Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2288
Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich)

Dreifaltigkeitssäule und Mariensäule

Neben Schloß und Kirche gibt es noch einen dritten heraldisch interessanten Ort in Asparn an der Zaya: Auf dem Hauptplatz stehen eng nebeneinander zwei figurengeschmückte Säulen auf jeweils einem Sockel von quadratischem Querschnitt. Die auf 1693 datierte Säule ist die Dreifaltigkeitssäule und trägt einen Gnadenstuhl: Gottvater mit Tiara auf dem bärtigen Haupt hält vor sich den toten Christus am Kreuz, und vor Christi Oberschenkeln ist die Taube für den Heiligen Geist angebracht. Die auf das Jahr 1715 datierte, zweite Säule wurde nach einer Pestepidemie errichtet und trägt eine Figur der Maria Immaculata. Die Säulen befanden sich früher auf einer dreieckigen Verkehrsinsel inmitten des Hauptplatzes vor dem alten Rathaus und wurden jetzt wenige Meter weiter südlich an geeigneterem Platz vor dem neuen Gemeindeamt neu aufgestellt, dabei aber um 180° gedreht.

 

Die Dreifaltigkeitssäule besitzt nur ein Wappenfeld (Abb. unten links) auf dem Sockel. Das Feld links davon enthält in einer Raute vier verschlungene Initialbuchstaben, die für Philipp Christoph Graf Breuner (27.7.1643-5.4.1708) stehen. Das Pendant auf der anderen Seite (ohne Abb.) zeigt auf ähnliche Weise in eine Raute einbeschrieben die Jahreszahl 1693. Der Stifter dieser Säule war der Sohn von Hofkriegsrat Seyfried Leonhard Graf Breuner (1596-1666), der insgesamt sechsmal verheiratet war, zuerst mit Maria Susanna von Thurn und Valsassina (-13.2.1634). Danach heiratete er am 26.3.1634 in Wien Gräfin Anna Dorothea von Starhemberg (26.2.1607-1636), anschließend Elisabeth von Landau zum Haus (-13.2.1641) und schließlich am 30.5.1641 in vierter Ehe Anastasia Teufel Freiin von Guntersdorf (-9.9.1646, Tochter von Georg Teufel d. J. Frhr. von Guntersdorf, Esslingen und Eckartsau und von dessen Frau Elisabeth von Puchheim), gefolgt im Jahre 1648 von Maria Anna Gräfin von Khevenhüller-Frankenburg (3.3.1623-18.6.1653), die als letztes von Elisabeth Polyxena Gräfin Cavriani Freiin zu Unter-Waltersdorf (-14.6.1703, Tochter des Grafen Friedrich von Cavriani, Frhr. zu Unterwaltersdorf, und von dessen Frau, Elisabeth Gräfin von Meggau) abgelöst wurde. In diesen sechs Ehen kamen insgesamt 19 Kinder zur Welt, von denen aber die meisten jung verstarben.

Philipp Christoph Graf Breuner stammte aus der vierten Ehe. Bevor er aber den Fideikommiß übernahm, leitete ihn seit des Vaters Tod 1666 Philipp Christophs Halbbruder aus der zweiten Ehe des gemeinsamen Vaters, nämlich Obersthofmarschall Ernst Friedrich Graf Breuner (1634-1681), der am 18.10.1665 in Wien Maria Eusebia von Nothafft zu Wernberg (28.3.1644-10.10.1710) geheiratet hatte (Wappenpaar in der Kirche, siehe dort). Nach des Bruders Tod übernahm Philipp Christoph Graf Breuner 1681 den Fideikommiß und führte ihn bis zu seinem Tod im Jahre 1708, denn des Bruders Sohn Franz Joseph Philipp Anton, geb. 1676, starb im Jahre 1678 jung mit eineinhalb Jahren, und des Bruders Tochter Maria Elisabeth Judith heiratete innerhalb der Familie Breuner. Philipp Christoph Graf Breuner wurde kaiserlicher General-Feldzeugmeister. Sein jüngerer Bruder Franz Anton (1644-1668) wurde Ritter des Malteserordens; ein älterer Bruder namens Sigmund Franz ging zu den Minoriten.

Philipp Christoph Graf Breuner war der Letzte aus der Linie des Seyfried Christoph Graf von Breuner (1569-22.11.1651), der das Schloß umbauen ließ und seine Statue vor dessen Eingang stellte. Danach ging der Fideikommiß an die Nachfahren von Seyfried Christophs Bruder, Johann Baptist Graf Breuner d. J. (1570-3.10.1633), der in erster Ehe 1595 Maria Elisabeth Constanze von Harrach (1576-18.8.1625) und in zweiter Ehe 1628 Maria Blanka Gräfin von Arco geheiratet hatte. Der nächste Fideikommißherr nach Philipp Christoph war Johann Baptists Enkel, der uns an der zweiten Säule (Abb. rechts unten) begegnen wird.

 

Das Stammwappen der Grafen Breuner befindet sich heraldisch rechts und zeigt in Silber einen in zwei Reihen schwarz-golden geschachten Pfahl (Abb. oben links). Das hier nicht verwendete Kleinod wäre zu schwarz silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flügel. Heraldisch links befindet sich das Stammwappen der Grafen von Schaumburg-Lippe, in Rot ein silbernes Nesselblatt, je nach Darstellung an den drei Ecken zu einem Nagel ausgezogen. Ungewöhnlich ist die Position der Nägel, die hier 1:2 stehen, während die einzelnen Teile des dreigeteilten Nesselblatts 2:1 stehen. In den üblichen Darstellungen des Schaumburger Wappens ist es genau umgekehrt.

Das Wappen steht hier für die Ehefrau des vorerwähnten Philipp Christoph Graf Breuner, der 1680 Elisabeth Philippine zur Lippe-Alverdissen Gräfin von Schaumburg (5.10.1652-1703) geheiratet hatte. Sie wurde in Bückeburg geboren und war die Tochter von Philipp Graf zur Lippe-Alverdissen und Schaumburg (18.7.1601-10.4.1681) und Sophie Landgräfin von Hessen-Kassel (12.9.1615-22.11.1670). Ihre Großeltern väterlicherseits, Simon VI. Graf zur Lippe (-1613) und Elisabeth von Schauenburg (1566-7.9.1638), waren es, die durch ihre Heirat den Grundstein für das Haus Schaumburg-Lippe mit den Residenzen Bückeburg und Alverdissen gelegt hatten. Elisabeth Philippine von Schaumburg-Lippe starb auf der Festung Spielberg bei Brno (Brünn) in Mähren. Das Paar hatte keine Kinder; der Fideikommiß wechselte danach an eine andere Linie, die uns auf dem Sockel der zweiten Säule begegnen wird.

Noch eine Anmerkung zu Elisabeth Philippine und ihren Geschwistern: Sie heiratete noch vor dem Tod ihres Vaters und dem Regierungsantritt ihres Bruders Friedrich Christian (26.8.1655-13.6.1728). Auch ihre beiden Schwestern Hedwig Louise und Charlotte Juliana hatten bereits 1676 geheiratet, erstere August Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck, letztere Johann Heinrich von Kuefstein. Das Schicksal einer dritten Schwester verdient jedoch Erwähnung: Johanna Dorothea Gräfin zur Lippe-Bückeburg-Schaumburg (23.3.1649-1695) heiratete Johann Adolf Graf von Bentheim-Tecklenburg (22.9.1637-29.8.1704), hatte aber etliche außereheliche Affären mit Dienstboten in den Residenzen der Grafschaft Tecklenburg, der Herrschaft Rheda und der Grafschaft Schaumburg-Lippe - kein Wunder bei der ständigen Abwesenheit ihres Gemahl. Dummerweise ließ sie sich in der Nacht vom 12. auf den 13.8.1669 in flagranti mit dem Pagen ihres Schwagers von ihrer Schwiegermutter erwischen. Sie floh zwar im Nachtgewand, wurde aber noch im Schloßhof von ihrer Schwiegermutter gefaßt. Der zornige Schwiegervater ließ sie ohne Gerichtsverfahren als Ehebrecherin in der Grafschaft Limburg auf Schloß Hohenlimburg gefangensetzen. Ab 1670 wurde ein Scheidungsprozeß in die Wege geleitet, der sich bis 1676 hinzog. Vermutlich stand sie einfach einer besseren Verbindung im Wege und mußte weg. Deshalb legte man auch postnatale Depressionen (sie gebar zwei Töchter) zu ihren Ungunsten als mangelnde Affektkontrolle aus. Die bis 1673 währende Inhaftierung auf dem westfälischen Schloß verschlimmerte ihre desolate Gemütslage. Sie wurde schuldhaft geschieden, was ihren Unterhaltsanspruch nullte. Ihr Vater hielt eine schützende Hand über sie, solange er noch lebte, zumal er von einer Intrige zugunsten einer besseren Heiratspartie überzeugt war. Das änderte sich, als ihr Bruder die Regierung übernahm: Ihm war sie einfach im Weg, und die in die Öffentlichkeit getragene Affäre hatte genug politischen Schaden angerichtet. 1682 setzte er sie seinerseits wegen fortgesetzter Liederlichkeit auf einem abgelegenen Gutshof unter Arrest. Schließlich ließ der als jähzorniger und starrsinniger Herrscher bekannte Friedrich Christian seine eigene Schwester 1690 mit Gewalt in eine Kutsche werfen und nach Amsterdam in ein Irrenhaus (Spinnhaus) schaffen, wo sie 1695 starb, erstens ungeheuerlich aus menschlicher Sicht, zweitens ungeheuerlich aus juristischer Sicht, denn er hatte gar nicht das Recht, eine Reichsgräfin, eine reichsunmittelbare Person, über die Reichsgrenzen hinweg verbannen zu lassen, das durfte nur der Kaiser. Selbst ihre eigenen Töchter erfuhren erst vier Jahre nach der Entführung, wo sich ihre Mutter überhaupt befand. Das gab einen erneuten Prozeß vor dem Reichskammergericht 1696-1699, der das Schicksal der bedauernswerten Gräfin reichsweit zum Thema machte - heute würde man das einen klassischen Streisand-Effekt nennen. Unter anderem forderten die Kläger vom Haus Schaumburg-Lippe 100000 Taler Schmerzensgeld für die schmachvolle und widerrechtliche Behandlung. Friedrich Christian stellte eine Forderung in doppelter Höhe wegen Kompromittierung seiner Familienehre. Beide Forderungen wurden schlußendlich gegeneinander aufgehoben. Friedrich Christian war wohl auch kein besonders angenehmer Zeitgenosse: Seine erste Frau entzog sich schließlich der Ehehölle durch Flucht (wohlüberlegt mit dem Familienschmuck) und verbrachte den Rest ihrer Tage als Hofdame am englischen Hof. Friedrich Christian trat zum katholischen Glauben über, weil damit seine erste Ehe annulliert werden konnte. Mit einer Bückeburger Hofdame namens Maria Anna Viktoria von Gall ging er eine zweite, diesmal morganatische Ehe ein. Das also waren Schwester und Bruder der hier nach Asparn verheirateten Elisabeth Philippine.

 

Nun zu der zweiten Säule, der auf das Jahr 1715 datierten Mariensäule (Abb. weiter oben rechts). Mit drei wappengeschmückten Sockelfeldern ist sie heraldisch ergiebiger als die Dreifaltigkeitssäule, außerdem wird immer nur ein Wappen auf eine Seite gesetzt, so daß jedes für sich besser in Szene gesetzt werden kann. Das nach Süden gerichtete Sockelfeld (Abb. oben links) zeigt das Stammwappen der Grafen Breuner wie zuvor beschrieben, dahinter senkrecht ein Ordenskreuz, oben der Griff und unten die Spitze eines gestürzten Schwertes, rechts und links seitlich hinter dem Schildrand hervorschauend zwei Glevenenden, alles überhöht von einer Krone (Abb. oben links). Der Wappenbesitzer war Ritter des Ordens St. Jakob, auch Santiago-Orden genannt. Es handelt sich bei dem unterlegten Ordenszeichen um das Santiago-Kreuz, das im Gegensatz zu anderen spanischen Ritterorden mit vier Glevenenden (Calatrava-Orden, Alcantara-Orden, Montesa-Orden etc.) nur in der Horizontalen glevenendig gestaltet ist, in der Vertikalen aber wie ein gestürztes Schwert geformt ist. In einigen Darstellungen ähnelt der obere Abschluß auch einer Gleve, obwohl das Schwert eher der anfänglichen Bezeichnung als Orden des Santiago vom Schwert gerecht wird. In diesem von König Alfons VIII. gestifteten, 1170 formell institutionalisierten und am 5.7.1175 von Papst Alexander III. bestätigten Orden vermischten sich die Aufgaben des Schutzes der Santiago-Pilger mit den Zielen der Reconquista. Bis zum Abschluß der Reconquista besaß der Orden einen eigenen Großmeister, aber 1493 wurde dieses Amt mit der spanischen Krone vereinigt, so daß der König fortan den Orden und insbesondere dessen beträchtliches Vermögen großmeisterlich verwaltete und die militärische Potenz des Ordens seiner ausschließlichen Kontrolle unterstellte. 1523 wurden auch der Calatrava-Orden und der Alcantara-Orden der Krone unterstellt, die fortan die Mitgliedschaft in den besagten drei Orden als Auszeichnung vergab.

Dieses Wappen steht für Maximilian Ludwig Graf Breuner von Asparn (17.6.1643-5.10.1716), Sohn von Ferdinand Ernst Graf Breuner (1607-25.3.1666), welcher zweimal verheiratet war: Zuerst hatte er am 10.7.1634 in Wien Gräfin Polyxena Elisabeth von Starhemberg (1612-30.8.1649) geehelicht, danach im Jahr 1653 Elisabeth Clara Cäcilia Gräfin Nogarola (-10.2.1691). Maximilian Ludwig stammte aus erster Ehe. Seine Großeltern väterlicherseits waren Johann Baptist Graf Breuner d. J. (1570-3.10.1633) und dessen erste Frau, Maria Elisabeth Constanze Freiin von Harrach (157618.8.1625). Damit war Maximilian Ludwig der Großcousin des Stifters der anderen Säule. Der Stifter dieser Säule und Fideikommißherr Maximilian Ludwig war nicht der Erstgeborene, aber sein ältester Bruder, Ferdinand Leopold, 1636 geboren, starb bereits am 13.1.1655, und der Zweitgeborene, Johann Joseph Graf Breuner (20.7.1641-20.3.1710), wurde geistlich und schaffte es auf den fürsterzbischöflichen Stuhl in Prag; aber auch er weilte 1715 nicht mehr unter den Lebenden. Als sein oben erwähnter Großcousin aus der anderen Linie und bisheriger Fideikommißherr Philipp Christoph Graf Breuner 1708 verstarb, wurde Maximilian Ludwig mangels anderer Erben des Erstgenannten neuer Fideikommißherr. Er war seit 1707 kaiserlicher Generalfeldmarschall, außerdem Obrist-Erbkämmerer in Österreich unter der Enns, Obrist-Spielgraf beider Erzherzogtümer Ober- und Niederösterreich (ein Erbbeamter des Hauses Österreich, der die Spielleute beaufsichtigte), Hofkriegsrat und Generalfeldkriegskommissar. Seine Initialen MLGB sind auf einer weiteren Sockelfläche (Abb. rechts unten) zu einem spiegelsymmetrischen Monogramm verschnörkelt.

Auf der westlichen Sockelfläche (Abb. oben rechts) befindet sich das Wappen seiner ersten Ehefrau, Eleonore Cäcilie Anna Weyher (Weiher) von Marienburg (1644-28.11.1688), die er 1670 geheiratet hatte. Sie war die Tochter von Jakob Weyher und Anna Elisabeth Schaffgotsch Freiin von Trachenberg. Das Stammwappen der ursprünglich in Pommern und Westpreußen beheimateten Familie Weyher zeigt in Silber zwei rote Balken, von denen jeder an der inneren Seite mit drei roten Wolfszähnen so besetzt ist, das jeder Zahn des unteren Platzes vor dem entsprechenden Zahn des oberen Platzes steht, und im oberen silbernen Platz befinden sich drei rote Rosen. Es wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 439 Tafel: 480, Band: Pr Seite: 69 Tafel: 90 und in Band: SchlA1 Seite: 119 Tafel: 86, wobei die Zeichnungen im Siebmacher Preußen Tafel 480 unzutreffend sind und nicht dem Text entsprechen, weil sie die Rosen in die Mitte zwischen zwei Balken stellen und die Wolfszähne wie Haken in den Schildfuß setzen, und auch der Band: SchlA1 Seite: 119 hält etliche Varianten bereit, die nicht alle plausibel sind. Hier auf dem Relief fehlt im Vergleich zu den Siebmacher-Angaben die unterste Teilung; das betreffende Feld ist jeweils dreimal silbern-rot geteilt, die beiden roten Plätze sind an der inneren Seite mit drei roten Wolfszähnen besetzt, die sich mit ihren Spitzen berühren. Das Stammkleinod besteht aus drei Straußenfedern, einer roten zwischen zwei silbernen, zu rot-silbernen Decken auf gekröntem Helm geführt. Das vermehrte gräfliche Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: in Blau zwei schräggekreuzte goldene Vogelkrallen. Dazu würden zwei Helme gehören, Helm 1 (rechts): Stammkleinod, Helm 2 (links): zu blau-goldenen Decken die beiden goldenen, schräggekreuzten Vogelbeine.

Als Weyher von Nimptsch (Namens- und Wappenvereinigung 1806 für den Neffen und Erben der letzten von Nimptsch, Heinrich von Weyher) kommen später noch zwei weitere Felder und Helme hinzu: Feld 1: Stammwappen, Feld 2: silbern-rot geteilt mit einem schwarzen Einhorn, das unten in einem silbernen Fischschwanz endet (Nimptsch), Feld 3: in Silber übereinander zwei goldene Kronen, die obere gestürzt, Feld 4: in Blau zwei schräggekreuzte goldene Vogelbeine (Adlerbeine). Dazu werden vier gekrönte Helme geführt: Helm 1 (innen rechts): zu rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine rote zwischen zwei silbernen, Helm 2 (innen links): zu blau-goldenen Decken die beiden goldenen, schräggekreuzten Vogelbeine, Helm 3 (rechts außen): zu rot-silbernen Decken ein wachsendes schwarzes Einhorn, Helm 4 (links außen): zu blau-goldenen Decken ein goldener, geflügelter, zweibeiniger Drache.

 

Auf der östlichen Sockelfläche (Abb. oben links) befindet sich das Wappen seiner zweiten Ehefrau, Gräfin Maximiliana Christine di Porcia e Brugnera (5.11.1662-8.11.1705), die er am 26.7.1689 in Wien geheiratet hatte. Auch wenn sie zum Zeitpunkt der Säulenaufstellung die lebende Frau des Ortsherrn war, gebührt der heraldisch hochwertigere Platz dennoch der ersten Ehefrau, und das Wappen der zweiten Ehefrau befindet sich auf der Sockelfläche heraldisch links des Ehemannes auf der Ostseite der Mariensäule. Zum Wappen der Grafen Porcia finden sich im Siebmacher ganz unterschiedliche und widersprüchliche Angaben in Band: FstA Seite: 15 Tafel: 2, Band: FstA Seite: 222 Tafel: 284-286. Einzig zutreffend ist hier unter goldenem Schildhaupt in Blau sechs (3:2:1) goldene Lilien, und genau so ist es auch farbig außen über dem Eingang und am Arkadenhof von Schloß Porcia in Spittal an der Drau zu sehen. Der italienische Blason lautet: D'azzurro a sei gigli d'oro 3, 2 e 1, al capo del secondo.

Die Familie gehört zum Uradel des Friaul und wurde bereits 1188 vom Patriarchen Gottfried von Aquileja mit Porcia und Brugnera belehnt. Im Laufe des 17. Jh. etablierte sich die Familie im Habsburgerreich, wo sie am 10.12.1614 die Landmannschaft in Görz, am 19.1.1658 das Inkolat in Böhmen, am 8.5.1659 die Landmannschaft in der Steiermark und am 25.8.1659 die Landmannschaft in Kärnten erwarben. Am 3.8.1660 erwarb die Familie die Grafschaft Mitterburg (Pisino) in Istrien. Am 17.2.1662 wurde die Familie zu Wien in den in der Primogenitur weitergegebenen Reichsfürstenstand erhoben; außerdem wurde ihr das Große Palatinat bestätigt, das der Familie bereits 1369 von Kaiser Karl IV. verliehen worden war. Der erste Fürst war Johann Ferdinand Fürst Porcia e Brugnera (1606-17.2.1665), Obersthofmeister von Kaiser Leopold I., vermählt in erster Ehe mit Anna Concordia von Auersperg (8.5.1610-21.2.1636). Der erste Fürst war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Die jeweils Nachgeborenen führen jeweils den Titel Graf bzw. Gräfin von Porcia und Brugnera, so wie diese zweite Ehefrau im vorliegenden Fall. Am 3.8.1662 erwarb die Familie unter dem ersten Fürsten die Grafschaft Ortenburg in Kärnten; und das Wappen der Grafen von Ortenburg mit den drei Flügeln fand entsprechend Aufnahme in das vermehrte Wappen. Am 21.1.1669 bekam die Familie die Landmannschaft in Krain. Vom 3.9.1698 datiert eine Reichsfürstenstandsbestätigung entsprechend den Bedingungen vom 17.2.1662 für Hannibal (7.5.1679-), den 5. Fürst von Porcia, Grafen von Brugnera und Mitterburg. Die Familie faßte auch in Bayern Fuß, wo zunächst Hannibal Graf von Porcia am 7.12.1681 die kurfürstlich-bayerische Edelmannsfreiheit bekam, die am 24.4.1683 auf das ganze Geschlecht ausgedehnt wurde. Am 25.11.1813 wurden die Brüder Georg Sigmund, königlich-bayerischer Geheimer Rat und Domherr zu Brixen, sowie Nicolaus Karl Graf von Portia auf Lauterbach, außerdem Franz Xaver Graf von Portia, königlich-bayerischer Kämmerer und Major à la suite, bei der Grafenklasse im Königreich Bayern immatrikuliert. In Schwaben wurde die Herrschaft Tettensee für Franz Anton, den 3. Fürst von Porcia, am 19.11.1689 vom Kaiser zur gefürsteten Reichsgrafschaft Augsburg erhoben. Maximiliana Christine war die Tochter von Johann Karl (Giovanni Carlo) 2. Fürst Porcia e Brugnera (-27.4.1667), genauer Principe di Porcia Conte di Porcia, Brugnera, Ortenburg e Mittenburg, und Maria Anna Helene von Lamberg (1643-27.3.1674). Ihr Bruder war Johann Franz Anton 3. Fürst Porcia (1663-8.4.1698), Graf von Porcia, Brugnera, Ortenburg und Mittenburg sowie Graf von Tettensee. Maximiliana Christina hatte mit ihrem Mann vier Kinder, Ludovica (-1.10.1727), Ferdinande (1682-28.6.1704), Ferdinand (7.2.1699-18.11.1718) und Maria Anna (30.3.1700-29.5.1766). Ferdinand wurde zwar nach seinem Vater Fideikommißherr auf Asparn und ebenso wie dieser Oberst-Erbland-Kämmerer in Niederösterreich, aber er war selbst ohne Nachkommen.

Das Wappen wird hier von einem Fürstenhut bedeckt. Auch in ihrer italienischen Heimat sind kaum Darstellungen mit Kleinoden überliefert, die dort nicht den Stellenwert wie im HRR hatten. Im Siebmacher werden in einer Form zwei Kleinode angegeben, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein silberner Pelikan mit Jungen, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flug. Diese Form ist diejenige, mit der am 25.11.1813 die beiden gräflichen Linien in die bayerische Adelsmatrikel aufgenommen wurden.

Literatur, Quellen und Links:
Baudenkmäler in Asparn: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Asparn_an_der_Zaya
Asparn an der Zaya:
http://geschichte.landesmuseum.net/index.asp?contenturl=http://geschichte.landesmuseum.net/orte/ortedetail.asp___id=643
Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990
Grafen Breuner:
https://de.wikipedia.org/wiki/Breuner
Genealogie Breuner:
http://genealogy.euweb.cz/austria/breunner0.html - http://genealogy.euweb.cz/austria/breunner1.html - http://genealogy.euweb.cz/austria/breunner2.html - http://genealogy.euweb.cz/austria/breunner3.html - http://genealogy.euweb.cz/austria/breunner4.html
Friedrich Graf Lanjus: Die Breuner, Wien, 1938
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Lamberg-Genealogie:
http://genealogy.euweb.cz/lamberg/lamberg2.html
Porcia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Porcia_(Adelsgeschlecht) - https://it.wikipedia.org/wiki/Porcia_(famiglia)
Schloß Porcia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloß_Porcia
Schloß Porcia:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=115
Fürsten Porcia:
http://www.austroaristo.com/adelslexikon/3689-portia.html
Günther Frhr. Probst v. Ohstroff: Die Porcia, Klagenfurt 1971, Rezension von Wladimir Graf v. u. zu Aichelburg, in: Zeitschrift der Gesellschaft Adler, 1972, S. 110.
Porcia: Leopold von Beckh-Widmannstetter: Die kärntnerischen Grafen von Ortenburg der Neuzeit, in: Jahrbuch der Gesellschaft Adler, 1890, S. 116-121.
Porcia: Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 50, 1971.
Santiago-Orden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Santiagoorden - https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobskreuz - https://de.wikipedia.org/wiki/Ritterorden
Liste der kaiserlichen Feldmarschälle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Generalfeldmarschall
von Weyher:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Adelsgeschlechter_namens_Weiher
Stephanie Marra: Allianzen des Adels: Dynastisches Handeln im Grafenhaus Bentheim im 16. und 17. Jahrhundert, Böhlau Verlag Köln, 1. Auflage 2007, 294 S., ISBN-10: 3412311057, ISBN-13: 978-3412311056, S. 137-156
https://books.google.de/books?id=m_YupWh02HkC
Beatrix Bastl: Tugend, Liebe, Ehre: Die adelige Frau der Frühen Neuzeit, Böhlau-Verlag Wien, 2000, 720 S., ISBN-10: 3205992334, ISBN-13: 978-3205992332, S. 192,
https://books.google.de/books?id=WcZVo3IIWpoC

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