Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2483
Aschbach (zu Schlüsselfeld, Landkreis Bamberg, Oberfranken)

Evangelische Pfarrkirche St. Laurentius

Eine erste Kirche in Aschbach ist für das Jahr 1136 urkundlich als Stiftung dokumentiert (Würzburger Urkunde von Bischof Embricho). Damit wurde Aschbach auch aus der Mutterpfarrei Burghaslach ausgegliedert und zu einer eigenständigen Pfarrei. Von dieser von Gudrun, Witwe des Edelfreien Winezo, gestifteten Marienkirche hat sich nichts mehr erhalten, wohl aber von dem ungefähr an der gleichen Stelle errichteten spätgotischen Nachfolgebau. Der mit Streben besetzte Chor der heutigen Kirche stammt noch aus dem Jahr 1493. Auch der Unterbau des Turmes (dreigeschossiger Chorseitenturm mit welscher Haube und Laterne) stammt aus dieser Zeit; der Abschluß ist barock. Das Langhaus mit Walmdach entstand jedoch in seiner heutigen Form im 18. Jh. Kanzel und Orgelgehäuse sowie die Stuckdecke im Langhaus gehören stilistisch ebenfalls ins 18. Jh.

Mit der Reformation wurde die Kirche evangelische Pfarrkirche, mit der Übernahme der Ortsherrschaft durch den katholischen Zweig der von Pölnitz wurde sie Simultankirche. Das Simultaneum wurde erst mit dem Neubau einer katholischen Pfarrkirche überflüssig und am 6.5.1926 beendet.

 

Die Inschrift über dem Hauptportal lautet: "DER REICHSFREY HOCHWOHLGEBOHR(E)NE HERR HERR MARQUARD / CARL CHRISTOFF ANTON FREYHERR VON PÖLNIZ HERR ZU ASCHPACH AHN / UND WUSTENBUCH SEINER KAYSERLICHEN MAYESTÄT WÜRCKLICHER / RATH CHUR MAYNZISCHER VND HOCHFURSTLICH BAMBERGISCHER GE/HEIMBDER RATH RESPECTIVE HOFFMAR(S)CHALL UND OBERAMBTMAN(N) ZU / SCHÖSLIZ (= Scheßlitz) OB GIECH DES HOCHLÖBLICHEN RITTERORTHS STAIGERWALD / IN FRANCKEN RITTERHAUPTMANN HAT GEGEN WARTIG GEWESENE RUINO/SE KIRCH NEBST DEM THURN ERNEURET UND DAS SCHULHAUS VON / GRUND AUFF NEU ERBAUET 1736".

Das große Zentralwappen ist das der Freiherren von Pölnitz auf Aschbach, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in rotem, mit goldenen Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe einwärts, Feld 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz, gekrönter Herzschild: in Silber ein blauer Sparren (Stammwappen). Hier wird das Wappen ohne die drei dazugehörenden Helme wiedergegeben, das wären Helm 1 (Mitte): ein silbern-blau übereck geteiltes Paar Büffelhörner (Stammhelm, so auch in Farbe in der Kirche zu sehen, je nach Quelle aber auch rechts blau mit silberner Binde, links silbern mit blauer Binde), Helm 2 (rechts): ein wachsender schwarzer Doppeladler, Helm 3 (links): ein golden brennender Korb (Feuerkorb), Decken rechts rot-golden, links rot-silbern. Unter dem Wappen ist ein kaiserliches Gnadenzeichen mit einem Doppeladler auf dem Medaillon des Ordenskreuzes zu sehen, in den Winkeln des Tatzenkreuzes jeweils zwei verschlungene spiegelbildliche Buchstaben "C", oben die Kaiserkrone (dazu mehr beim Pfarrhaus).

Vier kleine Schildkartuschen bilden die Ahnenprobe des Bauherrn, Marquard Karl Christoph Anton Freiherr von Pölnitz (-7.9.1742). Heraldisch rechts oben ist das Stammwappen der von Pölnitz zu sehen, in Silber ein blauer Sparren. Rechts unten befindet sich das Wappen der zur rheinischen bzw. eifelländischen Reichsritterschaft gehörenden von Kerpen, in Silber ein roter Sparrenbalken/Zickzackbalken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein wie der Schild bez. Flug (Gruber, Zobel, Siebmacher Band: Bad Seite: 57 Tafel: 35, PrGfE Seite: 33 Tafel: 22). Links oben sehen wir den Schild der von Thüngen, in Silber ein goldener, mit drei roten Wellenpfählen belegter Balken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein wachsender, rot mit silbernem Kragen gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, silbern gestulpte Mütze, eigentlich noch oben mit mehreren schwarzen Hahnenfederbüschen besteckt (Siebmacher Band: Bay Seite: 60 Tafel: 64, Band: AnhA Seite: 87 Tafel: 52, Band: PrA Seite: 96 Tafel: 70, Band: Sa Seite: 17 Tafel: 16, Band: Erg Seite: 20, Band: Na Seite: 10 Tafel: 11, Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 2, Seite 76, 118, 124, Münchener Kalender 1922). Zuletzt in der Reihenfolge haben wir links unten den Schild der von Holl, ein Tatzenkreuz (unlogisch, Farben unbekannt, ohne Literaturbeleg, Hinweise willkommen - es gibt eine niederländische Familie von der Hell, die hat ein Ankerkreuz rot/silbern, Zusammenhang?).

 

Die Eltern von Marquard Karl Christoph Anton Freiherr von Pölnitz (-7.9.1742) waren Ferdinand Johann Freiherr von Pölnitz (13.8.1664-12.11.1692) und Helena Charlotte Freiin von Thüngen (18.1.1670-13.2.1736). Seine Großeltern waren väterlicherseits Hieronymus Christoph von Pölnitz (ca. 1619-18.2.1697), der Sohn von Hans Georg von Pölnitz (1577-25.12.1622) und Johanna Petronella von Holl (Höll), und dessen Frau, Maria Anna Catharina Freiin von Kerpen (1628-21.11.1690), die Tochter von Heinrich Ernst von Kerpen, kurmainzischer Oberjägermeister und Oberamtmann zu Amorbach, und Rosina Elisabetha von Rußwurm. Mütterlicherseits waren seine Großeltern Wolf Heinrich von Thüngen (1621-28.2.1675), der Sohn von Georg Wolff von Thüngen (-1631) und Anna Agnes von Altorff, und dessen Frau, Sophie Eleonore Voit von Rieneck (1638-). Genau diese letzte Angabe paßt nicht zur Ahnenprobe, die hier das Wappen "von Holl" zeigt - spekulativ kann vermutet werden, daß statt der zweiten, "unwichtigeren" Großmutter die Urgroßmutter väterlicherseits repräsentiert werden soll, Johanna Petronella von Holl (Höll). Oder aber Biedermanns Genealogie ist unzutreffend.

Die Inschrift nennt als Besitz "ASCHPACH AHN / UND WUSTENBUCH", doch das ist nur ein Teil der Besitzungen der Familie. Im Kanton Odenwald besaß sie Teile von Bullenheim, Frankenberg und Geckenheim. In den Kantonen Steigerwald, Altmühl und Gebirg besaß sie Heyda, Aschbach, Hundshaupten, Wüstenbuch und Hanbuch. Dazu hatte sie noch Besitzungen in Hohn (Hahnbuch), Leutzendorf, Tagmanns und Stechen-Thumbach.

Wappen im Innenraum der Pfarrkirche St. Laurentius
Innen ist in der Kirche reiche Heraldik zu finden (jeweils ohne Abb.):

1.) Ein Allianzwappen befindet sich ganz oben an der 1736 entstandenen Herrschaftsloge, fast schon unter der Stuckdecke, für Marquard Carls Bruder, Wilhelm Georg Ernst Ludwig Freiherr von Pölnitz (5.1.1689-22.7.1740), und dessen am 23.5.1711 in Bamberg geehelichte Frau, Christiana Sabina von Schaumberg (10.9.1692-24.9.1750), Vollwappen jeweils auf eine ovale Kartusche gemalt. Das Wappen Schaumberg ist geviert, Feld 1 und 4 (vermehrtes Wappen von Sonneberg): gespalten, rechts: in Gold eine schwarze Schafschere (Stammwappen von Sonneberg), links: in Rot ein silberner Sparren (verschiedene Theorien: von Sparneck, von der Deck, keine bewiesen), Feld 2 und 3: von Rot, Silber und Blau halbgespalten und geteilt (Stammwappen der von Schaumberg, auch andere Reihenfolgen der Farben vorkommend). Zwei Helme: Helm 1 (rechts): ein schwarzes Drehgatter auf einem verlängerten mittleren Drehpfahl, oben besteckt mit drei goldenen Kugeln, die wiederum mit drei schwarzen Hahnenfedern besteckt sind, Helmdecken schwarz-golden (von Sonneberg), Helm 2 (links): ein silbern-blau gespaltener Mannesrumpf, der Kopf mit einer nach vorn gebogenen, gestulpten, rot-silbern gespaltenen Spitzmütze bedeckt, an der Spitze mit schwarzen Hahnenfedern besteckt, Helmdecken rot-silbern (von Schaumberg, eine der vielen Varianten).

2.) In der Mittelachse den Kirchenschiffes steht ein achteckiger Taufstein aus dem 16. Jh., reihum auf den acht Flächen mit den Wappen Bibra (in Gold ein schwarzer Biber), Rotenhan (in Silber ein roter Wellenschrägballen, oben links von einem roten Stern begleitet), Grumbach (in Gold ein schwarzer Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält), Vestenberg (in Grün ein silberner Balken), Stein vom Altenstein (in Rot drei goldene Hämmer), Förtsch von Thurnau (im Kerbschnitt von Rot und Silber schrägrechts geteilt), Waldenfels (in Blau ein silbernes Einhorn) und Nothafft (in Gold ein blauer Balken) geschmückt.

3.) Im Chor ist gleich linkerhand ein Epitaph für die 1597 verstorbene Anastasia Fuchs geb. Förtsch von Thurnau zu sehen, die Ehefrau des Sigmund Fuchs von Rügheim, mit den großen Vollwappen Fuchs (in Gold ein roter Fuchs) und Förtsch sowie mit einer Ahnenprobe aus insgesamt 16 Schilden, je acht für den Ehemann und acht für die Verstorbene: Die Wappenschilde der Fuchs von Rügheim, Marschalk von Ostheim (n Silber ein schwarzes Tischgestell bzw. ein Tischfuß in altmodischer Form), von Hundt (Kopf und Hals eines Hundes), Truchsess von Wetzhausen (in Gold zwei in zwei Reihen rot-silbern geschachte Balken), von Münster (in Blau ein rot-silbern übereck geteilter Flug), Landschad von Steinach (in Gold eine schwarze Harfe), von Helmstadt (in Silber ein auffliegender schwarzer Rabe) und von Herbilstadt (silbern-rot im Spitzenschnitt gespalten, hier schräg) sind heraldisch rechts zu sehen und dem Ehemann zuzurechnen. Die Wappenschilde der Förtsch von Thurnau, von Vestenberg, Stein vom Altenstein, von Waldenfels, Nothafft, von Bibra, von Grumbach und Rotenhan sind heraldisch links zu sehen und ihr selbst zuzurechnen. Die Ahnenprobe der Ehefrau ist identisch mit den acht Wappen am Taufstein, so daß sie als Stifterin desselben identifiziert werden kann. Das Epitaph trägt optisch rechts unten die Signatur des Bildhauers: Hans Werner.

Hier gibt es interessante Querverbindungen zu heraldischen Zeugnissen ihrer beiden Schwestern Barbara und Ursula: Schloß Wernstein, Epitaphien in Veitlahm, Schloß Thurnau, Epitaph in der Schloßkirche Thurnau. Die gleiche Ahnenprobe taucht auch dort jeweils auf. Anastasia wurde bei der Erbteilung zwischen den Schwestern mit Geld abgefunden.

4.) Im Chor ist gleich anschließend links die Grabplatte aus dem Jahr 1590 für Georg Marschall von Ebnet zu sehen, mit dem Vollwappen Marschall von Ebnet oben in der Mitte und den vier Ahnenwappenschilden außenherum für die Familien Marschall von Ebnet (siebenmal silbern-blau geteilt, darüber ein roter, schrägrechter Wellenbalken), von Rosenberg (rot-silbern geteilt und fünfmal gespalten), von Maurach (Murach, in Rot ein silberner Zickzackbalken) und von Ussigheim (Uissigheim, silbern-rot oder rot-silbern geteilt und fünfmal gespalten). Die von Ussigheim oder Uissigheim sind wappengleich mit den von Rosenberg, weil letztere aus ersteren hervorgegangen sind. Einzige kleinere Unterschiede bestehen in der Helmzier (nach Aschaffenburger Wappenbuch von Uissigheim ganz rote Büffelhörner, von Rosenberg eines rot, eines silbern, dazwischen eine Rose, dito für Rosenberg im Alten Siebmacher und im Scheiblerschen Wappenbuch).

5.) Im Chor befindet sich weiterhin rechterhand eine Grabplatte für ein 1438 verstorbenes Mitglied der Familie von Thüngfeld, mit dem abgesenkten Schild in der rechten Hand und dem Helm oben quer hinter dem Nacken. Der Schild zeigt in Silber eine rote Pferdebremse, unterlegt von einem schwarzen Seil. Die Helmzier ist zu rot-silbernen Decken ein roter Hut, auf dem Hut ein roter Spickel mit einem schwarzen Hahnenfederbusch (nach dem Berliner Wappenbuch ist der rote Stulp mit dem Schild belegt, das wäre hier in der Kirche verdeckt).

Neben diesen heraldischen Interessensschwerpunkten ist vor allem der Marienaltar, ein Flügelaltar aus dem 15. Jh., hervorhebens- und sehenswert. Das prächtige, dem Marthameister (Meiser des Nürnberger Marthaaltars) zugeschriebene Kunstwerk zeigt in der Mitte eine geschnitzte Madonnenstatue mit Jesuskind und einer Traube als Sinnbild des vergossenen Erlöserblutes, vorne vier geschnitzte Szenen aus dem Marienleben (Verkündigung, Begegnung Mariens mit ihrer Base Elisabeth, Geburt des Herrn und die Huldigung der drei Weisen) und hinten insgesamt acht gemalte Passionsszenen auf den rückwärtigen Bildtafeln.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@49.7724023,10.5631754,18.99z - https://www.google.de/maps/@49.7724023,10.5631754,174m/data=!3m1!1e3
von Pölnitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pölnitz
Kunstdenkmäler:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Schlüsselfeld#Aschbach
Evangelische Kirchengemeinde Aschbach:
http://www.evangelisches-aschbach.de/index.htm
St. Laurentius in Aschbach:
https://www.drei-franken-info.de/kultur/kirchen-und-kapellen/schluesselfeld/aschbach-st-laurentius.html
Evangelische Pfarrkirche Aschbach:
http://www.foracheim.de/cms.php?cmspid=162
Kirche Aschbach:
http://www.schluesselfeld.de/Tourismus-Sehenswertes/Sehenswuerdigkeiten/StLaurentiusAschbach.aspx
Der Steigerwald, 4. Jahrgang 1984, Nr. 1, S. 214-215
Genealogie:
https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=hieronymus+christoph&n=von+polnitz - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=helena+charlotte&n=von+thungen - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=wolf+heinrich&n=von+thungen - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=sophie+eleonore&n=voit+von+rieneck
Carl Anton von Pölnitz:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/32/Portrait_Karl_Anton_von_P%C3%B6lnitz_1755.jpg
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4, S. 174-176

Schloß Aschbach - Pfarrhaus der ev. Kirchengemeinde

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