Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2138
Mzkheta (Republik Georgien)
Grabplatten in der Sweti-Zchoweli-Kirche
Die von einer hervorragend erhaltenen Wehrmauer umgebene Sweti-Zchoweli-Kirche in Mzkheta ist nicht nur ein frühes Meisterwerk alter georgischer Baukunst, errichtet vom Baumeister Arsukidse, sondern auch eine der wichtigsten Kirchen des Landes. Der Kreuzkuppelbau mit einem sechzehnkantigen Tambour stammt aus dem 11. Jh., wurde aber immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Der Name der Kirche bedeutet "lebensspendender Stamm". Der Legende nach brachte Elias aus Mzkheta die Tunika des Gekreuzigten von Golgatha nach Mzkheta, die zusammen mit seiner Schwester Sidonia begraben wurde, und aus dem Grab wuchs eine mächtige Zeder hervor.
Hier befinden sich mehrere wappengeschmückte Grabplatten von fürstlichen Familienmitgliedern der Bagratiden, darunter auch von den letzten beiden georgischen Königen. Einige Beispiele für die darauf befindlichen Bagratidenwappen werden im folgenden beschrieben. Die zweisprachig abgefaßte Inschrift zu dem unten abgebildeten Wappen lautet im russischen Teil "Stats Dama Knjaginja Elisabeta Nikolaewna Bagration Mukhranskaja...". Sie lebte vom 1.7.1840 bis zum 20.12.1916 und verstarb lt. Inschrift im 78. Lebensjahr. Ihr Geburtsname war Elisabeta Nikolaewna Palavandischwili.
Die Familie Bagration-Mukhrani, in die sie einheiratete, ist ein georgisches Fürstenhaus, das mehrere Könige Georgiens im Laufe der Geschichte stellte. Ihr Ehemann war Konstantin Bagration-Mukhrani (24.12.1838-2.5.1903). Das Wappen wird von einem aus einem Fürstenhut herabfallenden und zu beiden Seiten gerafften Wappenmantel eingerahmt, und oben sind neben dem Fürstenhut noch zwei Sterne eingemeißelt. Die Bagratiden sind im Prinzip das georgisch-iberische Königshaus, auch wenn sie schrittweise 1801 und 1810 vom Zaren entmachtet wurden. Die Nachfahren der Familie emigrierten unter der sowjetischen Okkupation und lebten u. a. in Rom, bis 2003 das Familienoberhaupt, David Bagration-Mukhrani, wieder nach Tblissi zog. Die Bagratiden-Dynastie spaltete sich in der Geschichte in einen Grusinski- und einen Mukhrani-Zweig, die beide um die Vorherrschaft rangen. Zu einer Vereinigung beider Zweige durch Heirat kam es im Jahre 2009, als David Bagration-Mukhrani Anna Bagration-Grusinski ehelichte.
Das von zwei Löwen gehaltene Wappen der Familie Bagration-Mukhrani (russ. Mukhranski) ist geteilt und halbgespalten und mit einem Herzschild belegt, Feld 1 (oben): gemäß Schraffur in Blau rechts eine goldene Schleuder Davids mit eingelegtem Stein, in der Mitte ein schräglinks gelegtes Zepter, von einem schrägrechts gelegten Krummsäbel überkreuzt, beide Figuren golden, und links eine goldene Davidsharfe, Feld 4: gemäß Schraffur in Purpur (andere Darstellungen: Blau) eine goldene Balkenwaage mit zwei herabhängenden Waagschalen, Feld 5: gemäß Schraffur in Rot ein goldener, oben mit einem Kreuz besteckter Reichsapfel, Herzschild: in Rot die silberne Tunika Christi. Dieses Wappen illustriert einen gewissen, aus unserer Sicht leichtfertigen Umgang mit Feldergrenzen, Tinkturen und Inhalten in der georgischen Heraldik. Die hier in einem Feld zusammengestellten drei Symbole sind eigentlich eigenständige Felder, die hier zusammengelegt werden, wobei das Motiv des schräglinks gelegten Zepters, von einem schrägrechts gelegten Krummsäbel überkreuzt, dann in einem roten Feld zu liegen kommt. Wenn Motive zusammengelegt werden, geht die ursprüngliche Feldfarbe unter oder ändert sich, was in der zentraleuropäischen Heraldik undenkbar wäre, weil Inhalt und Tinkturen gemeinsam bedeutungstragend sind und die Integrität der Feldergrenzen wichtig ist. Die weiteren Beispiele illustrieren das ebenfalls.
Diese zweite Grabplatte ist gemäß russischer Inschrift für Konstantin Iwanowitsch Bagration-Mukhrani (24.12.1838-2.5.1903), der bereits zuvor erwähnte Ehemann von Elisabeta Nikolaewna Palavandishwili. Er war der Sohn von Iwan Bagration-Mukhrani (7.2.1812-11.3.1895) und Prinzessin Nina Dadiani (1816-1886). Sein Großvater war Konstantin IV. Bagration-Mukhrani (1782-1842), Fürst von Mukhrani-Batoni, vermählt mit Maria Prinzessin Zedginidze-Guramischwili (1786-1831). Und seine Urgroßeltern waren Iwan Mukhrani, Fürst von Mukhrani-Batoni, vermählt mit Katharina Thamar Bagration. Das Wappen wird im Gegensatz zu dem vorherigen ohne Fürstenhut und Wappenmantel dargestellt, dafür schweben zwei Engel darüber, welche zwischen sich eine goldene Königskrone halten.
Wir sehen im Vergleich zum vorherigen Wappen seiner Frau wesentliche Änderungen: Das Wappen ist durch ein silbernes Balkenkreuz geviert mit Herzschild. Die beiden Symbole Davids (die georgischen Bagratiden leiten ihre Herkunft von König David ab), die Steinschleuder und die Harfe, sind in einem einzigen Feld ohne Trennlinie zusammengerückt unter Aufgabe der Felderidentität, ebenso sind der Reichsapfel und die Kombination aus Zepter und Krummsäbel vereinigt worden. Das geht in beiden Fällen problemlos, weil die vereinigten Felder jeweils die gleiche Feldfarbe hatten. Dennoch würde so etwas in der zentraleuropäischen Heraldik nicht gebilligt, hier würde man die Feldergrenze erhalten. Die Balkenwaage, golden in blauem Feld, und die Tunika Christi, silbern in rotem Feld, wurden schon beschrieben, neu hingegen ist Feld 4 des gevierten Hauptschildes, der heilige Georg zu Pferde als Drachentöter, hier linksgewendet. Dieses Feld ist seit dem 1.10.2004 das heutige Staatswappen der Republik Georgien, mit rotem Feld und silbernem, golden nimbiertem Georg und silbernem Drachen, welches damit auf dem mittelalterlichen Wappen der georgischen Herrscherdynastie der Bagratiden beruht.
Durch die Tunika im Herzschild und den Georg in Feld 4 ist dieses Wappen als Symbol des Mukhrani-Zweiges der Bagratiden zu identifizieren. Der Grusinski-Zweig hatte als Herzschild den Drachentöter, keine Waage, die Tunika in Feld 1 und die restlichen Symbole anders verteilt. Die Farbwechsel verwirren. So wird das Wappen des Mukhrani-Zweiges heute wie folgt dargestellt: Durch ein silbernes Balkenkreuz rot-blau geviert mit Herzschild, Feld 1: eine silberne Steinschleuder mit eingelegtem goldenem Stein und eine goldene Harfe, Feld 2: ein goldener Reichsapfel über der Kombination aus Zepter und Krummsäbel, beide golden, Feld 3: eine goldene Balkenwaage, Feld 4: in Rot der silberne Georg zu Pferde, den Drachen tötend, Herzschild rot mit der silbernen Tunika Christi. Und das Wappen des Grusinski-Zweiges ist durch ein silbernes Balkenkreuz rot-blau geviert mit Herzschild, Feld 1: die silberne Tunika Christi, Feld 2: eine goldene Harfe, Feld 3: eine Steinschleuder mit eingelegtem goldenem Stein, Feld 4: ein goldener Reichsapfel unter der Kombination aus Zepter und Krummsäbel, beide golden, Herzschild: in Gold der schwarze Georg zu Pferde, den Drachen tötend. Daß damit die Symbole gleicher heraldischer Herkunft unterschiedliche Feldfarben haben, also die gemeinen Figuren frei mit verschiedenen Hintergrundfarben kombiniert werden, wäre in der zentraleuropäischen Heraldik trotz aller Differenzierungsmöglichkeiten in diesem Ausmaß undenkbar.
Diese Wappendarstellung ist auf der Grabplatte für Konstantin Alexandrowitsch Bagration-Mukhrani (geboren am 2.3.1889 in Tiflis, gestorben am 19.5.1915 in Galizien, genauer in Yaroslav, Lemberg, im Alter von nur 26 Jahren) zu finden. Er war der Sohn von Alexander Mikhailowitsch Bagration-Mukhrani (1856-1935) und Mina Tarkhan-Mourawi (1860-1934). Er hatte noch zwei Brüder, Georg und Mikhail. Am 24.8.1911 hatte Konstantin Tatjana Romanow (11.1.1890-28.8.1979) geheiratet aus der russischen Zarendynastie. Die Witwe wurde 89 Jahre alt und verstarb in Jerusalem. Das stark abgetretene Wappen folgt dem oben Gesagten, der Schild ist geviert, und die schräggekreuzten Objekte kommen auf der Spaltungslinie zu liegen.
Diese nächste Platte ist gemäß Inschrift für Iwan Konstantinowitsch Bagration-Mukhrani (7.2.1812-11.3.1895). Das war der mit Prinzessin Nina Dadiani (1816-1886) vermählte Vater des weiter oben erwähnten Konstantin Iwanowitsch Bagration-Mukhrani (24.12.1838-2.5.1903). Hier begegnet uns eine weitere Variante des Bragratiden-Wappens: Im Schildhaupt werden die beiden Symbole Zepter/Krummsäbel und Balkenwaage ohne Trennung nebeneinander gestellt, das Hauptfeld wird durch eine Spitze in drei Plätze aufgeteilt, für Harfe, Reichsapfel und Drachentöter Georg, und ein dem Herzschild entsprechendes Zentralfeld zeigt die Tunika Christi.
Literatur,
Links und Quellen:
Wappen des
georgischen Adels: http://www.conflicts.rem33.com/images/books/Wadbolski_E2.htm - http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Coats_of_arms_of_the_nobility_of_Georgia
Genealogie: http://gw.geneanet.org/pierfit?lang=en;p=elisaveta+nikolaievna;n=palavandishvili - http://gw.geneanet.org/pierfit?lang=en;p=constantin;n=bagration+mukhransky;oc=1 - http://gw.geneanet.org/pierfit?lang=en;p=constantin+ivanovich+pce;n=bagration+mukhransky;oc=1 - http://gw.geneanet.org/pierfit?lang=en;p=ivan;n=bagration+mukhransky
Bagartiden-Wappen: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Bagrationi_dynasty_coats_of_arms
Georgische Staatswappen: http://herald-dick-magazine.blogspot.de/2013/05/fete-nationale-de-la-georgie-le-26-mai.html
Staatswappen Georgiens: http://de.wikipedia.org/wiki/Wappen_Georgiens
Bagratiden: http://de.wikipedia.org/wiki/Georgische_Bagratiden und http://4dw.net/royalark/georgia.php - http://theroyalhouseofgeorgia.org/history_of_the_royal_house.html - http://en.wikipedia.org/wiki/House_of_Mukhrani
Wappen der Bagratiden: http://de.wikipedia.org/wiki/Georgische_Bagratiden#mediaviewer/File:Gruzinski.jpg - http://4dw.net/royalark/georgia-Arms.jpg - http://theroyalhouseofgeorgia.org/images/History_of_the_Royal_House/1_Bagration_Gruzinski_historic_Coat_of_Arms.png - http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6e/Coat_of_Arms_of_the_Bagrationi_of_Mukhrani.svg - http://www.idtg.org/wp-content/uploads/2009/01/coa-marital-bagration.jpg - http://www.czipm.org/Grafika/Foto/bagration-wedding-04.jpg - http://www.conflicts.rem33.com/images/books/Wadbolski_E2_files/image033.jpg - http://rustaveli.tripod.com/royalcoats.htm
Gute Übersicht über die Bagratiden: http://theroyalhouseofgeorgia.org/images/History_of_the_Royal_House/Table-of-Bagrationi-Royal-and-Princely-branches.gif
Thea Kvastiani, Vadim Spolanski, Andreas Sternfeldt: Georgien -
unterwegs zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer, Trescher Verlag
2012, ISBN 978-3-89794-207-3, S. 225-227
Tblissi (Tiflis, Republik Georgien): Barataschwili-Grabkapelle an der Kwaschweti-Kirche
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