoisie nach innen gewendet, was ein harmonischeres Bild ergäbe.

Abb.: Blick auf die Rückseite (Westseite) des Friesenhäuser Schlosses. Über dem kleinen Eingang ist lediglich das Kommunalwappen angebracht.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.652637,9.9472953,19z - https://www.google.de/maps/@49.652637,9.9472953,163m/data=!3m1!1e3
obel von Giebelstadt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zobel_(Adelsgeschlecht)
Wolfgang Jung, Giebelstadt: Drei Schlösser auf dem Land, Artikel in der Mainpost:
http://www.mainpost.de/freizeit/burgenschloesser/burgen/Giebelstadt-Drei-Schloesser-auf-dem-Land;art29157,5773662
Genealogie:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0553 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0554 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0555
Genealogie der Zobel von Giebelstadt: Biedermann, Geschlechts-Register Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken Löblichen Orts Ottenwald (Odenwald)
http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X, S. 134-135
Friesenhäuser Schloß:
http://wuerzburgwiki.de/wiki/Friesenhäuser_Schloss
Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing, mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann, hrsg. von der Gesellschaft für fränkische Geschichte, VIII. Reihe: Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte, c/o Verlag Ph. C. W. Schmidt, 1. Auflage 2009, 797 S., ISBN-10: 3866528167, ISBN-13: 978-3866528161, S. S. 621

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