Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2599
Stadt Weitra (Waldviertel, Niederösterreich)

Strobel'sches Haus (Rathausplatz 12) in Weitra

Dieses Haus (Rathausplatz 12) in Weitra, nahe der Ecke zur Schloßgasse, wird auch Strobel'sches Haus genannt. Es war 1585-1714 im Besitz der Ortsherrschaft, danach 1714-1765 im Besitz der Familie Keuffel von Ullberg, die es als Schank-und Brauhaus nutzten. Nach 1765 war hier eine Hoftaverne. Das auf die Fassade gemalte Wappen hat jedoch nichts mit den vorgenannten Besitzern zu tun, sondern ist das der Grafen von Wilczek. Das Wappen dieser zum polnisch-schlesischen Uradel der Wappengenossenschaft Koziel gerechneten und in Österreich-Ungarn blühenden Familie wird beschrieben in den Siebmacher-Bänden Niederösterreich und Österreichisch-Schlesien. Die von Wilczek erlangten den Freiherrenstand mit "Frei- und Bannerherr von Hultschin und Gutenland" am 1.4.1500, den ungarischen Grafenstand am 16.11.1709 sowie den Reichsgrafenstand am 8.4.1714. Den böhmischen Grafenstand erhielten sie am 29.6.1729. Ungarisches Indigenat (Heimatrecht und Aufnahme in den einheimischen Adel) erfolgte 1715, die Bestätigung des Magnatenstandes in Polen von König August III. am 13.1.1784 (Magnaten waren in Polen der Hochadel, ferner geistliche und weltliche Senatoren oder Reichsräte). 1769 erfolgte die preußische Adelsanerkennung, 1787 gab es den preußischen Freiherrenstand für Matthias von Wilczek.

 

Das Stammwappen der von Wilczek ist in Rot ein silberner Bock. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Bock. Der silberne Bock in rotem Feld, ggf. mit schwarzer Bewehrung hat als weitere Wappengenossen die Familien Koziel, Bujakowski und Weselowski. Das vermehrte Wappen von 1713, wie wir es hier sehen, ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Gold ein auf beiden Köpfen golden gekrönter, golden bewehrter schwarzer Doppeladler (Gnadenzeichen), Feld 2 und 3: in Blau aus einer offenen goldenen Krone herauswachsend zwei auswärts gekrümmte schwarze oder "natürliche" Gemsbockhörner (Drahotus, Drahotusch, ein im 17. Jh. ausgestorbenes mährisches Adelsgeschlecht, vgl. Siebmacher Band SchlA2 Seite: 27 Tafel: 18 und Mä Seite: 27 Tafel: 19), Herzschild: auf grünem Boden in Rot ein aufspringender silberner, schwarz bewehrter Bock/Gemsbock, mit einer beiderseits golden eingefaßten schwarzen (hier auch in der Mitte goldenen) Binde um den Leib, welche in der Mitte mit drei golden eingefaßten rautenförmigen Türkisen (blauen Steinen, hier auch ein roter in der Mitte) geziert ist, von denen man den mittleren ganz und die beiden anderen nur halb sieht, am Rücken hat die Binde einen goldenen Ring (stark und nicht zum Vorteil modifiziertes Stammwappen).

Dieses Wappen wird mit drei hier nicht dargestellten Helmen geführt: Helm 1 (Mitte): gekrönt, ein wachsender silberner, schwarz bewehrter Bock mit der Binde um den Leib wie beim Herzschild beschrieben (stark, und nicht zum Vorteil verändertes Stammkleinod), Helm 2 (rechts): gekrönt, ein auf beiden Köpfen golden gekrönter schwarzer, goldenbewehrter Doppeladler (Gnadenzeichen), Helm 3 (links): gekrönt, aus der Helmkrone herauswachsend zwei auswärts gekrümmte schwarze Gemsbockhörner (Kleinod Drahotusch). Die Decken sind rechts schwarz-golden, links rot-silbern, oder, je nach Quelle, rechts schwarz-golden, mittig schwarz-silbern und links rot-silbern. An Prunkstücken zwei Gemsböcke wie im Herzschild beschrieben. Devise: AEQUAM SERVARE MENTEM.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.7004019,14.8943621,19.25z - https://www.google.de/maps/@48.7004492,14.8945624,66m/data=!3m1!1e3
Informationstafel am Haus
Liste der Baudenkmäler in Weitra:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Weitra
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben

Schloß Weitra - Pfarrhof St. Peter und Paul

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