Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2079
Würzburg (Unterfranken)

Das Franziskaner-Kloster in Würzburg

Das Würzburger Franziskanerkloster ist eine nach außen eher unscheinbare Klosteranlage zwischen Franziskanerplatz, Neubaustraße und Franziskanergasse, wobei der Zugang auf der Westseite des Ensembles in letzterer liegt. Der Norden des damals vor der Erweiterung am südlichen Rand der mittelalterlichen Stadt gelegenen Ensembles wird durch die Klosterkirche gebildet, die drei anderen Flügel schließen das Geviert um den Kreuzgang. Das Kloster kann auf eine lange Tradition zurückblicken, denn es wurde 1221 noch zu Lebzeiten des Ordensstifters Franz von Assisi (-1226) unter Führung von Caesar von Speyer mit Unterstützung des Würzburger Fürstbischofs Otto von Lobdeburg (regierte 1207-1223) als eines der ersten deutschen Franziskanerklöster gegründet, und eigentlich nie formal aufgehoben, auch wenn durch die Säkularisierung 1803 ein faktisches Aussterben vorgesehen war. Die berühmte Bibliothek wurde zugunsten der Universitätsbibliothek geplündert, wertvolle Bilder nach München verschafft. Die Neuaufnahme von Novizen war verboten worden, und der Konvent dünnte infolgedessen bis auf zwei Patres aus, der Ordenseintritt wurde aber 1839 vom bayerischen König Ludwig I. wieder erlaubt, so daß die franziskanische Tradition an diesem Ort eine ungebrochene, fast 800jährige ist. Die erste Bleibe wurde schnell zu klein. Das erste Kloster an dieser neuen Stelle wurde 1249 bezogen;, der Bau der zugehörigen, groß dimensionierten Kirche wurde 1250 päpstlich genehmigt und sogar 1257 durch einen entsprechenden Ablaß mitfinanziert, wodurch sie bis 1280 fertiggestellt werden konnte. Sie war für damalige Verhältnisse, insbesondere in Relation zum nie besonders mitgliedsstarken Konvent, riesig und konnte geschätzt ein Sechstel der damaligen Würzburger Bevölkerung aufnehmen.

 

1574 kümmerte sich Julius Echter um die Renovierung und ließ einen Kostenvoranschlag für die Reparatur des Kirchendaches erstellen. Bis 1576 war der Schaden behoben. Es war eine erste, aber bei weitem nicht die letzte Baumaßnahme dieses Fürstbischofs an Kloster und Kirche. Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (reg. 1573-1617) förderte die Franziskaner, deren Kirche Ort der Gründungsfeierlichkeiten für die Würzburger Universität am 2.1.1582 war. Einige Räume wie der Valentinussaal dienten auch zeitweise als Hörsaal. Er ließ auch die baufällige Anlage erneuern, wobei 1614-1646 das gotische Kirchenschiff neu eingewölbt und gedeckt wurde, desgleichen wurde der frühgotische Kreuzgang 1611-1612 nun eingewölbt und mit Konventsgebäuden überbaut, außerdem entstand die Valentinskapelle 1612-1613 neu, und auch die Konventsgebäude wurden ausgebaut, wobei auch der östliche Flügel verlängert wurde und einen Saal erhielt. Im Zuge dieser umfangreichen Baumaßnahmen entstand auch 1613 dieses Portal mit einem Sandsteinrelief mit der Darstellung der Stigmatisation des hl. Franz von Assisi (Auftreten der Wundmale Christi am 17.9.1224), angefertigt von Michael Kern d. J. in Dettelbach und dann per Schiff auf dem Main nach Würzburg verbracht. Hoch über dem Portal ist eine Statue des Hl. Kilian. Kloster und Kirche wurden im Zweiten Weltkrieg schwerst beschädigt und nach fast vollständiger Zerstörung vereinfachend bis 1950/52 wieder aufgebaut. Zum Altbestand gehört neben diesem Portal von 1612 (zwar nur in rudimentärem Zustand und stark erneuert) der gerade abgeschlossene, kreuzrippengewölbte Chor von vier Jochen Tiefe.

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (regierte 1573-1617) über dem Mauerportal zwischen Kirche und Konvent ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen, Stammwappen der Echter von Mespelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Das Wappen wird vollständig mit drei Helmen geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein Paar blauer Büffelhörner, jeweils belegt mit einem silbernen Schrägbalken, der wiederum mit drei blauen Ringen belegt ist, rechts schräglinks, links schrägrechts, Stammkleinod der Echter von Mespelbrunn, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Herzogtum zu Franken, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem Fürstenhut drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau (Reihenfolge kann variieren) zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Hinter dem Schild sind außen schrägrechts das gestürzte Schwert und schräglinks der Krummstab zu sehen.

Spolie in der Franziskanergasse

In der Franziskanergasse befindet sich ein weiterer, nicht farbig gefaßter Wappenstein des selben Fürstbischofs, als Spolie eingemauert in der die Gasse östlich begrenzenden Bruchsteinmauer, zu finden nahe der Einmündung in die Neubaustraße, gegenüber dem Parkhaus. Ein weiterer Wappenstein dieses Fürstbischofs ist im Gewölbe der Valentinuskapelle (ohne Abb.).

Epitaphien in der Franziskaner-Kirche

1.) Dieses 2,47 m hohe und 98 cm breite Epitaph aus grüngrauem Sandstein steht im Langhaus der Franziskaner-Kirche an der Südwand; es ist der dritte Stein von Osten. Das Grabdenkmal ist für den am 29.1.1513 verstorbenen Michael Truchseß von Wetzhausen aus der Linie Großlangheim. Dieser wird in Ritterrüstung im Mittelfeld fast vollplastisch dargestellt, auf einem rechtsgewendeten Löwen stehend. Seine Linke hat er am Schwert, während er in der Rechten eine Streitaxt hält. Die umlaufende Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt und lautet: "Anno d(omi)ni M cccc / Und xiii auff Sa(m)stag Nach pauli beke(h)ru(n)g Starb der E(h)ber un(d) / vest Mich(a)el Truchses(s) vo(n) Wetzhawssen dem Got(t) genad(e) A(men)". Dieses Grabdenkmal hat die Zerstörung der Kirche am 16.3.1945 unbeschädigt überstanden. Beim Wiederaufbau hat es einen neuen Aufstellungsort bekommen.

In den vier Ecken befinden sich vier Wappen der Ahnenprobe: Heraldisch oben rechts befindet sich der Schild der Truchseß von Wetzhausen, in Gold zwei in zwei Reihen rot-silbern geschachte Balken. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-silbernen oder rot-goldenen Decken zwei goldene, mit je zwei in zwei Reihen rot-silbern geschachten Balken belegte Büffelhörner, dazwischen ein wachsender Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenen Zöpfen und ebensolcher Krone. Gegenüber sieht man den Schild der von Bibra, in Gold ein aufspringender schwarzer Biber mit roter Zunge und mit silbern geschupptem Schwanz. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener, beiderseits einwärts mit dem schwarzen Biber belegter Flug.

Unten rechts erkennt man den Schild der von Ehenheim, in Schwarz ein silberner Balken. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Schaft, aus dem oben aus einem silbernen Ring oder Knauf ein schwarzer Hahnenfederbusch ragt. Das letzte Wappen für die Großmutter mütterlicherseits unten links gehört zu den von Grumbach, in Gold ein schwarzer Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält, die Linke eingestemmt. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarz-silbern geteilter Flügel (halber Flug).

 
 

2.) Dieses Epitaph aus graugrünem Sandstein mißt 205 cm in der Höhe und 95 cm in der Breite und steht an der Nordwand, als zweiter Stein von Westen. Es ist für den am 12.4.1496 verstorbenen Balthasar Zingel d. Ä. Der Verstorbene wird im Zentralfeld auf einem Hund stehend in Rüstung dargestellt. Seine Linke liegt am Schwert. Vor 1945 befand sich dieser Stein im Eck hinter der Orgelbühne, erst beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Kirche wurde der Stein zur Gänze sichtbar an einem neuen Ort in die Wand eingelassen. Die umlaufende Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt und lautet: "(A)nno D(omi)ni / M cccc lxxxxvi am czwoelfften tag appril(is) uff Di(e)nstag starb Der / e(h)rber unnd veste / balthazar zindel der alt dem got(t) gnade". In den vier Ecken sind vier Ahnenwappenschilde angebracht, heraldisch oben rechts ehemals Zingel (fehlt komplett, das wäre ein geflügelter Pfeil), gegenüber gut erhalten Zobel von Giebelstadt (in Silber ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf), unten rechts ein beschädigter Doppeladler unklarer Zuordnung (Hauber?), unten links ein Hirschhorn unklarer Zuordnung.

3.) Links neben Balthasar Zingel befindet sich das Grabdenkmal der 1407 verstorbenen Frau Anna Zingel; es ist der erste Stein von Westen auf der Nordwand des Langhauses. Die Platte aus graugrünem Sandstein ist 205 cm hoch und 100 cm breit. Anna steht mit zum Gebet zusammengelegten Händen auf einer dreiseitigen Konsole, auf der die beiden einzigen Wappendarstellungen dieser Platte zu sehen sind. Vom Unterarm hängt ein Rosenkranz herab. Vor 1945 befand sich dieser Stein im Eck hinter der Orgelbühne, erst beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Kirche wurde der Stein zur Gänze sichtbar an einem neuen Ort in die Wand eingelassen. Obwohl beide Platten in Kontext gestellt sind, handelt es sich nicht um Ehepartner. Vielmehr war Anna die Ehefrau von Urban Zingel, Hofschultheiß in Würzburg. Die umlaufende Inschrift in gotischen Minuskeln lautet: "anno d(omi)ni M cccc vi(i ../...) fr(e)itag nach san(k)t burckarcs tage starb fraw / Anna urban zingels h(a)usfraw der gnadde got(t) amen". Das rechte Wappen zeigt einen Doppeladler unklarer Zuordnung (Hauber?), das andere Wappen ist das der Familie Zingel mit einem silbernen geflügelten Pfeil in rotem Feld.

4.) Das Grabmal des am 4.9.1540 verstorbenen Peter von Randersacker ist ungewöhnlich, weil die rechteckige Platte noch einen dreieckigen Aufsatz hat, der den Hintergrund bildet für die Helmzier, die der Ritter selber trägt. Mit diesem Familienmitglied erlosch die Familie, ein niederadeliges Ministerialengeschlecht im Dienst der Würzburger Fürstbischöfe. Oben rechts sieht man den Wappenschild der Herren von Randersacker, in Gold das obere Viertel (Bruchstück) eines schwarzen Wagenrades (Radfelge mit zwei Speichen). Auf dem hier vom Ritter selbst getragenen schwarzen Turnierhut werden zwei Flügel geführt, rechts schwarz-silbern schräglinksgeteilt, links ebenso schrägrechtsgeteilt. Die Helmdecken wären schwarz-golden. Peter von Randersacker war jahrelang ein Gegner des oben genannten Patriziers Balthasar Zindel; es ging um die Dorfherrschaft in Eßfeld, heute ein Ortsteil von Giebelstadt. Erst 1486 konnte der gewaltsam ausgetragene Streit durch den Mainzer Erzbischof geschlichtet werden. Nach Biedermann war Peter von Randersacker vermählt mit Ottilia von Vellberg, der Witwe des Walther Zobel von Giebelstadt zu Guttenberg. Seine Eltern waren Cuntz von Randersacker und Amalia Zobel von Giebelstadt (in Silber ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf). Biedermann gibt als Großeltern an: Peter von Randersacker, Anna Zobel von Giebelstadt, Hans Zobel von Giebelstadt und Elisabeth von Crailsheim. Übrigens machte man 1840 eine interessante Entdeckung: Damals brach der Boden vor dem Denkmal ein, und im Grab des Ritters fand man eine vollständige Rüstung. Wenn der letzte im Mannesstamm verstarb, entsprach es dem damaligen Usus, ihm seine Rüstung, die er nicht mehr an Söhne weitergeben konnte, mit ins Grab zu geben, und genau das wurde so vorgefunden.

5.) Das größte, das figurenreichste und künstlerisch bedeutendste Epitaph ist dasjenige für Heinrich Zobel von Giebelstadt, das um 1589 entstanden ist und wahrscheinlich von Bildhauer und Baumeister Johann Robyn aus Ypern angefertigt wurde oder zumindest aus dessen Werkstatt stammt. Von allen fränkischen Renaissance-Grabdenkmälern ist es eines der größten und schönsten. Heinrich Reichsfreiherr Zobel von und zu Giebelstadt zu Friesenhausen (1534-4.11.1589) war würzburgischer Rat und Amtmann, und er war der Begründer der älteren Linie zu Giebelstadt. Er war der Sohn von Hans Zobel von Giebelstadt (1515-17.4.1581), würzburgischer Rat, Hofmeister und Oberamtmann zu Röttingen, und dessen Frau, Apollonia von Bibra. Er heiratete 1568 Amalie Truchseß von Wetzhausen (1549-1606), die Tochter von Christoph Truchseß von und zu Wetzhausen und Friesenhausen, würzburgischer Amtmann zu Haßfurt und Bischofsheim vor der Rhön, und dessen Frau Dorothea von Maßbach. Zusammen hatten sie 12 Kinder. Das gleiche Ehewappen wie hier im Aufsatz, die Kombination Zobel von Giebelstadt (in Silber ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der Pferdekopf wachsend) und Truchseß von Wetzhausen (in Gold zwei in zwei Reihen rot-silbern geschachte Balken, auf dem Helm mit rot-silbernen oder rot-goldenen Decken zwei goldene, mit je zwei in zwei Reihen rot-silbern geschachten Balken belegte Büffelhörner, dazwischen ein wachsender Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenen Zöpfen und ebensolcher Krone), sehen wir am Tor des Zobelschlosses in Giebelstadt, dem er 1581-1585 seine endgültige Gestalt verlieh. Die Helmzier der Ehefrau ist hier stark beschädigt. Im unteren Bereich des Epitaphs hat jeder der beiden Ehepartner noch eine 8er-Ahnenprobe. Als die Franziskanerkirche 1945 von Bomben getroffen wurde, ist dieses Kunstwerk in viele Einzelteile zerschmettert worden. Nach alten Bildern ist alles wieder bei der Restaurierung zusammengefügt worden.

6.) Dieses ist ein Fragment eines einst viel größeren und aufwendigeren Epitaphs für die Eltern des vorgenannten Heinrich Zobel, nämlich für Hans Zobel von Giebelstadt (1515-17.4.1581), würzburgischer Rat, Hofmeister und Oberamtmann zu Röttingen, und dessen Frau, Apollonia von Bibra (-6.9.1577). Dieses Epitaph wurde bereits zu Lebzeiten des Protagonisten angefertigt, weil das Todesdatum des Mannes ganz offensichtlich nachträglich in die Inschrift eingefügt wurde. Das Epitaph ist ein Werk des Bildhauers Peter Osten aus Ypern, welcher ein ein Neffe des oben genannten Johann Robyn war. Die kompeltte Umrahmung und der Aufsatz fehlen, wobei es sich nicht um eine Kriegsfolge 1945 handelt, sondern um einen früher anzusetzenden Verlust. Erhalten ist nur das Zentralfeld mit einem ornamentalen Randpilaster. In der Nische ist die komplette Familie dargestellt, das Ehepaar mit zwei Söhnen und fünf Töchtern.

 

Der Nischenrand trägt die 2x8 Wappen der beiderseitigen 8er-Ahnenprobe. Jeweils drei Wappenschilde folgen dem Bogen, die anderen fünf sind vertikal übereinander gesetzt. Auf der Seite des Ehemannes sind die ersten drei Schilde Zobel von Giebelstadt (in Silber ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf) für den Vater, Stefan Zobel von Giebelstadt (-1523), würzburgischer Amtmann zu Röttingen, von Vinsterlohe (von Rot und Silber mit einer Stufe geteilt) für die Mutter Brigitta von Vinsterlohe und von Lichtenstein (von Silber und Rot im Zackenschnitt geviert) für die Großmutter väterlicherseits, Kunigunde von Lichtenstein. Auf der Seite der Ehefrau stehen die ersten drei Schilde für die von Bibra (in Gold ein aufspringender schwarzer Biber mit roter Zunge und mit geschupptem Schwanz) für den Vater, Georg von und zu Bibra, Roßried und Schwebheim, die von Schwaigern (in Blau ein silberner Schwanenhals mit Rückenkamm) für die Mutter, Margaretha von Schwaigern, und für die von Seckendorff (in Silber ein achtförmig verschlungener roter Lindenzweig mit acht roten Blättern), für die Großmutter väterlicherseits.

     

Unter den nächstfolgenden Wappen erkennen wir auf der Seite des Ehemannes u. a. das Wappen Thüngen (in Silber ein 5x mit nach links ausgebogenen Linien gold-rot gespaltener Balken), Truchseß von Baldersheim (in Gold ein roter sitzender Fuchs), Heßberg (gespalten, rechts fünfmal silbern-rot geteilt, links in Silber drei rote Rosen pfahlweise), auf der Seite der Ehefrau die Stiebar von Buttenheim (von Silber und Schwarz geteilt mit einer aus der Teilung emporwachsenden roten Saufeder mit goldener, gebogener Parierstange) neben anderen, weniger eindeutigen. Der untere Schild auf der Seite der Frau ist verlorengegangen, ebenso wie die betenden Hände der Figuren.

 

7.) Diese wappengeschmückte Platte bildet das Grabdenkmal der Martha Maria von Franckenstein, vermählte Zobel zu Giebelstadt (-10.10.1713). Im Zentrum steht das Ehewappen, heraldisch rechts Zobel von Giebelstadt (in Silber ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf), links von Franckenstein (geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein schräglinks gestelltes rotes Axteisen mit quergestellter Stielöffnung, aber ohne Stiel, Feld 2 und 3: in Gold drei mit den Stielen dreipaßförmig zusammengestellte Kleeblätter oder herzförmige Blätter). Dazu werden insgesamt drei Kleinode abgebildet, eines für Zobel, zwei für Franckenstein. Hinter dem Ehewappen ragt ein Blumenstrauß hervor. Darunter ist ein beiderseits hochgerafftes Tuch mit einer Sanduhr auf einem Totenschädel über schräggekreuzten Knochen als Memento mori belegt. Alle acht Ahnenwappen gehören zur Ehefrau, also zur Verstorbenen. Die heraldisch rechte Spalte zeigt von oben nach unten die Wappen der Familien von Franckenstein ("FRANCKENSTEIN", wie oben), Brendel von Homburg ("BRE V HOMB(VRG)", in Gold ein roter Zickzackbalken), Nagel von Dirmstein ("V DIERMSTEIN", in Gold unter drei balkenweise gestellten schwarzen Eisenhüten ein roter Löwe) und von Schönenburg ("V SCHONENBVRG", in Schwarz drei (2:1) silberne Tatzenkreuze). Die heraldisch linke Spalte zeigt von oben nach unten die Wappen der Familien Voit von Salzburg ("VOIT V SALZBVRG", in Silber ein schwarzer Zickzackbalken), Fuchs von Dornheim ("FVCHS V DORNH", in Gold ein aufspringender roter Fuchs, hier grundlos linksgewendet), von der Tann ("V DER THAN", in Rot eine rechts gewendete, nach oben gekrümmte, silberne Forelle, hier grundlos linksgewendet) und von Neuhausen ("V NEVHAVSEN", in Silber ein roter Löwe, einen gebogenen grünen Ast erklimmend oder haltend).

 

8.) Das älteste erhaltene und bedeutendste Grabdenkmal der Kirche befindet sich gleich rechterhand des Seiteneingangs. Es erinnert an Gottfried Graf von Rieneck (-10.2.1389). Leider wurden am alten Standort der Platte an der linken Chorwand alle hervorstehenden Teile beim Umbau der Kirche im Jahr 1615 abgeschlagen, um anschließend alle Vertiefungen mit Ziegelbruch und Mörtel zu verputzen und eine glatte Wandfläche zu erzeugen. Weiße Frabe drüber - nichts erinnert mehr an den Stein. Als die Kirche 1945 zerstört wurde, fielen die Putzbrocken wieder aus den Vertiefungen heraus, und das großartige Sandsteingrabdenkmal wurde wiederentdeckt. Ganz oben ist der Wappenschild der Grafen von Rieneck zu sehen, von Gold und Rot neunmal geteilt. Das zugehörige Oberwappen ist optisch rechts vom Verstorbenen angebracht, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein auffliegender silberner Schwan. Gegenüber, also optisch links vom Kopf des Ritters, bildet ein gevierter zweiter Schild die Ahnenprobe. Die Eltern Gottfrieds waren Ludwig VII. Graf von Rieneck und Elisabeth von Hohenlohe-Uffenheim-Entsee. Die Großeltern väterlicherseits waren Gerhard IV. Graf von Rieneck (wie zuvor) und Adelheid von Hohenlohe-Brauneck-Neuhaus (in Silber zwei schwarze, rotgezungte und -bewehrte, schreitende, hersehende Löwen übereinander), diejenigen ,ütterlicherseits Albrecht II. von Hohenlohe-Uffenheim-Entsee (wie zuvor) und Adelheid von Oettingen (hier vereinfacht, eigentlich in Gold vier Streifen roten Pelzwerks (Eisenhutfehs), überdeckt von einem blauen Herzschildchen, das Ganze überdeckt von einem silbernen Schragen). Eigentlich würde man erwarten: Feld 1 Rieneck, Feld 2: Hohenlohe, Feld 3 Hohenlohe, Feld 4 Oettingen. Deshalb ist der Schild in Bezug auf die Felderanordnung als gewendet anzusehen, in Bezug auf die einzelnen Inhalte aber nicht.

9.) Von sehr hoher künstlerischer Qualität ist das Grabdenkmal für den 1529 verstorbenen fürstbischöflich-würzburgischen Rat Hans von Grumbach-Estenfeld. Dieses Epitaph wurde vermutlich von Jörg Riemenschneider gehauen, dem ältesten Sohn seines berühmteren Vaters, Tilman Riemenschneider. Auch wenn nach wie vor eine konventionelle Ritterdarstellung das Zentralfeld füllt, weisen die Ausarbeitung im Detail, die Muschelrosette im Aufsatz, die Formen der Rüstung und die damals moderne Ornamentik mit Blumen- und Früchtegehängen klar in die Renaissance. Zu Häupten des Hans von Grumbach sind zwei Wappenschilde in Tartschenform dargestellt, der rechte mit dem gewendeten Wappen der von Grumbach (in Gold ein schwarzer Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält, die Linke eingestemmt), der linke vermutlich mit dem Wappen der Fuchs von Dornheim (in Gold ein aufspringender roter Fuchs). In den beiden unteren Ecken befinden sich zwei weitere Wappenschilde, von denen das linke von dem Löwen gehalten wird, auf dessen Rücken die Füße des Ritters ruhen.

Literatur, Links und Quellen:
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Erich Schneider, Franziskanische Tradition seit fast 800 Jahren, in:
Klöster in Bayern: http://www.hdbg.eu/kloster/web/index.php/detail?id=KS0447 - Geschichte: http://www.hdbg.eu/kloster/web/index.php/detail/geschichte?id=KS0447
P. Alexander Büchner OFM, Franziskaner-Minoritenkloster in Würzburg, in: Bavaria Franciscana Antiqua II, Landshut 1954, S. 87-136
Konrad Eubel, die 700jährige Niederlassung der Franziskaner-Minoriten in Würzburg, in: Franziskanische Studien 9, 1921, S. 1-47
Franziskanerkloster:
http://www.franziskanerkloster-wuerzburg.de/
Barbara Schock-Werner, Die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn, 536 S., Schnell & Steiner Verlag 2005, ISBN-10: 379541623X, ISBN-13: 978-3795416232, S. 294-296.
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 207, Nr. 448, S. 164, Nr. 349, S. 80, Nr. 152
Franziskanerkirche im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Franziskanerkirche
Franziskanerkirche in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Franziskanerkirche_(Würzburg)
Webseite des Franziskanerklosters mit Beschreibung der Grabdenkmäler:
https://www.franziskanerkloster-wuerzburg.de/angebote/kirchenführung#grabdenkmäler

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