Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2232
Bruneck (Brunico, Italien, Provinz Bozen, Region Trentino-Südtirol)

Rainkirche

Die der heiligen Katharina geweihte Rainkirche steht im Norden der Burg Bruneck erhöht zwischen jener und der Altstadt in der Raingasse (Vicolo Rain). Die ein wenig isolierte und vor allem exponierte Lage macht sie zu einem der Wahrzeichen der Stadt. Die Wurzeln dieser Kirche reichen bis 1340 zurück. Der Anfang war eine Stiftung des Nikolaus von Stuck aus Bruneck. Seine Erben bauten eine kleine Kapelle. Im Barock wurde diese 1675 zu der heutigen kleinen Kirche ausgebaut, wobei der gotische Chor übernommen wurde. Im Jahre 1723 kam es zu einem großen Brand in der Altstadt. Danach bekam der Kirchturm seine schmucke Haube mit den zwei Zwiebeln übereinander.

 

Der viereckige Turm trägt als oberstes Geschoß einen achteckigen Aufsatz mit umlaufender Galerie, unterhalb derer die Ecken des Unterbaus sich schräg verjüngen, um auf die Achteckform der Plattform zu kommen. Hier oben in luftiger Höhe befand sich bis zum Jahr 1972 das Dienstzimmer des Nachtwächters, weil man von dort aus den besten Rundumblick über die gesamte Altstadt hat.

Über der Tür des Wächterzimmers sind die Jahreszahlen 1724 und 1906 vermerkt, erstere ist das Jahr der Fertigstellung nach dem Brand unter Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl, letztere die einer Renovierung. Die fensterlosen Flächen des Oktogons sind mit Wappenmalereien verziert, unter denen das Wappen eines Fürstbischofs von Brixen besonders hervorsticht. Das Wappen ist halbgespalten und geteilt, Feld 1: in Rot einwärts ein golden nimbiertes, widersehendes, silbernes Gotteslamm, das mit dem linken Vorderbein ein silbernes Banner (Osterfahne) mit einem roten Hochkreuz schultert (geistliches Bistum Brixen), Feld 2: in Silber ein roter Adler, auf der Brust ein goldener Bischofsstab balkenweise aufgelegt (Hochstift Brixen, Fürstentum), Feld 3: in Silber ein roter Löwe, der in seinen Pranken einen goldenen Doppelbecher (Schenkenbecher) hält (Familienwappen Spaur). Hinter der Kartusche ist ein roter, zu beiden Seiten hochgeraffter Wappenmantel aufgespannt, der aus einer Inful herabfällt, und über den oberen Rand schauen Krummstab und gestürztes Schwert des Fürstbischofs.

Drei Brixener Fürstbischöfe aus der Familie von Spaur folgten aufeinander im Amt. Der erste dieser Reihe war Leopold Maria Joseph von Spaur, er lebte 10.5.1696-31.12.1778 und amtierte 1747-1778. Er führte aber noch nicht dieses vereinfachte Wappen. Nach ihm folgten Ignaz Franz Stanislaus Graf von Spaur (lebte 8.5.1729-2.3.1779, amtierte 1778-1779), und dann Joseph Philipp Franz Graf von Spaur (lebte 23.9.1718-26.5.1791, amtierte 1779-1791, zuvor 1763-1779 Bischof von Seckau und Generalvikar für die Steiermark). Beide waren Brüder und Söhne von Johann Franz Wilhelm Graf von Spaur (25.6.1697-1759) und dessen Frau Anna Maria Maximiliana Gräfin Trapp (-21.3.1775), und beide führten als Fürstbischof ein identisches Wappen und sind ohne weitere Jahresangaben somit ununterscheidbar. Beide waren Neffen des Vorgängers Leopold Maria Joseph von Spaur.

Literatur, Quellen und Links:
Liste der Baudenkmäler in Bruneck: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Bruneck
Stadtrundgang durch Bruneck:
http://www.kronplatz.net/kultur/brauchtum/historischer-rundgang-bruneck/
Brixener Bischöfe: http://web.quipo.it/Leis/b4_1_2_johIXspiegstoriche.html
Ignaz von Spaur
http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bspaui.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_von_Spaur
Joseph Philipp von Spaur
http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bspaurj.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Spaur
Franz Ilwof, Joseph Philipp Graf Spaur, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 72 f., online:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Joseph_Philipp_Graf_Spaur
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bischöfe_von_Bozen-Brixen
Franz-Heinz von Hye: Der Bischof von Brixen und sein geistliches Reichsfürstentum, in: Der Schlern, Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde, 2001, S. 449-470, online:
http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a126616.pdf
Bischöfe von Brixen:
http://books.google.de/books?id=rQMZAAAAYAAJ

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