Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2488
Burghaun (Landkreis Fulda)

Evangelische Christuskirche in Burghaun

Im Norden der katholischen Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt steht parallel die evangelische Kirche, tiefer als erstere und kleiner, aber dennoch stilistisch passend und unter dem gleichen Landesherrn wenige Jahre später erbaut, nämlich 1726-1728 (mit Innenausbau bis 1736). Der von der evangelischen Gemeinde errichtete barocke Neubau ersetzte eine romanische Vorgängerkirche. Die Kirche war St. Georg geweiht. Im Jahre 1962 wurde die Kirche nach einer Renovierung als Christuskirche neu geweiht, wobei sich der Name am Altarbild orientiert. Die evangelische Gemeinde besaß ursprünglich zwei Kirchen; die zweite, die Katharinenkirche auf dem Friedhof, wurde wegen Baufälligkeit um 1830 abgetragen.

Ursprünglich wollte der damals regierende Fürstabt selbst Bauherr für den Neubau der schadhaft gewordenen Kirche sein und diese Kirche als Simultankirche nutzen, für beide Konfessionen. Das paßte der evangelischen Gemeinde aber nicht, und sie baute lieber selbst, als daß die hier heftig tobende Gegenreformation einen Fuß in der Tür bekam. Infolgedessen baute der Landesherr selbst nebenan für die katholische Gemeinde, größer, prächtiger und an höherer Stelle, während die evangelische Gemeinde, die sich ab 1725 mit entsprechenden Eingaben an den Landesherrn wandte, nur wenige Jahre später diesen bescheideneren Bau hinstellte. 1726 gab es die landesherrliche Baugenehmigung. Um den Bau unter Pfarrer Johann Georg Utendörffer finanzieren zu können, zogen 1726 Johann Georg Münstermann und Johannes Zinn durch die Lande, um Spenden einzuwerben, bis hin an den sächsischen Hof in Gotha. Eine zweite Sammeltour startete 1728 mit Valentin Gottbehüt als Spendeneinwerber. Johann Georg Münstermann machte noch eine Tour vom September bis zum Dezember 1729. Valentin Gottbehüt und Johannes Gress sammelten 1731 noch einmal drei Monate im Kurfürstentum Hannover Spenden. Der katholische Landesherr in Fulda spendete 1728 einen Gegenwert von 12 fl. und 30 xr. in Form von Eichenstämmen, Brennholz und Barem. Er legte 1730 noch einmal 6 fl. nach. Die Ritterschaft spendete immerhin 50 fl. und übertraf damit den Landesherrn beachtlich. Die Kanzel wurde 1732 vom Grafen von Schlitz gen. Görtz spendiert. Die gesamten Baukosten summierten sich auf 2963 fl. 46 xr. ohne Altar und Orgel.

Baumeister des Neubaus war Maurermeister Johann Peter Schwager; sein Polier vor Ort war Franz Weber. Offizieller Baubeginn war am 3.3.1727. Am 17.7.1727 war die feierliche Grundsteinlegung für den Neubau. Die schlichte "Hausgiebelfassade" ist typisch für Kirchen im Fuldaer Land im frühen 18. Jh. Die verputzte Schauseite besitzt nur ein großes Giebeldreieck über Ecklisenen. Die Mittelachse wird betont durch Portal, Fenster und Ochsenauge. Aufwendigere Ornamentik ziert allein das Portal. Die Fenster sind segmentbogig und geohrt und besitzen einen großen Keilstein. Diese Details verweisen auf Andrea(s) Gallasini als Gestalter und sind typisch für seine frühe Phase, sodaß anzunehmen ist, daß er diesen Entwurf vor seiner Entlassung angefertigt hat. Die Zuschreibung ist jedoch nicht belegt, sollte der Bauplan erst nach der Entlassung Gallasinis entstanden sein, wäre der Urheber Johann Adam Flachner.

Weil der Baugrund instabil war, mußte kurz nach Baubeginn der Riß noch einmal verändert werden, dafür wurde der Bauplan nach Fulda gegeben. Johann Adam Flachner von der Fuldaer Baubehörde fertigte die Korrekturen an. Zu diesem Zeitpunkt war Gallasini als Hofbaumeister bereits entlassen und Stengel noch nicht verpflichtet. Als Zimmerer wurden Anton Heß und Hermann Schienbein 1729 verpflichtet, was bedeutet, daß der Rohbau stand und man nun an Dachstuhl und Turmhaube gehen konnte. Caspar Rommel aus Empfertshausen war ab 1730 als Schreinermeister tätig für die Innenausstattung. Die Kanzel wurde von Hofschreiner Johann Jost Löloff gemacht. Meister Ludwig Hoffmann ließ die Epitaphien der Ritter von Haun(e) im Innern wieder aufstellen, die bereits in der abgebrochenen Vorgängerkirche gestanden hatten. Im Jahre 1734 wurde der Altar in Auftrag gegeben; auch sollte der Taufstein angepaßt werden. 1736 war der Altar vollendet, und in diesem Jahr wurden die Ausbauarbeiten abgeschlossen. Die Schnitzereien hatte Johann Georg Leister angefertigt. Ebenfalls 1734 wurde die Orgel durch Orgelbauer Johannes Bien wiederaufgebaut.

Im Jahre 1755 gab es einen größeren Schaden: Der Blitz schlug in den höheren Turm der benachbarten katholischen Kirche ein, der daraufhin einstürzte, teilweise in die Haune, aber auch teilweise auf die evangelische Kirche, deren Turm daraufhin niederbrannte. Die Glocken schmolzen dabei. Auch am Dach des Langhauses gab es Brandschäden. Sämtliche Reparaturkosten wurden wiederum von der Gemeinde aufgetrieben, an Spenden eingeworben und durch Verkäufe aufgebracht.

Das Portal der westlichen Giebelseite ist rechteckig und nur eine Stufe vom Platzniveau erhöht, so daß der bauliche Auftritt der Kirche nicht so theatralisch wirkt wie bei ihrem südlichen Nachbarn der anderen Konfession. Der trapezförmige Schlußstein ist neuzeitlich und mit einer Lutherrose verziert.

 

Nicht als Bauherr, sondern als Landesherr tritt hier der Fuldaer Fürstabt Anton Adolf von Dalberg (regierte 1726-1737) mit seinem 1733 angebrachten Wappen auf, das auch mehrfach an und in der katholischen Pfarrkirche und am katholischen Pfarramt zu sehen ist. Der Wappenstein wurde zwar schon 1730 von Andreas Balthasar Weber geschaffen, aber erst 1733 vor Ort eingesetzt. Es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, der Fürstabt habe diese Kirche erbauen lassen, denn er hatte nicht mehr als 18 fl. und ein paar Klafter Holz dazu gegeben, sondern weil die Kirche unter seiner Regierung als Landesherr entstanden ist. Deshalb fehlt auch hier im Vergleich zum Pfarrhaus eine Bauinschrift, die ihn als Bauherrn nennt. Nota bene - diese Kirche wurde weitestgehend von der Gemeinde selbst durch Spenden finanziert. Allein der Wiederaufbau der Orgel kostete 1734 30 fl. 6 xr., der Altar kostete 170 fl., die 1739 gegossene Glocke schlug mit 44 fl. zu Buche - alles weit mehr als die kläglichen landesherrlichen Spenden an die konfessionelle Konkurrenz.

Sein Wappen ist hier im Segmentbogengiebel des Westportals zu sehen; es ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg), Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda).

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Dazu werden fünf Helme geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein stehendes, schwarzes Kreuz (Hochstift Fulda), Helm 2 (innen rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem Kissen eine Bischofsmütze, aus der zwei Fähnchen herausragen (Fürstabtei Fulda), Helm 3 (innen links): auf dem Helm auf einem roten Kissen ein Fürstenhut, mit goldenen Bügeln, rot gefüttert und hermelingestulpt, Helm 4 (außen rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken) ein Flug, unter einem goldenen Haupt, in das drei Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von Worms), Helm 5 (außen links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, beiderseits belegt mit jeweils einem schwarzen Ankerkreuz (von Dalberg). Ganz außen erkennt man heraldisch links das gestürzte Schwert und rechts die nur teilweise erhaltene Krümme des Krummstabes. Die beiden äußeren Helme kommen jenseits der Schildaußenkanten zu liegen und werden allein durch die Helmdecken kompositorisch eingebunden. Hinter den Kleinoden erkennt man eine Muschel als Hintergrund der Helmgalerie.

Auch das Kircheninnere ist voller Heraldik. Am prominentesten ist ein weiteres Wappen des Fuldaer Fürstabtes Anton Adolf von Dalberg am Hochaltar, weiß vor schwarzem Stuckmarmor und umgeben von zwei Engeln in theatralischen Posen und vier kleinen Putten mit goldenen Flügeln. Am Orgelgehäuse auf der oberen der beiden dreiseitig umlaufenden Emporen befindet sich ein weiteres fürstäbtliches Wappen. Auch dieses ist nur Symbol seiner Landesherrschaft, nicht seiner Bauherrentätigkeit: Denn zu den Kosten der Orgel hat er überhaupt nichts beigesteuert, selbst das Wappen hat die Gemeinde bezahlt.

Ein besonderer heraldischer Schatz sind die Epitaphien der Ritter von Haun(e): Das Epitaph für Martin von Haune (-1550, "verschied in chr(ist)o dor(n)stag nach md A(nn)o 1550 / der edel .... hr vest martin vo(n) haun", "AVF DIESER ERDEN HABE ICH GESTRITTEN / WIDERN BOSEN GEIST VND SEIN GESIPTEN / DES BIN ICH LEDIG WORDEN NHVE / VND LIEG DVRCH CHRIST IN GUDER RHVE / DER WOLLE AVCH EVCH FEIN MACHEN QVIT / VON SOLCHEM VBEL ZV SEINER ZIT.") wurde von Hans Hep angefertigt. Der obere Abschluß fehlt. Die Platte zeigt in den vier Ecken die Wappen von Haune (in Gold ein schwarzer schreitender Widder), von Hutten (in Rot zwei goldene Schrägbalken), von Wahlen (von Wahl, gespalten, rechts sechs (2:2:2) nicht näher erkennbare Figuren, links ein halber Adler am Spalt, im Rietstap abweichend) und Forstmeister von Gelnhausen (in blauem, mit goldenen Schindeln bestreuten Feld ein pfahlweise gestellter goldener Widerhaken, oben mit einem Vogelkopf versehen, rechts ein Kreuzchen). Neben dem linken Wappen befindet sich das Steinmetzzeichen HH (ligiert, Hans Hep). Martin von Haune war der Sohn von Philipp von Haune und Anna von Hutten sowie der Enkel von Georg von Haune (-1503) und Agnes von Wahlen.

Das Epitaph für Andreas von Haune (-1553, "ANNO DOMINI 1553 / AVF DES HEILIGEN CHREVTZ ERHOEVNG / IST IN GOT VERSCHEIDEN DER EDLE VND E/HRNVEST ANDRES VON HAVN DES SE/ELE GOT GNEDIG VND BARMHERTZIG SEI AMEN / CHRISTVS IST MEIN LEBEN / VND STERBEN IST MEIN GEWIN") ist ein Werk von Valentin Hep. Dieses besitzt oben ein gewendetes Vollwappen der von Haune in einem runden Medaillon (in Gold ein schwarzer schreitender Widder, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken auf einem Turnierhut der schreitende Widder), dazu vier Ahnenwappen in den vier Ecken, jeweils die Vollwappen der von Haune (in Gold ein schwarzer schreitender Widder), von Merlau (von Mörlau, in Rot ein goldener Königsadler), von Buttlar (in Rot eine silberne Butte) und ein bis auf die Helmzier kaum zu erkennendes Wappen unbekannter Zuweisung (evtl. ein halber Adler am Spalt im Schild, 2 V-förmig gestellte, gestümmelte Äste auf dem Helm). Auf dem unteren Gesims befinden sich die Jahreszahl 1567 und das Steinmetzzeichen VH (Valentin Hep).

Das Epitaph für Magdalena von Lüchau (-1565, "(ANN)O D(O)M(I)N(I)(15)65 AVF DEN DINSTAGK WEL/(CHER WAR DE)R 4. DES · MONATS SEPTEMB/(RIS) IST AM VOR(?))MIT(T)AGE VMB 7 VHR IN / GOTT VERSCHEIDEN DIE EDLE VND TV/GENTHAFTE FRAW MAGDALENA / VON HAVN GEBORNE VON LOCHAW ENDRES / VON HAVNS SEEIGERS GEWESENE HAVSFRAW / DER GOTT GNEDIG VND BARMHERTZIG (SEIN WOLLE)"), Ehefrau des vorgenannten Andreas von Haune, wurde auch von Valentin Hep gehauen. Dieses besitzt oben ein Vollwappen der von Lüchau in einem runden Medaillon (in Silber ein blauer Pfahl, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein schwarzer, mit goldenen Lindenblättchen bestreuter Flug), dazu vier Ahnenwappen in den vier Ecken, heraldisch oben rechts das Vollwappen der von Lüchau wie beschrieben, dazu drei ungeklärte Wappen, 1.) im Göpelschnitt geteilt, Helmzier beschädigt (nach Biedermanns nicht verläßlicher Genealogie ist das eventuell das Wappen Haldermannstetten, das aber nur im alten Siebmacher von 1605 mit einem Göpelschnitt, ansonsten mit einer eingebogenen Spitze dargestellt wird), 2.) ein oberhalber Ochse, desgleichen auf dem Helm wachsend (unbekannt, Biedermanns Genealogie völlig abweichend), 3.) ein Balken, Helmzier Brackenrumpf (nach Biedermanns nicht verläßlicher Genealogie ist das eventuell das Wappen Nothafft, in Gold ein blauer Balken).

Das große, über Eck gehende Epitaph ist für insgesamt fünf Personen, für vier Geschwister und ihre Mutter, von optisch links nach rechts: Wilhelm Rudolf von Haune (-1594, "ANNO 1594 SON(N)DAG LETARE VERSCHIEDT IN GOTT DER EDEL VND EHRNVEST WILHELM RVDOLF VON VND ZV HAVN DESSEN SE(E)LEN GOTT DER ALM(A)ECHTIG(E) GEN(A)EDIG VND BARMHERCZIG SEIN AVCH IHME VND ALLEN EIN FRÖ(H)LICHE AVFERSTEHVNG VORLEIHEN WOLD"), Magdalene von Haune geb. von Boineburg (-1569, "ANNO 1569 DEN 9. FEBRVARII VER=/SCHIED IN GOTT DIE EDLE VND DVGEND=/SAME FRAV MAGDALENA VON HAVN GE=/BORNE VON BEINEBVRG DERE GOT(T) VND / VNS ALLEN NACH SELCHEM ABSTERBEN / EIN FRO(EH)LICHE AVFERSTEHVNG GEBE(N) WO(LLE)"), Georg von Haune (-1580, "ANNO 1580 DEN 2 NOVEMBRIS VERSCH=/IED IN GOTT DER EDEL VND EHRNVEST / GEORG VON HAVN DER IVNGER(E) / DESSEN SE(E)LE GOTT GEN(A)EDIG SEI IHME / VND VNS ALLEN EINE FROHLICHE AVFER=/STEHUNG GEBEN VND VORLEIHEN WOLLE"), Margreda (Margaretha) von Haune, verheiratete Schad (-1581, "ANNO 1581 DEN 21 IVNII VERSCHIED / IN GOTT DIE EDLE VND DUGENDSAME FRAW / MAGREDA SCHADIN GEBORNE VON HAVN / DEREN SE(E)LE GOTT GEN(A)EDIG SEI IHR VND / VNS ALLEN EIN FRO(EH)LICHE AVFERSTEHV=/NG GEBEN VND VORLEIHEN WOLD"), und Reinhard von Haune (-1570, "ANNO 1570 DEN 17 AVGVSTI VERSC=/HIED IN GOTT DER EDEL VNDV EHNRVEST / REINHARD VON HAVN DEM GOTT GENE=/DIG SEI I(H)M VND VNS ALLEN EIN(E) FRO(EH)LIC=/HE AVFERSTEHVNG GEBEN VND VOR=/LEIHEN WOLLE").

An der Ecke ist unten ein sehr schöner Haune-Wappenschild mit dem Widder zu sehen, mit gewaltigen, spiralförmigen Hörnern. Ansonsten besteht der Wappenfries oben aus einer größtenteils stereotypen Wiederholung der immer gleichen Wappen und erzeugt so einen Wappenfries. Ein nicht farblich gefaßtes Teilstück ist ganz rechts um 90° gedreht eingemauert. Im einzelnen kommen folgende Wappen vor: 1.) von Haune (in Gold ein schwarzer schreitender Widder, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken auf einem Turnierhut der Widder), 2.) von Boineburg (silbern-schwarz geviert, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silbern-schwarz übereck geteiltes Paar Büffelhörner), 3.) von Hutten von Stolzenberg (in Rot zwei goldene Schrägbalken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, rot gekleideter Mannesrumpf mit Mütze), 4.) von Herda zu Brandenburg (in Rot ein schwarz gekleideter Mannesrumpf mit schwarzen Eselsohren, ebenso als Helmzier wachsend) und 5.) von Lüngeln (in Blau ein goldenes Hirschgeweih, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein rechts goldenes und links blaues Hirschgeweih) - dieses Wappen taucht nur einmal im horizontalen Fries auf, nicht im vertikal vermauerten Originalstück, und es ist als einziges Wappen des Horizontalfrieses nicht farbig gefaßt.

Wilhelm Rudolf von Haune, Georg von Haune, Margaretha von Haune und Reinhard von Haune waren Geschwister und alle Kinder von Martin von Haune und Magdalena von Boineburg zu Lengsfeld, die 1528 geheiratet hatten. Weil vier der fünf Personen Geschwister sind, ist die Ahnenprobe auch bei diesen vier gleich und besteht stereotyp aus den vier Wappen Haune, Boineburg, Hutten und Herda. Nur bei Georg ganz links fehlen die beiden ersten Wappen, die sind rechts vertikal neben Reinhard vermauert, an die vier Wappen vom Denkmal der Anna Helene von Haune angrenzend.

Deshalb ist die jetzige Reihenfolge der Wappen von links nach rechts: fehlt - fehlt - Hutten - Haune / Boineburg - Herda - Hutten (vertauscht) - Lüngeln (vertauscht) / Haune - Boineburg - Hutten - Herda / Haune - Boineburg - Hutten - Herda / Haune - Boineburg - Hutten - Herda / / Haune (zuviel) - Boineburg (zuviel) - Haune - Boineburg - Hutten - Herda. Das ist nicht korrekt. Richtig müßte sein: Haune (vorgeholt) - Boineburg (vorgeholt) - Hutten - Haune / Boineburg - Herda - Lüngeln (richtig getauscht) - Hutten (richtig getauscht) / Haune - Boineburg - Hutten - Herda / Haune - Boineburg - Hutten - Herda / Haune - Boineburg - Hutten - Herda / / Haune - Boineburg - Hutten - Herda (Rest vom Epitaph für Anna Helene von Haune).

Die Großeltern väterlicherseits waren für alle Geschwister Philipp von Haune und Anna von Hutten. Die Großeltern mütterlicherseits waren Ludwig von Boineburg zu Lengsfeld, Hofrichter zu Marburg, Geheimer Rat, Land-Hofmeister und Regent für den unmündigen Landgrafen Philipp, und Mathilde (Mechthildis) von Herda aus dem Haus Brandenburg, Tochter des Raban von Herda zu Brandenburg, Hessischer Rat und Statthalter in Kassel, und der Katharina von Hutten. Ludwig von Boineburg zu Lengsfeld hatte als Eltern Otto II. von Boineburg zu Lengsfeld auf Felsberg und Anna von Lüngeln, Tochter des Andreas von Lüngeln auf Felsberg und der Merge von Storndorf sowie Erbin von Felsberg - daher kommt das Wappen der von Lüngeln ins Spiel. Deshalb hat Magdalena von Boineburg, Ehefrau des Martin von Haune, die Wappen Boineburg, Herda, Hutten und Lüngeln als einzige abweichende Ahnenprobe. Weil sie im Gegensatz zu den anderen Personen eine Generation weiter zurückliegt, kommt es hier zu einem Versatz der Reihenfolge und zu der Aufnahme scheinbar nur eines neuen Wappens (Lüngeln), tatsächlich aber von zwei neuen Wappen (Lüngeln und Hutten), denn dieses eine Hutten-Wappen steht für eine andere Person als alle anderen Hutten-Wappen in diesem Fries. Dabei muß aber angemerkt werden, daß die Reihenfolge bei Magdalena von Boineburg nicht korrekt ist, Hutten und Lüngeln gehören vertauscht - offensichtlich war man hier selber Opfer der Verwirrung, als man das Gruppenepitaph nach dem Neubau der Kirche wieder zusammenbaute, und fragen konnte man damals niemanden mehr aus der mittlerweile erloschenen Familie.

Ein Grabdenkmal für Anna von Mansbach, Tochter von Erhard Friedrich von Mansbach und Elisabeth von Kram. Sie hatte Ludwig Schenk von Schweinsberg geheiratet, Erbschenk zu Hessen, den Sohn von Volprecht Daniel Schenk von Schweinsberg und Mechthilde Sabine von Haune. Die Platte besitzt ein zusammengeschobenes Ehewappen, bestehend aus den Schildinhalten und Helmen für die Familien Schenk von Schweinsberg (2 Helme) und von Mansbach (1 Helm), dazu insgesamt acht Ahnenwappen, alle für die Ehefrau. Ganz oben erkennt man die Wappen der von Mansbach (rot-silbern zu acht Plätzen geständert, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Mannesrumpf, dessen Gewand wie der Schild bezeichnet ist) und der westfälischen von Kram (Cramm, in Rot drei (2:1) silberne Lilien, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken eine rote, oben mit einem Pfauenstoß (fünf natürlichen Pfauenfedern) besteckte Säule, beiderseits von einer silbernen Lilie besteckt). Tiefer folgen die Wappen der fränkischen von Lichtenstein (von Rot und Silber im Zackenschnitt geviert, Helmzier Büffelhörner, außen mit Federn besteckt) und der von Dörnberg (golden-rot gespalten, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei Turnierlanzen, die rechte golden, die linke rot). Ganz unten sind die Wappen der von Boineburg (silbern-schwarz geviert, Helmzier zwei Büffelhörner silbern-schwarz übereck geteilt), der von Sternberg (in Blau ein silberner Schrägbalken, Helmzier wachende Jungfrau mit Stern oben auf dem Kopf, zwischen Büffelhörnern mit Balken), der bayerischen von Zenger (unter einem schwarzen, mit einer balkenweise gelegten, silbernen Zange belegten Schildhaupt golden und ledig, Helm 1: auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein sitzender silberner Hund (Bracke) zwischen einem beiderseits schwarz-golden schräggeteilten Flug, oben jeweils mit einer schrägliegenden silbernen Zange belegt, Helm 2: ein Hahn?) und der hessischen von Schachten (in Silber ein schrägrechts liegender gestümmelter roter Rosenzweig, oben mit zwei Rosen, unten mit einer Rose besetzt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein sitzender, natürlicher Luchs vor einer Säule, die oben mit Hahnenfedern besteckt ist) zu finden.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@50.6976297,9.7281154,19.26z - https://www.google.de/maps/@50.6976297,9.7281154,137m/data=!3m1!1e3
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer und Klöster
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Adolph von Dalberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_von_Dalberg
Stefan Alles (bearbeitet von Simon-A. Göllner): Adolph von Dalberg, in den Hessischen Biographien
http://www.lagis-hessen.de/pnd/11887862X
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Festgabe des Bistums Fulda für Bischof Eduard Schick zum Diamantenen Priesterjubiläum, Frankfurt am Main 1989
Adolph Freiherr von Dalberg
http://www.adolphiana.de/index.php?id=510
Aushänge zu baugeschichtlichen Daten in der Christuskirche
Epitaphien im Innern:
https://heraldik-wiki.de/wiki/Haune_(Adelsgeschlecht)
Martin von Haun 1550, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/761
Andreas von Haun 1553, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/762
Magdalene von Haun 1565, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/803
Anna Magdalena von Haun 1565, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/798
Magdalene von Haun geb. von Boyneburg 1569, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/802
Reinhard von Haun 1570, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/799
Georg von Haun 1580, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/804
Margareta Schad geborene von Haun 1581, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/800
Wilhelm Rudolf von Haun 1594, Burghaun, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/801
Boyneburg zu Lengsfeld, Ludwig von, in: Hessische Biographie
https://www.lagis-hessen.de/pnd/117751499
Inschriften nach Niederquell: Grabdenkmäler Burghaun
Renovierung der Kirche:
https://www.fuldaerzeitung.de/regional/huenfeld/festgottesdienst-in-renovierter-christuskirc-CC1444477 - https://www.fuldaerzeitung.de/regional/huenfeld/wiedereroffnung-der-burghauner-christuskirch-IG1338974
Evangelischer Gesamtverband Burghaun-Rothenkirchen:
http://www.kirchenkreis-fulda.de/fulda-kirchengemeinden/burghaun-rothenkirchen
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 168-169
Biedermanns genealogische Werke
ein herzliches Dankeschön an Herrn Robert Krätschmar für wertvolle Hinweise zur Genealogie Lüchau

Die Wappen der Fürstäbte und Fürstbischöfe von Fulda - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3)

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