Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2267
Oberscheinfeld (Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim, Mittelfranken)

Amtshaus Oberscheinfeld

Am südlichen Ortseingang von Oberscheinfeld steht das ehemalige fürstbischöfliche Amtshaus (Schloßstraße 12). Der Ort Oberscheinfeld, zu dem die Burg Scharfeneck (= Veste Scheinfeld, Ruine im Nordosten des Ortes im Wald) gehörte, war von 1202 bis 1802 eine Exklave des Bistums Bamberg, die ohne direkte Anbindung an andere bambergische Territorien eingepfercht war zwischen Gebieten der Fürstbischöfe von Würzburg, der von Schwarzenberg, der von Castell, der von Limpurg-Speckfeld und solchen reichsunmittelbarer Ritter. Zunächst wurde der Besitz von der Burg aus verwaltet, wo die bambergischen Dienstleute Quartier bezogen. Die Burg war bereits im 16. Jh. baufällig, und die Amtmänner zogen in den Ort herunter. Die Burg wurde um 1545 zur Baumaterialgewinnung weitgehend abgetragen, um aus ihren Steinen ein neues Amtshaus im Ort zu errichten. Auf dem Schloßberg blieb nur der gotische Bergfried übrig. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort verwüstet und mehrfach geplündert. Erst im Barock dachte man an den Wiederaufbau des Amtshauses. Der neue Walmdachbau besitzt drei Stockwerke und wurde in seiner heutigen Form 1749-1750 unter Mitwirkung von Johann Jacob Michael Küchel anstelle des älteren Vorgängerbaus errichtet. Der Bauschmuck besteht aus genuteten Ecklisenen und Hausteinrahmungen und drei repräsentativen Wappensteinen, je einer auf der Süd-, Ost- und Nordwand des rechteckigen Gebäudes.

An der östlichen Schmalseite des Gebäudes ist zwischen den jeweils mittleren Fenstern des ersten und des zweiten Obergeschosses ein Wappenstein des Bamberger Fürstbischofs Veit II. von Würtzburg (regierte 1561-1577) eingelassen. Er stammt noch vom Vorgängerbau. Der Wappenschild ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2 und 3: in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, hier jeweils rechtsgewendet, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern, Stammwappen der von Würtzburg.

Dazu werden zwei Kleinode geführt, Helm 1 (rechts): auf einem Kissen ein rundes, goldenes, ringsum pfauenfederbestecktes Schirmbrett, auf dem sich der schwarze Löwe mit der silbernen Schrägrechtsleiste vom Schildbild wiederholt, Helmdecken schwarz-golden, Hochstift Bamberg, Helm 2 (links): aus einer Krone ein Stoß Pfauenfedern, außen je zwei besonders tingierte umgebogene Hahnenfedern oder Straußenfedern, rechts golden und schwarz, links schwarz und golden, Helmdecken schwarz-golden, Kleinod der von Würtzburg.

An der südlichen Längsseite ist in der Fassadenmitte zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoß ein Wappenstein des Bamberger Fürstbischofs Johann Philipp Anton Freiherr von Franckenstein (regierte 1746-1753) angebracht. Der Hauptschild ist zweimal geteilt und zweimal gespalten, an Position 5 liegt ein Herzschild auf. Im einzelnen: Feld 1 und 9: in Gold drei mit den Stielen dreipaßförmig zusammengestellte Kleeblätter oder herzförmige Blätter, von Klee (von Clee, von Cleen), Feld 2 und 8: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 3 und 7: in Blau ein silberner Helm, Helmzier ein silberner Schwan mit ausgebreiteten Flügeln, zu Sachsenhausen, Feld 4 und 6: in Gold ein roter Balken, oben von drei roten Rosen mit goldenem Butzen begleitet, Sachsenhausen, Herzschild: in Gold ein schräggestelltes rotes Beileisen mit quergestellter Stielöffnung, Stammwappen der Herren von Franckenstein.

Ein inhaltlich identischer Wappenstein befindet sich auch auf der nördlichen Längsseite, wo die Eingänge in das Gebäude liegen. In beiden Fällen wird die reichverzierte, ovale Kartusche von der Kaiserkrone des Hochstifts Bamberg überhöht; schrägrechts steht das gestürzte Schwert hinter dem Schild, schräglinks der Krummstab. Unten die Ansichten der östlichen Schmalseite (Abb. links unten) und der Nordseite (Abb. rechts unten) des Amtshauses. Das ehemalige Amtshaus wird privat bewohnt und ist nicht zu besichtigen.

 

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Oberscheinfeld: https://www.oberscheinfeld.de/seite/226297/zz-157-10.html
Oberscheinfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberscheinfeld
Baudenkmäler in Oberscheinfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Oberscheinfeld#Oberscheinfeld
Geschichte von Oberscheinfeld:
https://www.oberscheinfeld.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=131048
Burgruine Scharfeneck:
http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0037

Die Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Entwicklung des Wappens der von Franckenstein

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