Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2420
Bibra (Grabfeld, Landkreis Schmalkalden-Meiningen)
Die Kirche in Bibra
Eine erste Kirche im Ort Bibra ist in einer Urkunde von 1207 belegt. Der Pfarrsprengel war früher größer und umfaßte einst neben Bibra selbst noch die Orte Jüchsen, Neubrunn, Queienfeld und Wolfmannshausen. Die ersten drei Orte wurden 1544 von der Pfarrei Bibra abgetrennt. Weiterhin hatte der Bibraer Pfarrer Rechte und Verpflichtungen in Nordheim im Grabfeld, Rentwertshausen, Ellingshausen und Bauerbach. Das Hochstift Würzburg besaß bis zur Reformation das Patronatsrecht in Bibra. Danach lag dieses Recht beim Landesherrn, der es den Ortsherren überließ. In der späten Gotik wurde die Bibraer Pfarrkirche 1492 neugebaut. Die Mittel dazu kamen zum Teil aus dem Vermögen des kurz zuvor in Verona verstorbenen kaiserlichen Rates Wilhelm von Bibra, welcher seinerzeit das Marktrecht für den Ort erwirkt hatte. Weiterhin gaben Kilian von Bibra und Albrecht von Bibra, beide in der Inschrift (s. u.) erwähnt, erhebliche Mittel zum Bau in ihrer Funktion als Testamentsvollstrecker für den Würzburger Vikar Paulsen, der Pfarrer in Gerolzhofen war. Der Neubau wurde eine genau nach Osten ausgerichtete Kirche mit fünfseitigem Chorabschluß und mit einem Turm im Norden und einer zweigeschossigen Sakristei im Süden.
Für diesen Neubau ist eine Tafel an der südlichen Außenseite in der Ecke zwischen Chor und Sakristei angebracht, die die Grundsteinlegung zur neuen Kirche am 16.7.1492 durch den Würzburger Weihbischof Georg Antworter, Titularbischof von Nicopolis, welcher bereits 1483 die Burgkapelle der Burg Bibra geweiht hatte, beschreibt: "Anno d(o)m(ini) m cccc lxxxx ii (1492) am 16. tag des monats July hat de(r) E(h)rwi(r)dige i(n) gott vater he(rr) Jirg (=Georg) bischof zu Nicopolitan unse(re)s gn(a)edige(n) he(rr)n vo(n) wirtzpurg Suffragan mit go(e)t(t)licher zi(e)ru(n)g sich dar zu gebu(eh)re(n)t de(n) ersten Stei(n) an di(e)se ki(r)ge(n) (=Kirche) gelegt in gege(n)w(a)erti(g)keit des E(h)rwirdige(n) un(d) wi(r)digen herr(n) kilian vo(n) Bibra in geistliche(n) rechte(n) docto(r) thu(m)probst (=Dompropst) un(d) probst zum newe(n)mu(en)ste(r) (=Neumünster) zu wirzpu(r)g geistliche(n) vicari(i), her(r)n di(e)therich techa(n)t (=Dechant) zu sa(nc)t burka(r)t, her(r)n lorentze(n) zu mentz (=Mainz) un(d) albrechte(n) beide(n) thu(m)he(rr)n (=Domherren) zu wirzpu(r)g vn(d) bambe(r)g, karle(n), hans, philips, anthony, hartu(n)g, vale(n)tin, lore(n)tzen, petern, fritze(n) un(d) ha(n)sen de(m) i(u)nge(en) (=Jüngeren) vo(n) bibra un(d) sunst vi(e)l frawe(n) un(d) iu(n)ckfrawen (=Jungfrauen) des selbe(n) ges(ch)lechts un(d) a(n)de(re) ant(a)echtige menschen."
Etwas lesbarer formuliert: Im Jahre des Herrn 1492 am 16. Juli hat der Ehrwürdige in Gott Vater, Herr Georg Bischof zu Nicopolis, unseres gnädigen Herrn Bischof von Würzburg Suffragan, den Grundstein dieser Kirche gelegt in Gegenwart des ehrwürdigen und würdigen Herrn Kilian von Bibra, Doktor des Kirchenrechts, Würzburger Dompropst und Propst des Stifts Neumünster, der geistlichen Vikare, Herrn Dietrich Dekan des Ritterstifts St. Burkard, Herrn Lorenz und Herrn Albrecht, beide Domherren in Würzburg und Bamberg, ersterer auch in Mainz, und von Karl, Hans d. Ä., Philipp, Anton, Hartung, Valentin, Lorenz, Peter, Friedrich und Hans d. J. von Bibra und daneben vieler Frauen und Jungfrauen der Familie und anderer andächtiger Menschen.
Mit den genannten Personen waren die wichtigsten Linien der Familie von Bibra und gemeinsamen Inhaber der Ganerbschaft vertreten. Der erwähnte Dr. Kilian von Bibra war 1443 in das Domstift Würzburg aufgenommen worden. 1478 wurde er Dompropst. Daneben war er noch Vicarius generalis in spiritualibus und Archidiakon. 1488 war er auch Pfarrer in Mellrichstadt. Seinem Engagement für seinen Heimatort ist es zu verdanken, daß der Bau der neuen Kirche in Bibra ermöglicht wurde. Er verstarb am 3.2.1494 und erlebte die 1503 anzusetzende Fertigstellung der Kirche nicht mehr. Postum wurde in der Kirche 1503 ein Wappen mit seiner Namensnennung im Fenster links vom Hochaltar angebracht, das sich aber nicht erhalten hat. Der in der Inschrift weiterhin erwähnte Lorenz von Bibra folgte seinem Vetter Kilian als Würzburger Dompropst nach und wurde 1495 Fürstbischof. Auch für diesen wurde ein Wappenglasfenster über dem Altar eingebaut.
Das aus gelbem Sandstein angefertigte Wappen auf der Südseite des Ostchores neben der zuvor beschriebenen Gründungsinschrift (beide Abb. oben) zeigt das Familienwappen der von Bibra, in Gold ein aufspringender, schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, beiderseits einwärts belegt mit einem schwarzen Biber mit geschupptem Schwanz. Die Helmdecke ist auf der heraldisch rechten Seite im unteren Teil beschädigt; ebenso sind die Bügel des Helmes verlorengegangen.
Literatur,
Links und Quellen:
Wilhelm Frhr. von Bibra,
Beiträge zur Familiengeschichte der Reichsfreiherrn von Bibra,
München 1870 http://books.google.de/books?id=6KpAAAAAcAAJ
Wilhelm Frhr. von Bibra, Beiträge zur Familiengeschichte der
Reichsfreiherrn von Bibra: 1. Teil https://katalog.ulb.hhu.de/Record/002322036 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-13284 - 2. Teil: https://katalog.ulb.hhu.de/Record/002322037 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-13345 - 3. Teil: https://katalog.ulb.hhu.de/Record/002322038 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-13351 - vgl. auch Übersicht http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-13301
von Bibra: https://de.wikipedia.org/wiki/Bibra_(Adelsgeschlecht)
Ort Bibra: https://de.wikipedia.org/wiki/Bibra_(Grabfeld)
Heinrich Hartmann: Der Marktflecken Bibra, eine Darstellung
seiner politischen und kirchlichen Entwicklung, Festschrift zur
400jährigen Jubelfeier der Grundsteinlegung der Kirche, den 17.
Juli 1892. Schriften des Vereins für Meiningische Geschichte und
Landeskunde, Heft 13, L. v. Eyes Buchhandlung, Meiningen 1892, https://archive.thulb.uni-jena.de/hisbest/receive/HisBest_cbu_00019465
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2017
Impressum